Das Nibelungenlied. Unknown

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Das Nibelungenlied - Unknown


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Kinder halb bereiten ließ sie Rock und Kleid,

      Womit sich da zierten viel Fraun und manche Maid

      Und viel der jungen Recken aus Burgundenland.

      Sie ließ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand.

* * * * *

      Fünftes Abenteuer

Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah

      Man sah die Helden täglich nun reiten an den Rhein,

      Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein

      Und den Königen zu Liebe kamen in das Land.

      Man gab ihrer Vielen beides, Ross und Gewand.

      Es war auch das Gestühle allen schon bereit,

      Den Höchsten und den Besten, so hörten wir Bescheid,

      Zweiunddreißig Fürsten zu dem Hofgelag:

      Da zierten um die Wette sich die Frauen für den Tag.

      Gar geschäftig sah man Geiselher das Kind.

      Die Heimischen und Fremden empfieng er holdgesinnt

      Mit Gernot seinem Bruder und beider Mannen da.

      Wohl grüßten sie die Degen, wie es nach Ehren geschah.

      Viel goldrother Sättel führten sie ins Land,

      Zierliche Schilde und herrlich Gewand

      Brachten sie zu Rheine bei dem Hofgelag.

      Mancher Ungesunde hieng der Freude wieder nach.

      Die wund zu Bette liegend vordem gelitten Noth,

      Die durften nun vergeßen, wie bitter sei der Tod;

      Die Siechen und die Kranken vergaß man zu beklagen.

      Es freute sich ein Jeder entgegen festlichen Tagen:

      Wie sie da leben wollten in gastlichem Genuß!

      Wonnen ohne Maßen, der Freuden Ueberfluß

      Hatten alle Leute, so viel man immer fand:

      Da hub sich große Wonne über Gunthers ganzes Land.

      An einem Pfingstmorgen sah man sie alle gehn

      Wonniglich gekleidet, viel Degen ausersehn,

      Fünftausend oder drüber, dem Hofgelag entgegen.

      Da hub um die Wette sich viel Kurzweil allerwegen.

      Der Wirth hatt im Sinne, was er schon längst erkannt,

      Wie von ganzem Herzen der Held von Niederland

      Seine Schwester liebe, sah er sie gleich noch nie,

      Der man das Lob der Schönheit vor allen Jungfrauen lieh.

      Er sprach: "Nun rathet Alle, Freund oder Unterthan,

      Wie wir das Hofgelage am besten stellen an,

      Daß man uns nicht schelte darum nach dieser Zeit;

      Zuletzt doch an den Werken liegt das Lob, das man uns beut."

      Da sprach zu dem Könige von Metz Herr Ortewein:

      "Soll dieß Hofgelage mit vollen Ehren sein,

      So laßt eure Gäste die schönen Kinder sehn,

      Denen so viel Ehren in Burgundenland geschehn.

      "Was wäre Mannes Wonne, was freut' er sich zu schaun,

      Wenn nicht schöne Mägdelein und herrliche Fraun?

      Drum laßt eure Schwester vor die Gäste gehn."

      Der Rath war manchem Helden zu hoher Freude geschehn.

      "Dem will ich gerne folgen," der König sprach da so.

      Alle, die's erfuhren, waren darüber froh.

      Er entbot es Frauen Uten und ihrer Tochter schön,

      Daß sie mit ihren Maiden hin zu Hofe sollten gehn.

      Da ward aus den Schreinen gesucht gut Gewand,

      So viel man eingeschlagen der lichten Kleider fand,

      Der Borten und der Spangen; des lag genug bereit.

      Da zierte sich gar minniglich manche waidliche Maid.

      Mancher junge Recke wünschte heut so sehr,

      Daß er wohlgefallen möchte den Frauen hehr,

      Das er dafür nicht nähme ein reiches Königsland:

      Sie sahen die gar gerne, die sie nie zuvor gekannt.

      Da ließ der reiche König mit seiner Schwester gehn

      Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn

      Und dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand:

      Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land.

      Ute die reiche sah man mit ihr kommen,

      Die hatte schöner Frauen sich zum Geleit genommen

      Hundert oder drüber, geschmückt mit reichem Kleid.

      Auch folgte Kriemhilden manche waidliche Maid.

      Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn:

      Da muste heftig Drängen von Helden bald geschehn,

      Die alle harrend standen, ob es möchte sein,

      Daß sie da fröhlich sähen dieses edle Mägdelein.

      Da kam die Minnigliche, wie das Morgenroth

      Tritt aus trüben Wolken. Da schied von mancher Noth,

      Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.

      Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.

      Von ihrem Kleide leuchtete mancher edle Stein;

      Ihre rosenrothe Farbe gab wonniglichen Schein.

      Was Jemand wünschen mochte, er muste doch gestehn,

      Daß er hier auf Erden noch nicht so Schönes gesehn.

      Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,

      Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,

      So glänzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut:

      Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Muth.

      Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her;

      Die hochgemuthen Degen ließen es nicht mehr:

      Sie drängten, daß sie sähen die minnigliche Maid.

      Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.

      Er sann in seinem Sinne: "Wie dacht ich je daran,

      Daß ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn;

      Soll ich dich aber meiden, so wär ich sanfter todt."

      Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder roth.

      Da sah man den Sigelindensohn so minniglich da stehn,

      Als wär er entworfen auf einem Pergamen

      Von guten Meisters Händen: gern man ihm zugestand,

      Daß man nie im Leben so schönen Helden noch fand.

      Die mit Kriemhilden giengen, die hießen aus den Wegen

      Allenthalben weichen: dem folgte mancher Degen.

      Die hochgetragnen Herzen freute man sich zu schaun:

      Man sah in hohen Züchten viel der herrlichen Fraun.

      Da sprach von Burgunden der König Gernot:

      "Dem


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