Freudvoller Weg. Geshe Kelsang Gyatso
Читать онлайн книгу.müssen sie weiterhin Probleme erfahren. Würden alle Gleichmut entwickeln, wären sie nicht von Anhaftung und Hass beherrscht, und sie würden Freiheit von Leiden finden.
Diese Art der Meditation ruft in unseren Herzen einen unermesslichen Wunsch hervor: «Wie wundervoll wäre es, wenn alle Lebewesen in Gleichmut verweilen würden, frei von Hass und Anhaftung, ohne sich einigen nah und anderen fern zu fühlen.» Die Meditation über diesen unermesslichen Wunsch führt zu einem unermesslichen Gebet: «Mögen alle Wesen in Gleichmut verweilen.» Diese Art des Betens führt zu einer unermesslichen höheren Absicht: «Ich selbst werde dafür sorgen, dass es geschieht.» Die Meditation über diese Absicht bringt uns dazu, eine unermessliche Bitte vorzubringen: «Bitte, o Buddhas und spirituelle Meister, segnet mich, damit ich dies tun kann.»
Wenn wir einen völlig wolkenlosen, blauen Himmel betrachten, werden wir den Osten nicht dem Westen und den Westen nicht dem Osten vorziehen. Genauso werden wir die einen Menschen nicht den anderen vorziehen, wenn wir die Verwirklichung des Gleichmuts erreichen. Alle Wesen werden gleich wichtig für uns sein. Bevor wir diese Verwirklichung haben, ist unser Blick so, als ob er auf unebenen Boden gerichtet wäre. Manche Bereiche sehen hoch aus und manche sehen tief aus.
Die meisten persönlichen Probleme, die wir erleben, werden durch unseren eigenen, voreingenommenen Geist verursacht. Wir denken, dass wir selbst, unsere Familie und unsere Freunde am wichtigsten sind. Wir schätzen diejenigen, die uns nahe stehen, und nehmen uns ihre Sorgen zu Herzen, aber wir vernachlässigen beinahe alle anderen und halten ihre Sorgen für unbedeutend. Wenn wir Gleichmut erlangen, werden wir alle Wesen als gleich kostbar ansehen und infolgedessen werden wir feststellen, dass viele unserer eigenen Probleme überwunden sind.
Gleichmut bedeutet gleichmäßige Sorge um alle und nicht bloße Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit ist genauso weit von Gleichmut entfernt wie von Hass und Anhaftung. Wenn wir Gleichmut entwickeln, werden wir großen Frieden und großes Glück erfahren. Unser Geist ist dann wie ein gut gepflügtes Feld, in das wir die Samen von Mitgefühl, Liebe und Bodhichitta setzen können.
Unermessliche Liebe Wir betrachten alle Wesen, die um uns versammelt sind, und meditieren:
Alle diese Wesen sehnen sich nach Glück; doch die meisten von ihnen wissen nicht, was die Ursache für Glück ist, und diejenigen, die es wissen, können sie nicht erschaffen. Deshalb hat niemand das, was er sich wünscht.
Diese Art der Meditation ruft in unserem Herzen einen unermesslichen Wunsch, ein unermessliches Gebet, eine unermessliche höhere Absicht und eine unermessliche Bitte hervor:
Wie wundervoll wäre es, wenn alle Lebewesen Glück und seine Ursache hätten.
Mögen alle Lebewesen diese haben.
Ich selbst werde dafür sorgen, dass dies geschieht.
Bitte, o Buddhas und spirituelle Meister, segnet mich, damit ich dies tun kann.
Wenn wir diesen unermesslichen Wunsch ständig und spontan erzeugen, haben wir die Verwirklichung der unermesslichen Liebe erlangt. Da die Lebewesen zahllos sind, sind es auch die Vorteile der unermesslichen Liebe. Selbst wenn unsere Meditation schlecht verläuft und wir kein besonderes Gefühl erfahren, hat die Meditation über unermessliche Liebe dennoch großen Nutzen für uns.
Unermessliches Mitgefühl Wir betrachten alle Wesen, die um uns versammelt sind, und meditieren:
Alle diese Wesen fürchten sich vor Leiden und wollen frei davon sein; doch in ihrer Unwissenheit begehen sie ständig negative Handlungen, die die eigentliche Ursache des Leidens sind.
Diese Art der Meditation ruft in unserem Herzen einen unermesslichen Wunsch, ein unermessliches Gebet, eine unermessliche höhere Absicht und eine unermessliche Bitte hervor:
Wie wundervoll wäre es, wenn alle Lebewesen frei von Leiden und deren Ursache wären.
Mögen alle frei davon sein.
Ich selbst werde dafür sorgen, dass dies geschieht.
Bitte, o Buddhas und spirituelle Meister, segnet mich, damit ich dies tun kann.
