Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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reden.« Kilian zögerte und sagte dann ganz leise: »Über das andere auch.«

      Barbara wußte genau, was er meinte. Verlegen drehte jetzt Kilian seinen Hut mit dem Gamsbart in den Händen.

      »Wenn man die Lieb sieht, die dir die Kinder entgegenbringen und des als Geld auf den Tisch legen könnt, dann wärst du Millionärin!«

      Barbara schaute ihn an. Kilian sprach zwar immer von den Kindern, nicht von sich. Doch sie wußte, daß er seine Gefühle darin einschloß. Sie sehnte sich nach den Kindern. Sie sehnte sich nach ihm. Am liebsten hätte sie sich an seinen Hals geworfen und geschrien: Liebe mich! Nimm mich! Bringe mich heim auf den Dössegger Hof!

      Barbara überlegte.

      »Ich habe noch etwas Zeit. Vielleicht sollte ich wirklich noch ein paar Tage Urlaub machen.«

      Ihr Blick ruhte liebevoll auf den Blumen.

      »Gut, ich werde kommen. Aber ich wohne nicht auf dem Hof. Ich gehe rauf auf die Berghütte. Wenn du willst, kannst du ja raufkommen. Ist schon richtig, was du sagst. Ich muß mich anständig von den Kindern verabschieden. Vielleicht können wir ja Freunde bleiben. Ich verspreche dir, daß ich einen Tag runterkomme und mit Hildelore, Leander, Oswald und Gundula spreche. Ich habe ja auch noch meine Sachen auf dem Hof.«

      Barbara schaute ihm in die Augen.

      »Ich wollte dir und den Kindern niemals weh tun. Das mußt du mir glauben. Ich war zu unerfahren. Ich hatte nur meine Karriere im Kopf. Doch vom ersten Schritt an, als ich den Dössegger Hof betreten hatte, war alles anders. Da wußte ich, daß ich die Erwartungen, die Schwarzer in mich setzte, nicht erfüllen konnte. Ich war nicht mehr gewillt, das fiese Spiel mitzuspielen. Ich wollte gleich kündigen, hatte aber Angst, daß ihm dann ein anderer schmutziger Trick einfällt.«

      »Des weiß i, Barbara. I bin net nachtragend.«

      »Das freut mich, Kilian!«

      »Wann kommst? Kann i dich gleich mitnehmen? Wirst jetzt ja vielleicht kein Auto haben. Hast den roten Flitzer dem Schwarzer zurückgegeben, wie?«

      »Ja! Ich habe ein älteres kleines Auto. Ich komm schon damit bis nach Waldkogel.«

      Barbara überlegte. Sie schaute sich um.

      »Übermorgen kann ich es einrichten. Ich werde so gegen Mittag auf der Oberländer Alm sein und dann zur Berghütte aufsteigen.«

      »Des is prima! Die Kinder werden sich freuen. Da is Freitag und du kannst uns am Sonntag besuchen.«

      Kilian Dössegger stand auf. Es war alles gesagt. Er ging zur Tür. Sie standen sich gegenüber und verabschiedeten sich. Dabei schauten sie sich in die Augen.

      Küß mich!

      Du scheuer, zurückhaltender Kilian!

      Küß mich endlich, damit ich in deine Arme fliegen kann!

      Doch die geheimen Wünsche gingen nicht in Erfüllung. Kilian Dössegger hielt Barbaras Hand lange, lange fest. Es kam ihr fast so vor, als wollte er sie nie mehr loslassen.

      »I freu mi, wenn du kommst. Des wird schön werden. Was werden sich die Kinder freuen, wenn sie das hören. I kann es kaum abwarten, ihnen des zu sagen, morgen früh.«

      Und du, freust du dich auch? dachte Barbara. Sie sah es in seinen Augen. Sie erzählten ihr von seiner tiefen Liebe zu ihr, seiner Sehnsucht und Hingabe. Doch seine Lippen blieben stumm.

      Barbara stand am Fenster und schaute nach, wie Kilian mit dem Auto davonfuhr. Sie packte weiter ihr Umzugsgut zusammen.

      *

      Anna freute sich sehr, als Barbara kam. Ganz entgegen ihrer Art, ließ Anna alle Arbeit liegen und überredete Barbara sofort zu einem Spaziergang zum ›Erkerchen‹.

      Anna legte ein ziemliches Tempo vor. Atemlos erreichten sie die Bank und ließen sich darauf fallen.

