Das Nibelungenlied. Unknown

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Das Nibelungenlied - Unknown


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musten die Kühnen darum in großen Sorgen sein.

      Von wilden Gezwergen hab ich hören sagen,

      Daß sie in hohlen Bergen wohnen und Schirme tragen,

      Die heißen Tarnkappen, von wunderbarer Art;

      Wer sie am Leibe trage, der sei gar wohl darin bewahrt

      Vor Schlägen und vor Stichen; ihn mög auch Niemand sehn,

      So lang er drin verweile; hören doch und spähn

      Mag er nach feinem Willen, daß Niemand ihn erschaut;

      Ihm wachsen auch die Kräfte, wie uns die Märe vertraut.

      Die Tarnkappe führte Siegfried mit hindann,

      Die der kühne Degen mit Sorgen einst gewann

      Von einem Gezwerge mit Namen Alberich.

      Da schickten sich zur Reise Recken kühn und ritterlich.

      Wenn der starke Siegfried die Tarnkappe trug,

      So gewann er drinnen der Kräfte genug,

      Zwölf Männer Stärke, so wird uns gesagt.

      Er erwarb mit großen Listen diese herrliche Magd.

      Auch war so beschaffen die Nebelkappe gut,

      Ein Jeder mochte drinnen thun nach seinem Muth,

      Was er immer wollte, daß ihn doch Niemand sah.

      Damit gewann er Brunhild, durch die ihm bald viel Leid geschah.

      "Nun sage mir, Siegfried, eh unsre Fahrt gescheh,

      Wie wir mit vollen Ehren kommen über See?

      Sollen wir Ritter führen in Brunhildens Land?

      Dreißigtausend Degen die werden eilends besandt."

      "Wie viel wir Volkes führten," sprach Siegfried wider ihn,

      "So grimmiger Sitte pflegt die Königin,

      Das müste doch ersterben vor ihrem Uebermuth.

      Ich will euch beßer rathen, Degen ihr kühn und gut.

      "In Reckenweise fahren laßt uns zu Thal den Rhein.

      Die will ich euch nennen, die das sollen sein:

      Zu uns zwein noch zweie und Niemand anders mehr,

      Daß wir die Frau erwerben, was auch geschehe nachher.

      "Der Gesellen bin ich einer, du sollst der andre sein,

      Und Hagen sei der dritte: wir mögen wohl gedeihn;

      Der vierte das sei Dankwart, dieser kühne Mann.

      Es dürfen Andrer tausend zum Streite nimmer uns nahn."

      "Die Märe wüst ich gerne," der König sprach da so,

      "Eh wir von hinnen führen, des wär ich herzlich froh,

      Was wir für Kleider sollten vor Brunhilden tragen,

      Die uns geziemen möchten: Siegfried, das sollst du mir sagen."

      "Gewand das allerbeste, das man irgend fand,

      Trägt man zu allen Zeiten in Brunhildens Land:

      Drum laß uns reiche Kleider vor der Frauen tragen,

      Daß wirs nicht Schande haben, hört man künftig von uns sagen."

      Da sprach der gute Degen: "So will ich selber gehn

      Zu meiner lieben Mutter, ob es nicht mag geschehn,

      Daß ihre schönen Mägde uns schaffen solch Gewand,

      Das wir mit Ehren tragen in der hehren Jungfrau Land."

      Da Sprach von Tronje Hagen mit herrlichen Sitten:

      "Was wollt ihr eure Mutter um solche Dienste bitten?

      Laßt eure Schwester hören euern Sinn und Muth:

      Die ist so kunstreich, unsre Kleider werden gut."

      Da entbot er seiner Schwester, er wünsche sie zu sehn

      Und auch der Degen Siegfried. Eh sie das ließ geschehn,

      Da hatte sich die Schöne geschmückt mit reichem Kleid.

      Daß die Herren kamen, schuf ihr wenig Herzeleid.

      Da war auch ihr Gesinde geziert nach seinem Stand.

      Die Fürsten kamen beide; als sie das befand,

      Erhob sie sich vom Sitze: wie höfisch sie da gieng,

      Als sie den edeln Fremdling und ihren Bruder empfieng!

      "Willkommen sei mein Bruder und der Geselle sein.

      Nun möcht ich gerne wissen," Sprach das Mägdelein,

      "Was euch Herrn geliebe, daß ihr zu Hofe kommt:

      Laßt mich doch hören, was euch edeln Recken frommt."

      Da sprach König Gunther: "Frau, ich wills euch sagen.

      Wir müßen große Sorge bei hohem Muthe tragen:

      Wir wollen werben reiten fern in fremdes Land

      Und hätten zu der Reise gerne zierlich Gewand."

      "Nun sitzt, lieber Bruder," sprach das Königskind,

      "Und laßt mich erst erfahren, Wer die Frauen sind,

      Die ihr begehrt zu minnen in fremder Könge Land."

      Die Auserwählten beide nahm das Mägdlein bei der Hand:

      Hin gieng sie mit den Beiden, wo sie geseßen war

      Auf prächtgen Ruhebetten, das glaubt mir fürwahr,

      Mit eingewirkten Bildern, in Gold wohl erhaben.

      Sie mochten bei der Frauen gute Kurzweile haben.

      Freundliche Blicke und gütliches Sehn,

      Des mochte von den Beiden da wohl viel geschehn.

      Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leben.

      Er erwarb mit großem Dienste, daß sie ihm ward zu Weib gegeben.

      Da sprach der edle König: "Viel liebe Schwester mein,

      Ohne deine Hülfe kann es nimmer sein.

      Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land;

      Da müßen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand."

      Da sprach die Königstochter: "Viel lieber Bruder mein,

      Kann euch an meiner Hülfe dabei gelegen sein,

      So sollt ihr inne werden, ich bin dazu bereit;

      Versagte sie ein Andrer euch, das wäre Kriemhilden leid.

      "Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten,

      Ihr sollt nur gebieten mit herrlichen Sitten:

      Was euch gefallen möge, dazu bin ich bereit

      Und thus mit gutem Willen," sprach die wonnigliche Maid.

      "Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand:

      Das soll bereiten helfen eure weiße Hand.

      Laßt eure Mägdlein sorgen, daß es uns herrlich steht,

      Da man uns diese Reise doch vergebens widerräth."

      Da begann die Jungfrau: "Nun hört, was ich sage,

      Wir haben selber Seide: befehlt, daß man uns trage

      Gestein auf den Schilden, so schaffen wir das Kleid,

      Das ihr mit Ehren traget vor der herrlichen Maid."

      "Wer sind die Gesellen," sprach die Königin,

      "Die


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