RedStar. Juryk Barelhaven

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RedStar - Juryk Barelhaven


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einigen Einsätzen schätzen gelernt da sie zur Standardausrüstung bei Soldaten wie auch bei Piloten einfach dazu gehörte. Aber auf der Station war sie nicht einmal zum Einsatz gekommen. „Ist er noch da drinnen?“

      „Ja, Woher wissen Sie das?“ Mit spitzen Fingern nahm sie die Waffe und legte sie vor sich auf das Fensterbrett. „Ist das klug? Soll ich die Polizei rufen? Himmel, ich kann damit nicht umgehen…“

      „Verwahren Sie sie nur. Es ist besser, wenn ich allein reingehe.“ Er setzte ein freundliches Lächeln auf und reichte ihr seine Karte. „Wenn ich in zehn Minuten nicht wiederkomme, rufen Sie diese Nummer an. Können Sie das für mich tun? Ich weiß, dass Sie eine ehrbare Bürgerin sind, Mrs. Parker. Und nicht damit auf den Briefträger zielen.“ Er grinste ihr schelmisch zu. Bloße Taktik, um sie aufmerksam und Teil seiner Ermittlung zu machen. „Sie sind jetzt meine Rückendeckung. Das klingt doch spannend, oder?“

      Sie schluckte merklich und nickte tapfer. „Passen Sie auf sich auf.“

      „Mache ich.“ Er wandte sich um und schritt ohne Eile auf sein Heim zu. An der Tür blieb er stehen, um zu lauschen. Von drinnen vernahm er ein Scheppern. Marlon war bestimmt entsprechend nervös, und es war nicht auszuschließen, dass er etwas dämliches anstellte. Vorsichtig schob er die Tür auf.

      Als er durch den Eingang spähte, konnte er durch sein Heim bis zum gegenüberliegenden Panorama-Bullauge sehen: die Silhouetten der Möbel zeichneten sich deutlich gegen das schwache Licht ab und in der Ferne konnte man den gräulich-braunen Gasriesen sehen. Aber viel mehr erforderte seine Aufmerksamkeit die wild verstreuten Bücher, die überall auf dem Boden lagen, sowie die zerstörte Vase auf der Anrichte. Scherben und ein heilloses Durcheinander.

      Gideon spürte Ärger aufkommen und hätte sich am liebsten sofort auf den Einbrecher gestürzt, doch er tat nichts dergleichen. Er betrat seine Küche und ließ sich am Frühstückstisch nieder.

      Die Mikrowelle war aus der Anrichte herausgebrochen worden und stand auf dem Boden. Offenbar würde Marlon hier vorbeikommen und sie beim nächsten Hehler versuchen sie in klingende Münzen zu versetzen. Gideon hatte keine Eile.

      Schließlich kam der Urheber der Misere persönlich und blieb wie angewurzelt an der Tür stehen.

      Gideon lächelte entwaffnend und breitete jovial die Hände aus. „Ich bin unbewaffnet.“

      Der Thermostat klickte leise, und die Klimaanlage ging an. Das Geräusch ließ Marlon zusammenzucken. Mit offenen Mund stand er da und hielt den schweren Plasmabildschirm in den Händen. Er schien auf vertrautem Fuß mit der Angst zu stehen und atmete schwer ein und aus. Jetzt hatte Gideon die Möglichkeit, sich den Jungen von Linda Goyer in Ruhe anzusehen: ein schlaksiger Bursche mit gräulicher Haut, die Pupillen geweitet und selbst aus der Entfernung roch Gideon Angst und eine leichte bittere Note, als würde er etwas Chemisches ausschwitzen. Trotz und Angst kämpften um die Vorherrschaft. Gideon wartete auf eine Reaktion.

      Der Plasmabildschirm fiel klirrend zu Boden, als Marlon fahrig beide Hände frei zu bekommen versuchte, um in seiner Tasche etwas zu suchen. Ein Messer.

      Gideon hob runzelnd die Augenbrauen.

      „Wo ist das Geld, Mann“, brach Marlon leise hervor und wirkte, als wären die Teufel persönlich hinter ihm her. „Du alter Sack hast doch Geld! Ist hier ein Safe? Schnell, sonst steche ich dich ab.“

      „Nur wir beide wissen davon, Marlon. Setz dich, lass uns reden. Ich habe irgendwo noch Kaffee…“

      „Halts Maul, halt dein Maul!“

      „Schöne Uhr hast du da“, bemerkte Gideon und lehnte sich zurück, als wäre ein alter Bekannter zum Essen hereingekommen. „Ich hatte auch mal so eine, aber die habe ich vor Jahren verloren. Im Urlaub auf den Kanaren. Warst du schon mal auf den Kanaren?“

      „Bin ich nicht gewesen!“

      „Weiß ich doch.“ Gideon zog umständlich seine Jacke im Sitzen aus und legte sie sich ordentlich über den Stuhl. „Lass uns reden. Wir sind zwei Erwachsene, die sich zufällig treffen. Du kannst mir alles sagen. Was du willst.“

