Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sagt, daß ihr Mann wehleidiger gewesen ist, als alle Kinder zusammen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.«

      »Mei, da bin ich froh.«

      »Die Ria will mit ihrer Familie zum Schützenfest kommen. Das ist ja nicht mehr lange hin. Sicherlich wirst du dich freuen, sie zu sehen.«

      »O ja, das tue ich!«

      »Ach, Franzi, danke, daß du uns den Gast geschickt hast. Kennst den näher?«

      »Naa, wir sind aufeinander getroffen, durch Zufall. Ich brachte die Blumen in die Kirche. Er war wohl gerade angekommen. Da hat er mich nach einer Unterkunft gefragt. Wie heißt er denn?«

      Meta Baumberger lachte.

      »Gut, daß du mich daran erinnerst. Ich hab’ ihm den Zimmerschlüssel gegeben. Er legte mir gleich das Geld auf den Tresen. Aber seine Personalien, die habe ich noch net aufnotiert. Das ist ja Vorschrift. Ich werde das später machen. Es war heut eben so viel zu tun. Warum? Interessiert es dich?«

      »Nur so, nix Besonderes. Is’ halt schön, daß jetzt immer mehr Leut’ nach Waldkogel kommen.«

      »Ja, das ist es. Wir haben ja auch eine schöne Landschaft hier. Die ist wie Balsam für die Seele der Leute aus der Stadt.«

      »Ja, das denke ich auch. Ich war ja drei Jahre in der Stadt. Schön ist es da auch gewesen. Aber hier in den Bergen, da ist es doch viel schöner.«

      »Willst also nimmer in die Stadt?«

      »Naa, Meta, das will ich net. Ich weiß noch net, was ich machen will. Die Eltern haben gesagt, ich soll mir Zeit lassen. Die Mutter ist ganz froh, daß ich daheim bin und ihr helfen tu.«

      »Das glaube ich gern. Ist ja auch schwierig, jetzt wo der Knecht sich das Bein gebrochen hat und im Krankenhaus liegt. Wie macht ihr das jetzt mit der Almwirtschaft?«

      »Die Küh’ sind jetzt auf der Nachbarsalm. Die Oberländer versorgen sie mit. Sie tun aber nur melken. Der Milchwagen bringt die Milch für den Käse runter zu uns ins Dorf. Die Hilda und der Wenzel schaffen das net, auch noch den Käse zu machen. Da machen wir das halt bei uns auf dem Hof.«

      »Warum gehst du nicht auf eure Alm?«

      »Das würde ich gern tun, lieber heute als morgen. Aber der Vater is’ net so recht damit einverstanden. Er meint, daß es da oben für ein Madl recht einsam ist. Dabei gibt es viele Almen, wo die jungen Mägde alleine sind.«

      »Du mußt deinen Vater verstehen. Bei denen ist das was anderes, das sind Mägde. Du bist die einzige Tochter des Bauern.« Meta lächelte Franzi an. »Das ist freilich ganz was anderes. Außerdem hat er dich vielleicht gern bei sich in der Nähe, wo du so lange in der Stadt gewesen bist.«

      »Ich werde den Vater schon weichklopfen. Das war damals auch so, als ich in der Stadt die Lehre als Reisekauffrau machen wollte.«

      Franzi stand auf. Sie zog ihr Schultertuch enger um die Schultern. Sie verabschiedete sich von Meta und ging durch den kleinen Gastraum hinaus. Der neue Gast saß immer noch da. Ihre Blicke trafen sich wieder.

      Draußen auf der Dorfstraße mußte Franzi erst einmal tief durchatmen. Ihr Herz klopfte, und ihr schwindelte. Sie ahnte mehr, als daß sie es wußte. Diese Befindlichkeiten wurden von der Sehnsucht ausgelöst.

      *

      Franzi war am nächsten Morgen beim Frühstück ungewöhnlich still. Die Eltern wechselten Blicke.

      »Hast schlecht geschlafen, Kind?« fragte sie ihr Vater.

      Franzi biß schnell in ihr Brot, das sie dick mit selbstgemachter Butter und Sauerkirschmarmelade bestrichen hatte. Sie schüttelte den Kopf.

      »Mit dir is’ doch was, Kind! Nun, rede schon mit uns.«

      Franzi seufzte.

      »Mei, ich mach mir halt Gedanken, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ist ja ganz schön hier. Bin froh wieder daheim zu sein und dir, Mutter, helfen zu können. Dir, Vater, natürlich auch! Ich gehöre nicht in die Stadt. Meine Welt, das sind Waldkogel, die Berge, die Wälder. Hier ist die Heimat meiner Seele.«

      »Das hast du schön gesagt, Franzi. Aber was ist mit mir? Willst mir nicht helfen?« fragte grinsend der Bruder.

