Butler Parker 150 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 150 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Mike Rander prüfend an.

      »Mylady hat bereits im Umfeld von Film und Bühne gearbeitet«, erklärte der Anwalt, »die jeweiligen Täter hatten nie eine Chance.«

      »Ich stelle mein Licht grundsätzlich unter den Scheffel«, behauptete die ältere Dame in einem Anfall von Bescheidenheit, »aber ich war und bin eben sehr erfolgreich. Man muß ein Gespür für den Täter haben, mein lieber Stalton, und solch ein Gespür habe ich nun mal.«

      »Hoffentlich schaffen Sie es rechtzeitig«, wiederholte Stalton, »falls nicht, kann die Produktion einpacken. Ich glaube kaum, daß eine Bank einspringen wird, um diesen Verlust abzudecken.«

      »Verlassen Sie sich auf mich«, beruhigte die ältere Dame den Direktor, »und sagen Sie diesem Mann, daß er seine Maschinenpistole gefälligst nicht auf mich richten soll.«

      Sie deutete mit der linken Hand auf einen deutschen Offizier, hinter dem je ein englischer und amerikanischer Sergeant standen, die ebenfalls mit Maschinenwaffen ausgerüstet waren. Der perlenbestickte Handbeutel am Handgelenk der Lady geriet prompt in leichte Schwingungen.

      Fletcher Stalton wandte sich halb zur Seite und schaute verständnislos auf die drei Männer. Mike Rander lächelte abwartend.

      »Mitkommen«, sagte der deutsche Offizier in bestem Englisch, »und keine Dummheiten, wenn ich bitten darf, sonst wird scharf geschossen!«

      *

      Kathy Porter, die Sekretärin und Gesellschafterin Agatha Simpsons, verließ das Büro der Produktion und wollte zur Kantine. Die junge Dame war um die achtundzwanzig, mittelgroß, schlank und hatte die geschmeidigen Bewegungen einer Katze. Die mandelförmig geschnittenen Augen und betonten Wangenknochen verliehen ihr ein etwas exotisches Aussehen. Sie schien sich ihrer Attraktivität überhaupt nicht bewußt zu sein, wirkte zurückhaltend und fast scheu. Doch sie konnte sich, wenn es sein mußte, innerhalb einer Sekunde in eine Pantherkatze verwandeln.

      Kathy hatte sich im Produktionsbüro mit einigen Sekretärinnen unterhalten, mit Produktionsassistenten und dem Aufnahmeleiter. Sie hatte keineswegs verschwiegen, wer sie war und nur brennendes Interesse an dieser Fernsehserie gezeigt. Als sie die Steinbaracke verließ, verfügte sie über insgesamt vier Einladungen zum Abendessen.

      »Miß Porter?« fragte ein junger Mann, der Jeans, ein kariertes Hemd und eine Lederjacke trug. Er klemmte sich ein Clip-Board unter den Arm und rückte sich seine Eulenbrille zurecht.

      »Das bin ich«, bestätigte Kathy Porter.

      »Lady Simpson hat mich geschickt«, redete der junge Mann weiter, »Sie möchten zur Bunkerlinie hinüberkommen.«

      »Wohin, bitte?« Kathy Porter lächelte neutral.

      »Zur Bunkerlinie«, wiederholte der junge Mann, »Lady Simpson will Sie unbedingt sprechen.«

      »Und wo finde ich diese Bunkerlinie?«

      »Ich werde Sie ’rüberbringen«, schlug der junge Mann vor, »da drüben, hinter den Häuserfassaden liegen die Bunker. Es sind nur ein paar Minuten.«

      »Bemühen Sie sich nicht, ich werde schon allein hinfinden«, antwortete Kathy Porter.

      »Mir macht das überhaupt nichts, ich muß ja wieder zurück zu diesen Bunkern.«

      Er ging einen halben Schritt voraus und wartete, bis Kathy Porter sich in Bewegung gesetzt hatte. Dann blieb er auf ihrer Höhe und erklärte ihr die Kulissen.

      »Wir drehen heute noch das Knacken eines Bunkers«, sagte er, »ich denke, die Geschichte wird sehr realistisch aussehen, so mit Flammenwerfern und Nahkampf.«

      »Scheußlich«, gab Kathy Porter zurück.

      »Was soll man machen, so war’s damals wirklich«, redete der junge Mann weiter, »passen Sie auf den Stacheldraht auf. . . Achtung, da liegen ein paar Tote!«

      Kathy entdeckte die »Toten«. Es handelte sich um überzeugend nachgebildete Soldaten in seltsamen Verrenkungen am Rand eines riesigen Bombentrichters. Selbst das Blut wirkte echt.

