Der Eid Der Brüder . Морган Райс

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Der Eid Der Brüder  - Морган Райс


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angestrengtes Rudern oder Segeln änderte etwas daran. Thor blickte zurück über seine Schulter, und betrachtete die massiven schwarzen Klippen des Landes der Toten, von denen sie sich immer weiter entfernten, und fühlte sich erleichtert. Es war an der Zeit, nach vorn zu blicken, Guwayne zu finden, und ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen.

      Thor blickte hinter sich und bemerkte, dass Selese neben Reece im Boot saß und seine Hand hielt. Der Anblick war befremdlich. Thor war hoch erfreut, sie zurück im Land der Lebenden zu haben und froh, seinen besten Freund so glücklich zu sehen. Doch er musste zugeben, dass es ein unheimliches Gefühl war, sie zu sehen. Da saß Selese, die tot gewesen war, und nun wieder am Leben war. Er fühlte sich, als hätten sie irgendwie die natürliche Ordnung verändert. Als er sie genauer ansah, bemerkte er, dass sie durchscheinend, ätherisch war, und auch wenn sie wirklich in Fleisch und Blut hier war, konnte er sich nicht dazu bringen, sie als etwas anderes als eine Tote zu betrachten. Er fragte sich, ob sie wirklich für immer zurückgekehrt war, oder wie lange sie bei Reece bleiben würde, bis sie zurückkehrte.

      Doch Reece sah es offensichtlich anders. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt und seit langem nicht mehr so glücklich gewesen. Thor konnte ihn verstehen: Wer würde nicht zu gerne die Dinge, die schief gelaufen waren, richtigstellen, Fehler der Vergangenheit wieder gutmachen und jemanden wiedersehen, von dem man gedacht hatte, dass man ihn nie wiedersehen würde? Reece hielt ihre Hand fest, blickte in ihre Augen und sie streichelte sein Gesicht, während er sie küsste.

      Thor bemerkte, dass die anderen verloren aussahen, als ob sie in den Tiefen der Hölle gewesen waren, an einem Ort, den sie nur schwer wieder vergessen konnten. Wie unsichtbare Spinnweben lastete es schwer auf ihnen, und auch Thor spürte es, und musste immer wieder die Erinnerungen abschütteln. Sie waren umgeben von einer Aura des Schwermuts und betrauerten alle den Verlust von Conven. Besonders Thor zermarterte sich das Gehirn, ob er nicht irgendetwas hätte tun können, um ihn von seiner Entscheidung abzubringen. Thor blickte hinaus aufs Meer ließ den Blick über das endlose Meer und den grauen Horizont schweifen und fragte sich, wie Conven nur diese Entscheidung hatte treffen können. Er verstand seine tiefe Trauer um seinen Bruder doch Thor hätte nie denselben Schritt getan. Thor trauerte um Conven, der immer bei ihm gewesen war, seit seinen ersten Tagen in der Legion. Thor erinnerte sich daran, wie er ihn im Gefängnis besucht hat, ihn mit einer zweiten Chance zurück ins Leben geholt hatte, all seine Versuche, ihn aufzumuntern und ihn ins hier und jetzt zurückzuholen.

      Doch Thor erkannte, dass es ihm, egal was er getan hatte, nie ganz gelungen war, Conven zurückzubringen. Ein Teil von Conven war immer bei seinem Bruder. Thor erinnerte sich an den Blick auf Convens Gesicht als er zurückgeblieben war. Es war kein Ausdruck des Bedauerns, es war echte Freude. Thor spürte, dass er glücklich war. Und er wusste, dass er es nicht zu sehr bedauern sollte. Conven hatte seine Entscheidung getroffen, und das war mehr, als die meisten Menschen auf dieser Welt je bekamen. Und schließlich wusste Thor, dass sie sich wiedersehen würden. Vielleicht würde Conven derjenige sein, der ihn begrüßte, wenn er starb. Der Tod stand ihnen allen bevor. Vielleicht nicht heute oder morgen. Doch eines Tages.

      Thor versuchte, die düsteren Gedanken abzuschütteln; er blickte aufs Meer hinaus und zwang sich, sich auf das Meer zu konzentrieren. Er blickte in alle Richtungen und suchte nach einem Zeichen von Guwayne. Er wusste, dass er hier, auf dem offenen Meer, wahrscheinlich vergeblich suchte, doch Thor fühlte sich angespornt, voll von neuem Optimismus. Er wusste jetzt zumindest, dass Guwayne am Leben war, und das war alles was er gebraucht hatte. Nichts würde ihn davon abhalten, ihn zu finden.

      „Was denkst du, wo die Strömung uns hinträgt?“, fragte O’Connor, während er die Finger in die Wellen hielt.

      Auch Thor bückte sich und hielt eine Hand ins warme Wasser; die Strömung war so schnell, als ob das Meer sie nicht schnell genug ans Ziel bringen konnte.

      „So lange es weit weg von hier ist, ist mir alles recht“, sagte Elden und blickte dabei über seine Schulter zurück zu den Klippen.

