Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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als ein­zi­ge Rea­li­tät zu, ver­bie­tet sich jede Art Schleich­weg zu Hin­ter­wel­ten und falschen Gött­lich­kei­ten – aber er­trägt die­se Welt nicht, die man schon nicht leug­nen will …

      – Was ist im Grun­de ge­sche­hen? Das Ge­fühl der Wert­h­lo­sig­keit wur­de er­zielt, als man be­griff, daß we­der mit dem Be­griff »Zweck«, noch mit dem Be­griff »Ein­heit«, noch mit dem Be­griff »Wahr­heit« der Ge­sammt­cha­rak­ter des Da­seins in­ter­pre­tirt wer­ben darf. Es wird Nichts da­mit er­zielt und er­reicht; es fehlt die über­grei­fen­de Ein­heit in der Viel­heit des Ge­sche­hens: der Cha­rak­ter des Da­seins ist nicht »wahr«, ist fal­sch …, man hat schlech­ter­dings kei­nen Grund mehr, eine wah­re Welt sich ein­zu­re­den … Kurz: die Ka­te­go­ri­en »Zweck«, »Ein­heit«, »Sein«, mit de­nen wir der Welt einen Werth ein­ge­legt ha­ben, wer­den wie­der von uns her­aus­ge­zo­gen – und nun sieht die Welt wert­h­los aus

      B.

      Ge­setzt, wir ha­ben er­kannt, in­wie­fern mit die­sen drei Ka­te­go­ri­en die Welt nicht mehr aus­ge­leg­t wer­den darf und daß nach die­ser Ein­sicht die Welt für uns wert­h­los zu wer­den an­fängt: so müs­sen wir fra­gen, wo­her un­ser Glau­be an die­se drei Ka­te­go­ri­en stammt, – ver­su­chen wir, ob es nicht mög­lich ist, ih­nen den Glau­ben zu kün­di­gen! Ha­ben wir die­se drei Ka­te­go­ri­en ent­wert­het, so ist der Nach­weis ih­rer Unan­wend­bar­keit auf das All kein Grund mehr, das All zu ent­wert­hen.

      – Re­sul­tat: Der Glau­be an die Ver­nunft-Ka­te­go­ri­en ist die Ur­sa­che des Ni­hi­lis­mus, – wir ha­ben den Werth der Welt an Ka­te­go­ri­en ge­mes­sen, wel­che sich auf eine rein fin­gir­te Welt be­zie­hen.

      – Schluß-Re­sul­tat: Alle Wert­he, mit de­nen wir bis jetzt die Welt zu­erst uns schätz­bar zu ma­chen ge­sucht ha­ben und end­lich eben­da­mit ent­wert­het ha­ben, als sie sich als un­an­leg­bar er­wie­sen – alle die­se Wert­he sind, psy­cho­lo­gisch nach­ge­rech­net, Re­sul­ta­te be­stimm­ter Per­spek­ti­ven der Nütz­lich­keit zur Auf­recht­er­hal­tung und Stei­ge­rung mensch­li­cher Herr­schafts-Ge­bil­de: und nur fälsch­lich pro­ji­cir­t in das We­sen der Din­ge. Es ist im­mer noch die hy­per­bo­li­sche Nai­ve­tät des Men­schen: sich selbst als Sinn und Wert­h­maaß der Din­ge an­zu­set­zen.

      *

      13.

      Der Ni­hi­lis­mus stellt einen pa­tho­lo­gi­schen Zwi­schen­zu­stan­d dar (– pa­tho­lo­gisch ist die un­ge­heu­re Ver­all­ge­mei­ne­rung, der Schluß auf gar kei­nen Sinn –): sei es, daß die pro­duk­ti­ven Kräf­te noch nicht stark ge­nug sind, – sei es, daß die dé­ca­dence noch zö­gert und ihre Hülfs­mit­tel noch nicht er­fun­den hat.

      Voraus­set­zung die­ser Hy­po­the­se: – Daß es k­ei­ne Wahr­heit giebt; daß es kei­ne ab­so­lu­te Be­schaf­fen­heit der Din­ge, kein »Ding an sich« giebt. – Dies ist selbst nur Ni­hi­lis­mus, und zwar der ex­trems­te. Er legt den Wert­h der Din­ge ge­ra­de da­hin­ein, daß die­sen Wert­hen k­ei­ne Rea­li­tät ent­spricht und ent­sprach, son­dern daß sie nur ein Sym­ptom von Kraft auf Sei­ten der Werth-An­set­zer sind, eine Sim­pli­fi­ka­ti­on zum Zweck des Le­bens.

      *

      14.

      Die Wert­he und de­ren Ver­än­de­rung ste­hen im Ver­hält­niß zu dem Macht-Wachst­hum des Wert­h­set­zen­den.

