Die Zauberfabrik . Морган Райс

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Die Zauberfabrik  - Морган Райс


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Belfry nickte. „Gar keine schlechte Idee. Aber das hier ist nur ein Modell. Der echte Pfahl ist drei Meter lang.“

      „Dann bauen Sie ein Katapult!“, rief jemand anderes.

      „Oder einen Düsentrieb“, rief eine weitere Stimme.

      Die Kinder lachten, aber Mrs. Belfry brachte schnell wieder Ruhe in die Klasse.

      Oliver rutschte auf seinem Stuhl herum. Er wusste genau, wie man das Stäbchen zum Fliegen brachte. Man musste nur schlichte physikalische Gesetze anwenden.

      „Genau dieses Problem mussten die Brüder Wright lösen, als sie das erste Flugzeug der Welt bauen wollten. Sie mussten den Flug der Vögel nachahmen. Sie mussten aus dem hier“ – sie hob das Stäbchen in die Luft – „Flügel machen, mit denen man fliegen kann. Weiß irgendjemand, wie das funktioniert?“

      Ihr Blick wanderte zu Oliver. Er schluckte. Einerseits wollte er wirklich nicht vor der ganzen Gruppe reden, andererseits wollte er Mrs. Belfry beweisen, wie schlau er war.

      „Man muss Auftrieb erzeugen“, sagte er leise.

      „Was hast du gesagt?“ Mrs. Belfry forderte ihn auf, es noch einmal laut für alle zu wiederholen, obwohl sie ihn ganz sicher verstanden hatte.

      Zögerlich wiederholte er seine Antwort. Sowie er es gesagt hatte, lief er rot an. Er spürte förmlich in seinem Rücken, wie dreißig Augenpaare ihn anstarrten.

      „Was genau ist Auftrieb?“, fragte Mrs. Belfry weiter.

      Oliver befeuchtete seine trockenen Lippen und schluckte seine Beklommenheit herunter. „Auftrieb nennt man die Kraft, die der Schwerkraft entgegenwirkt. Schwerkraft zieht alle Objekte zum Erdmittelpunkt und Auftrieb wirkt entgegengesetzt.“

      Von irgendwo hinter sich hörte er Pauls leise Stimme, wie er ihn nachäffte. „Auftrieb wirkt entgegengesetzt.“

      Als sich Gekicher breitmachte, verspannten sich Olivers Nackenmuskeln.

      Mrs. Belfry hatte offensichtlich nichts mitbekommen.

      „Aha“, sagte sie, als wäre die Information neu für sie. „Das klingt kompliziert. Wie kann man denn der Schwerkraft entgegenwirken? Ist das überhaupt möglich?“

      Oliver rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum. Er wollte nichts mehr sagen, das ihnen noch mehr Angriffsfläche bot, aber außer ihm wusste scheinbar keiner die Antwort. Mrs. Belfry sah ihn aufmunternd an.

      „Das ist überhaupt nicht kompliziert“, sagte Oliver schließlich, „um Auftrieb zu erzeugen, muss man regulieren, wie schnell die Luft um ein Objekt strömt. Das erreicht man, indem man die Form des Objekts ändert. Für Ihr Stäbchen bedeutet das, dass Sie einen Kamm oder eine Kante auf die Oberseite kleben müssen. Wenn es sich vorwärts bewegt, strömt die Luft oben und unten in unterschiedlich geformten Linien. Oben ist die Linie gebogen, unten glatt, also nicht unterbrochen.“

      Oliver beendete seine Erklärung und presste die Lippen aufeinander. Er hatte nicht nur die Frage beantwortet, sondern das ganze Phänomen erklärt. Das würde den anderen jede Menge Zündstoff bieten.

      „Könntest du das für uns aufzeichnen?“, fragte Mrs. Belfry.

      Sie hielt Oliver eine Kreide hin. Er sah sie mit großen Augen an. Erwartete sie wirklich, dass er vor allen an die Tafel ging, wie eine wandelnde Zielscheibe?

      „Lieber nicht“, murmelte er.

      Mrs. Belfry sah ihn verständnisvoll an. Wahrscheinlich hatte sie begriffen, dass er sich dabei nicht wohlfühlte, mehr noch, dass es für ihn fast unmöglich war.

      „Vielleicht kann jemand anderes an die Tafel malen, was Oliver gerade erklärt hat“, forderte sie die Klasse auf.

      Samantha, ein vorlautes Mädchen, das immer um Aufmerksamkeit heischte, sprang auf und kam nach vorne. Mit Mrs. Belfrys Hilfe malte sie, was Oliver beschrieben hatte.

