Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ja gesagt. An deinen Kindern kann’s net liegen. I kann mir auch net denken, an was des liegt. Logisch is des net. Wenn du mir sagst, daß die Barbara dich liebt, dann ist des so. Doch dann könnt sie dich doch auch heiraten.«

      »Des sag i mir auch. Geschieden is sie net, ein uneheliches Kind hat sie auch net und im Gefängnis war sie auch net. I hab’ schon alles abgefragt. Sie sagt nur, daß ich keine weiteren Fragen stellen soll.«

      »Mei, des Madl ist verrückt. Der Dössegger Hof ist mit der schönste Hof weit und breit. Die Thea und die Dorle würden dich heiraten, ohne dich zu lieben und ohne, daß du sie liebst. Die vier Kinder würden’s auch in Kauf nehmen. Und die Barbara will dich net, liebt dich aber. Sie will dich net, weil sie dich liebt. Sakra, des soll einer verstehen. Da hört es auf! Des geht über meinen Verstand. Kilian, da weiß i auch net, was ich sagen soll.«

      Toni schüttelte verwundert den Kopf und schlug vor: »I werd’ mit der Anna sprechen. Willst, daß i des mach? Die Anna kann dann vielleicht mal mit der Barbara reden.«

      »Des is gut. Die sind ungefähr im gleichen Alter. So ein Gespräch von Frau zu Frau is gut. Wer weiß, vielleicht hilft es. Aber zu sonst niemandem ein Wort. I will net zum Gespött werden.«

      »Schmarren! Du wirst net zum Gespött, höchstens die Barbara. Niemand wird verstehen, warum sie dir einen Korb gibt, aber dennoch auf dem Hof bleiben will. Des is net logisch.«

      Die beiden Freunde redeten noch eine Weile. Sie kamen aber dem Rätsel nicht auf die Spur. Dann gingen sie zurück in die Berghütte.

      Später nahm Toni seine Anna beiseite und erzählte ihr im Vertrauen von den Problemen des Kilian mit Barbara und der Liebe.

      »So etwas Merkwürdiges habe ich auch noch nicht gehört. Da muß es einen tiefschwarzen Punkt in der Vergangenheit der Barbara Glarner geben, sonst würde sie sich nicht so verhalten. Ich empfinde schon Mitleid mit ihr. Das Madl muß doch auch schrecklich leiden. Man muß doch irgendwie helfen können.«

      Anna dachte eine Weile nach.

      »Ich muß die kommende Woche in die Stadt fahren und Einkäufe machen. Da werde ich etwas unternehmen.«

      »Was willst da unternehmen?«

      »Laß mich nur machen, Toni. Ich habe da so ein unbestimmtes Gefühl. Das kann ich dir schlecht erklären.«

      Toni lachte und nahm seine Anna in die Arme. Er küßte sie.

      »I weiß schon, des is so eine weibliche Ahnung. Etwas völlig Verrücktes, wo wir Männer sofort sagen würden, mei des is ein Hirngespinst.«

      »Genau, mein lieber Toni! So ist es! Ich gehe nächste Woche meinem Gefühl nach. Du schaust, daß der Kilian einen schönen Tag hat beim Aufstieg und auf dem Gipfel des ›Engelssteig‹. Es hat keinen Sinn, wenn er weiter darüber grübelt.«

      Toni hätte nur allzu gern gewußt, welchen Verdacht seine Anna hatte oder was ihr Gefühl sagte. Aber Anna schwieg und lächelte.

      Am nächsten Tag sah Toni nur, daß Anna sich mit Kilian unterhielt. Der erzählte aber auch nichts von Bedeutung. Anna hatte nur alles Mögliche über Barbara wissen wollen.

      *

      Anna fuhr in die Stadt und machte ihre Einkäufe. Als sie damit fertig war, fuhr sie zu der Adresse, die Kilian ihr genannt hatte. Dort war aber eine Barbara Glarner unbekannt. Erst im Telefonbuch fand Anna eine Adresse. Sie fuhr hin. Es war ein ruhiges Viertel. Entlang der Straße standen auf der einen Seite kleine Einfamilienhäuser und auf der anderen Seite größere Wohnhäuser mit vier Etagen. Anna fand die Klingel. Sie läutete. Sie klingelte mehrmals. Es öffnete niemand.

      Auf der anderen Seite ging eine ältere Dame mit Hund spazieren. Der kleine Pudel riß sich von der Leine los und stürmte auf Anna zu. Atemlos kam seine Besitzerin hinterher.

      »Bitte, entschuldigen Sie! Er ist eben ein echter Wachhund, auch wenn er so verspielt aussieht. Jeden Fremden hier in der Straße geht er an. Zu wem wollen Sie denn, junge Frau?«

      Die Neugierde ging Anna zwar etwas zu weit, aber vielleicht bekam sie so etwas heraus. Anna deutete auf das Klingelschild.

