"dein Gott, ist drinnen bei dir" (Zefanja 3,17) Spirituelle Profile. Markus Roentgen

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auf der Flucht vor den deutschen Truppen, im spanischen Grenzort Port Bou das Leben) darauf hingewiesen, dass es dem frommen Juden versagt sei, der Zukunft nachzuforschen. Dagegen „steht herein“ die Unterweisung in das je jetzt zu praktizierende Eingedenken durch Wort und Herz und Mund und Tat und Leben (Walter Benjamin, Anhang B der Thesen „Über den Begriff der Geschichte“).

      Wieder wird das mystische „Nu“ Eckharts, das Intellekt, Geist und Seelengrund anspricht von Celan in den Konkretionsraum und in die Zeithaftung der Geschichte verlagert.

      Wieder kommt Eckhart wörtlich zum Tragen, diesmal jedoch nicht im mittelhochdeutschen Zitat, sondern vollends adaptiert von Celans eigenem Wortschatz.

      Einig ist Celan mit Eckhart über die Bedingung der In-Besitz-Nahme der Je-Jetzt-Gegenwart. Bei Eckhart wie Celan geschieht dies durch das „Gott-lassen“, „ledig/allen Gebets“, „durchgründet vom Nichts“ als das, was in der Tradition der negativen Theologie die wirkliche Wahrung von Gottes Göttlichkeit auszeichnet. Zugleich verbindet Celan hier das Eckhart-Wort mit der lurianischen Kabbala, die in ihrem Zentrum der „creatio ex nihilo“ nachgeht, der „Schöpfung aus Nichts“, die, im Gegensatz zur plotinischen Vorstellung das Andere Gottes nicht durch Überfließen aus sich entlässt, sondern durch Selbst-Kontraktion, dadurch also, dass Gott im ersten Nu des Anfangs sich in sich selbst zusammenzieht (kontrahiert) und Platz macht, damit das Andere von-ihm-weg //zu-dir-hin//auf-ihn-zu überhaupt in Freiheit sein kann (im Hebräischen heißt dies Zimzum).

      Setzt Eckhart sich von der Jesaja-Vor-schrift insofern ab, dass er sie hineinverwandelt in sein zeitenthobenes Durchbrechen zur Gottinnung im Nichts-Eins-Gottes des Seelengrundes, gleichsam in den vorgeburtlich-ungeschichtlichen Zustand zurück, der ewig-jetzt ist als unendliche Gegenwärtigkeit, der aber aposteriori vom geschaffenen Menschen durch das abgeschieden-arme Gott-quitt werden erst wieder erlangt werden muss, so ist die prophetische Vor-schrift für Celan unüberholbar, auch nicht durch das Christusgeschehen, in dem, nach christlicher Tradition die Prophetie Israels ihre Erfüllung gefunden hat.

      In seinem Gedicht „Spät und tief“ hatte Celan die ihm einzig glaubhafte Bedingung für das Erscheinen des Messias, lastend schwer gegen Christus und das Christentum, genannt: „es komme, was niemals noch war!// Es komme ein Mensch aus dem Grabe.“

      Ein Mensch – nicht der Gott-Mensch Christus Jesus des Evangeliums.

      So lange dies nicht ist, wird jeglicher Spiritualisierung von Erlösung Absage erteilt. Hier darf nicht vorausgewirkt werden, hier darf keine Botschaft gesendet werden („sende nicht aus“) als sei etwas schon realisiert, was als sichtbar-geschichtliches Ereignis für den sterblichen Menschen radikal aussteht in dieser Welt.

      So kommt dem Menschen, der das Band mit Jerusalem und damit die jüdische Prophetie als Verheißung aufnimmt bar jeder Gewähr auch keine Ruhe zu.

      Ein anderer Großer der Tradition des Christlichen taucht nun unabweisbar auf und wird gekontert: Augustinus.

      Wenige Celan Exegeten haben dies bemerkt. In Celans Exemplar von Augustinus Confessiones, welches er 1960 erwarb, ist im ersten berühmten Abschnitt die Zeile unterstrichen „...weil du uns schufest zu dir hin“ (vgl. das „zu dir hin“ in Du Sei Wie Du ). Der ganze Satz bei Augustinus heißt: „Du treibst ihn (= den Menschen), daß dich zu preisen ihm Wonne ist, weil du uns schufest zu dir hin, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

      Nun, in Wirk nicht voraus, wird dieses Ziel, die „Ruhe in Gott“, regelrecht attackiert durch das „nehm ich dich auf,/ statt aller/ Ruhe“. „Wer das Band zu Jerusalem neu knüpft und sich des Bundes mit Jhwh erinnert, nimmt die Bürde der Ruhe-und Heimatlosigkeit auf sich.“ (Lydia Koelle, a.a.O. 209)

      Die Ruhe ist nicht das Ziel Celans – er gehört, wie Gustav Landauer und andere, zu denen, die durch nichts beruhigt werden können, solange die Welt sichtbar nicht wiederhergestellt ist ( vgl. hebr. Tikkun olam = die Welt zusammenfügen).