      Aber sobald sich Mrs. Belfry umdrehte, spürte Oliver etwas gegen seinen Hinterkopf fliegen. Er sah nach unten, wo ein zusammengeknüllter Zettel lag. Er versuchte, ihn zu ignorieren.

      „Hey“, zischte Paul, „Nachricht für dich!“

      Oliver seufzte, hob den Zettel auf und strich ihn glatt. Mit krakeliger Schrift stand darauf geschrieben Rate mal, was noch fliegen kann.

      Schon spürte Oliver eine weitere Papierkugel an seinem Kopf. Und noch eine. Und noch eine.

      „HEY!“, rief Oliver und sprang auf.

      Mrs. Belfry drehte sich um. „Was ist hier los?“, fragte sie streng.

      „Wir finden gerade heraus, welche Dinge noch fliegen können“, flötete Paul unschuldig. „Ich habe Oliver aus Versehen getroffen.“

      Mrs. Belfry sah skeptisch aus. „Oliver?“, fragte sie und sah ihn eindringlich an.

      Oliver setzte sich wieder und ließ den Kopf hängen. „So war es wohl“, sagte er leise.

      Samantha beendete ihre Zeichnung und Mrs. Belfry wandte sich wieder der Klasse zu. Sie zeigte auf die Tafel, wo jetzt ein Diagramm von einem Flügel zu sehen war, der nicht gerade, sondern gebogen war, wie ein Tropfen, der auf der Seite lag. Zwei Strichlinien zeigten die Luft an, die einmal gerade unter dem Flügel entlanglief und einmal gebogen an der Oberseite.

      „Etwa so?“, fragte Mrs. Belfry. „Ich verstehe immer noch nicht, wie das Auftrieb erzeugt.“

      Oliver war klar, dass Mrs. Belfry sehr genau Bescheid wusste. Er hätte gern geantwortet, aber da er bereits mit Papierkügelchen bombardiert worden war, zögerte er.

      Auf einmal wurde ihm etwas klar. Egal was er tat oder sagte, es würde Paul und die anderen nicht davon abhalten, sich über ihn lustig zu machen. Entweder würde er sich zurückhalten und ohne jeden Grund fertig gemacht werden, oder er beteiligte sich am Unterricht und würde für seine Intelligenz bestraft werden. Die Wahl war nicht schwer.

      „Auch wenn die Luft zwei verschiedenen Bahnen folgt – wie hier – dann wirkt die Schwerkraft nach wie vor nach unten“, begann er. „Aber wenn man Isaac Newtons drittes Bewegungsgesetz heranzieht – nämlich dass jede Kraft eine gleichwertige Gegenkraft erzeugt – dann wird klar, dass als Gegengewicht zu dieser nach unten wirkenden Kraft der Luftzug unter dem Flügel Auftrieb erzeugt.“ Er kreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.

      Mrs. Belfry sah ihn triumphierend an. „Das ist absolut richtig, Oliver.“

      Sie drehte sich wieder um und setzte ein paar Pfeile in die Zeichnung ein. Oliver spürte eine Papierkugel an seinem Kopf, aber diesmal reagierte er gar nicht. Es war ihm egal, was seine Klassenkameraden über ihn dachten. Wahrscheinlich waren sie nur neidisch, dass er coole Sachen wusste, wie Isaac Newtons Grundgesetze der Bewegung, während sie nur zerknülltes Papier durch die Luft schießen konnten.

      Er schlang die Arme fester um sich und ignorierte, was ihn alles traf. Stattdessen konzentrierte er sich auf Mrs. Belfrys Zeichnung. Neben einen nach unten zeigenden Pfeil schrieb sie abwärts gerichtete Kraft, neben einen nach oben gerichteten Pfeil schrieb sie aufwärts gerichtete Kraft.

      „Was ist mit Heißluftballons?“, rief jemand von hinten. „Die funktionieren nicht so, fliegen aber trotzdem!“

      Oliver drehte sich nach der Stimme um. Sie gehörte einem mürrisch aussehenden Jungen mit dunklen Augenbrauen und einem tiefen Grübchen im breiten Kinn. Er hatte zusammen mit Paul die Papierkügelchen geworfen.

      „Da geht es um ein ganz anderes physikalisches Gesetz“, erwiderte Oliver, „Der Ballon fliegt, weil heiße Luft aufsteigt. Die Montgolfier-Brüder, die den Heißluftballon erfunden haben, haben festgestellt, dass die heiße Luft den Ballon zum Steigen bringt, wenn sie im Inneren gesammelt wird und die Außenluft kälter ist.“

      Jetzt


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