Italienische Nächte . Sophie Love

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Italienische Nächte  - Sophie Love


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an. „Wie denn dann? Er hat dich dazu gebracht, an die große Liebe zu glauben und serviert dich eiskalt ab, eine Woche bevor ihr euch endlich wiederseht.“

      „Nun, wenn man es so formuliert“, gab Keira zu. „Aber glaube mir, so war das nicht. Sein Vater ist krank geworden. Das hat ihn dazu gebracht, alles noch einmal zu überdenken, schätze ich.“ Sie würde gleich wieder anfangen zu heulen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.

      „Aber können wir das bitte sein lassen? Ich möchte nicht gezwungen sein, den Typen zu verteidigen, der mich gerade hat sitzen lassen.“

      Nina hielt inne und dachte offenbar darüber nach. „Vielleicht ist es sogar besser so“, sagte sie. „Elliot wird dich wahrscheinlich für den nächsten Auftrag wieder nach Übersee schicken. Vielleicht lernst du wieder jemanden kennen. Einen Netteren.“

      „Das ist gerade das letzte, was ich möchte“, meinte Keira niedergeschlagen und stützte ihr Kinn auf der Hand ab. „Ich weiß nicht, wieviel mein Herz von so etwas noch verkraften kann. Direkt von Zach zu Shane zu wer weiß wem, der mich wie ein Stück Dreck behandelt? Ich denke nicht. Ich hatte schon recht damit, mich auf meine Karriere zu konzentrieren. Der Job redet mir wenigstens nicht ein, dass er mich geheiratet hätte, wenn die Dinge nur anders gelaufen wären.“

      Nina verzog das Gesicht. „Das hat Shane gesagt?“

      Keira nickte und fühlte sich noch elender und aussätziger als vorher.

      Nina drückte ihr noch einmal die Schulter. „Du bist jung. Viel zu jung, um sesshaft zu werden. Da draußen ist eine ganze Welt, von der du bisher nur einen Bruchteil gesehen hast.“

      „Danke“, sagte Bryn. „Das habe ich ihr auch schon gesagt. Sie ist doch noch in den Zwanzigern, um Himmels willen. Warte mal ab, wenn du erst dreißig wirst.“

      Nina hob eine Augenbraue. „Oder vierzig“, sagte sie vernichtend. „Und mehr. Ich habe es nicht eilig, mich zur Ruhe zu setzen. Egal, was die Medien mir immer wieder über meine biologische Uhr einreden wollen.“

      „Die Medien?“, fuhr Keira auf. „Du meinst etwa Leute wie uns? Wir sind schließlich Journalisten. Es ist unser Job den Leuten einzureden, dass sie etwas haben möchten. Wie die Liebe zum Beispiel“, fügte sie bitter hinzu.

      Nina lachte und Keira fühlte sich etwas besser. Sie blickte aus dem Fenster auf den New Yorker Verkehr, voller Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Weg nach Hause von einer durchtanzten Nacht. Menschen in teuren Anzügen, andere mit verwaschenen Slogans auf dem T-Shirt. Sie sah eine bunte Mischung von Rassen und Nationalitäten und jede nur denkbare Haartracht. Sie eilten vorbei und kämpften gegen den kalten Wind an, den der Herbst mit sich brachte.

      Als sie die Szenerie beobachtete, wurde Keira bewusst, wie sehr sie ihre Stadt liebte. Sie hätte in Irland niemals dauerhaft glücklich sein können. Shane hatte in dem Punkt recht gehabt. Einfach fortzuziehen, wäre für sie nicht infrage gekommen. Sie war durch und durch New Yorkerin. Die hatte die Stadt praktisch in ihrem Blut.

      Sie wandte sich wieder Bryn und Nina zu.

      „Wie hat Elliot meine Abwesenheit heute denn aufgenommen?“, fragte sie Nina. Sie wollte endlich das Thema wechseln.

      Nina rührte in ihrem Kaffee. „Um ehrlich zu sein, wirkte er heute etwas abwesend. Als ich neulich mal spät abends noch gearbeitet habe, hörte ich, wie er sich mit jemandem am Telefon gestritten hat. Ich glaube, es könnte sein, dass jemand versucht, die Zeitschrift aufzukaufen.“

      Keira riss überrascht die Augen auf. „Das würde Elliot doch nie zulassen. Er liebt Viatorum. Manchmal sogar ein bisschen zu sehr.“

