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hörte sie zunächst Montey, den Butler heraus, der immer noch treu hier ausharrte, obwohl er bestimmt schon lange kaum noch bezahlt worden war – sie wusste nicht mehr, woher sie es nehmen sollte. Beim letzten Vierteljahrslohn hatte sie ihm mit verlegenem Lächeln etwas vom Tafelsilber angeboten – und er hatte es genommen, was sollte er denn auch sonst tun?

      Die andere, griesgrämige Stimme gehörte ihrem Vater.

      Er hatte also wieder verloren…

      Nein, sie würde ihm nicht entgegengehen, sie würde hier auf ihn warten. Also setzte sie sich auf eins der Sofas und starrte nach draußen.

      Es dauerte auch nicht lange, und die Tür flog auf. „Helen?“

      Sie stand auf. „Vater.“

      Er sah sich im Zimmer um und seufzte. Sie glaubte aus langjähriger Erfahrung, diesen Seufzer deuten zu können: „Es tut mir leid, aber ich wüsste nicht, was Sie hier noch verkaufen könnten. Die restlichen Möbel sind alt und abgewohnt. Nun, das restliche Silber vielleicht?“

      Er winkte ab, und in Helen keimte so etwas wie Hoffnung auf. „Sie haben gewonnen?“

      „Nein, im Gegenteil. Ich bin am Ende. Die Abbey ist weg.“

      Sie starrte ihn an. „A-aber, das kann doch nicht sein – Sie haben unser Zuhause verspielt? Was soll jetzt werden?“

      „Ich weiß es nicht. Ich werde das Land verlassen, ich packe nur schnell einiges zusammen.“

      „Ah ja. Es ist mir natürlich klar, dass es Ihnen vollkommen gleichgültig ist, was aus mir wird, aber was ist mit Montey und Mrs. King?“

      „Mrs. King?“

      „Die Köchin“, erläuterte Helen gereizt.

      „Gib ihnen das Silber. Hast du noch Geld?“

      „Nein. Keinen Penny“, log sie sofort. Schließlich musste sie ja auch noch hier wegkommen – nur wohin? Aber das interessierte ihren Vater natürlich nicht, er hatte ihr eben ja nicht einmal aus Höflichkeit widersprochen…

      „Wirklich nicht. Was glauben Sie, womit ich bisher das Personal bezahlt habe? Und wenn Sie sich wundern, warum hier alles etwas staubig ist – wir haben schon länger kein Hausmädchen mehr, und ich schaffe auch nur das Nötigste.“

      „Na, dann wirst du ja eine Stelle als Hausmädchen finden können. Vielleicht beim neuen Besitzer. Also, leb wohl.“

      Er verließ die Reste des Salons und sie hörte ihn die große Treppe hinaufeilen, dann sank sie auf das Sofa zurück.

      Und jetzt? Was konnte sie tun? Wohin gehen? Es gab keine Verwandten mehr, jedenfalls kannte sie keine – und ihr Vater würde ihr bestimmt keine Auskunft geben: Dann würden diese eventuellen Verwandten ja erfahren, dass er seinen gesamten Besitz verschwendet und verspielt hatte! So sehr achtete er wohl doch noch auf die Reste seines Ansehens…

      Wen kannte sie denn überhaupt? Die Bauern in der Gegend hatten selbst nichts, und da ihr Vater nicht gerade ein fürsorglicher Gutsherr gewesen war…

      Eine Schule hatte sie nie besucht, also fielen auch Schulfreundinnen weg - aber Linny? Miss Linhart, ihre Gouvernante?

      Linny, genau! Linny würde sie aufnehmen, und dann müsste sie sich eben eine Arbeit suchen. Hoffentlich nicht wirklich als Stubenmädchen.

      Sie horchte nach draußen – aha, ihr Vater eilte schwerfällig die Treppe herunter. Sie schaute aus dem Vorderfenster und sah, wie er in eine schäbige Mietkutsche stieg, die dann langsam die Auffahrt entlang rollte. Offenbar waren die beiden Pferde schon recht erschöpft.

