Die sieben Masken des Teufels. Eva Siebenherz

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Die sieben Masken des Teufels - Eva Siebenherz


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mir Ihre Eindrücke.

      Vielen Dank. Eva Siebenherz

      Ich döste auf meiner Liege im Garten vor mich hin. Sah den blauen Himmel und die langsam dahinziehenden Wolken. Drei einzelne Wölkchen schoben sich in mein Blickfeld und verdeckten für einen Augenblick die Sonne. Als sie langsam wieder hervorlugte, tauchte sie die ganze Umgebung in ein helles Licht. Die Gegend hier im Burgenland war für mich genauso traumhaft schön wie andere schöne Landschaften. Jede hat ihren besonderen Reiz und jeder Augenblick ist anders. Die Sonne hatte die drei kleinen Wolken von sich weggeschoben und sandte ihre gesamte Wärme zu mir herunter und machte mich schläfrig.

      Und plötzlich verwandelte sich die Helligkeit. Ich sah weißes Licht. Klein. Rot. Heiß. Nichts mehr. Ein Schrei. Hoch. Langgezogen. Schrill. Übergehend in ein jämmerliches Wimmern. Ich versuchte zu sprechen.

      Ich bewegte die Lippen, doch es kam kein Ton aus meiner Kehle. Wieder versuchte ich es und fasste mir an den Hals. Das heißt, ich glaubte das zu tun. Es geschah etwas sehr Merkwürdiges.

      Ich sah eine Hand und ich sah sie auf mich zu schweben. Dann blieb sie stehen. Die Hand. In der Luft. Ich sah sie mir ganz genau an.

      Und erschrak. Es war meine Hand. Wieso sah ich sie? Wieso spürte ich sie nicht? Das war alles irrational. Ich versuchte in mich hinein zu spüren. Doch da war nichts. Die Hand war weg. Ich versuchte sie zu finden, versuchte mich zu bewegen

      Wieder hörte ich dieses schreckliche Wimmern und gleich-zeitig explodierte ein Feuerball in meinem Kopf und ich versank wieder in der Dunkelheit. Irgendetwas ließ mich unruhig werden. Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch meine Lider fühlten sich an wie festgeklebt. Nachtschwarz. Bleischwer.

      Mit aller Macht riss ich sie auf und starrte in gleißendes Licht.

      Geblendet drehte ich den Kopf zur Seite. Und sah ein Auge, ein Auge in einem Auge, ein halbes Gesicht. Irgendetwas stimmte nicht. Hier stimmte gar nichts. Ich hörte keinen Ton und trotzdem war diese Stille furchtbar laut. Stumme Schreie. Sich rasant steigernd zu einem Orchester grausamer Geräusche.

      Sie setzten sich fest. In den Haaren, auf der Zunge. Überall.

      In jeder Faser meines Körpers.

      Diese Stille hatte tausend Stimmen und alle schrien durcheinander. Ich konnte diese Schreie sehen, hören konnte ich sie nicht.

      Über meinem anderen Auge tauchte eine Gestalt auf, eine bedrohliche, fürchterliche Fratze mit einer Fackel in der hoch erhobenen Hand.

      Und dieses Ungeheuer stand direkt hinter mir. Ich schloss meine Augen und wieder war da dieser Schrei. Ich wusste weder wo ich war, noch ob ich wach war oder träumte. Es konnte auch sein, das ich gerade eben starb. Dieser Schrei machte mich wahnsinnig. Er war jedes Mal anders. Diesmal war der Schrei sehr dunkel und tief, als wenn er von ganz unten und tief drinnen käme. Der Schrei nahm an Intensität schnell zu und bekam unmenschliche Züge. Als wenn ein Tier in allerhöchster Not um Hilfe riefe und furchtbare Schmerzen hätte. Ich hatte so etwas schon einmal gehört. Mir jagte es einen Schauer über den Rücken und gleichzeitig kam ein zweiter Schrei dazu.

      Noch schauerlicher als der Andere und diese Schreie kamen näher.

      Meine Nackenhaare stellten sich auf. Kerzengerade. Und bohrten sich wie Schwerter mit aller Kraft in meine Haut.

      Ich versuchte mir die Ohren zuzuhalten, aber ich konnte die Arme nicht heben. Nichts konnte ich bewegen. Mich befiel Panik und ich drehte völlig durch.

      »Eva! Eva!«. Ich wurde geschüttelt, immer und immer wieder. Dann versetzte mir jemand eine schallende Ohrfeige und ich riss die Augen auf.

      Max, mein Mann, und meine Tochter Louisa standen vor mir und sahen mich vollkommen entsetzt an. »Was ist denn los?«.