      »Ich wollte die Barbara Glarner besuchen. Wir haben uns längere Zeit nicht gesehen. Überraschen wollte ich sie. Pech gehabt! Sie ist nicht daheim. Dann komme ich nächste Woche noch einmal.«

      »Da werden Sie auch kein Glück haben. Die Barbara, die ist im Ausland. Die hat ganz groß Karriere gemacht. Die kommt so schnell nicht wieder. Sie hat mir den Schlüssel gegeben. Ich gieße die Blumen und versorge ihren Kanarienvogel. Der Vogel ist jetzt bei mir drüben. Dem war es zu einsam, all die ganzen Tage und Nächte.

      »Davon hat Barbara mir nichts erzählt. Sie arbeitet doch noch bei…«

      »Ja, ja! Sie hat ja ihr Studium beendet. Dann hat sie ein kurzes Praktikum bei dieser Firma Schwarzer gemacht. Da hat sie auch eine sehr gute Position bekommen. Ich soll ja nicht darüber sprechen, aber man freut sich doch, wenn so ein fleißiges Menschenkind so eine gute Stelle bekommt. Die Barbara hat’s verdient. Die hat immer nur gelernt und gelernt. Sie soll ganz oben auf der Chefetage sein.«

      Anna streichelte den Pudel.

      »Danke für die Auskunft. Dann weiß ich ja, wen ich fragen kann. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und noch viel schönes Wetter zum Spazierengehen mit Ihrem Hund.«

      »Ja, wir brauchen viel Sonnenschein. Wenn es regnet, will er nicht raus.«

      Anna stieg schnell ins Auto und fuhr davon. Auf dem nächsten großen Parkplatz hielt sie an. Sie mußte sich erst einmal beruhigen. Es gab eine Verbindung zwischen Schwarzer und Barbara. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Anna zählte zwei und zwei zusammen. Barbara war nicht im Ausland auf Dienstreise, sondern in Waldkogel auf dem Dössegger Hof. Über die Auskunft erhielt Anna die Telefonnummer von Schwarzers Firma. Sie rief dort an und ließ sich mit dem Vorzimmer verbinden.

      Die Vorzimmerdame von Ruppert Schwarzer meldete sich.

      »Guten Tag! Mein Name ist Susanne Haak!«

      Ein anderer Name als der ihrer langjährigen Freundin war Anna nicht eingefallen. Dann tischte sie der Vorzimmerdame eine Geschichte auf.

      »Ich bin eine liebe Studienfreundin von Barbara Glarner. Ich lebe eigentlich in Australien und bin jetzt für ein paar Tage in der Gegend. Ich wollte die gute Barbara überraschen. leider ist sie nicht daheim. Ich weiß, daß meine alte Freundin oft in vertraulichen Angelegenheiten unterwegs ist. Ich hätte sie so gerne gesehen oder wenigstens gesprochen. Es kann fünf oder sechs Jahre dauern, bis ich mal wieder herkomme. Bitte, geben Sie mir die Adresse oder die Telefonnummer, unter der ich Barbara erreichen kann. Es muß aber ein Festnetzanschluß sein. Ihr Handy hat sie seit Tagen abgeschaltet.«

      Nach weiteren rührseligen Geschichten, die ebenso frei erfunden waren wie die Jugendfreundschaft, rückte die Vorzimmerdame mit der Telefonnummer heraus. Anna versprach, sich mit einer Ansichtskarte aus Australien zu bedanken, wenn sie wieder daheim sei.

      Die Vorwahl war Waldkogel. Die Anschlußnummer konnte nur die Telefonnummer vom Dössegger Hof sein. Anna recherchierte in einem Café die Nummer im Telefonbuch. Es bestand kein Zweifel. Anna zählte weiter die Fakten zusammen und was dann unter dem Strich herauskam, machte sie nicht glücklich.

      *

      Nachdem sich Anna gestärkt hatte mit mehreren Stück Kuchen und Kaffee, fuhr sie zurück nach Waldkogel. Sie fuhr direkt zum Dössegger Hof. Barbara spielte mit den Kindern Ball auf dem Hof. Die vier sahen richtig glücklich aus und begrüßten Anna stürmisch. Es gab hier keine Gelegenheit, sich auszusprechen, das war Anna ganz klar.

      »Kilian hat erzählt, daß du auch mal rauf auf die Berghütte kommen willst, Barbara. Da wollte ich nicht versäumen, dich persönlich einzuladen.«

      »Das ist lieb! Danke! Ich wollte schon bald kommen.«

      »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!« zitierte Anna das alte Sprichwort. »Willst nicht einfach mit mir kommen? Ich würde mich freuen.


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