      »Du brauchst keine Hilfe! Du bist groß und stark.«

      Franzi trank einen Schluck Milchkaffee.

      »Ich würd’ halt zu gern unsere Alm bewirtschaften. Ich finde das gar nicht gut, daß die Milch fürs Käsemachen runtergebracht werden muß. Die Luft da oben ist doch noch viel besser als bei uns im Dorf. Hier gibt es doch die Abgase der Autos, auch wenn es nicht viele sind. In der klaren Bergluft reift der Käse besser, denke ich.«

      Ihr Vater rieb sich nachdenklich das Kinn.

      »Damit magst schon recht haben, Franzi. Ist halt Pech, daß sich unser Almknecht das Bein gebrochen hat. Warum mußte der auch rumkraxeln, der Nichtsnutz! Wo hat es denn das früher gegeben, daß einer, der eine Almhütte versorgen muß, zwischendrin auf den Berg steigen tut! Als hätte er nicht genug zu tun und wüßte nicht, wie er die Zeit rumkriegen soll!«

      »Seine Arbeit hat er immer gemacht, Vater«, verteidigte Lenz Dollinger den Knecht. »Was ist denn schon dabei, wenn er zwischen dem ersten Melken am Morgen und dem Melken am Abend eine kleine Tour machte. Außerdem war er nur am Sonntag unterwegs. Er liebt eben die Berge. Auf der Alm sind die Gipfel zum Greifen nah. Da hat es ihn halt gejuckt und gepackt. Weißt doch selbst, welch’ geradezu magische Anziehungskraft die Berge haben.«

      »Was dabei rausgekommen ist, das wissen wir ja. Liegt mit einem komplizierten Beinbruch im Spital und wir müssen sehen, wie wir klarkommen. Wenn er Sonntags Bewegung haben wollte, dann hätte er wie alle anständigen Leute runterkommen und in die Kirche gehen sollen.«

      Dem Dollingerbauern sah man seine Verärgerung deutlich an. Seine Frau wollte ihren Mann trösten und sagte:

      »Schlimm ist es schon. Wir waren glücklich, daß wir endlich einen guten Almknecht hatten, der gewissenhaft das Vieh versorgte und auch sonst die Almwirtschaft gut bestellte. Doch der hatte zu viele Flausen im Kopf, von denen wir nix wußten. Wär ja noch gegangen, wenn er net so leichtsinnig gewesen wär. Da muß man manchmal beide Augen zudrücken. Es ist ohnehin schwierig, in der Zeit überhaupt noch junge Leute zu bekommen, die auf einer Alm arbeiten wollen.«

      »Und die, die wollen, die dürfen nicht!« bemerkte Franzi trotzig.

      »Franzi, ich habe dir gesagt, daß das nicht in Frage kommt. Aber du, Lenz, du könntest auf die Alm gehen, nur diesen Sommer.«

      Sein Sohn schüttelte den Kopf.

      »Vater, ich habe dir schon öfter gesagt, daß ich das nicht mach’. Ich mach’ meine Arbeit hier auf dem Hof. Dann helf’ ich noch meinem künftigen Schwiegervater. Du weißt, daß wir nach der Hochzeit den Hof überschrieben bekommen. Da kann ich mich jetzt nicht auf die Alm verdrücken.«

      »Verdrücken nennst du das? Hör dir das an, Wilma! Weißt noch, wie das damals bei uns war? Da war ich auch auf der Alm.«

      »Ja, ich weiß, Pius! Bist jeden Abend runtergelaufen, um mich zu besuchen.«

      Ihre Kinder grinsten.

      »Da kommt’s raus, Vater. Bist ja ein ganz fescher Bursche gewesen, wie? Hast wohl oft gefensterlt?«

      Pius Dollinger räusperte sich verlegen.

      »Über so etwas spricht man nicht, Lenz. Schon gar nicht, wenn Frauen am Tisch sitzen. Denk an deine kleine Schwester!«

      Franzi und Lenz lachten herzlich.

      »Vater, erstens ist die Franzi kein kleines Kind mehr, die weiß Bescheid. Zweitens hofft sie vielleicht darauf, daß bei ihr einer fensterln tut?«

      Franzi stieß ihren Bruder, der neben ihr auf der Eckbank in der Küche saß, den Ellbogen unsanft in die Rippen.

      »Nicht so vorlaut, Lenz!«

      »Au!


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