Karawane. Stephen Goldin

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Karawane - Stephen Goldin


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freundlichen und anhänglichen Sorte, dessen liebenswürdiger Charme den ersten Eindruck von Einfachheit übertraf. “Weißt du, ich habe dein Buch gelesen,” fuhr sie fort.

      “Ah, also bist du diejenige.”

      “Hey, du hast sogar Humor” Ja, es hat mich ziemlich beeindruckt. Ich war im zweiten Studienjahr im College und ich glaube, dass mich so ziemlich alles beeindruckt hat. David Hume, Aleister Crowley und du, ihr wart meine drei Favoriten.”

      “Das macht uns zu einem ziemlich seltsamen Trio.”

      “Wenn es dich irgendwie tröstet, meine Freunde haben mir alle gesagt, dass ich keinen Geschmack hätte. Das ist die Sorte von Leuten mit denen ich mich abgebe— verrückt, sie alle.”

      Peter fühlte plötzlich ein seltsames Gefühl in seinem Nacken, als ob ihn jemand beobachten würde. Er drehte sich um und sah wie ein Mädchen ihn von der Seite eines Autos aus beobachtete. Sie war jung, schlank, blond und ihre Erscheinung war von fast engelhafter Unschuld. Als er sich aber umdrehte sie anzusehen, starrte sie in eine andere Richtung und tat so, als ob sie nichts bemerken würde. Er zuckte mit seinen Schultern und widmete sich wieder der Unterhaltung.

      Marcia hatte nicht mal seine Unaufmerksamkeit bemerkt und redete ein bisschen über den Zusammenbruch der formellen Bildung, den sie selbst miterlebt hatte.

      “Und es war genauso wie du es gesagt hattest— der Unterricht hatte immer weniger mit der Realität zu tun, nicht weil nicht versucht wurde den Unterricht relevant zu halten, sondern weil sich die Realität von ihm entfernt hatte.” Ihre Wortwahl war fast die gleiche wie aus seinem Buch; sie musste es auswendig gelernt haben.

      Dom Gianelli winkte einem langen Mann in einem weißen Strickhemd und schwarzen Hosen. “Vater Tagon,” rief er, “kommen sie doch rüber und setzen sie sich zu uns!”

      Der Mann kam und nahm die Einladung an. “Warte bis du diesen Typen kennen lernst, “ sagte Dom zu Peter. “Er wird dir sicherlich ein paar Gegenargumente liefern können.”

      Der Neuzugang war ein großer und dünner Mann Ende dreißig. Er hatte eine Adlernase, braune Augen und eine hohe Stirn, die immer mehr durch zurückgehenden Haarwuchs freigelegt wurde. “Hi,” sagte er und beugte sich Richtung Peter und bot ihm seine Hand an. “Ich bin Jason Tagon.”

      “Habe ich richtig gehört? Dom hat sie “ Vater” genannt?”

      “Er hätte mich auch “ Doktor” nennen können— ich habe einen Doktortitel in Astronomie. Aber es stimmt, ich bin ein Priester. Titel zählen aber nicht mehr soviel heutzutage und ich bevorzuge es Jason genannt zu werden.”

      Peter nickte und speicherte diesen Fakt in seinem Gedächtnis ab, das schnell voll wurde von alle den neuen Namen und Gesichtern. “Dom hatte auch gemeint dass sie Gegenargumente für mich hätten.”

      “Das hat er ein bisschen zu stark ausgedrückt. Ich kann nicht gegen ihre Vorhersagen argumentieren — sie sind ja wie man sieht wahr geworden. Es ist ihre Einstellung, die mich stört.”

      “Zur katholischen Kirche?”

      Jason lächelte. “Das ist ein kleiner Teil davon. Sie sagten— mal sehen ob ich es zitieren kann — ‘die katholische Kirche hat mehr als jede andere Organisation in der Geschichte dazu beigetragen, die Entwicklung der Menschheit zu verzögern.’ “

      “Ich hoffe sie nehmen das nicht zu persönlich; Tatsache ist, dass die katholische Kirche länger als jede andere Organisation in der Geschichte vorhanden ist . Alle Organisation werden schlussendlich irgendwann bis zu einem gewissen Grad unterdrückerisch — irgendwann erreichen sie in ihrer Existenz den Punkt, an dem sie zu Selbsterhaltung wechseln und nicht mehr der Erfüllung ihrer ursprünglichen Pflichten nachkommen. Ich habe gegen die bürokratischen Strukturen geschrieben, nicht gegen Katholiken selbst.”

