Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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hat er ja jetzt Zeit zum Nachdenken.«

      »Das nützt auch nichts, Barbara. Solche Typen wie der Schwarzer, die ändern sich nie. Die sind so von Natur aus. Da hilft nur eins: denen muß man die Grenzen zeigen.«

      Auch in Waldkogel wurde die Zeitung an diesem Morgen intensiv gelesen. Toni nahm seiner Anna eine Zeitung mit hinauf auf die Berghütte.

      *

      Die Dössegger Kinder hatten bei den Baumbergers übernachtet. Meta schickte sie morgens in die Schule und brachte die kleine Gundula in den Kindergarten. Sie trafen mit ihrem Vater erst beim Mittagessen zusammen.

      »Du hast dem Schwarzer eine ganz schöne Abreibung verpaßt, Vater!« sagte Leander.

      »Des war nötig«, antwortete Kilian kurz.

      Die kleine Gundula löffelte lustlos den Eintopf, den ihr Vater gewärmt hatte.

      »Schmeckt’s dir net, Gundi?«

      »I hab’ keinen Hunger! Wann kommt die Barbara wieder?« sagte die Kleine weinerlich. Ihre Geschwister schauten ihren Vater erwartungsvoll an.

      »Ja, wir wollen auch, daß die

      Barbara wiederkommt. Wo is

      sie denn hin? Warum is sie denn

      fort? Ihre ganzen Sachen sind noch da.«

      Kilian Dössegger suchte nach Worten.

      »Des lag auch an dem Schwarzer. Der kennt die Barbara. Der is dran schuld, in gewisser Weise.«

      Kilian wiegte den Kopf hin und her.

      »Hast du deshalb den Schwarzer verprügelt?«

      »Ja, Oswald. Deshalb auch. Der hat uns und der Barbara ganz übel mitgespielt. Auf der anderen Seite wäre die Barbara nie zu uns auf den Hof kommen, wenn des der Schwarzer net gewollt hätt’. Doch des hilft jetzt auch net weiter.«

      »Dann mußt du mit der Barbara reden, Vater!« rief Hildelore.

      »Des is einfacher gesagt als getan. I hab’ versucht, mit der Barbara zu reden, als sie noch bei uns war. Sie wollt aber nix sagen.«

      Kilian Dössegger rührte mit dem Löffel in seinem Suppenteller herum.

      »Kinder, irgendwann muß i es euch sagen. Ihr müßt es wissen, bevor ihr’s von jemand anderem gesagt bekommt. I hab’ mich in die Barbara verliebt.«

      Ein strahlendes Lächeln huschte über die Kindergesichter. Vier strahlende Augenpaare hingen an seinen Lippen.

      »I hab’ der Barbara auch einen Antrag gemacht. Versteht mich net falsch. I hab’ die Mutter immer noch lieb. Doch des is ganz was anderes als meine Lieb zu Barbara. I denk, ihr habt die Barbara auch lieb, oder?«

      Statt einer Antwort platzte Leander heraus:

      »Wann tut ihr heiraten?«

      »Des kann i dir net sagen, Bub. Die Barbara wollt mich net. I meine net, daß sie mich net wollt, weil sie mich net mag. Die kommt net, wegen dem Schwarzer. Mei, des ist wirklich a sehr komplizierte Sach. I hab’ mich da erkundigt und rausgefunden, daß der Schwarzer da was ausgeheckt hat. Von den Erkundigungen wußte die Barbara nix. Sie hat es aber dann erfahren. Da is sie weggelaufen.«

      Er seufzte.

      »Dann is es ja gut. Daß es nur des war. Wir haben schon gedacht, daß die Barbara dich net heiraten will, weil’s uns gibt. Die Frau vom Postboten hat neulich gesagt, daß niemand als Bäuerin auf unseren Hof will, weil es uns vier Kinder gibt. Welche Frau würd sich die viele Arbeit schon antun.«

      »Wann hat sie so dumm dahergeredet, Hildi?«

      »I weiß nimmer genau, wann des war. Is schon a Zeitlang her.«

      »Da mußt dir kein Kummer machen. Die Barbara mag euch alle. Daran hat es bestimmt net gelegen.«

      Leander, der sich schon ziemlich erwachsen vorkam, weil er der älteste Bub war, bemerkte altklug:

      »Dann mußt der Barbara den Hof machen, Vater! Mußt ihr Blumen schenken und sie küssen. Mußt lieb sein und Händchen halten. Die

      Madln haben des gern.« Leander grinste seinen Vater an.

