Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ein gefährliches Spiel. Statt die beiden zusammenzubringen, geht vielleicht Kilians Liebe zu Barbara kaputt, Toni.«

      »Des Risiko muß man eingehen.«

      So machten sie es dann auch. Toni bat seine Eltern, zur Oberländer Alm zu kommen, als er dort das nächste Mal Milch, Käse und Sahne für die Berghütte holte. Die Sache war schnell besprochen. Da es ja gegen den Schwarzer ging, waren sie sich einig, daß es allemal einen Versuch wert war.

      *

      Mittlerweile besuchte Barbara jeden Sonntag zusammen mit der gesamten Familie Dössegger die heilige Messe. Anschließend ging sie mit den Kindern heim, um das Mittagessen zu bereiten, während Kilian sich mit den anderen Männern zum Frühschoppen traf.

      »Bist heut wieder so still wie die letzten Male, Kilian. Sitzt da und starrst ins Bier. Is was mit dir?« fragte sein Freund Nikolaus.

      »Den Kilian darfst net ansprechen, Nikolaus«, warf Xaver Baumberger wie beiläufig ein. »Den mußt in Ruh lassen. Der hat offensichtlich ein Problem.«

      Der Wirt gab eine Runde Korn aus.

      Nikolaus Fisler lachte.

      »I denk, daß bei dir jetzt alle Probleme gelöst sind, seit sich dieses Madl um deine Kinder kümmert. Man könnt richtig neidisch werden, wenn man euch alle so zusammen sieht. I an deiner Stell würd die Barbara fest anbinden und nimmer vom Hof lassen. Mei, Kilian, hast du ein Glück. I muß eine Zeitungsanzeige aufgeben, in der Hoffnung, daß ich ein Weib für den Hof find. Du hast so einen Engel unter deinem Dach und sitzt hier und bläst Trübsal. Genierst dich, uns zu sagen, daß du

      des Madl heiraten willst. Du mußt dir keine Zurückhaltung auflegen, Kilian. Jeder gönnt dir und deinen Kindern des von ganzem Herzen.«

      »I leg mir keine Zurückhaltung auf. Irgendwann wird’s sich ja doch rumsprechen. Also kann ich’s euch gleich erzählen. I tu das, damit ihr net denkt, i und die Barbara führen ein sündiges Leben und die Kinder schauen zu. Da kommt vielleicht wieder jemand auf die Idee, des verfluchte Amt auf mich zu hetzen. So eine wilde Ehe, des gibt’s net auf dem Dössegger Hof.«

      Kilian Dössegger trank einen Schluck Bier.

      »Mei, auch auf die Gefahr hin, daß i mich zum Gespött mach, sollt ihr es wissen. I hab’ der Barbara einen Heiratsantrag gemacht und die hat abgelehnt.«

      »Was du net sagst!«

      »Ja, is denn das Madl närrisch?«

      »Also, des is net zu glauben.«

      Die Verwunderung am Stammtisch schlug hohe Wellen. Keiner verstand es. Kilian erzählte, warum die Barbara seinen Antrag abgelehnt hatte.

      »Des Madl muß krank im Kopf sein, Kilian. Du mußt vielleicht mal mit dem Doktor sprechen.«

      Xaver Baumberger schenkte auf Kosten des Hauses eine zweite Runde Obstler aus. Er wandte sich an Kilian:

      »Da mußt du Nachforschungen anstellen, Kilian. Du hast doch erzählt, daß die Barbara ab und zu in die Stadt fährt. Sie bringt morgens die Gundula in den Kindergarten und nimmt dann den Bus. Also i würd mi da fragen, was die da in der Stadt macht. Vielleicht liegt da das Geheimnis.«

      Kilian Dössegger schaute Xaver Baumberger an.

      »Des is a gute Idee. An ihrem freien Sonntag fährt sie auch in die Stadt. Sie hat mir gesagt, daß sie sich mit ihrer Freundin trifft. Aber wenn i mir das recht bedenke, dann muß des net stimmen. Vielleicht hast gar net so unrecht, Xaver. I hab’ auch schon vermutet, daß es in der Vergangenheit einen dunklen Punkt gibt bei der Barbara. Gefragt hab’ i sie auch schon. Sie sagt aber nix.«

      »Vielleicht is die Sach so schlimm, daß des Madl Angst hat, du würdest sie vom Hof verjagen.«

      »Schmarren! I mag die Barbara doch und die Kinder mögen sie auch. Des wär das Allerletzte, was i machen tät. Aber des is net so einfach mit dem Ausspionieren. Des darf die net mitkriegen.«

      Pfarrer Zandler saß stumm dabei und hörte nur zu.

