Weihnachten Für Immer. Sophie Love

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Weihnachten Für Immer - Sophie Love


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ruhige, ländliche Spaziergänge mitnehmen. Oder vielleicht wäre sie wie ihr Vater, praktisch und fleißig und manchmal zur Gewalt neigend. Oder, wie Emily oft dachte, sie könnte nach der Tante kommen, nach der sie benannt wurde - süß, einfallsreich, wissbegierig, ruhig. Sie konnte es kaum erwarten, es herauszufinden.

      „Oma Patty“, sagte Chantelle dann und beendete Emilys Träumerei. „Wie war Mama, als sie in meinem Alter war?“

      Patricia war damit beschäftigt, ein großes Stück glitzerndes Lametta über die Äste zu streichen und es so durch sie zu weben, dass es nicht abfallen würde.

      „Mit acht Jahren? Lass mich nachdenken. Ihr Haar war damals sehr lockig, viel mehr als jetzt. Sie trug diese schönen karierten Kleider. Erinnerst du dich, Liebling?“

      Emilys Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit. Das karierte Kleid und die juckende Strumpfhose, mit der ihre Mutter sie immer angezogen hatte, waren eine Quelle zahlreicher Kämpfe. Emily hatte gehasst, dass sie darin nicht rennen oder auf Bäume klettern durfte, weil Patricia nicht wollte, dass sie ihre Kleider schmutzig machte.

      „Ich erinnere mich“, antwortete sie.

      Patricia fuhr fort. „Ihr Vater hat ihr damals auch Klavierunterricht gegeben. Sie war ziemlich gut darin, aber verlor dann das Interesse.“

      Emily wünschte jetzt, dass sie dabeigeblieben wäre. Dass sie weiterhin neben ihrem Vater auf diesem angeschlagenen Klavierstuhl gesessen und Lieder aus Musicals und alte Klassiker gelernt hätte. Das waren kostbare Zeiten gewesen und sie hatte nicht das Beste daraus gemacht. Sie hatte nicht gewusst, dass es ihr einmal so wichtig erscheinen würde.

      „Opa Roy?“, fragte Chantelle.

      „Ja“, sagte Patricia. Sie lächelte. „Er war sehr begabt am Klavier. Und er liebte es. Deshalb musste er eines in diesem Haus haben, obwohl wir nur ein paar Wochen im Jahr hier waren. Aber er zündete dann das Feuer an und spielte uns auf dem Klavier vor und Emily hatte sich in immer in eine Decke einwickelt und war eingeschlafen.“ Sie stieß einen melancholischen Seufzer aus. „Es gab immer wundervolle Momente zwischendurch, nicht wahr, mein Schatz?“

      Emily wusste, was sie meinte. Zwischen dem Schmerz, Charlotte verloren zu haben. Dass es nach ihrem Tod, als die Stille zwischen ihren Eltern wie eine unsichtbare Glaswand wuchs, einige Momente der Normalität, der Freude, gab. Manchmal, wenn die Stille mit Schönheit gefüllt und ihre Gedanken von Kummer befreit wurden.

      „Ich liebe Opa Roy“, sagte Chantelle zu Patricia. „War er ein sehr guter Ehemann?“

      Patricia sah Chantelle an. Und zu Emilys Schock und Überraschung streckte sie die Hand aus und streichelte den Kopf des Mädchens.

      „Das war er. Nicht immer. Aber niemand ist perfekt.“

      „Hast du ihn geliebt?“

      „Von ganzem Herzen.“

      „Und jetzt?“, fragte Chantelle.

      „Pst“, unterbrach Emily. „Das ist eine persönliche Frage.“

      „Es macht mir nichts aus“, sagte Patricia. Dann sah sie Chantelle direkt an und sprach mit unbeirrter Stimme. „Wir haben viele Jahre als Ehemann und Ehefrau verbracht, viele gute Jahre. Aber wir waren nicht glücklich und das Wichtigste im Leben ist, glücklich zu sein. Es war sehr schwer sich von ihm zu trennen, aber am Ende war es das Beste. Und ja, ich liebe ihn immer noch. Sobald du jemanden liebst, kannst du niemals wirklich damit aufhören.“

      Emily wandte sich ab und wischte die Träne, die sich in ihrem Augenwinkel gebildet hatte, weg. Während ihres ganzen Lebens hatte Patricia ihren Vater nur schlecht gemacht. Nie hatte sie von ihr gehört, dass sie Roy immer noch liebte.

