Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Anna seufzte.

      »Dann muß ich mich wohl der Tradition beugen. Schade ist das schon. Ich hätte gerne das dumme Gesicht vom Schwarzer gesehen.«

      »I danke dir, Anna. I denk net, das der Alois und i heut abend des noch schaffen, wieder raufzukommen. Es ist gut möglich, daß es anschließend noch ein Umtrunk auf dem Dössegger Hof gibt, oder wir gehen zu meinem Vater ins Wirtshaus. Danach werden wir alle ganz lustig sein.«

      »Das heißt, daß ihr alle erst einmal euren Rausch ausschlafen müßt. So, so! Das sind ja ganz schön harte Sitten.«

      Anna blinzelte ihrem Mann zu.

      »Dann zieht schon los! Alois, sei vorsichtig. Geh langsam! Bis zum Nachmittag schafft ihr den Abstieg gut.«

      Toni und Alois zogen los.

      *

      In der großen Küche des Dössegger Hofes hatten sich die Männer des Dorfes versammelt. Kilian gab die Anweisungen. Sie konnten es alle kaum erwarten. Als es Zeit wurde, versteckten sie sich in der Scheune, dem Stall, hinter dem aufgestapelten Brennholz und hinter dem Traktor, der mitten im Hof stand.

      Sie brauchten nicht lange zu warten. Pünktlich fuhr Ruppert Schwarzer in seiner großen Limousine vor. Er stieg aus und ging auf Kilian zu, der am Misthaufen stand und so tat, als schichte er Kuhmist auf.

      »So, hier bin ich, Kilian. Hast dich entschlossen, den Hof doch zu verkaufen, wie?«

      Selbstsicher grinsend stand Ruppert Schwarzer in einem schwarzen Anzug mit feinen Streifen auf dem Hof, die Hände in den Hosentaschen.

      »Is des ein Faschingskostüm, daß du da anhast, Ruppert?« fragte Kilian spöttisch und fügte hinzu: »Siehst darin aus wie eine aufgeblasene Leberwurst, weißt, wie so eine aus dem Supermarkt.«

      Schwarzer traf die Beleidigung. Er wurde rot vor Zorn.

      »Oh, jetzt läuft des Würstl auch noch an. Des geschmacklose Leberwürstl kriegt Farb’, es wird zum Blutwürstl.«

      »Was soll das Geschwätz, Kilian? Du hast mich angerufen und hast gesagt, daß es Zeit wäre, daß wir wie Männer verhandeln sollen.«

      »Ja, i bin nämlich net so feige wie du und schick a Madl vor, wenn i was will. I bin Manns genug, um meine Angelegenheiten selbst zu regeln. Da wollt i eben wissen, ob du des auch bist, du aufgeblasener Gockel. Hast wohl net den Mut, mir die Sach ins Gesicht zu sagen, mußt dich hinter einem Weiberrock verstecken. I sag dir’s ins Gesicht, das ganze Dorf lacht über dich. Du brauchst dich hier in Waldkogel net mehr blicken zu lassen. Auf so einen wie dich können wir verzichten. Ein Feigling bist obendrein. Schickst immer andere vor, sei es den Hubert oder wie im letzten Fall die Barbara. Da hat ja jedes Vieh im Stall mehr Charakter als du.«

      »Was willst eigentlich, Kilian? Ich denke, wir sollten über den Hof reden.«

      »I red net, ich handle selbst. I sage dir, laß deine Finger von meinen Kindern, von der Barbara und vom Hof. Sonst kannst was erleben.«

      Ruppert Schwarzer lachte höhnisch.

      »Bist auf die Barbara reingefallen. Die is schlau. Die hat nur mit dir gespielt. Glaubst denn, die wird sich mit einem Bauern abgeben wie dir, so einem nach Mist stinkenden Hinterwälder?«

      Da geschah es. Kilian Dössegger hatte blitzschnell mit der Mistgabel ausgeholt. Eine große Portion frischen Kuhmist, noch warm, den er zuvor extra aus dem Stall geholt hatte, flog in Richtung Ruppert Schwarzer. Auf seinen Haaren, Schultern und Schuhen lag Mist. In seinem Gesicht und an seinem ganzen Anzug klebte das, was sonst als Kuhfladen im Kuhstall auf dem Boden liegt.

