Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ist froh, daß i dich als Frau hab’. Er ist glücklich, daß es den Bruno als Erben gibt. Verstehst?«

      »Ja, Emil, ich verstehe! Es hat mich all die Jahre so bedrückt. I kann dir nur sagen, daß du der einzige Mann bist, den ich geliebt habe. Ich hab’ das nur für dich getan.«

      »Des weiß i, Ruth! Bist eine gute Frau! Außerdem, was soll’s? Solche Sachen hat’s oft gegeben. Sonst wär’n die Höfe net über Jahrhunderte immer in einer Familie geblieben. Da möchte i net Mäuschen gewesen sein in den Schlafzimmern.«

      Emil drückte ihr die Hand. Er schaute sie an.

      »I lieb dich, Ruth! Des sollst du wissen. Bruno ist unser Bub, egal wie. Basta! Wenn er die Clara heiratet, dann ist das die nächste Generation echte Fuchsbichler.«

      Emil Fuchsbichler schaute seine Frau zärtlich an.

      »I weiß, daß du mich aus Liebe geheiratet hast und alles aus Liebe gemacht hast.«

      Ruth traten die Tränen in die Augen. Emil nahm sie fest in den Arm.

      »Dir is eine Last von der Seele genommen! Des seh i. Schau, es kommt doch alles zu einem guten Ende. I find des wie ein Wunder, daß jetzt die Clara zu uns kommt. Die hat doch der Himmel geschickt, damit die Fuchsbichler Linie weitergeht. So seh ich des. Des is unser Schicksal, und des müssen wir auch annehmen. I denk, daß die Clara ein gutes Madl is.«

      »O ja, des is sie! Die wollt gar keine Nachforschungen anstellen, sondern aus Liebe zu Bruno fortgehen. Des hab’ i aber net zugelassen, auch auf die Gefahr hin, dich zu verlier’n.«

      »Du hast mi net verloren, Ruth. I bin froh, daß i dir endlich danken kann, für die kleine List, mit der du mich überrumpelt hast. Jetzt woll’n wir nimmer davon reden. I will sonst nix wissen. Es is heut so ein glücklicher Tag. Mein Vater hat noch nie so glücklich ausgesehen. Der ist ja plötzlich Jahre jünger geworden. Na, des kann i verstehen. I gönn’s ihm, auch wenn i bei seiner Hochzeit gern dabei gewesen wäre.«

      »Laßt uns zurückgehen. Agnes und Urban werden sich Sorgen machen. Sie können sich denken, daß wir geredet haben über die Sach.«

      Emil Fuchsbichler legte seinen Arm um ihre Schultern, und sie schlenderten durch den Blumengarten in Richtung Haus. Unterwegs blieben sie stehen. Sie küßten sich. Ruth spürte in den Küssen die tiefe Liebe eines Mannes, der ihr wirklich keine Vorwürfe machte und sie mit allen Fasern seines Herzens verstand.

      »Wo ist denn nun meine zukünftige Schwiegertochter?« Mit diesen Worten betrat Emil Fuchsbichler die große Wohnküche.

      »I hab’ den Leo von der Bergwacht bestochen, quasi. Die brauchen eine neue Ausrüstung. Des zahlen wir. Dafür haben sie die Clara raufgeflogen auf die Berghütte zum Bruno. Die Clara wird es schon regeln mit unserem Bub, Emil. Die Clara ist net nur ein hübsches Madl. Die hat das Herz auf dem rechten Fleck und wird des schon machen mit dem Bruno.«

      Sein Vater ging auf seinen Sohn zu. Sie sahen sich in die Augen. Jeder verstand den anderen. Es bedurfte keiner unnötigen Worte. Sie fielen sich kurz in die Arme. Dann schenkte Urban Fuchsbichler für sich und seinen Sohn einen Klaren ein. Wortlos hoben sie die Gläser und prosteten sich zu. Sie tranken in einem Zug aus. Das war ein Ritual, damit war die Angelegenheit endgültig geregelt.

      Agnes und Ruth standen dabei und schauten den Männern zu.

      *

      Stephan Eidinger saß mit seinen Eltern beim Abendessen. Im Fernsehen lief im Hintergrund die Tagesschau.

      »Hat sich mein Schwesterherz immer noch nicht gemeldet?«

      »Nein, ich finde das auch ungewöhnlich. Das ist doch nicht ihre Art. Sie wollte doch nie in Urlaub fahren. Ich habe heute die Bianca angerufen. Ihre Mutter war komisch. Die Bianca ist der Clara nachgefahren. Mehr weiß sie auch nicht.«

      Ursula Eidinger schüttelte den Kopf.