      Literatur:

      Maßgeblich für dieses Kapitel ist die Arbeit von Lydia Koelle, Paul Celans pneumatisches Judentum. Gott-Rede und menschliche Existenz nach der Shoah. Mainz 1997. Zitiert nach: Lydia Koelle, a.a.O.).

      LECTURA ECKHARDI I-II. Hg. v. Georg Steer u. Martin Sturlese. Stuttgart u.a. 1998-2008.

      Meister Eckhart. Deutsche Predigten. Eine Auswahl. Mittelhochdeutsch. Neuhochdeutsch (=Reclam 18117). Stuttgart 2001.

      Meister Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate (=detebe Klassiker 20642), hg. und übersetzt v. Josef Quint. München 1979.

      Meister Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Heer. Frankfurt/M. 1956.

      Alois Dempf, Meister Eckhart. Herder-Tb 71. Freiburg i. Br. u.a. 1960.

      Kurt Flasch, Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. München 2010.

      Alois M. Haas, Mystik als Aussage. Erfahrungs-, Denk- und Redeformen christlicher Mystik Frankfurt/M. 2007.

      Dietmar Mieth, Meister Eckhart. Einheit mit Gott. Die bedeutendsten Schriften zur Mystik. Ostfildern 2/2014.

      Klaus-Werner Stangier, Das Unsagbare sagen. Book on Demand 2017.

      Bernhard Welte, Meister Eckhart, Gedanken zu seinen Gedanken. Freiburg i. Br. u.a. 1992.

      Teresa von Avila

      „In Gottes Freundschaft durch und mit Jesus leben –

       das Beispiel der großen Therese des Karmel“

      „Das Buch des Lebens“ der Teresa von Avila I

      Das Beispiel der Teresa von Avila im Blick auf ihr „Buch des Lebens“ (Vida)

      Im Karmel, als einzigem Orden der Kirche, sind erster und zweiter Bund, Israel und die Kirche, im selben Maße innig geeint!

      Teresa von Jesus (von Avila), von Paul VI. 1970 am 27. September als erste Frau der Kirche zur Doctor Ecclesiae, zur Kirchenlehrerin ernannt, mit den Lebensdaten 1515-1582, ist die eigentliche Reformerin des Ordens, Johannes vom Kreuz, mit den Lebensdaten 1542-1591, ist sein substantieller Theologe – und in Therese vom Kind Jesu (von Lisieux), mit den Lebensdaten 1873-1897, (1997 von Papst Johannes Paul II ebenfalls zur Kirchenlehrerin ernannt) ereignet sich das volle Ausdrücklichwerden des Ordens – sie finden im vielschichtigen Symbolwort Feuer ihr Wortbild!

      Sie knüpfen damit an Elija und Mose an, deren zentrale Gottbegegnung unter dem Geheimnis von Feuer und verschwebendem Schweigen stehen. (Vgl. 1 Könige 19/ Exodus 3).

      Teresa wird am 28. März 1515 in Avila geboren; gestorben ist sie am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes.

      Als Papst Paul VI. Teresa von Avila zur Kirchenlehrererin ernannte, sicher auch der Anfang eines epochal neuen und vollständigeren Blickes der Kirche auf Frauen, da ernannte er sie ja zur Lehrerin für uns auf der Suche nach dem tieferen Sinn im Leben.

      Den Weg, den sie da ging – dieser Weg ist viel komplexer und vielleicht deshalb uns heute nahe, näher, als allein das krönende Resultat, kirchlich ernannte „Heilige und Kirchenlehrerin“, erahnen lässt.

      Teresa von Avila stammt aus einer jüdischen Familie, sie ist eine der conversos, eine Konvertitin in ihrem familiären Grund, deren Eltern eher dem massiven antisemitischen Druck in der Konversion sich beugten, bzw. ihren Tribut zollten (die Familie war 1485 in Toledo konvertiert – aber sie flohen, als beargwöhnte conversos, 1493 in das für sie anonymere Avila. 1492 wurden die Juden, 1502 die Muslime aus Spanien ausgewiesen; dies zum Zeitzusammenhang, der ausweist, in welch bedrängender Grundsituation sich ihr Leben und Glauben ausformt; ihre Brüder etwa wandern alle ins heutige Lateinamerika aus). Von ihrem Vater berichtet sie ob seiner großen Zuwendung zu Armen; ihre Mutter, die zweite Frau ihres Vaters, der Witwer aus erster Ehe war, bringt 10 Kinder zur Welt, ist ebenso wie Teresa von vielen Krankheiten heimgesucht und wird von Teresa als sanftmütig und von beachtlicher Intelligenz gekennzeichnet). Teresa (die als Mädchen damals erstaunlich reichen Zugang zur Bildung erhielt) selbst ist eine von Kindheit an um Gott und ihr Inneres ringende Frau (von früh an sind ihr die Worte „Himmel“, „immer“; „ewig“ wesentlich),


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