101 Diamanten. Gudrun Anders
Читать онлайн книгу.das Gute. Alles wird wieder so friedlich und ruhig hier, wie es einst gewesen ist. Die Menschen werden wieder herkommen und die Sorgen des Alltags vergessen und sich entspannen können. Sie werden ausruhen und die Sonne genießen können und fröhlich sein. Das Leben wird wieder lebenswert. Das Schlechte wollen wir vergessen und fortan nur an und für das Schöne leben! So sei es!“
Und kaum hatte die Stimme ihre Rede beendet, kam das Licht zurück. Zunächst blendete es ein wenig, aber dann konnte man wieder etwas erkennen. Das Schloss erblitzte in den schönsten Farben, so, als sei es gerade neu angestrichen worden. Viele Menschen waren an dem Strand, bauten Burgen und sonnten sich. Hier herrschten Friede und Eintracht. Ein Kind saß am Rande des Teichs und sah versonnen hinein. Ein Spielzeuggoldfisch schwamm auf dem Wasser. Unser einstiger Goldfisch aber war zum Hüter des Paradiesapfels geworden. Auf das nie wieder jemand das Gute darin einsperren würde können.
Das wertvolle Geschenk des Froschkönigs
Es war einmal ein kleiner Froschkönig, der sich unheimlich in die schöne junge Prinzessin verliebt hatte, die im nahe gelegenen Schloss lebte. Der Froschkönig wusste nicht, wie er es anstellen sollte, dass sich die junge Prinzessin in ihn verliebte, denn ständig übersah sie ihn, obwohl er jeden Tag so schön für sie quakte - und das nur für sie! Sein Selbstwertgefühl litt sehr, denn er war eben doch nur ein Frosch und kein Jüngling, womöglich noch ein Prinz. Ein Prinz würde sicher das Aufsehen der Prinzessin erregen können. So lebte er trist vor sich hin und quakte und quakte – aber das Problem löste er damit nicht. Dann ersann er sich einen Trick. Er wollte die Prinzessin mit einem Geschenk locken. Einem wunderbaren und wertvollen Geschenk, bei dem die Prinzessin sicher nicht widerstehen könnte.
So machte er sich eines Tages auf, um die Prinzessin zu besuchen. Sein großes Geschenk für die Prinzessin hatte er bei sich. Heute würde er die Prinzessin überreden können, seine Frau zu werden. Mit dem Geschenk musste es ihm doch einfach gelingen. Auf sein Bitten ließ man ihn zur Prinzessin vor, die sehr erstaunt war über diesen Besuch des Froschkönigs, denn wie konnte sie ahnen, dass dem Froschkönig etwas an ihr lag? Sie verstand die Froschsprache nicht, ärgerte sich nur ständig über das Gequake aus dem nahe gelegenen Tümpel. Aber heute würde man das Problem sicher lösen können. „Was willst du von mir, Froschkönig?“ fragte also die Prinzessin in der Hoffnung, er möge sie verstehen. Der Froschkönig verstand die Prinzessin sehr wohl und quakte deshalb freudig, dass er ihr ein sehr wertvolles Geschenk mitgebracht habe.
„Tut mir leid, aber ich verstehe nur ‚quak quak‘. Ich weiß nicht, was du von mir willst. Bitte rede in meiner Sprache mit mir, damit ich dich verstehen kann, „ sprach die Prinzessin, aber wieder bekam sie nur ein quak, quak zur Antwort. Wie sollte jetzt der arme, verliebte Froschkönig der Prinzessin verständlich machen, dass er ein Geschenk für sie hatte?
„Froschkönig“, sagte die Prinzessin nach einer Weile des Schweigens, „ich habe eine Idee.“ Und dabei nahm sie von der Kommode einen reichhaltig verzierten Becher und goss aus einer Karaffe etwas Flüssigkeit hinein. Den Becher reichte sie dann dem Froschkönig und bat ihn, den Inhalt des Bechers zu leeren, was der Froschkönig auch der Prinzessin zum Gefallen sofort tat.
Nach einiger Zeit fragte die Prinzessin den Froschkönig erneut: „Magst du mir jetzt eine Antwort geben?“
„Ja“, antwortete der Froschkönig, aber jetzt in der Sprache, die der Prinzessin geläufig war. „Ich habe dir zum Zeichen meiner Liebe, Anerkennung und Wertschätzung ein Geschenk mitgebracht“, und überreichte der Prinzessin sein wertvolles Geschenk. „Bitte nimm' es an!“ sagte der Froschkönig und blickte die Prinzessin erwartungsvoll an. Die Prinzessin nahm das Geschenk dankend an und öffnete es. Zum Vorschein kam ein dickes Buch, auf dem stand „Das Lebensbuch“. Es hatte einen goldenen Rand und auch die Lettern waren golden. Die Prinzessin schlug das Buch auf und blickte auf die mit goldenen Buchstaben beschriebene Seite. Dort stand: „Wenn du du bist, wirst du du sein.“ Einen Augenblick lang schaute die Prinzessin ins Leere, lächelte dann und sagte zu dem Froschkönig: „Ich danke dir für dieses wundervolle Geschenk, Froschkönig. Kann ich noch etwas für dich tun?“
Der Froschkönig verneinte, denn als die Prinzessin den Satz vorgelesen hatte, ging auch in ihm eine Wandlung vor. Nicht äußerlich. Nein, tief in seinem Innern bewegte sich etwas. Plötzlich erkannte er, dass nur zwei gleichartige Wesen sich wahrhaft lieben können. Und so sollte es sein. Daher wollte er nur noch die Freundschaft, nicht aber die Liebe der Prinzessin gewinnen.