      “Das habe ich auch gemerkt. Aber wir Katholiken werden mit dem Gedanken erzogen, dass die Kirche keine Fehler begehen kann und dafür geohrfeigt zu werden, schmerzt trotzdem. Aber das war nicht mein kompletter Einwand. Als geweihter Sprecher Gottes konnte ich nicht anders als zu dem Gefühl zu kommen, dass Sie Ihn komplett ignoriert haben.

      “Als geweihter Agnostiker,” konterte Peter, “konnte ich nicht anders denken, als dass das Übernatürliche eine entbehrliche Variable in meinen Kalkulationen war. Ich habe mich hauptsächlich mit der sozialen Ökologie beschäftigt. Die Regeln wurden vor langer Zeit von Gott selbst bestimmt— sollte er tatsächlich existieren — und ich konnte keine Änderungen in den Grundregeln voraussehen, sobald der Zusammenbruch beginnt. Ich habe mich ausschließlich mit Menschen auseinander gesetzt.”

      “Und Sie haben die Möglichkeit einer göttlichen Intervention außen vor gelassen.”

      “Sagen wir es so, ich hätte sie willkommen geheißen, aber ich habe nicht darauf gezählt.”

      “Und was ist mit dem Versuch das Weltall zu Kolonialisieren?”

      “Wenn Sie versuchen zu behaupten das sei göttliche Intervention, dann werde ich das nicht widerlegen können. Aber genauso wenig können Sie widerlegen, dass es sich hierbei vielleicht auch einfach nur um die Arbeit von hingebungsvollen und genialen Menschen handelt.”

      “Touché.” Jason lächelte.

      Peter überkam wieder das selbe Gefühl beobachtet zu werden. Er sah sich um und sah wie das blonde Mädchen ihn von ein paar Meter Entfernung anstarrte. “Wer ist das?” fragte er die Leute um sich herum.

      “Das ist Risa Svenson,” antwortete Marcia. “Wir haben sie in Monterey aufgesammelt. Ein wirklich seltsames Mädchen, wenn du mich fragst.”

      “Seltsam? Inwiefern?”

      “Im Grunde genommen ist sie nur schüchtern,” antwortete der Priester. “Das und ihr junges Alter trennen sie etwas von uns. Sie ist ein wirklich netter Mensch.”

      “Ich würde gerne zu ihr hingehen und ein bisschen mit ihr reden. Vielen Dank, dass ihr mit mir zusammen gefrühstückt habt. Ich hätte wirklich Interesse daran unsere Diskussion etwas später fortzuführen, Jason.”

      Er stand auf und ging zu dem Mädchen, das so tat als ob es sie ihn nicht bemerken würde. “Entschuldige wenn ich frage, aber wieso starrst du mich an?”

      Sie schaut zu ihm auf, überrumpelt. “Ich habe nicht —”

      “Doch, hast du. Es stört mich nicht wirklich, aber ich würde gerne wissen wieso.”

      Sie öffnete ihren Mund, um eine Entschuldigung loszuwerden, aber schloss ihn wieder und sagte, “ Du bist halt einfach so berühmt und ich wollte dich einfach mal ansehen. Ist das so falsch?”

      “Nein, ich bin eher beruhigt, dass du mich nicht als das Monster wahrgenommen hast, welches du dachtest, das ich sei.”

      Peter konnte von der Reaktion ihres Gesicht darauf schließen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. “Ich habe nicht wirklich gedacht, dass du ein Monster wärst,” sagte sie beeilt.

      “Nein, sicher nicht.”

      “Aber ich habe so viele schlechten Sachen über dich gehört —”

      “Hast du überhaupt mein Buch gelesen?”

      “Nein, ich war etwas zu jung. Ich habe dafür aber die TV- Sendungen gesehen. Ich habe es nicht gemocht — es kam mir so negativ und deprimierend vor.”

      “Es war deprimierend und negativ und es hat mir auch nicht gefallen. Aber was kann man gegen die Wahrheit machen? Wenn du versuchst sie irgendwo in einer Ecke zu vergraben, gräbt sie sich wieder raus und kommt zu dir zurück und beißt dich in den Fuß.”

      “Alles ist.... Ich weiß nicht. Ich will nur fühlen, dass es für die Welt Hoffnung gibt, irgendwo. Und dein Buch hat den Menschen das Gefühl gegeben, dass es keine gibt.”

      “Die Situation war da und für alle zu sehen. Ich war nur derjenige, der das Licht angemacht hat. Es hat nichts gebracht — die Leute haben einfach ihre


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