      Ruhe trat ein und die Familie legte leise die letzten Dekorationen auf den Baum. Die melancholische Luft, die um sie herum schwebte, löste sich erst auf, als Daniel die Engelsstatue aus der Schachtel nahm.

      „Es ist Zeit“, sagte er und reichte sie Chantelle.

      Mit einem aufgeregten Lächeln auf ihrem Gesicht stieg Chantelle die Leiter hinauf, streckte ihren Arm so lange sie konnte und setzte den Engel auf den oberen Ast des Baumes.

      „Ta-da!“, jubelte sie.

      Daniel half ihr die Leiter hinunter und alle traten zurück, um ihre Arbeit zu bewundern. Emily war von Gefühlen überwältigt, als es ihr einfiel, dass dies der erste Baum war, den sie nach fast zwanzig Jahren mit ihrer Mutter geschmückt hatte. Patricia hatte sich kurz nach Charlottes Tod von dem Ritual zurückgezogen. Aber jetzt, mit einer neuen Familie um sie herum und einem neuen Kind, das in Emily wuchs, war sie zurückgekommen. Der Zeitpunkt fühlte sich für Emily ergreifend an, als hätte der Geist Charlottes dazu beigetragen.

      „Ich denke, das ist der schönste Baum, den ich je gesehen habe“, sagte sie und sah dankbar zu jedem ihrer Familienmitglieder.

      *

      Nachdem der Baum fertig war und die heißen Schokolade getrunken, war es Zeit für Patricia, sich zu verabschieden.

      „Ich wünschte, du würdest nicht gehen müssen“, sagte Chantelle und schlang ihre Arme um Patricias Taille.

      Emily beobachtete, wie ihre Mutter das Kind umarmte. Sie wirkte wesentlich weniger unbeholfener, als sie es normalerweise bei offensichtlichen Bekundungen von Zuneigung war.

      „Wir können telefonieren, wenn du willst“, sagte Patricia zu dem Kind.

      „Wirst du mit uns skypen?“, fragte Chantelle und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen.

      „Werde ich was?“, fragte Patricia und sah verwirrt aus.

      „Video-Telefonie, Mama“, erklärte Emily. „Chantelle liebt das.“

      „Wir skypen immer mit Opa Roy“, sagte Chantelle. „Können wir? Können wir? Können wir?“

      Patricia nickte. „Na sicher. Wenn es das ist, was du willst.“

      Sie sah echt gerührt aus, dachte Emily, dass Chantelle mit ihr in Kontakt bleiben wollte.

      „Und“, fügte Emily hinzu, „Bitte denke darüber nach, Weihnachten zu kommen. Wir würden dich gern hier haben.“

      „Ich will euch nicht in die Quere kommen“, sagte Patricia.

      Daniel meldete sich zu Wort. „Du wärst nicht im Weg“, sagte er. „Wir haben momentan keine Buchungen. Wenn du ein bisschen mehr Freiraum möchtest, könnten wir dich sogar im Kutscherhaus unterbringen.“

      „Okay“, sagte Patricia und sah aus, als wolle sie ihre Emotionen verbergen. „Ich werde es mir ganz bestimmt überlegen.“

      Ihr Taxi kam und fuhr die lange Einfahrt herauf, die Reifen knirschten auf dem Kies. Daniel nahm Patricias Koffer und trug ihn die Verandatreppe hinunter. Der Rest der Familie folgte. Selbst Mogsy und Rain kamen heraus, um sie zu verabschieden; sie wedelten gemeinsam mit den Schwänzen, während sie durch die Pfosten spähten.

      Daniel legte den Koffer in den Kofferraum und umarmte dann Patricia zum Abschied. Chantelle klammerte sich an sie.

      „Ich liebe dich, Oma Patty“, rief sie aus. „Bitte komm bald zurück.“

      „Das werde ich, Schätzchen“, sagte Patricia und streichelte ihr den Kopf. „Es wird nicht lange dauern.“

      Dann war Emily an der Reihe. Sie umarmte ihre Mutter und war erfüllt von Dankbarkeit und Wertschätzung. Es mochte Jahre gedauert haben bis zu diesem Punkt - und dem schrecklichen, ernüchternden Schock wegen Roys Krankheit - aber es schien, als würden sich die Dinge zwischen ihnen zum Besseren wenden.

      „Bitte bleib in Kontakt“, sagte Emily zu ihrer Mutter.

      „Das


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