Optionen für jedermann. Stefan Deutschmann
Читать онлайн книгу.Zukunft eine Entscheidung zu treffen, eine Option ausüben zu wollen oder nicht. Andererseits hat ein Put-Optionskäufer das Recht, Aktien zu einem bestimmten Preis in der Zukunft zu verkaufen. In beiden Fällen zahlst du Geld an den Optionsverkäufer, sodass du ein Recht erwirbst und zeitgleich die Gegenpartei verpflichtest.
Auf der anderen Seite des Tisches haben wir die Optionsverkäufer. Als Optionsverkäufer haben wir Pflichten, da wir unsere Rechte für eine eingangs festgelegte Prämie verkauft haben. Als Verkäufer bist du verpflichtet, Aktien zu einem bestimmten Preis in der Zukunft zu verkaufen oder abzunehmen. Dies gilt allerdings nur, wenn die Gegenseite von ihrem Recht Gebrauch macht und du deiner Verpflichtung nachkommen musst. In diesem Fall spricht man davon, „angedient“ zu werden. Worin liegt denn aber mein Vorteil, Rechte zu verkaufen, wenn ich zu jeder Zeit während der Kontraktlaufzeit angedient werden kann? Das besprechen wir detailliert und am Ende wirst du merken, dass die Seite des Optionsverkäufers viel profitabler und komfortabler ist, als die des Käufers.
Du hast beispielsweise die Möglichkeit, den Optionsvertrag jederzeit zu schließen, wodurch deine Verpflichtung liquidiert wird. Ich greife hier kurz etwas voraus. Sagen wir du trittst als Verkäufer auf, deine Option hat bereits 50% Gewinn erwirtschaftet, also kaufst du deinen eigenen Kontrakt zurück, der mittlerweile natürlich viel weniger wert ist, als er anfangs innehatte. Du behältst die 50% der Prämie und bist zeitgleich deine Verpflichtung los. Grundsätzlich hast du eine Menge Möglichkeiten, deine Kontrakte zu managen, um nicht verpflichtet zu werden. Diese wirst du alle im Laufe des Buches kennenlernen.
Die Verpflichtung zum Kauf/Verkauf von Aktien erfolgt nur bei Verfall oder bei frühzeitiger Zuteilung (angedient werden). Das frühzeitige Zuteilen/Auflösen deiner Position funktioniert so jedoch nur bei Optionen amerikanischer Art. Im Gegensatz dazu gibt es noch sogenannte europäische Optionen, welche während der Vertragslaufzeit nicht gemanaged/geschlossen oder angedient werden können. Bei dieser Ausprägung ist die gesamte Laufzeit für beide Vertragsparteien verpflichtend. Diese sind für uns jedoch uninteressant und werden deshalb ignoriert. Jetzt soll dir aber erstmal die Angst davor genommen werden, angedient zu werden. Du brauchst nicht in Panik zu verfallen, deinem Gegenpart mit einmal 100 Aktien zu schulden. Zuteilungen geschehen meist innerhalb der letzten Woche oder der letzten paar Tage einer Kontraktlaufzeit. Wir haben jedoch ausreichend Möglichkeiten, unsere Kontrakte vorher zu managen, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen – lernst du alles noch.
Nochmal zum Grundlegenden. Du hast als Verkäufer jetzt eine Verpflichtung. Im Falle einer Put-Option hast du die Pflicht, Aktien von dem Optionskäufer zu kaufen, der diese an dich zu einem vorher festgelegten Preis (Strike) verkaufen wird. Wenn also der Put-Optionskäufer sagt, dass er eine Aktie bei 50 USD an dich verkaufen wird, musst du die Aktie für 50 USD kaufen, sofern der Kurs bis zu diesem Preis gefallen ist. Wenn die Aktie weiter fällt, musst du der Gegenpartei trotzdem den vereinbarten Preis (Strike) zahlen, auch, wenn die Aktien eigentlich nur noch beispielsweise 30 USD wert sind. Deine Intention als Optionsverkäufer ist natürlich, dass die Aktie mehr wert bleibt und nicht bis hierhin fällt. In diesem Fall ist es so, dass der Verkäufer jetzt Geld vom Optionskäufer in Form einer Prämie erhält. Du erinnerst dich? Als Käufer musstest du diese Prämie immer zahlen, als Verkäufer nimmst du diese entsprechend sofort zum Kontraktbeginn ein.