      Ich starrte beide verständnislos an. Zwingend schaute Max mir in die Augen. »Wo warst du gerade? Was hast du geträumt?«.

      Ich wusste, dass da etwas gewesen war, aber erinnern konnte ich mich nicht. Fragend sah ich zu Max und meiner Tochter. Sie wussten es nicht, aber ich sah an ihren Gesichtern, dass es grauenvoll gewesen sein musste. Ich sah mich im Raum um und erlebte innerhalb von Sekunden eine Zeitreise über mehrere Jahrzehnte.

      Vom Gefühl her musste ich in diesem Albtraum irgendwo Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre gewesen sein. Jetzt befand ich mich in der Gegenwart.

      Und die Gegenwart war Januar 2015 und ich war in unserem Haus im Burgenland in Österreich.

      Mit Max war ich seit 2002 verheiratet und mit meinen zwei jüngsten Kindern Louisa und Juan nach Öster-reich ausgewandert.

      Max.

      Immer wenn ich an ihn dachte und er in meiner Nähe war, durchzog mich ein warmes wohliges Gefühl und ein liebevolles Lächeln glitt über mein Gesicht.

      In meinem Leben vor Max hatte ich immer irgendwelche Partner und Ehemänner und doch fühlte ich mich immer allein und einsam.

      Sicher kannte ich gute und auch schlechte Ehen, aber keine war dabei, die irgendwie »anders« war.

      Also waren alle Beziehungen, die ich kannte, egal wie die Partner miteinander umgingen, für mich normal. Ich musste fast 42 Jahre alt werden, um zu erfahren, dass

      »Schmetterlinge im Bauch« KEINE Erfindung von Teenagern waren. Dass Sex nicht gleich Liebe ist, aber Sex Hörigkeit erzeugen kann. Für mich ist Max Liebe und Liebe ist Max. Nicht mehr und nicht weniger und doch alles.

      »Für immer dein« - das sind unsere Worte. Immer und ewig. Es ist völlig egal, ob diese Ewigkeit 5 oder 50 Jahre dauert.

      Letztendlich war es dann für uns die Ewigkeit, denn Zeit ist relativ.

      Immer wieder tauchten traumschwangere Nebelschwaden auf. Mal schwarz und undurchsichtig, mal weißlich-durchlässig mit hässlichen Fratzen. Und dann wieder gleißend hell, heiß und unerträglich.

      Aber alle – still. Und dann wochenlang gar nichts. Ruhiger, tiefer, gleichmäßiger Schlaf. Traumlos, erholsam.

      Es wäre vorbei, glaubte ich. Eine Woche später

      erwischte mich die Keule mit voller Wucht. Unvorbereitet. Lautlos. Furchtbar. Gnadenlos.

      Es war kalt, eiskalt. Überall weiße Wolken, die aussahen wie schwebende Wattebällchen mit Eiskristallen durchsetzt. Ich wollte sie anfassen.

      Doch schon der Versuch der kleinsten Bewegung löste einen schier unerträglichen Schmerz aus und ich schwebte mit diesen Wattewolken auf einer Schmerzwelle davon. Als ich wieder zu mir kam, sah ich mich selbst. Völlig irritiert schloss ich für einen Moment die Augen. Ich öffnete sie wieder und sah dasselbe Bild. Das heißt, ich sah meinen Kopf und eine Wand. Eine Eiswand.

      Wieder versuchte ich mich zu bewegen und wieder waren die Schmerzen furchtbar. Eisige Kälte durchzog meinen ganzen Körper.

      Und wieder war die Situation irrational. Ich spürte die Kälte und die Schmerzen, aber ich fühlte mich nicht. Ich sah mich und doch war ich nicht Ich.

      «DAS« war ein Wesen, das aussah wie ich und dass ich sein könnte, aber instinktiv nicht sein wollte. Also versuchte ich irgendwie klarer zu werden, was gar nicht so einfach war. Denn ich konnte nicht unterscheiden, ob es eine reale Situation oder eine irreale Zwischenwelt war. Ich spürte etwas, aber ich konnte nicht definieren, was ich spürte, was es war, oder woher es kam. Aber es musste sein. Ich öffnete die Augen und riss den Kopf ruckartig nach oben.

      Und erstarrte. Obwohl ich eigentlich schon erstarrt war, und das im wörtlichen Sinne. In einem riesengroßen Wandspiegel sah ich eine nackte Frau, breitbeinig und mit ausgestreckten Armen an eine Wand gelehnt. Es war bitterkalt.

      »Wenn du die nächsten zwei Stunden stillstehst, ist dir zwar kalt, aber es tut nicht weh. Und wenn du in diesen zwei Stunden


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