      Ruppert Schwarzers Reaktion blieb nicht aus. Wütend ging er auf Kilian Dössegger los und verpaßte ihm einen Kinnhaken. Dann begann eine wilde Schlägerei. Gleichzeitig traten die Männer von Waldkogel aus ihren Verstecken und stellten sich im Kreis um die beiden Streithähne. Mit Zurufen feuerten sie Kilian an. Als der Jüngere und Kräftigere gewann er die Oberhand und versetzte Ruppert Schwarzer einen Boxhieb nach dem anderen.

      Dabei schrie er:

      »Der ist für die Anzeige, daß i meine Kinder vernachlässigen würde!

      Des ist von meiner Hildelore!

      Den bekommst du vom Leander!

      Hier, der, der is vom Waldi!«

      Dann trat er ihm kräftig ans Bein.

      »Der Fußtritt, der war von meiner kleinen Gundi!

      Und die, die sind dafür, daß du die Barbara so unglücklich gemacht hast!«

      Auf Ruppert Schwarzer donnerte es nur so herunter.

      »Kilian! Is genug!« rief der Pfarrer.

      Ruppert Schwarzer taumelte und sank zu Boden. Ein Eimer kaltes Wasser brachte ihn schnell wieder auf die Beine.

      »Das wirst du mir büßen!« drohte er. »Ich werde dich anzeigen, wegen Körperverletzung!«

      »Du wirst gar nix machen, sonst laß i dich wegen Urkundenfälschung und falscher Unterschriften verhaften. Wir sind jetzt quitt. Du machst jetzt, daß du vom Hof kommst!«

      Schwarzer gab immer noch nicht auf. Er tastete vorsichtig sein geschwollenes Gesicht ab.

      »Das wird teuer! Ich strenge einen Prozeß an, verklage dich auf Schmerzensgeld!«

      »Versuchs, wenn du es willst. Zeugen gibt es hier ja genug, die alle gesehen haben, daß i mich nur gegen deinen Angriff verteidigt hab’. So ist es doch, Herr Pfarrer?«

      Pfarrer Zandler und die anwesenden Waldkogeler Männer nickten und grinsten.

      Toni hatte über Handy seinen Freund Martin angerufen, der als Arzt in Waldkogel praktizierte.

      Er kam.

      »Den muß i ins Krankenhaus

      bringen. Ans Steuer können wir

      den net lassen. Der kann ja

      nicht mehr aus den Augen sehen.

      Der wird zwei schöne Veilchen bekommen. Genäht muß er auch werden.«

      Gemeinsam packten sie Ruppert Schwarzer auf die Ladefläche des Geländewagens des Doktors. Dann fuhren sie im Konvoi ins Krankenhaus in die Stadt. Pfarrer Zandler fuhr Schwarzers Wagen.

      Nachdem sie ihn dort abgeliefert hatten, kehrten sie um.

      Es gab einen feuchtfröhlichen Abend auf dem Dössegger Hof.

      *

      Barbara hatte sich beim Arbeitsamt gemeldet. Sie konnte sich gleich bei der Konkurrenz von Schwarzer vorstellen und bekam die Stelle. Sie sollte am nächsten Ersten anfangen. Eine Woche lang sollte sie den Betrieb kennenlernen und dann eine weit entfernte Filiale in einer anderen Stadt übernehmen. Barbara wollte nur fort, weit fort. Bis zum Ersten war noch etwas Zeit. So schlief sie lange. Danach besuchte sie die alte Dame gegenüber.

      »Hast du es schon in der Zeitung gelesen? Ein Bild ist drin von deinem ehemaligen Chef. Den haben sie ja grün und blau geschlagen. Eine Gruppe Männer soll ihn gefunden und im Krankenhaus abgeliefert haben. Schau! Ich habe kein Mitleid mit ihm. Nach allem, was du mir erzählt hast, mußte das früher oder später so kommen.«

      Sie schob Barbara die Zeitung über den Tisch.

      Die Überschrift lautete:

      Eine Quittung für Ruppert Schwarzer?

      Der bekannte Immobilienhändler und Investor war gestern augenscheinlich in eine Schlägerei verwickelt. Eine Gruppe Männer fand Ruppert Schwarzer und brachte ihn ins Krankenhaus, wo zahlreiche Prellungen und eine Platzwunde ärztlich versorgt wurden. Der Geschädigte kann sich an nichts erinnern. Er sah von einer Anzeige gegen Unbekannt ab. Er gibt bekannt, daß er wegen des Verdachts auf Rippenprellungen noch mindestens zwei Wochen im Krankenhaus bleiben wird.

      »Was sagst du dazu, Barbara?« fragte die alte Dame und streichelte


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