      Marlon wollte nicht reden. Das Friedensangebot nahm er vielleicht nicht mal wahr. Der Wahnsinn hatte das Haus durch jene Tür betreten, und zwar nur zu einem Zweck: um schnelles Geld zu finden, das er so sehnlichst brauchte. Momentan war er nicht drauf, aber er wünschte sich den liebgewonnen Zustand wieder herbei, und Gideon spürte, dass ruhiges Zuhören keine Option war. „Davon muss deine Mutter nichts erfahren.“

      „Schläfst du mit ihr?“ fauchte er aufgebracht und kam drohend näher. „Dich habe ich schon öfters gesehen. Fickst du sie? Fickst du meine Mutter? Ich hab dich etwas gefragt…!“ Drohend kam er näher und reckte gefährlich sein Kinn vor. Aus seinen Augen sprühte Mordlust.

      „Das fragt man einen Erwachsenen nicht“, erwiderte Gideon ruhig und stand auf. Nachdenklich legte er den Kopf schief, als würde er überlegen. „Sie ist eine gute Freundin. Wir reden viel. Vor allem über dich, Marlon. Momentan frage ich mich“, er stöhnte leise und knackte gefährlich mit seinem Nacken, „wie weit du gehen wirst. Wie weit geht der Junge von Goyer? Würde er wirklich für einen Schuss einen unbewaffneten Mann abstechen?“

      Unruhig stand er da und hielt die Klinge vor sich, die bedenklich zu zittern anfing. „Wo ist das Geld?“

      „Welches Geld“, fragte Gideon leise und bereitete sich mental vor. „Leg das Messer weg, Junge. Noch können wir reden…“

      „Will nicht reden!“ Hastig fuhr er mit der Klinge durch die Luft. Viel zu weit entfernt. Hektisch wandte er den Kopf und schielte zum Ausgang.

      „Ich werde dich nicht gehen lassen“, bemerkte Gideon trocken und setzte alles auf eine Karte. „In dem Zustand wirst du noch jemanden verletzen. Du bist doch ein netter Junge. Das ist doch nicht Marlon, der als Kind seiner Mutter so viel Freude gemacht hat! Das bist doch nicht du! Setz dich, und leg das Messer weg.“

      „Nein!“ schnappte Marlon über und wilder Zorn verdunkelte seine Sicht der Dinge. „Gib mir alles Geld, das du hast! Sofort! Du nimmst mich nicht ernst! Warum nimmt mich keiner ernst!?“

      „Jetzt ist aber gut! Messer weg, sofort!“

      „Nein! Ich steche dich ab, du…!“

      Mehr Aufmunterung brauchte Gideon nicht. Er spürte, wie etwas Altbekanntes von ihm Besitz ergriff, die Entfernung abschätzte und seinen Gegner taxierte. Mit einer Waffe in der Hand hätte die Sache schnell und sauber gelöst werden können, dafür aber tödlich und gewiss nicht professionell genug, um sich dafür später bei Linda entschuldigen zu können. Aus Respekt vor ihr wählte Gideon die sanfte Tour, die auch, zugegeben, ihm perfiden Spaß machte. Auch der Sheriff war nicht frei von Fehlern.

      Marlon hatte unterdessen sich entschlossen, zum Mörder zu werden. Ein Ausfallschritt und die Klinge weit erhoben, stürzte er sich auf das vermeintlich wehrlose Opfer.

      Dumm, dachte Gideon bei sich und hätte fast dabei gelächelt. Es passierte alles so langsam vor seinen Augen. Wie auf einem Skizzenblatt konnte er klar vor sich die Schneise sehen, die genau auf seine Kehle zielte.

      Mit der Linken konterte er den Schlag, indem er seinen Zeigefinger und Mittelfinger auf die ungeschützte Innenseite des rechten Arms schlug und dabei einen bestimmten Nerv traf. Marlon ächzte getroffen auf und sah hilflos zu, wie das Messer kraftlos aus seinen Fingern glitt. Er verstand nicht, dass Gideon nicht viel Kraft brauchte um ihn am Kragen zu packen und gegen die Anrichte zu schleudern, so dass die Teller und Tassen scheppernd zu protestieren anfingen.

      Mit dem Fuß beförderte er die Klinge aus seiner Reichweite und versetzte Marlon eine schallende Backpfeife, die ihn zurücktaumeln ließ. Der Junge stieß krächzend etwas aus, was sich wie ein Fluch anhörte und ging sofort zum Angriff über: mit einem wilden Aufschrei umpackte er Gideons Hals und stemmte sich gegen ihn. Ganz nahe konnte er den stinkenden Atem und vor allem, den Wahnsinn in den Augen sehen. Hinter der Hirnrinde schienen kleine Dämonen um die Vorherrschaft zu kämpfen, und alle wurden Erste.

      Gideon


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