      Das Maaß von Un­glau­ben, von zu­ge­las­se­ner »Frei­heit des Geis­tes« als Aus­druck des Macht­wachst­hums.

      »Ni­hi­lis­mus« als Ide­al der höchs­ten Mäch­tig­keit des Geis­tes, des über­reichs­ten Le­bens, theils zer­stö­re­risch, theils iro­nisch.

      *

      15.

      Was ist ein Glau­be? Wie ent­steht er? Je­der Glau­be ist ein Für-wahr-hal­ten.

      Die ex­trems­te Form des Ni­hi­lis­mus wäre die Ein­sicht: daß je­der Glau­be, je­des Für-wahr-hal­ten nothwen­dig falsch ist: weil es eine wah­re Wel­t gar nicht giebt. Also: ein per­spek­ti­vi­scher Schein, des­sen Her­kunft in uns liegt (in­so­fern wir eine en­ge­re, ver­kürz­te, ver­ein­fach­te Welt fort­wäh­rend nö­thig ha­ben).

      – Daß es das Maaß der Kraft ist, wie sehr wir uns die Schein­bar­keit, die No­thwen­dig­keit der Lüge ein­ge­ste­hen kön­nen, ohne zu Grun­de zu gehn.

      In­so­fern könn­te Ni­hi­lis­mus, als Leug­nung ei­ner wahr­haf­ten Welt, ei­nes Seins, ei­ne gött­li­che Denk­wei­se sein.

      *

      16.

      Wenn wir »Ent­täusch­te« sind, so sind wir es nicht in Hin­sicht auf das Le­ben: son­dern, daß uns über die »Wünsch­bar­kei­ten« al­ler Art die Au­gen auf­ge­gan­gen sind. Wir se­hen mit ei­nem spöt­ti­schen In­grimm Dem zu, was »Ide­al« heißt: wir ver­ach­ten uns nur dar­um, nicht zu je­der Stun­de jene ab­sur­de Re­gung nie­der­hal­ten zu kön­nen, wel­che »Idea­lis­mus« heißt. Die Ver­wöh­nung ist stär­ker, als der In­grimm des Ent­täusch­ten.

      *

      17.

      In­wie­fern der Scho­pen­hau­er’­sche Ni­hi­lis­mus im­mer noch die Fol­ge des glei­chen Ideals ist, wel­ches den christ­li­chen The­is­mus ge­schaf­fen hat. – Der Grad von Si­cher­heit in Be­treff der höchs­ten Wünsch­bar­keit, der höchs­ten Wert­he, der höchs­ten Voll­kom­men­heit war so groß, daß die Phi­lo­so­phen da­von wie von ei­ner ab­so­lu­ten Ge­wiß­heit *a prio­ri aus­gien­gen:* »Gott« an der Spit­ze als ge­ge­be­ne Wahr­heit. »Gott gleich zu wer­den«, »in Gott auf­zu­gehn« – das wa­ren Jahr­tau­sen­de lang die naivs­ten und über­zeu­gends­ten Wünsch­bar­kei­ten (– aber eine Sa­che, die über­zeugt, ist des­halb noch nicht wahr: sie ist bloß über­zeu­gend. An­mer­kung für Esel).

      Man hat ver­lernt, je­ner An­set­zung von Idea­len auch die Per­so­nen-Rea­li­tät zu­zu­ge­ste­hen; man ward atheis­tisch. Aber hat man ei­gent­lich auf das Ide­al ver­zich­tet? – Die letz­ten Me­ta­phy­si­ker su­chen im Grun­de im­mer noch in ihm die wirk­li­che »Rea­li­tät«, das »Ding an sich«, im Ver­hält­niß zu dem al­les An­de­re nur schein­bar ist. Ihr Dog­ma ist, daß, weil uns­re Er­schei­nungs­welt so er­sicht­lich nicht der Aus­druck je­nes Ideals ist, sie eben nicht »wahr« ist – und im Grun­de nicht ein­mal auf jene me­ta­phy­si­sche Welt als Ur­sa­che zu­rück­führt. Das Un­be­ding­te, so­fern es jene höchs­te Voll­kom­men­heit ist, kann un­mög­lich den Grund für al­les Be­ding­te ab­ge­ben. Scho­pen­hau­er, der es an­ders woll­te, hat­te nö­thig, je­nen me­ta­phy­si­schen Grund sich als Ge­gen­satz zum Idea­le zu den­ken, als »bö­sen, blin­den Wil­len«: der­ge­stalt konn­te er dann »das Er­schei­nen­de« sein, das in der Welt der Er­schei­nung sich of­fen­bart. Aber selbst da­mit gab er nicht je­nes Ab­so­lu­tum von Ide­al auf, – er schlich sich durch …

      (Kant schi­en die Hy­po­the­se der »in­tel­li­giblen Frei­heit« nö­thig, um das ens per­fec­tum von der Verant­wort­lich­keit


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