Karawane. Stephen Goldin

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Karawane - Stephen Goldin


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hatten bis jetzt noch keine Opfer gefordert., aber die Zustände in den Städten verschlechterten sich in dem Maße, dass die sanitäre Versorgung wohl zusammenbrechen werden würde, was zu einer Verbreitung von Seuchen führen würde.

      “Irgendwie,” sagte Honon, “ist es ein glücklicher Umstand, dass der Zusammenbruch weltweit stattgefunden hat. Hätten die jüdischen Guerillas vor fünf Jahren nicht ihren Krieg in Russland angefangen, dann hätten die Russen wahrscheinlich unsere Schwäche zu ihrem Vorteil genutzt und wären hier einmarschiert. Aber mit den Juden im Land und den Chinesen an der Grenze und einer zunehmenden Ressourcenverknappung, geht es ihnen noch schlechter als uns.

      Die Schmerzen in Peters Arm und die Anstrengungen des letzten Tages forderten am Ende ihren Tribut von Peter. Er lehnte sich in dem ledernen Sitz zurück und hatte seinen besten Schlaf seit langer Zeit.

      Honon rüttelte Peter an seiner guten Schulter und weckte ihn kurz nach Sonnenaufgang auf. Raus aus den Federn,” sagte er gut gelaunt. “Es ist Zeit fürs Frühstück— und auch Zeit, um die restlichen Leute kennen zu lernen, mit denen Sie diese Reise verbringen werden.

      Peter stieg aus dem Fahrzeug aus und sah zum ersten Mal die komplette Karawane. Die ersten beiden Fahrzeuge waren gepanzert— und nach all dem was Honon über die Zustände im Land gesagt hatte, konnte Peter ihm nur zustimmen, dass die Karawane für alles mögliche gerüstet sein muss. Als nächstes in der Reihenfolge war ein großer Wohnwagen um den sich eine große Gruppe versammelt hatte. Hinter dem Wohnwagen waren ein blau-weißer VW-Bus und dahinter drei weitere Autos, alles Kleinwagen. Das muss nach einer ziemlich interessanten Parade aussehen, dachte sich Peter amüsiert.

      Als Peter sich mit Honon dem Wohnwagen näherte, konnte Peter die Blicke der anderen spüren. Sie müssten bereits von ihrem neuen und berüchtigtem Mitglied gehört haben. Er fragte sich, wie viele ihn bereits hassen würden.

      “Kommt alle her”, rief Honon. Die Unterhaltungen verstummten. “Ich möchte euch unseren Neuzugang vorstellen, Peter Stone. Ich glaube, wir sind ihm viel Dankbarkeit schuldig, denn er war es, der unsere Leute dazu antrieb was zu tun. Ohne ihn gäbe es kein Kloster und keine Pläne für das Raumschiff. Bitte vergesst nicht ihm zu zeigen, wie dankbar wir ihm sind.”

      Peter war über diese Vorstellung überrascht und noch überraschter als die Leute genauso taten wie Honon ihnen auftrug. Zuerst waren sie etwas zurückhaltend und unsicher, aber sie kamen dann in kleinen Gruppen, um ihn zu begrüßen und ihn in der Karawane willkommen zu heißen. Männer und Frauen kamen, um ihm die Hand zu schütteln und Kinder lächelten ihn strahlend an.

      “Tut mir Leid, ich kann nicht hier bleiben und dich allen anderen vorstellen,” sagte Honon. “Ich muss noch schnell mein Frühstück einnehmen und dann zusehen, dass ich uns einen Schuhmacher hole.”

      “Einen Schuhmacher?”

      “Ja, das Kloster hat einen guten Mann empfohlen. Er lebt in Central L.A.” Er sah die Überraschung in Peters Gesicht und erklärte es ihm. “Schau, wenn du eine Kolonie besetzen willst, dann versuchst du die hellsten Köpfen aufzutreiben, die es gibt. Aber ich sage es dir jetzt schon, dass das so nicht klappen würde. Ein paar Eierköpfe— sogar sehr viele Eierköpfe— werden benötigt, klar, aber man kann keine Welt aufbauen nur mit Ärzten und Atomphysikern. Wenn die Rohre zum ersten mal streiken, dann hätten sie ein Riesenproblem. Ich muss auch Leute rekrutieren, die bei einem Pioniereinsatz nützlich sind. Leute die bereits wissen, wie man das produziert, was wir benötigen werden. Da wo du hingehen wirst, gibt es keine Fabriken, die Kleidung in Massen anfertigen. Du brauchst gute Handwerker, die gute Schuhe von Grund auf anfertigen können. Auf dieser Reise befindet sich ein Sammelsurium an Leuten, das ist richtig; aber wir versuchen die Menschheit zu retten und die Menschheit an sich ist ein Sammelsurium. Denk mal darüber nach.”

      Honon stieg in den Wohnwagen und kam einen Moment später mit einer Feldflasche, zwei großen Stücken Weizenkuchen und ein paar getrockneten Früchten wieder raus. “Wir sehen uns etwas später”, sagte er zu Peter. “Lerne in der Zwischenzeit die anderen kennen. Ich glaube du wirst feststellen, dass sie eine ziemlich gute Truppe sind.” Er ging zum ersten gepanzerten Fahrzeug, nahm ein Motorrad aus dem Laderaum und fuhr Richtung Stadt.

