Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe). Марк Твен

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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe) - Марк Твен


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      „Und mir kam‘s vor, als hättst du gesagt: ‚Na — ich glaub‘ gar, die Tür —‘“

      „Weiter, Tom!“

      „Laß mich ‘nen Augenblick nachdenken! Nur ‘nen Augenblick. — Richtig, ja, — du sagtest, du meintest, die Tür wär‘ offen.“

      „So wahr ich hier sitz‘ — ich sagte so! Sagt‘ ich‘s nicht, Mary? Weiter!“

      „Und dann — und dann — — ja, ich weiß nicht ganz gewiß, aber ‘s ist mir doch, als hättst du Sid hingehen lassen und — und — —“

      „Na, na? Wohin ließ ich ihn gehen? Was ließ ich ihn tun, Tom?“

      „Du ließest ihn — du, — ach, du ließest, ihn die Tür zumachen!“

      „Beim Himmel, ‘s ist so! So was hab‘ ich doch mein‘ Tag‘ noch nicht gehört! Sag‘ mir keiner mehr, Träume bedeuten nichts! Die überkluge Harper soll davon zu wissen bekommen, eh ich ‘ne Stunde älter bin. Möcht‘ doch sehen, wie sie mit ihrem Geschwätz von Aberglauben um das ‘rum kommt! Weiter, Tom!“

      „O, jetzt ist mir alles so klar wie der Tag! Dann sagtest du, ich wär‘ nicht schlecht, nur leichtsinnig und gedankenlos, und dächte nie an irgend was — wie — wie — glaub‘, ‘s war ‘n Füllen — oder so.“

      „Na, so war‘s, ja! Na — Gottes Wunder! Weiter, Tom!“

      „Und dann fingst du an zu weinen.“

      „Ja, ich tat‘s ich tat‘s! Und wahrhaftig nicht zum erstenmal. — Und dann —“

      „Dann begann Mrs. Harper zu weinen und sagte, Joe wär‘ grad‘ so einer, und sie wollte, sie hätt‘ ihn nicht gehaun deswegen, daß er den Rahm genommen haben sollte, den sie doch selbst weggeschüttet gehabt hätt‘ —“

      „Tom! Der Geist war über dir! Du hattst Sehergabe — ja, gewiß, das hattst du! Herrgott! Weiter, Tom!“

      „Dann sagte Sid — — er sagte —“

      „Glaub‘, ich sagte gar nichts,“ warf Sid schnell ein.

      „Doch, du tatst es Sid,“ entgegnete Mary.

      „Laßt das Zanken und laßt Tom sprechen. Was sagte er, Tom?“

      „Er sagte — ich denk‘, er sagte, er hoffe, ich wär besser dran, wo ich setzt sei, aber wenn ich manchmal besser gewesen wär‘ —“

      „Da — hört ihr‘s? ‘s waren seine eigenen Worte!“

      „Und du leuchtetest ihm ordentlich heim.“

      „Ich denke wohl, daß ich‘s tat! ‘s muß ein Engel hier gewesen sein! Ein Engel war hier, ‘s ist zweifellos!“

      „Und Mrs. Harper erzählte von Joe, wie er ihr durch ‘nen Schwärmer ‘nen Schrecken eingejagt hätte, und du erzähltest von Peter und dem ‚Schmerzenstöter‘ —“

      „So wahr ich leb‘!“

      „Und dann schwatztet ihr alle durcheinander, daß der Fluß nach uns durchsucht worden sei und daß am Sonntag unsere Leichenfeier sein sollt‘, und dann fielst du und die alte Mrs. Harper euch in die Arme und weintet, und dann ging sie fort.“

      „‘s war ganz genau so! ‘s war genau so, so gewiß, wie ich hier aus dem Stuhl sitz‘. Tom, hättst es nicht besser erzählen können, wenn du hier gewesen wärst! Und was dann? Weiter, Tom!“

      „Dann träumte ich, daß du für mich betetest — und ich konnt dich sehen und jedes Wort hören, das du sagtest. Und dann gingst du zu Bett, und ich war so traurig, daß ich auf ‘n Stück Sykomorenrinde schrieb: ‚Wir sind nicht tot — wir sind nur fort, um Piraten zu werden,‘ und legte das auf den Tisch neben den Leuchter. Und dann sahst du so lieb aus, wie du dalagst und schliefst, daß ich träumte, ich beugte mich über dich und küßte dich.“

      „Tatst du‘s, Tom? Tatst du‘s? Dafür vergeb‘ ich dir wahrhaftig alles!“

      Und sie schloß den Jungen mit solcher Inbrunst in ihre Arme, daß er sich wie der schwärzeste der Verräter erschien.