Wiederholen wir das Gesagte noch einmal. Wenn du ein Call-Optionskäufer bist, hoffst du in diesem Fall, dass der Aktienkurs steigt. Das ist deine Hoffnung. Du kaufst eine Call-Option in der Erwartung, dass der Aktienkurs in der Zukunft steigen wird. Wenn du ein Put-Optionskäufer bist, hoffst du, dass der Aktienkurs unter deinen Strike fällt. Bedenke beim Kauf einer Call- oder Put-Option, dass du eine Prämie zahlst, um ein Recht zu erhalten. Du bist darauf angewiesen, dass sich die Aktie nicht nur bewegt, sondern dies auch noch in deine präferierte Rechnung. Ansonsten verlierst du nicht nur die Prämie, du machst auch keinen Gewinn. Indem du als Verkäufer diese Prämie in Anspruch nimmst, gibst du die Rechte auf verpflichtest dich. Es ist dir jedoch völlig egal, was die Aktie macht. Sie kann steigen, fallen oder sich einfach gar nicht bewegen. Solange dein Strikepreis nicht erreicht wird, behältst du die Prämie.
Als Optionsverkäufer haben wir also mehr Möglichkeiten, Geld zu verdienen, als wir sie als Käufer hätten. Dies wird im Laufe des Buches noch besonders deutlich. Wir haben bisher noch nicht darüber gesprochen, wie es als Verkäufer denn mit Gewinnen und Verlusten aussieht. Wie du sicherlich bereits richtig vermutest, ist die Verteilung in diesem Fall genau anders herum. Du kannst als Verkäufer nicht mehr als die vereinnahmte Prämie verdienen, aber deutlich mehr verlieren. Sei jedoch unbesorgt, wir kümmern uns darum, damit dies nicht passiert. Zunächst ist es erstmal wichtig, dass du die Gewinn/Verlust-Diagramme verstehst. Diese sind essentiell, da dir jede Strategie unterschiedliche Diagrammverläufe bietet. Du musst die Grundlagen also einmal verstanden haben, danach ist alles so gut wie selbsterklärend.
An dieser Stelle möchte ich schon etwas vorweggreifen, jedoch kann dir die folgende Tabelle dabei helfen, zu verstehen, warum der Verkauf von Optionen profitabler und wahrscheinlicher ist, als der Kauf. Die einzelnen Begriffe wirst du im Laufe der folgenden Kapitel noch detailliert erklärt bekommen. An dieser Stelle sei gesagt, dass es sich bei der Übersicht in beiden Fällen um bullishe Ansätze handelt, sprich du setzt auf steigende Kurse. Dies lässt sich bewerkstelligen, indem du entweder eine Option verkaufst (Short-Put) oder eine Option kaufst (Long-Call). Beide Strategien haben die Annahme, dass künftig die Kurse steigen. Als Beispiel wird hier auf den S&P 500 zurückgegriffen, beide Optionen haben ein Δ30 und 45 Tage Restlaufzeit.
S&P 500, Δ30, 45 DTE | Short PutTrade geschlossen bei: | Long CallTrade geschlossen bei: | ||
Verfall | 50% | Verfall | 50% | |
Gewinnwahrscheinlichkeit | 86% | 93% | 31% | 62% |
øGewinn/Verlust | 80 USD | 55USD | 8 USD | 5 USD |
Abbildung 8 : Vergleich Short-Put / Long-Call
Du kannst bereits jetzt erkennen, dass sowohl die Gewinnwahrscheinlichkeit, als auch der durchschnittliche Gewinn beim Verkauf einer Option deutlich höher ist, als bei einem Kauf. Diese kannst du entweder bis zum letzten Tag der Laufzeit halten oder bereits nach Erreichen der 50%-Marke wieder liquidieren. Das bedeutet, dass du, sobald du 50% der Gesamtprämie erwirtschaftet hast, den Trade wieder beendet, 50% Gewinn einstreichst und dir einen Neuen suchst. Durch dieses frühzeitige Management erhöht sich die Gewinnwahrscheinlichkeit noch einmal deutlich. Dieser Grundgedanke wird nun weiter vertieft und seinen einzelnen Bestandteilen erklärt. Dabei wird größter Wert daraufgelegt, alle Einzelheiten detailliert darzustellen, sodass du genau verstehst, wieso du einen bestimmten Schritt zu einem bestimmten Zeitpunkt eingehen solltest.
Merke:
Es gibt vier grundlegende Optionsverträge (Long o. Short / Calls u. Puts).
Als Käufer erwirbst du ein Recht, als Verkäufer verpflichtest du dich hingegen zu einer Leistung.
Als Verkäufer hast du viele Möglichkeiten, Gewinne und Verluste zu managen, um langfristig profitabel zu sein.
Als Verkäufer von Puts musst du Aktien zu einem bestimmten Preis (Strike) abnehmen.
Als Verkäufer von Calls musst du Aktien zu einem bestimmten Preis (Strike) liefern.
2.4 Gewinn/Verlust Diagramme
Es ist wirklich von essentieller Bedeutung, Gewinn/Verlust (P/L) Diagramme zu verstehen, denn diese stellen das Schlüsselelement dar, um zu verstehen, wo man Geld verdient, wo der