Unermessliche Freude Wir betrachten alle Wesen, die um uns versammelt sind, und meditieren wieder, um einen unermesslichen Wunsch, ein unermessliches Gebet, eine unermessliche höhere Absicht und eine unermessliche Bitte zu erzeugen:
Wie wundervoll wäre es, wenn alle Lebewesen niemals das Glück der Menschen und Götter oder die erhabene Freude der Befreiung verlieren würden.
Mögen sie niemals davon getrennt sein.
Ich selbst werde dafür sorgen, dass dies geschieht.
Bitte, o Buddhas und spirituelle Meister, segnet mich, damit ich dies tun kann.
DIE BODHICHITTA MOTIVATION FÜR EINE BESTIMMTE PRAXIS ERZEUGEN
Bevor wir mit unserer eigentlichen Meditation beginnen, erzeugen wir die Motivation, sie einzig aus dem Grunde auszuführen, die volle Erleuchtung zum Wohle anderer zu erlangen. Wenn wir beispielsweise darüber meditieren wollen, wie wir uns auf unseren spirituellen Meister verlassen, so motivieren wir uns selbst folgendermaßen:
Ich werde jetzt meinen Geist in Vertrauen und Respekt für meinen spirituellen Meister schulen, damit ich anderen nützen kann und das Fundament errichte, das alle anderen Verwirklichungen der Stufen des Pfades zur Erleuchtung trägt.
Dieser Bodhichitta wird «ausübender» oder «praktischer» Bodhichitta genannt. Er veranlasst uns eine bestimmte Praxis auszuführen, die dazu dient, das Ziel des anstrebenden Bodhichitta tatsächlich zu erreichen, nämlich den Wunsch zum Wohle aller anderen Lebewesen erleuchtet zu werden.
DAS FELD FÜR DIE ANSAMMLUNG VON VERDIENSTEN VISUALISIEREN
Es gibt zwei Arten, das Feld für die Ansammlung von Verdiensten zu visualisieren. Nach der ersten Art stellen wir uns vor, dass sich die Zufluchtsobjekte allmählich in Guru Buddha Shakyamuni sammeln, der zu unserem Scheitel kommt und in unser Herz hinabsinkt; und dann visualisieren wir das Feld für die Ansammlung von Verdiensten im leeren Raum vor uns. Die zweite Art ist leichter. Wir schreiben das Feld für die Ansammlung von Verdiensten einfach unserer Visualisierung der Zufluchtsobjekte zu.
Die Zufluchtsobjekte werden jetzt als Feld für die Ansammlung von Verdiensten bezeichnet, denn die heiligen Wesen wirken als ein Feld, in das wir unsere Samen der Tugend setzen und nähren, wenn wir die Praxis der sieben Glieder und das Mandala darbringen. Durch diese Darbringungen schaffen und vergrößern wir unsere tugendhafte Energie, reinigen unser negatives Karma und vergrößern unser Potenzial, die Verwirklichungen der Stufen des Pfades zu erlangen. Diese Ergebnisse sind die gute Ernte unserer Tugend.
Wir beginnen diese Praxis, indem wir uns an alle Einzelheiten der vorangegangenen Visualisierung erinnern, von Guru Buddha Shakyamuni in der Mitte bis zur äußersten Reihe der Dharma Beschützer. Um den Schutz des Dharma zu vergrößern, visualisieren wir zusätzlich einen Wächter in jeder der vier Hauptrichtungen des Feldes für die Ansammlung von Verdiensten. Auf dem Scheitel jedes heiligen Wesens visualisieren wir ein weißes OM, den Samenbuchstaben Vairochanas, am Hals ein rotes AH, den Samenbuchstaben Amitabhas, am Herzen ein blaues HUM, den Samenbuchstaben Akshobhyas, am Nabel ein gelbes SÖ, den Samenbuchstaben Ratnasambhavas, und an der geheimen Stelle ein grünes HA, den Samenbuchstaben Amoghasiddhis. Diese Samenbuchstaben zeigen, dass alle heiligen Wesen des Feldes für die Ansammlung von Verdiensten in ihrer Essenz den fünf Buddha Linien gleich sind.
Dann erneuern wir die Überzeugung, dass wir uns in der Gegenwart der lebendigen heiligen Wesen befinden. In dieser Hinsicht gleichen wir einem Blinden, der in einen Raum geführt wird, in dem ein Vortrag stattfindet und dessen Freund beschreibt, wie die Leute aussehen. Der Blinde glaubt ohne zu zögern, was ihm erzählt wird. Er stellt sich die Leute lebhaft vor, als ob er sie wirklich sehen würde, und er spürt tatsächlich ihre lebendige Gegenwart.
Als nächstes rezitieren wir das Gebet, um das Feld für die Ansammlung von Verdiensten einzuladen. Wir laden alle Weisheitswesen