      Thor hörte ein Kreischen hoch oben, und war hoch erfreut, seine alte Freundin Estopheles zu sehen, die hoch oben über ihm kreiste. Sie tauchte in weiten Kreisen herab, dann erhob sie sich wieder in die Lüfte. Thor hatte das Gefühl, dass sie sie führte, und sie dazu ermuntern wollte, ihr zu folgen.

      „Estopheles, liebe Freundin“, flüsterte Thor gen Himmel. „Sei unsere Augen. Führe uns zu Guwayne.“

      Als ob sie ihm antwortete, schrie Estopheles wieder und spreizte ihre Flügel. Sie drehte ab und flog dem Horizont entgegen, in dieselbe Richtung in die die Strömung sie trug, und Thor war sich sicher, dass sie dem Ziel näher kamen.

      Als Thor ein leises Klirren neben sich hörte, blickte er hinab und sah das Schwert des Todes an seinem Gürtel hängen. Es erschreckte ihn, es dort zu sehen. Es ließ ihre Reise ins Land der Toten realer denn je erscheinen. Thor legte die Hand auf den Elfenbein-Griff in den Schädel und Knochen eingeschnitzt waren, und als er seinen Griff fester darum schloss, spürte er seine Energie. In die Klinge waren kleine schwarze Diamanten eingelegt, und als er sie hochhielt um sie genauer zu betrachten, glitzerten sie im Licht.

      Als er das Schwert hielt, fühlte es sich richtig an, als hätte es schon immer ihm gehört. Er hatte dieses Gefühl zuletzt gehabt, als er das Schwert des Schicksals in seinen Händen gehalten hatte. Diese Waffe bedeutete ihm mehr, als er auszudrücken vermochte; schließlich war es ihm gelungen dieser Welt zu entkommen und mit ihm diese Waffe, und er hatte das Gefühl, dass sie beide die Überlebenden eines furchtbaren Krieges waren. Sie hatten ihn gemeinsam durchgestanden. Das Land der Toten zu betreten und es wieder zu verlassen, hatte sich angefühlt, als wären sie durch ein gigantisches Spinnennetz gegangen, und hätten es dabei zerrissen. Sie waren frei, doch er hatte das Gefühl, dass das Netz noch an ihm klebte. Zumindest hatte er dort die Waffe bekommen.

      Thor dachte darüber nach, wie sie das Land der Toten verlassen hatten, über den Preis, den sie bezahlt hatten indem sie unbeabsichtigt die Dämonen auf die Welt losgelassen hatten. Er hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, spürte, dass er eine finstere Macht auf die Welt losgelassen hatte, eine die man nicht so leicht wieder einfangen konnte. Er hatte das Gefühl, dass er etwas freigelassen hatte, das eines Tages wie ein Bumerang zum ihm zurückkommen würde. Vielleicht sogar früher als er dachte. Bereit hielt Thor den Griff fest in der Hand. Was auch immer es war, er würde sich ihm furchtlos im Kampf stellen und töten, was auch immer sich ihm in den Weg stellte.

      Doch was er wirklich fürchtete, waren die Dinge, die er nicht sehen konnte, das unsichtbare Chaos, das die Dämonen womöglich anrichten würden. Was er am meisten fürchtete, waren die Geister, die im Stillen kämpften.

      Thor hörte schritte, spürte, wie das kleine Boot schaukelte, drehte sich um und sah Matus, der zu ihm kam. Matus stand traurig neben ihm und blickte zum Horizont hinaus. Es war ein trüber, düsterer Tag, und als sie aufs Meer hinausblickten, war es schwer zu sagen, ob es Morgen oder Nachmittag war, der Himmel in einheitlich düsterem Grau als ob die ganze Welt trauerte.

      Thor dachte daran, wie schnell Matus ihm ans Herz gewachsen und ein enger Freund geworden war. Besonders jetzt, wo Reece auf Selese fixiert war, spürte Thor dass er einen Freund zumindest den teilweisen verloren und einen neuen gewonnen hatte. Thor erinnerte sich daran, wie Matus ihn mehr als einmal dort unten gerettet hatte, und fühlte eine tiefe Verbundenheit mit ihm, als wäre er schon immer einer seiner Brüder gewesen.

      „Dieses Boot“, sagte Matus leise, „war nicht für das offene Meer gemacht. Ein guter Sturm und wir sind alle tot. Es ist nicht mehr als ein Beiboot von Gwendolyns Schiff, nicht dafür gebaut, über das Meer zu segeln. Wir müssen ein größeres Boot finden.“

      „Und Land“, mischte sich O’Connor ein, der ebenfalls neben Thor getreten war. „und Vorräte.“

      „Und eine Karte“, fügte Elden hinzu.

      „Was ist eigentlich unser Ziel?“, fragte Indra. „Wo gehen wir hin? Hast du irgendeine Idee, wo dein Sohn sein könnte?“

      Thor betrachtete den Horizont wie schon zehntausend Mal zuvor, und dachte über die Anmerkungen nach. Er wusste, dass sie Recht hatten, und hatte dasselbe gedacht. Vor ihnen lag das weite Meer, und sie waren auf einem kleinen Boot ohne Vorräte. Sie waren am Leben, und er war dankbar dafür,


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