      Nun eilte sie selbst durch die Halle, an dem verdutzten Montey vorbei und nach oben. Dort packte sie ebenfalls eine Reisetasche mit ihren drei anderen Kleidern, etwas Wäsche und einem zweiten Paar Schuhe, versteckte ihre letzten paar Pfund (in Kleingeld) in ihrem Mieder und einige Münzen für den Notfall in der Tasche, die sich in ihrem Rock befand. In ihr Retikül steckte sie die Briefe von Miss Linhart. Zweifelnd betrachtete sie sich danach im Spiegel. Sehr schäbig, das alles – aber vielleicht war das ganz gut, so würde sie in der Postkutsche niemand für eine verlockende Beute halten. Besonders schön war sie eigentlich auch nicht, es fehlte ihr am modischen Blond und an großen, arglos-himmelblauen Augen, wie sie gerade de rigeur waren; dunkelblaue Augen und langweilig dunkelbraunes Haar reizten bestimmt niemanden.

      Sie packte die Tasche und ihren Umhang mit der einen Hand und ihre kleine Schmuckschatulle mit der anderen. So stieg sie vorsichtig die Treppe wieder hinunter, wo Montey immer noch verwirrt dastand.

      „Montey, ich denke, der Herr hat Ihm die Wahrheit gesagt?“

      „Ja, Mylady… so ein Unglück! Was soll denn nun werden?“

      „Ich weiß es auch nicht so genau. Bitte teilen Sie sich das Silber mit Mrs. King, als Ersatz für den fehlenden Lohn. Und hier, das ist mein Schmuck – viel ist es nicht, aber es gehört natürlich dem neuen Eigentümer.“

      „Wissen Sie, wer das sein könnte, Mylady?“

      „Mein Vater hat es mir nicht gesagt, tut mir Leid, Montey. Ich schreibe eine Quittung über den Schmuck aus, die lassen Sie bitte vom neuen Eigentümer unterschreiben und senden sie mir dann zu, ja? Ich werde erst einmal zu Miss Linhart gehen; ihre Adresse stand ja immer auf ihren Briefen und die habe ich dabei.“ Sie hielt ihr Retikül hoch.

      Montey nickte traurig. „Soll ich Sie schnell zur Poststation bringen, Mylady?“

      „Das wäre sehr nett, Montey. Am besten jetzt gleich.“

      Sofort allerdings konnte sie doch noch nicht aufbrechen, denn Mrs. King kam aus den Küchenregionen gestürzt und schloss sie zum Abschied noch einmal fest in die Arme und versprach, gelegentlich zu schreiben. „Auch wenn es mir nicht leicht fallen wird… Ach Miss – Mylady, wollt´ ich sagen: Dass es so hat kommen müssen? Wie schrecklich! Behüte Sie der liebe Gott…“

      „Sie auch“, antwortete Helen gerührt, schniefte wenig damenhaft und wandte sich zur Tür, wo sie wartete, bis Montey den Schecken eingespannt hatte und vorgefahren war.

      3

      Norwood Abbey sah im hellen Tageslicht arg heruntergekommen aus. Sir Adam zügelte seine Grauschimmel (ein perfekt zusammenpassendes Paar, das absolut nicht günstig gewesen war) und warf die Zügel seinem Groom zu.

      „Ganz schöne Bruchbude, Sir“, wagte dieser zu bemerken. Sir Adam grinste ihm über die Schulter zu: „Ein wahres Wort, Tom. Pass auf die Pferde auf.“

      „Müssen Sie mir nich sagen, Sir.“ Tom war gekränkt.

      Sir Adam wanderte die ursprünglich einmal elegant geschwungene, aber nun fast zugewachsene Auffahrt entlang. Auf die Tochter war er durchaus neugierig – mit diesem verantwortungslosen Vater hatte sie nun nicht gerade Glück gehabt.

      Auf sein Klopfen geschah zunächst gar nichts, dann öffnete sich die schwere Eichentür ganz langsam und ein ältlicher Butler schaute misstrauisch heraus, sagte aber nichts.

      „Mein Name ist Prentice“, begann Sir Adam munter. „Es klingt vielleicht etwas phantastisch, aber – nun – also, ich habe dieses Anwesen gewonnen.“

      Die Tür öffnete sich weiter. „Ich weiß, Sir. Lord Northbury hat mich informiert, bevor-“

      „Bevor was?“, fragte Sir Adam hastig. Das Bild eines toten Earls im Arbeitszimmer, eine rauchende Pistole dort, wo sie ihm aus der schlaffen Hand gefallen war, war vor seinen Augen aufgetaucht und er fühlte sich schuldbewusst, obwohl man ihm dieses Spiel schließlich aufgenötigt hatte.

      „Bevor er abgereist ist“, vollendete Montey, offenbar etwas verwundert.

      „Er ist abgereist? Wohin?“

      „Nach dem Kontinent, wie ich ihn verstanden habe.“

      „Aha… mit seiner Tochter, nehme ich an.“

      Die


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