      »Aber Großmutter muß auch vom Reisevirus befallen sein. Ihre Schwester hat angerufen. Großmutter ist auch verreist, mit einer Frau, die sie abgeholt hat. Das ist alles sehr seltsam.«

      »Nun beruhige dich, Ursula! Deine Mutter ist eine erwachsene Frau. Sie ist weder ihrer Schwester noch uns Rechenschaft schuldig. Du kennst sie doch, weißt, wie eigenwillig sie sein kann.«

      »Aber das mit Clara, das ist nicht in Ordnung. Sie ist in den Süden gefahren. Was ist, wenn ihr etwas zustößt?«

      »Ursula, du verhältst dich immer noch wie eine Glucke, die ihre Küken unter ihren Fittichen haben will. Die sind aber flügge.«

      »Du bist ein Mann. Als Frau und Mutter spürt man, wenn da etwas nicht stimmt. Ich bin seit Tagen schon so unruhig. Das verstehst du nicht.«

      Es klingelte an der Tür. Gaudenz Eidinger öffnete.

      »Ein Telegramm, Ursula!« sagte er mit Verwunderung in der Stimme und riß den Umschlag auf.

      Dann las er laut vor:

      Liebe Ursula! Lieber Gauden! Lieber Stephan!

      Macht die Gärtnerei ein paar Tage zu. Kommt mich alle besuchen. Bitte räumt alle meine Sachen (Kleider, Möbel, auch die Sachen auf dem Speicher) und schickt sie an den Fuchsbichler Hof in Waldkogel. Dort findet Ihr mich auch. Dort werde ich an der Seite meines lieben Urban, dem einzigen Mann, den ich immer geliebt habe, bis an das Ende meiner Tage leben.

      Wir haben heute geheiratet.

      Übrigens, Clara ist hier und es geht ihr gut.

      Setzt Euch sofort ins Auto und kommt. Wir erwarten Euch!

      Liebe Grüße, Agnes Fuchsbichler.

      PS: Kein Wort zu meiner Schwester! Der will ich das selber sagen!

      Ruth und Stephan stellten sich neben Gaudenz und starrten abwechselnd auf das Papier, dann sich an. Ursula lehnte sich an ihren Mann.

      »Halte mich fest, Gaudenz! Das ist zuviel!«

      Gaudenz führte seine Frau zur Couch.

      »Das ist wirklich ein Ding, was sich da Großmutter geleistet hat. In ihrem Alter noch einmal zu heiraten! Sie wollte doch niemals heiraten. Sie war doch fast stolz auf ihre Witwenschaft.«

      »Spar dir deine Bemerkungen, Stephan. Siehst doch, daß deine Mutter ganz blaß ist.«

      »Trotzdem ist das ein ganz dickes Ding. Dann sollen wir noch sofort kommen. Ich muß morgen ins Labor! Was hat sich Großmutter nur dabei gedacht?«

      Stephan regte sich mächtig auf.

      Es dauerte eine Weile, bis sich Ursula gefaßt hatte, nicht, weil sie verwundert war, sondern weil sich ihre Vermutungen bestätigt hatten.

      »Kommt beide mit!« sagte Ursula in einem Tonfall, der jeden Widerspruch im Keim ersticken ließ.

      Sie rannte die Treppe hinauf in die obere Etage, dann hinauf zum Speicher.

      »Stephan! Du bist sportlich trainiert! Trete die Tür ein! Alles andere dauert mir zu lange.«

      Stephan schaute seine Eltern verwundert an.

      »Los!« sagte sein Vater. »Auf mein Kommando!«

      Die beiden Männer zählten bis drei und warfen sich dann gemeinsam gegen die Tür. Sie gab nach. Ursula drängte an ihnen vorbei und machte Licht. Es war stickig auf dem Dachboden.

      »Die Luft kann man ja hier schneiden! Die könnte ich mal im Labor untersuchen!«

      »Halte den Mund, Stephan!« schrie seine Mutter mit einer Stimme, die anzeigte, wie angespannt ihre Nerven waren.

      Zielsicher öffnete sie den Karton, alle Taschen flogen heraus, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte.

      »Das sind sie! Ich hatte sie schon entdeckt, da war ich noch ein ganzes Stück jünger, als Clara heute ist.«

      Sie schwenkte sie, wie erbeutete Trophäen in der Hand.

      »Ich will


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