      »So! Nun erzähl mal, ausführlich!« forderte Anna keuchend Barbara auf. »Was führt dich auf die Berghütte? Warum bist du nicht unten auf dem Dössegger Hof? Da ist dein Platz.«

      Barbara errötete. Sie spielte wieder mit den Bändern ihrer Kapuze.

      »Da ist dein Platz!« wiederholte sie leise, voller Wehmut und Sehnsucht. »Wenn das so einfach wäre, Anna.«

      »Barbara! Es ist einfach. Du liebst Kilian und er liebt dich. Fertig! Du weißt, daß dein Platz an seiner Seite ist – und er weiß es auch.«

      »Er hat nichts mehr gesagt, Anna!«

      »Ihr habt euch schon gesehen? Wann?«

      »Kilian hat mich in der Stadt besucht. Er brachte mir einen wunderschönen Blumenstrauß. Riesig war der.«. Sie lachte. »Ich nehme an, er hat alle Blumen im Garten des Dössegger Hofes dafür gepflückt.«

      Barbara ließ träumerisch ihren Blick in die Ferne wandern.

      »In den beiden Nächten habe ich den Blumenstrauß ganz dicht an mein Bett gestellt. Die Blüten dufteten. Ich schloß die Augen und träumte, ich würde mit Kilian auf der Bank im Garten hinter dem Haus sitzen.«

      »Träume sind wunderbar! Aber allein vom Träumen findet ihr nicht zusammen. Ihr müßt euch endlich aussprechen. Rede mit ihm, Barbara. Öffne dein Herz. Sage ihm alles. Erzähle ihm von den Sorgen und Ängsten, die du hattest. Er muß es aus deinem Mund hören, warum du seinen Antrag abgelehnt hast.«

      »Ich habe ein schlechtes Gewissen. Es war nicht richtig, was ich getan habe.«

      »Vorbei ist vorbei«, stellte Anna sachlich fest. »Kilian war nicht böse auf dich oder wütend. Sein Zorn richtete sich gegen Ruppert Schwarzer.« Anna mußte lachen. »Vielleicht weißt du es noch nicht. Aber Kilian und Schwarzer haben sich geprügelt. Schwarzer liegt jetzt im Krankenhaus.«

      »Ich habe es in der Zeitung gelesen. Weißt du Näheres?«

      »Es war eine große Angelegenheit. Die Männer in Waldkogel regelten das unter sich. Wenn die so etwas tun, da darf keine Frau dabei sein. Tradition, so hat es Toni mir erklärt. Der Kilian bestellte Ruppert Schwarzer auf den Hof. Dann gab es ein Wortgefecht. Kilian ärgerte Ruppert und bewarf ihn mit frischem, noch warmem Kuhmist.«

      Barbara schaute zuerst völlig verblüfft, dann lachte sie, bis ihr die Tränen die Wangen herunterliefen.

      »Wenn ich mir das vorstelle! Nein, das muß ein unvergeßlicher Anblick gewesen sein. Davon hätte ich gerne ein Foto gehabt.«

      »Dann kam es zu einem Boxkampf. Alle waren dabei und schauten zu, als Zeugen, sogar der Pfarrer. Nachdem sie den Schwarzer dann auf Anraten von Martin ins Krankenhaus gefahren hatten, feierten sie auf dem Dössegger Hof. Später kamen fast alle Männer des Dorfes dorthin. Es war eine sehr feuchtfröhliche Angelegenheit. Am nächsten Tag hatten alle einen Brummschädel. Jedenfalls bist du jetzt rehabilitiert.«

      »Was heißt das?« fragte Barbara erstaunt.

      Anna lachte.

      »Nun, daß du dir um deinen Ruf keine Sorgen machen mußt. Alle wollten natürlich wissen, was der Detektiv herausgefunden hatte. Kilian hat es allen erzählt.«

      Barbara stieß einen Schrei aus. Sie war entsetzt.

      »Da kann ich ja niemandem mehr in die Augen sehen.«

      »Da mußt dir keine Sorgen machen. Viele haben schon selbst Erfahrungen mit dem Schwarzer gemacht. Alle hatten Verständnis für dich. Außerdem hast du dich ja geweigert, ihm die Bälle zuzuspielen. Die Kinder lieben dich. Kilian liebt dich. Das wissen jetzt auch alle.«

      »Das hat Kilian rumerzählt.«

      »Das mußte er nicht. Er hat Ruppert Schwarzer verprügelt, weil er das alles mit dir gemacht hat. Der hat dich ja zu einer Kriminellen gemacht, wenn man es genau nimmt. Doch das ist vorbei.«

      Anna legte den Arm um Barbaras Schultern.

      »Egal, ob du willst oder nicht, du bist jetzt das Madl


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