Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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Evangelisch für Dummies - Marco Kranjc


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von den Anfängen bis in die Gegenwart (Gütersloh, 2011) geschrieben. Großformatig und mit vielen Bilden versehen, führt er auf knapp 240 Seiten durch 500 Jahre protestantischen Glaubens. Das Buch ist sehr leicht und flüssig zu lesen.

      Detaillierter ist Thomas Kaufmanns Geschichte der Reformation (Frankfurt/Main und Leipzig, 2009). Kaufmann konzentriert sich auf die Reformation Martin Luthers. Die knapp tausend Seiten sind nicht immer leicht zu lesen, ein bisschen theologisches und kirchengeschichtliches Wissen sind da durchaus hilfreich. Dass der Band sehr kleinformatig ist, macht ihn zum idealen Begleiter auf Zugfahrten und Urlaubsreisen, verlangt aber von Lesern ab dem 40. Lebensjahr wohl zwingend eine Lesebrille.

      Dieses Problem hat eher nicht, wer Diarmaid MacCullochs Die Reformation 1490 – 1700 (München, 2003) liest. Diesmal über tausend Seiten und großformatig, aber leicht und spannend zu lesen, führt das Buch von MacCulloch durch die Reformationsbewegungen in ganz Europa. Aufmerksam beschreibt er, wie sich das Denken und Leben der Menschen durch die Reformation veränderte. Nur zu empfehlen.

      »Wer hat's erfunden?« – Die Schweizer Reformation

      IN DIESEM KAPITEL

       Huldrych Zwingli aus Zürich

       Ein Wurstessen gegen die Kirchengebote

       Johannes Calvin in Genf

       Das Reich Gottes in Genf

      Martin Luther war nicht der Einzige, der seine Probleme mit der katholischen Kirche hatte. Doch ist Martin Luthers Wirkung so stark, dass er oft andere bedeutende Persönlichkeiten der Reformation zu Unrecht überschattet. So hatte Luther erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache und manche der griffigen Formulierungen seiner Bibelübersetzung wurden sogar Sprichwörter. Über Luther gibt es Anekdoten und jede Menge wirkliche und angebliche Zitate. Man kann sich über ihn aufregen und über ihn lachen oder heute noch mit ihm trauern, wenn er in Briefen über den Tod seiner Kinder schreibt. Und bis heute werden seine Lieder in wahrscheinlich allen evangelischen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften gesungen. Dieser Martin Luther war eben ein extremer Charakter.

      Was aber weiß man noch von Huldrych Zwingli? Dass er recht früh auf dem Schlachtfeld starb, kann ja nicht alles gewesen sein. Und Johannes Calvin? Muss ein ziemlich intelligenter, aber humorloser Zeitgenosse gewesen sein – vielleicht so eine Art »Anti-Luther«?

      In diesem Kapitel geht es darum, wie Zwingli und Calvin ihren eigenen Weg aus der katholischen Kirche fanden und auf ihre Weise die Welt genauso veränderten, wie es Martin Luther tat.

      Huldrych Zwingli (oder »Ulrich«, aber das sieht geschrieben viel langweiliger aus) wurde am 1. Januar 1484, wenige Wochen nach Martin Luther, in Wildhaus im Kanton St. Gallen in der Schweiz geboren. Er war das dritte von zehn Kindern.

      Die »Schweiz«, wie wir sie heute kennen, gab es zu Zwinglis Zeit noch nicht. Im Jahre 1291 hatten sich die »Kantone« (in etwa das, was in Deutschland und Österreich Bundesländer sind) Uri, Schwyz und Unterwalden in einem »Ewigen Bund« zu einer losen Gemeinschaft zusammengeschlossen. Man nennt diese drei Kantone deshalb auch die »Urkantone«. Der Legende nach fand dieser Bundesschluss auf dem Rütli statt, einer Wiese nahe dem Vierwaldstätter See. Heute ist dieser Bundesschluss als »Rütlischwur« bekannt. Bis heute nennt man die Schweizer deshalb auch ab und an »Eidgenossen«, die Schweiz die »Eidgenossenschaft«.

      Bis zu Zwinglis Zeit hatte sich diese Gemeinschaft auf dreizehn Mitglieder (Städte und Gebiete) erweitert. Zu ihnen gehörte auch die Stadt Zürich. Sie bildeten noch keinen Staat, sondern eine eher lockere, sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft.