„Danke, geliebte Prinzessin“, sagte der Froschkönig. „Ursprünglich hatte ich ein sehr persönliches Anliegen, aber das hat sich in dem Moment erledigt, da ich euch erblickte und das Geschenk, das ich mitgebracht habe auch seine Wirkung auf mich voll entfaltete. So darf ich mich bei euch verabschieden, mit der Bitte, mich zu rufen, wenn ich euch irgendwie behilflich sein kann.“
„Danke, mein Froschkönig. Ich werde zum gegebenen Zeitpunkt auf dein Angebot zurückkommen.“ Und mit einem Diener und einem quak, quak verließ der Froschkönig die Prinzessin. Und die beiden hatten das Gefühl, durch diese Begegnung etwas reicher geworden zu sein – aber nicht äußerlich, nein, hier war der innere Reichtum viel wichtiger.
Der Siegelring der Prinzessin
Es war einmal eine kleine Prinzessin, die ganz große Angst vor Gespenstern hatte. Oft erschienen ihr Gespenster im Traum und immer, wenn sie danach greifen wollte, verschwanden die Gespenster wieder. Ließ sie aber das Greifen sein, so kamen die Gespenster immer näher und ihre Angst wuchs. Es wurde immer schlimmer.
Eines Tages kamen diese Gespenster nicht mehr nur nachts im Traum, sondern auch tagsüber und wollten ihr Unwesen mit der kleinen Prinzessin treiben. Mit „Hihi“ und „Huhu“ jagten sie der Prinzessin gewaltige Schrecken ein. Die Prinzessin wusste sich bald nicht mehr zu helfen. Griff sie an, liefen die Gespenster weg und kamen wieder, sobald sie ihnen den Rücken zudrehte. Blieb sie aber stehen, drohten die Gespenster, sie zu erdrücken. Die Lage schien aussichtslos zu sein. Aber irgendwie musste es doch gelingen, die Gespenster dazu zu bewegen, sie ein für alle Mal in Ruhe zu lassen. Sie überlegte und überlegte, aber eine rechte Lösung wollte ihr nicht einfallen.
Eines schönen Tages trieben die Gespenster es wieder besonders arg mit der Prinzessin und diese suchte in ihrer Verzweiflung den weit bekannten Zwerg Mon in seiner nahe gelegenen Behausung auf. „Zwerg Mon, du bist meine letzte Rettung. Du musst mir helfen. Ich flehe dich an. Ich bitte dich, mir zu helfen. Befreie mich von der Magie der Gespenster. Sie sollen mich in Ruhe lassen, damit ich wieder in Frieden leben kann. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als das. Du musst mir helfen, bitte!“ Und Tränen standen in den Augen der Prinzessin, die ihre Hände wie zum Gebet gefaltet hatte und mit großen Augen den Zwerg anblickte.
„Probiere es mit einer List“, sagte der Zwerg. „Du trägst den Siegelring deiner Familie. Deine Urahnen haben diesen Ring erschaffen und von Generation zu Generation vererbt. Die Gespenster wurden mit diesem Ring vererbt. Und sie wollen natürlich auch von dir weitervererbt werden, damit die Ära der Vorfahren über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg erhalten bleibt. Willst du die Gespenster loswerden, so musst du den Siegelring in das Meer werfen. Und zwar dort, wo das Meer am tiefsten ist, damit die Gespenster für alle Zeiten in den Tiefen des Meeres verbleiben können und nie wieder gesehen werden.“
Die Prinzessin sah sehr, sehr nachdenklich aus und sagte dann: „Aber ich kann doch nicht den Siegelring ins Meer schmeißen! Das kann ich nicht tun. Schließlich habe ich meinen Vorfahren eine Menge zu verdanken. Also muss ich diesen Siegelring in Ehren halten und ihn behüten!“
„Die Antwort musst du dir selber geben, liebe Prinzessin. Du musst dich entscheiden. Für dich und damit auch das Glück oder für die Gespenster und damit die lebenslängliche Qual.“
Schweigend sah die Prinzessin den Zwerg an und drehte dabei den Siegelring in ihren Händen. Er wog schwer wie Blei. „Gut“, sagte sie nach einer Weile. „Ich glaube, ich bin mir wichtiger und das Glück ist mir auch wichtiger als die vage