      „‘s war sehr nett — ‘s war aber doch nur ein — Traum,“ brummte Sid für sich halblaut, aber hörbar.

      „Halt den Mund, Sid! Jedermann tut im Traum ganz genau dasselbe, was er tun würde, wenn er wach wär‘! Hier, Tom, ist ein schöner Apfel, den ich für dich aufgehoben hab‘, wenn du mal wiedergefunden würdst — nun fort zur Schule! Ich dank dem lieben Gott und Vater für uns alle, daß ich dich wiederbekommen hab‘, er ist langmütig und barmherzig gegen die, so an ihn glauben und sein Wort halten; obwohl ich weiß, daß ich seine Güte nicht verdiene; aber wenn nur die Guten seinen Segen hätten und seine Hand, ihnen auf den rauhen Pfaden des Lebens beizustehen, würd‘ hier wenig Fröhlichkeit sein, und wenige würden, wenn die lange Nacht kommt, zu seiner Herrlichkeit eingehen dürfen. — Na, macht fort, Sid, Mary, Tom — macht fort, packt euch, habt mich lange genug aufgehalten.“

      Die Kinder gingen zur Schule und die alte Dame zu Mrs. Harper, um ihren Unglauben durch Toms wundervollen Traum zu vernichten. Sid hütete sich wohl, den Gedanken auszusprechen, der ihn beherrschte, als er das Haus verließ: „Ein bißchen durchsichtig — ‘s ist doch zu lang für ‘nen Traum, — und nicht ein Irrtum.“

      Welch ein Held war Tom geworden! Er sprang und tollte nicht mehr herum, sondern bewegte sich mit würdevollem Ernst, wie es sich für einen Piraten geziemt, der fühlt, daß er der Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit ist. Und er war es in der Tat; er suchte sich so zu stellen, als sehe er die Blicke nicht und höre nicht die Bemerkungen, wie er so dahinschlenderte, aber sie waren wahrer Balsam für ihn. Kleinere Jungen als er hefteten sich an seine Fersen, stolz, mit ihm gesehen zu werden und von ihm geduldet, als wäre er der Trommler an der Spitze einer Prozession gewesen oder der Elefant, der eine Menagerie in die Stadt führt. Gleichalterige Jungen wollten gar nicht wissen, daß er überhaupt fortgewesen sei, aber sie verzehrten sich nichtsdestoweniger vor Neid. Sie hätten alles dafür gegeben, seine dunkle, sonnenverbrannte Haut zu besitzen und seinen glänzenden Ruf; und Tom hätte beides nicht einmal für einen Zirkus fortgegeben.

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      In der Schule machten die Kinder so viel aus ihm und Joe, und zeigten ihnen so wortreiche Bewunderung, daß es gar nicht lange dauerte, bis die beiden Helden ganz unleidlich aufgeblasen wurden. Sie fingen an, ihre Abenteuer ihren hungrigen Zuhörern zu erzählen — aber sie fingen immer nur an; die Geschichten konnten auch kein Ende haben bei einer an ausschmückenden Abschweifungen so fruchtbaren Phantasie als die ihrige war. Und schließlich, als sie ihre Pfeifen herauszogen und nachlässig anfingen, zu rauchen, war der höchste Gipfel des Ruhmes erreicht.

      Tom nahm sich vor, in Zukunft sich nicht mehr um Becky Thatcher zu kümmern. Ruhm war ihm genug. Er wollte nur für den Ruhm leben. Nun er eine hervorragende Persönlichkeit war, würde sie wohl versuchen, wieder „anzubinden“. Na, mochte sie — sie sollte sehen, daß er ebenso unempfänglich sein konnte wie andere Leute. Grade kam sie daher. Tom stellte sich, als sehe er sie nicht. Er ging fort und gesellte sich zu einer anderen Gruppe Buben und Mädchen und begann zu erzählen. Bald merkte er, daß sie aufgeregt, mit glühenden Backen und glänzenden Augen, umhertrippelte und sich stellte, als denke sie an gar nicht anderes, als sich mit anderen Schulmädchen herumzuschubsen und ein lautes Gelächter auszustoßen, wenn sie eine erwischt hatte; aber er merkte auch, daß sie ihre Gefangenen immer in seiner Nähe machte, und daß sie dann stets verstohlen zu ihm hinüberschielte. Das schmeichelte der lasterhaften Eitelkeit in ihm, und statt daß es ihn getrieben hätte, wieder einzulenken, machte es ihn nur noch arroganter und ließ ihn noch geflissentlicher eine Miene aufsetzen, als wisse er gar nichts von ihrer Anwesenheit. Plötzlich gab sie ihr Umhertollen


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