      Zwingli stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie und auch sein Vater wollte ihm eine umfassende Ausbildung zukommen lassen. Diese fand zunächst in den Städten der Eidgenossenschaft statt: Mit sechs Jahren verließ er sein Heimatdorf, um bei seinem Onkel in die Schule zu gehen. Vier Jahre später wechselte er auf die Lateinschule nach Basel, später nach Bern.

      Als 15-Jähriger dachte Zwingli wie Martin Luther daran, in ein Kloster einzutreten. Da er ein begabter Sänger und Musiker war, hätten die Dominikaner ihn auch gern genommen. Aber anders als in Luthers Fall setzten sich Zwinglis Eltern durch und er wurde zum Studium auf die Universität Wien geschickt. Mit dem Titel eines »Magister Artium« schloss er sein Studium dort 1506 ab.

      Wenn schon nicht Mönch, so wurde Zwingli doch Priester. Zwar hatte er mit dem Studium der Theologie gerade erst begonnen, aber trotzdem bekam er 1506 eine Pfarrstelle in Glarus (es waren da auch ein Gegenkandidat und eine Menge Geld im Spiel). Zwingli wurde zum Priester geweiht. Sein Studium setzte er also sozusagen im Abendkurs fort.

      

Auch ohne Theologiestudium hatte Zwingli schon eine gründliche Ausbildung, als er Priester wurde. Das war damals sehr oft anders, auch schlecht ausgebildete Männer konnten Priester werden. Manche konnten nicht einmal Latein (obwohl die Messe ja in Latein gelesen wurde) und wussten kaum, was sie da während der Messe taten. Das wurde zum Problem, als die Protestanten mit ihren gut ausgebildeten Pfarrern auf der Bildfläche erschienen. Erst nach dem Konzil von Trient (1545 bis 1563, siehe Kapitel 5) legte die katholische Kirche mehr Nachdruck auf die Ausbildung der Priester.

      Studium, Messe, Schlachtenlärm: Zwinglis Lehrjahre

       Geistliche Ausbildung: In Glarus studierte Zwingli eifrig, er wollte sich theologisch weiterbilden. Er wurde Prediger und Seelsorger und schien sich mit dem einfachen Volk sehr gut verstanden zu haben.

       Kontakt zu Erasmus: Wichtig wurden für ihn die Schriften des Erasmus von Rotterdam, den er in Basel auch einmal persönlich kennenlernte. Von Erasmus lernte er eine gründliche, aber schlichte Bibelauslegung, ohne dass hinter dem Text immer auch noch ein versteckter Sinn gesucht werden musste.

       Feldprediger im Krieg: In den Jahren 1513 und 1515 zog er als Feldprediger mit Schweizer Söldnern in den Krieg. Zu jener Zeit war die Schweiz für die Herrscher auch deshalb so wichtig, weil sie dort Männer für ihre Kriege anheuern konnten. Die Schweizer Söldner galten als die besten Soldaten in Europa und wurden lange Zeit als unbesiegbar angesehen. Die Erfahrung in den Schlachten machte Zwingli zum Gegner des Kriegsdienstes (zum »Pazifisten«).

      

Ein letzter Überrest dieser Söldnerdienste der Schweizer ist die päpstliche »Schweizergarde«, die seit 1506 bis heute im Vatikan dient. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist es Schweizern zwar per Gesetz verboten, als Söldner zu dienen. Da die Schweizergarde aber als Polizei gilt, fällt sie nicht unter das Söldnerverbot.

      Im Jahre 1516 ließ Zwingli sich drei Jahre von seinem Dienst in Glarus beurlauben, er wollte im Wallfahrtsort Maria Einsiedeln arbeiten. Dort begann er zwar gegen ausufernde Heiligenverehrung zu predigen, doch blieb er noch im Rahmen der katholischen Kirche.

      Zürich: Zwingli predigt

      Auf Zwingli warteten bald neue Aufgaben: Im Jahre 1519 wurde er im Großmünster zu Zürich angestellt. In dieser größten Kirche der Stadt wurde er »Leutpriester«, eine Art Assistent der Stiftsherren des Großmünsters. Davor musste Zwingli allerdings noch eine kleine Krise bereinigen: Man kam dahinter, dass er sowohl in Glarus als auch in Einsiedeln


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