      Während Peter zusammen mit den anderen in der Frühstücksschlange stand, kamen andere Mitglieder der Karawane und stellten sich ihm vor. Er traft Dominic und Gina Gianelli aus Oakland, ein Pärchen Mitte dreißig. Dom, wie der Mann es bevorzugte genannt zu werden, war Tischler und “ein American Football Fan. Aber es sieht nicht so aus, als ob es noch allzu viele Spiele in der nächsten Zeit geben wird.” Peter konnte dem nur zustimmen. Die Gianellis hatten fünf Kinder, alle zwischen zwei und zehn Jahre alt; obwohl er ihnen alle vorgestellt wurde, hatte er Probleme sie sich zu merken,außer Mary, dem achtjährigen Mädchen, dass ihm und Honon letzte Nacht Essen gebracht hatte.

      Er lernte Bill und Patty Lavochek aus San Luis Obispo kennen. Die Lavocheks, beide Mitte zwanzig, waren seit vier Monaten verheiratet und betrachteten das Ganze als ein aufregendes Abenteuer— und als eine gute Möglichkeit ein neues Leben anzufangen. Bill, ein Mechaniker, war sich sicher, dass seine Fähigkeiten in dem Kloster und der neuen Welt gefragt sein würden.

      Peter lernte auch Harvey und Willa Parks kennen. Harv, Besitzer einer Klempnerei aus San Francisco, war ein kleiner, abgebrühter Mann Ende dreißig. Er war schroff im Umgang, hatte aber ein freundliches Gemüt. Willa war zehn Jahre jünger als Harv. Sie war eine leise, schüchterne Frau, die alles effizient und ohne sich zu beschweren tat was ihr aufgetragen wurde. Sie hatten zwei Kinder, eine siebenjährige Tochter und einen vierjährigen Sohn.

      Kurz bevor Peter an der Reihe war, kam die Ärztin, Sarah Finkelstein, um sich nach seinem Arm zu erkundigen. Er sagte ihr, dass er etwas steif sei, aber funktionsfähig. Sie sagte ihm dann auch, dass er ihr Bescheid geben soll, sollten sich weitere Probleme ergeben.

      Am Ende der Schlange stand ein japanisches Pärchen, dass die Essensausgabe machte, Charlie und Helen Itsobu, beide Anfang dreißig. Charlie war mit allem rund um das Kochen beauftragt, weil er professioneller Koch war — um genau zu sein, war er Chefkoch in einem japanischen Restaurant, welches mal zu Peters Favoriten gehörte. Peter erkannte wie talentiert Charlie eigentlich sein muss— ein Mann so jung wie er steigt in kulinarischen Kreisen eigentlich nicht so schnell so hoch auf — und lobte ihn. Charlie lächelte und entschuldigte sich dafür, dass das Essen nicht so elegant war, wie das was Peter gewöhnt sei. Er steckte Peter ein zusätzliches Stück Weizenkuchen zu und zwinkerte ihn an.

      Als Peter sich vom Wohnwagen entfernte, winkten ihm die Gianellis zu und deuteten ihm sich zu ihnen zu setzen und gemeinsam mit ihnen das Essen einzunehmen. Peter machte das mit Freude; es war viel zu lange her, seit er sich in solcher Gesellschaft befand und er berauschte sich an der Kameradschaft. Als Peter sich hinsetzte schlug Kudjo ihm auf den Rücken, sie tauschten Höflichkeiten aus, und dann nahm Kudjo ein zweites Motorrad aus dem Laderaum des ersten gepanzerten Fahrzeuges und fuhr davon. “Wo fährt er hin?” fragte Peter.

      “Oh, er ist unser Aufklärer,” erklärte ihm Dom Gianelli. “Er fährt voraus, schaut sich die Dinge an und geht sicher, dass der Weg sicher ist. Das hat er auch gestern getan, als ihr euch über den Weg gelaufen seid.”

      Peter nickte. “Das ergibt Sinn”

      “Er ist ein guter Mann, dieser Kudjo. Er wäre ein wirklich guter Footballspieler gewesen,darauf wette ich. So wie er aussieht, ein natürlicher Wide Receiver.”

      “Habt ihr was dagegen, wenn ich mich zu euch setze?” fragte eine weibliche Stimme von hinten. “Ich kann mir diese außerordentliche Chance einen passenden Junggesellen kennenzulernen nicht entgehen lassen.”

      “Nur zu,” antwortete Gina Gianelli lächelnd.

      Das Mädchen, das sich neben Peter hinsetzte, war klein und etwas untersetzt und hatte strähnige braune Haare und große Puppenaugen. Ihr markantestes Merkmal aber war ihre Nase, welche ihr ganzes Gesicht dominierte und drohte fast das ganze Gesicht einzunehmen. “Ich bin Marcia Konigsburg, 24 und unverheiratet. Nicht dass ich dich für eine Hochzeit absondere, aber ich glaube es ist gut, solche Sachen gleich bekannt zu machen. Ich entwerfe Kleidung für Boutiquen und auch ein paar


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