      »Kilian, i denk, daß dich die Barbara wirklich liebt. Was gibt es denn für eine größere Liebe, als aus Liebe auf jemanden zu verzichten? Jeder kann’s doch mit eigenen Augen sehen, wie sie die Kinder liebt und dich. I stimm dem Xaver zu. Du solltest da mal nachschauen, was die Barbara so in der Stadt treibt.«

      »Wohl is mir bei dem Gedanken net. Was is, wenn sie mich sieht?« gab Kilian zu bedenken.

      »Dann beauftrage einen Detektiv. So wie man des immer im Fernsehen sieht. Der kann dann Fotos machen. Du kriegst einen Bericht und dann weißt du alles«, warf jemand ein.

      »Des kann a schöne Stange an Geld kosten, aber dann weißt du, woran du bist und was los ist. Dann kannst immer noch entscheiden, was du tust«, gab Tonis Vater, der Xaver Baumberger, zu bedenken. »Also rausgeschmissen is des Geld net, denk i.«

      Kilian betrachtete den Rest an Bierschaum in seinem Glas.

      »I weiß net recht, einen Fremden damit beauftragen?«

      »Kilian, des machen die von Beruf wegen. Des is denen ihr täglich Brot. Da mußt du dich net schämen.«

      »I weiß net. I hab’ noch nie mit so jemand zu tun gehabt. Was soll i denn dem auch sagen?« warf Kilian in die Runde.

      Keiner wußte eine Antwort. Alle schauten den Pfarrer erwartungsvoll an. Dieser erinnerte sich an die besonders große Anzeige im Kirchenblatt. Schon damals hatte er ein komisches Gefühl. Alle anderen Anzeigen waren Kleinanzeigen. Die Anzeige, in der Barbara eine Praktikantenstelle auf dem Lande suchte, war viel größer gewesen und hatte sogar einen Rahmen darum gehabt.

      »I denke, daß du ihm die Adressen geben solltest, die in den Papieren der Barbara stehen, ihre letzte Wohnadresse in der Stadt und die Anschriften bei den Firmen, bei denen sie gearbeitet hat. So ein Detektiv hat seine Methoden. Er wird das alles überprüfen. Wenn du willst, Kilian, dann bringe mir die Zeugnisse ins Pfarrhaus. Ich kann dir die kopieren.«

      Kilian Dössegger dachte nach.

      »Dabei komme i mir wie ein Schuft vor.«

      »So ein Schmarren! Du liebst das Madl doch, oder?«

      »I lieb die Barbara, und deshalb frag i mich, ob ich das machen darf. Ich hintergeh sie doch, oder?«

      »Des kannst auch anders sehen, Kilian. Vielleicht is die Barbara in irgendeiner Not, und sie wird am End vielleicht sogar froh sein, daß du es gemacht hast. Vielleicht braucht sie Hilfe. Und eins sag i dir, wenn du Hilfe brauchst oder die Barbara, dann sind wir alle dabei. Is es net so? Wir halten zusammen. Basta!« Xaver lachte.

      »Du machst des jetzt, Kilian! I will ja auch mal wieder mehr Bier an dich verkaufen. Des is ja ganz schlimm mit dir. Scheint so, als daß dir gar nix mehr Freud macht. Wenn’s Bier schon nimmer schmeckt, dann is es wirklich schlimm. Da kann i net mehr zuschauen. Verstehst?«

      »Bist ein echter Freund, Xaver. Bist wie ein Vater zu mir. I denke, daß der alte Dössegger, mein Vater, genauso gered’ hätte wie du jetzt! Dann mach ich’s. Mal sehn, was der Detektiv herausbekommt. Is mir egal, was das kosten tut. Das letzte Hemd hat keine Taschen, sagt man.«

      Kilian Dössegger trank sein Bier aus, zahlte und ging heim. Als er gegangen war, redeten die Bauern am Stammtisch noch lange über ihn. Er hatte ihr ganzes Mitgefühl. Da war ihm die Frau verunglückt. Da hat er sich jahrelang allein um die Kinder gekümmert. Jetzt endlich, als es so aussah, daß er wieder sonnigeren Tagen in seinem Leben entgegengehen würde, gab ihm des Madl einen Korb. Daß da etwas ganz Gravierendes dahinterstecken mußte, da waren sich alle einig.

      *

      Barbara machte mit den Kindern einen Sonntagnachmittags-Spaziergang an den Waldsee.

      Derweil brachte Kilian Dössegger die Unterlagen ins Pfarrhaus. Pfarrer Zandler kopierte jedes einzelne Blatt. Dabei betrachtete er sie genau. Es waren da einige Ungereimtheiten, die ihn erneut wunderten. Er ließ sich aber nichts anmerken. Der Geistliche hatte einen befreundeten Pfarrer


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