      »So, so! Du bist mir ja ein ganz schlauer Bursch.«

      Kilian Dössegger mußte schmunzeln.

      »Glaub mir, i hab’s versucht, Andi!«

      Sein Sohn Leander schüttelte den Kopf.

      »Dann hast du’s net richtig gemacht, Vater. Die Buben in der Schul sagen, daß des immer wirkt bei den Madln.«

      »I hab’ der Barbara gesagt, daß i sie lieb hab’. Das weiß sie. I weiß jetzt auch net weiter. Sie wird wohl wissen, daß der Schwarzer von mir eine gehörige Abreibung bekommen hat. Dann muß sie wissen, daß es mir ernst ist. Jedes Madl weiß, daß das so is.«

      Hildelore schüttelte den Kopf.

      »Die Barbara is aber net aus Waldkogel. Die is doch aus der Stadt gekommen. Die weiß net, daß du den Schwarzer auch geschlagen hast wegen ihr. Des mußt du ihr schon sagen. Vielleicht kannst ihr ja auch einen Brief schreiben.«

      »Des is a gut Idee!« Leander war gleich begeistert. »Schreib ihr einen richtigen Liebesbrief.«

      »I denk drüber nach! Jetzt wird aber gegessen, sonst wird alles kalt.«

      Den ganzen Tag dachte Kilian Dössegger nach. Abends, als die Kinder im Bett waren, zog er seinen besten Anzug an und fuhr in die Stadt.

      *

      Mit klopfendem Herzen stand er vor Barbaras Wohnungstür. In der Hand hatte er einen großen Blumenstrauß. Die Blumen stammten alle aus dem Garten des Dössegger Hofes. Er läutete.

      Barbara öffnete die Tür. Sie war völlig überrascht. Kilian war auch sprachlos, als er sie sah. Die junge Frau trug einen weiten hellblauen Hosenanzug, dessen weicher Stoff ihre zierliche Figur umspielte. Sie war geschminkt.

      »Gut schaust aus, Barbara. Grüß Gott!«

      »Du auch, Kilian. Komm rein! Das ist ja eine Überraschung.«

      Sie führte ihn ins Wohnzimmer der kleinen Wohnung.

      »Willst ausziehen, Barbara?« fragte er mit Blick auf die vielen Kisten.

      »Ich arbeite nicht mehr für Schwarzer. Ich habe fristlos gekündigt.«

      »Des is gut so!« strahlte Kilian. »Des hättest du schon eher machen sollen.«

      »Ich habe schon eine andere Stelle. Da muß ich umziehen, nächsten Monat.«

      »Ach so!« Verlegen drehte Kilian den Blumenstrauß in den Händen.

      »Sollen die Blumen für mich sein?« fragte Barbara und lächelte ihn an.

      »Ja! Die hab’ ich ganz vergessen.«

      Er gab sie ihr. Barbara stellte sie ins Wasser.

      »I… I… I…«, stotterte Kilian. »Also die Kinder schicken mich. I soll dir sagen, daß sie dich vermissen. Sie lassen fragen, wann du wiederkommst. Da wird wohl nix draus, wenn i des hier so seh. Wann fängst dort an?«

      »Das hat noch ein paar Tage Zeit.«

      »Willst net die paar Tage auf den Hof kommen? Mußt auch net arbeiten, kannst Urlaub machen. Die Kinder würden sich freuen. Des wäre schon gut. Schau, die kleine Gundi is ganz traurig. Du hast net Adieu gesagt. Dann könntest mit den Kindern reden.«

      Sie schaute ihm in die Augen.

      »Die Kinder werde ich sehr vermissen. Es war schön bei dir und den Kindern auf dem Hof.« Ihre Stimme klang wehmütig. »Es war die schönste Zeit in meinem Leben.«

      »Dann versteh i net, warum du eine andere Stelle annimmst. I kann mir zwar denken, daß des nix is für dich Studierte, so mit Kindern und


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