      »Morgen drehen wir den Nahkampf in der Straße dort drüben«, erklärte der junge Mann, »dabei lassen wir einen Panzer in die Luft fliegen. Ich bin mal gespannt, ob die Fassaden das aushalten. Wir haben einen sagenhaft guten Sprengmeister.«

      »Ihnen scheinen diese Dinge Spaß zu machen«, sagte Kathy Porter.

      »Solange es Spiel ist, habe ich nichts dagegen«, lautete die Antwort.

      »Aus Spiel kann leider sehr schnell Ernst werden ...«

      »Wir sind gleich da«, lenkte der junge Mann ab, »nur noch um den Bunker herum, Miß Porter. Sieht sehr echt aus, wie? Ist aber alles aus Holz, Styropor und Putz. Davon geht morgen auch einer hoch.«

      Kathy Porter verzichtete auf die angebotene Hilfestellung und rutschte über einen Hang nach unten. Der junge Mann, der vorausgegangen war, ließ sie plötzlich ohne jede Vorwarnung in die Mündung einer Automatik blicken. Er hatte die Schußwaffe mit dem Clip-Board abgedeckt.

      »Halten Sie mich fest«, rief sie und übersah die Waffe, »ich rutsche ab, passen Sie auf!«

      Kathy Porter verlor das Gleichgewicht, fiel seitlich weg, überschlug sich und benutzte dabei ihre Beine als eine Art überdimensional große Schere. Damit erfaßte sie das Beinpaar des jungen Mannes, brachte nun ihn aus dem Gleichgewicht und anschließend zu Fall. Der junge Mann war schnell wieder auf, doch nicht schnell genug. Kathy Porter benutzte ihre rechte Handkante, um den jungen Mann endgültig zu Boden zu bringen. Dabei verlor er die Waffe, die von Kathy Porter aufgehoben wurde.

      Nach schneller Untersuchung stellte sie fest, daß die Schußwaffe geladen und funktionsfähig war. Kathy Porter lief zur Ecke des Bunkers und wartete dort, bis der junge Mann wieder zu sich kam. Sie ging hinter einigen Sträuchern in Deckung und dachte selbstverständlich an Lady Simpson und Mike Rander, vor allen Dingen aber an einen gewissen Butler Parker.

      *

      Der normal aussehende Kugelschreiber in Parkers Hand entpuppte sich als gefährliche Waffe. Nachdem der Butler auf den Halteclip gedrückt hatte, schoß ein heller Lichtblitz aus der Schreiböffnung, der den englischen Soldaten blendete. Der Mann wurde derart überrascht, daß er nicht mehr in der Lage war, seine Maschinenpistole abzufeuern. Von Schmerz gepeinigt, riß der Mann die Hände hoch, knallte sich dabei ohne seinen Willen den Lauf der Waffe gegen die Stirn und sorgte zusätzlich für allgemeine Verwirrung.

      Parker, der inzwischen auf dem Boden des Grabens stand, benutzte den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms, um nach dem linken Fußgelenk des Mannes zu angeln. Er hakte den Griff hinter die Ferse und zog ruckartig an. Daraufhin setzte der immer noch geblendete und verwirrte Soldat sich in Bewegung und rutschte zu Parker herunter. Der Butler beendete diesen kleinen Zweikampf, indem er den Bambusgriff auf die Stirn des Mannes legte. Mit gequältem Ächzen brach der Soldat in sich zusammen.

      Parker untersuchte die Maschinenpistole, die zu seinen Füßen lag. Sie war echt und geladen, eine Tatsache, die der Butler gelassen zur Kenntnis nahm. Er entlud die Waffe und hakte das Magazin aus. Dann wartete er, bis der Mann sich endlich wieder rührte und stöhnte.

      »Meine Augen. Ich bin blind!« Der Mann hielt sich die Hände vor, da er nicht sehen konnte. Der Lichtblitz war schließlich ungemein grell gewesen.

      »Einer ärztlichen Behandlung steht nichts im Wege«, schickte Josuah Parker voraus, »und falls Sie es hilfreich finden, werde ich mich entschließen, Sie zu führen.«

      »Schnell, ich brauch’ einen Arzt.«

      »Meine Wenigkeit hingegen braucht einige Anmerkungen zu der gegenwärtigen Situation«, erwiderte Parker, »hätten Sie möglicherweise die Güte, mit einigen Erklärungen zu dienen?«

      »Ich bin blind«, stöhnte der englische Soldat.

      »Dies erwähnten Sie bereits. Zu wem sollten Sie meine Wenigkeit bringen? Für wen arbeiten Sie, von wem werden Sie bezahlt?«

      »Burnham«,


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