      Nina zuckte mit den Schultern und nippte an ihrem Kaffee. „Manchmal geht es nicht darum, wie sehr man etwas liebt. Wenn eine der großen Firmen ein Konkurrenzblatt auf den Markt bringt, uns als Vorlage benutzt, aber all ihre Verbindungen benutzt und viel Geld in die Hand nimmt, um uns zu verdrängen, dann hat er keine andere Wahl als zu verkaufen. Manchmal können unabhängige Magazine wie Viatorum nur dann fortbestehen, wenn ein Boss wie Elliot zu Kompromissen bereit ist.“

      „Aber das wäre doch eine Degradierung für ihn, oder nicht?“, fragte Keira. „Er würde vom Besitzer zum Manager absteigen.“

      Nina legte den Kopf schief. „So schlimm wäre das nun auch wieder nicht. Auf die Weise könnte er mehr Geld verdienen. Allerdings hätte er dann Vorgesetzte, denen er Rede und Antwort stehen müsste. Und er würde sicher seine kreative Freiheit ein Stück weit einbüßen.“ Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Das ist auf jeden Fall unvermeidbar.“

      Keira kaute auf ihrer Unterlippe und bedachte Ninas Warnung. Warum mussten sich die Dinge nur immer so schnell ändern? Heute Morgen war sie mit einem liebenden Partner und einem tollen Job aufgewacht. Jetzt saß sie verheult und deprimiert in einem Coffeeshop, zurück auf dem Fleischmarkt und musste sich Sorgen um ihr Beschäftigungsverhältnis machen.

      „Nun, das ist immerhin hilfreich, um nicht an Shane denken zu müssen“, sagte Keira trocken.

      „Ach du meine Güte, tut mir echt leid“, meinte Nina. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich bin sicher, für uns beide wird sich nichts ändern, auch nicht für die Kollegen. Nur für Elliot. Ich habe schon andere Verkäufe mitgemacht, zahllose, um ehrlich zu sein. Die meisten Angestellten merken in der Regel nicht viel davon.“

      Keira spitzte die Lippen. „Wir werden sehen“, meinte sie.

      Nina schaute ein wenig besorgt, fand Keira. Ihre Freundin blickte hilfesuchend zu Bryn, damit diese das Gespräch übernahm. Bryns Gesicht leuchtete plötzlich auf, als habe sie einen Geistesblitz.

      „Ich habe eine fabelhafte Idee“, sagte sie mit großen Augen.

      „Wieso habe ich das Gefühl, dass mir das nicht gefallen wird?“, meinte Keira und schaute sie aus schmalen Augen an.

      „Bei Gino steigt heute Abend diese Wahnsinnsparty. Du weißt schon, dieser super Italiener. Er hat das Motto Halloween ausgegeben. Also, streng genommen ist das Motto Allerseelen, ein italienischer Feiertag, von dem ich noch nie gehört habe. Aber es klingt total gruselig und bei Gino nimmt man das wohl sehr ernst. Es wird eine Mischung aus Maskenball und Grufti-Essen. Klingt total verrückt, aber irgendwie auch super cool.“

      Keiras Augen verengten sich noch mehr. Bryn faselte. „Und weiter?“, drängte sie ihre Schwester.

      „Es ist so“, antwortete Bryn. „Ich bin dahin eingeladen worden, von einem Typen, mit dem ich neulich mal verabredet war. Malcolm. Er wollte dahin, weil er meinte, es klinge nach Abwechslung. Ich habe zugesagt, weil ich der Ansicht bin, man muss alles mal ausprobieren. Jedenfalls hat er mir heute mitgeteilt, dass er diesen Freund hat, der Single ist. Und er wollte wissen, ob ich nicht jemanden kenne, der als Date für diesen Freund mitkommen würde. Ich hätte Tasha gefragt, aber wieso kommst du nicht stattdessen mit? Immerhin bist du ja nun wieder zu haben.“

      Keira brauchte keine Sekunde, um die passende Antwort für ihre Schwester zu haben. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Auf gar keinen Fall.“

      Nina beugte sich vor und klinkte sich wieder in das Gespräch ein. „Ich kenne da einen fantastischen Kostümshop“, meinte sie. „Da kriegst du ein echtes Ballkleid, Handschuhe, eine Maske und was weiß ich noch alles.“

      Keira warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Wieso gehst du nicht mit, wenn du die Idee so toll findest?“

      Nina schwieg. Bryn übernahm wieder.

      „Komm wenigstens wegen des tollen Essens mit“, meinte sie. „Eine freie Mahlzeit. Sehr schickes Essen. Tanzen. Nimm es als eine gemeinsame Unternehmung von uns beiden Schwestern, die zufällig zwei Typen im Schlepptau haben, die später die Rechnung übernehmen sollen. Du musst ihnen ja nicht einmal deinen richtigen Namen nennen, wenn du nicht willst. Oder die Maske abnehmen. Könnte eine anonyme Nacht werden. Du


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