Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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das jetzt mache.«

      »Schön für dich! Dann wird’s bald voll werden.«

      »Ja, bestimmt! Im nächsten Jahr, wenn dann alles fertig ist, dann wird’s richtig zünftig. Ich freue mich schon. Wir werden schöne Hüttenabende machen. Dann wird ja auch hoffentlich Anna hier sein.«

      Ein flüchtiger Schatten huschte über sein strahlendes Gesicht.

      »Wie geht es denn der Anna? Wann kommt sie dich wieder besuchen?«

      »Wir telefonieren oft. Sie kann’s genauso wenig erwarten wie ich. Sie sagt, sie hätte schon richtig Heimweh nach der Hütte.«

      »Nur nach der Hütte? Toni, das wäre schade, wenn sie sich nur nach der Hütte sehen würde!«

      Franzi blinzelte Toni zu.

      »Ja, ich weiß schon, wie du das meinst. Stimmt schon! Die Anna freut sich auch, mich wiederzusehen. Schade, daß sie so weit ist. Sie ist da oben im hohen flachen Norden, in Hamburg. Das ist eben ein bissel weit. Da kann sie net jedes Wochenende kommen. Sie hat aber versprochen, daß sie bald wiederkommt. Unsere Beziehung ist halt wegen der weiten Entfernung etwas kompliziert. Ausgesucht habe ich es mir nicht. Das war die Liebe. Die hat eben einfach zugeschlagen. Franzi, da war ich wehrlos. Als ich mich in die Anna verliebt habe, da wußte ich ihren Namen nicht. Ich wußte nicht, wo sie herkam und wo sie hinfuhr. Ich habe sie nämlich im Zug gesehen.«

      »Ich weiß, alle wissen es in Waldkogel. Lenz meinte neulich, ihr solltet die Hütte ›Zum Abteil‹ nennen, als Erinnerung an den Ort, der euch zusammengeführt hat.«

      »Eine Berghütte, die ›Zum Abteil‹ heißt, das ist ja eine ganz verrückte Idee! Aber gefallen tut sie mir gut. Die Gäste werden doch wohl wissen wollen, wie meine blonde Flachlandindianerin auf die Hütte gekommen ist. Es ist auch mal was ganz anderes. Ich werde mit Alois reden und mit Anna. Mal sehen, wie denen der Vorschlag gefällt. Es wäre wirklich eine schöne dauerhafte Erinnerung an den ersten Augenblick unserer Liebe.

      Franzi seufzte.

      »Entschuldige, Franzi! Jetzt reden wir die ganze Zeit über die Berghütte, die Anna und mich. Dabei hast du doch was auf dem Herzen.«

      »Das macht nichts – und das Thema hast du fast auch schon getroffen.« Sie zögerte etwas und trank einen Schluck Tee mit Rum, den Toni hingestellt hatte.

      Franzi hielt den Becher mit dem heißen Tee zwischen ihren Händen, so als wollte sie sich zur eigenen Stütze dort festhalten und nicht das Gefäß halten.

      »Toni, es fällt mir schwer, mit dir als Mann darüber zu sprechen. Aber erstens bist du der Bruder von Ria – und ich habe dich als anständigen Menschen in Erinnerung. Zweitens hast du dich in Anna verliebt und kannst mir deshalb vielleicht noch besser Auskunft geben. Du mußt mir aber versprechen, daß das alles unter uns bleibt.«

      »Du hast mein Wort darauf!«

      Franzi zögerte erneut. Sie trank einen Schluck Tee. Dann sagte sie, ohne Toni dabei anzuschauen:

      »Wie war das, als du dich in Anna verliebt hast? Was passierte da? Woher wußtest du, daß sie die Richtige ist? Was ist da geschehen?«

      »Dann hast du dich verliebt, Franzi?«

      »Sag erst!«

      »Da gibt es nicht viel zu sagen. Der Zug war voll. Ich kam aus dem Norden. Ich hatte ja Urlaub gemacht in Norwegen. In Hamburg stiegen dann einige Leute aus und Anna stieg ein. Ich hatte vorher im Gang gesessen. Jetzt waren Plätze im Abteil frei. Es waren zwei Fensterplätze, einer für mich und einer für Anna. Wir saßen uns gegenüber. Da mußten wir uns anschauen. Ja, das war es dann. Wir schauten uns an und verliebten uns. Bei mir war es sofort die große Liebe. Anna hat mir erzählt, daß es bei ihr auch so war. Sie fuhr ja nach Frankfurt zu ihrer Freundin Sue. Sue hat mir erzählt, daß Anna ganz schön verwirrt gewesen war. Sie war eben verliebt und überrascht, daß es einfach so – PENG – passiert war. Sue brachte dann Anna mit einer List hierher. Genügt dir diese Antwort?«

      Franzi schwieg immer noch und Toni sprach weiter:

      »Es war über uns beide gekommen wie eine Naturgewalt. Noch schneller als ein Wettersturz kommen kann. Im Bruchteil einer Sekunde veränderte sich alles. Alles, was vorher wichtig war, trat zurück. Die Liebe trat an die erste Stelle. Anna hat sich zuerst gegen alles gewehrt, gegen die Liebe, das Gefühl der Berge, einfach gegen alle. Ich hatte erst Chancen, als Bello ins Spiel kam.«

      Liebevoll kraulte Toni seinem Hund das Fell, der neben ihm saß.

      »Er vermißt Anna auch, das kann ich deutlich merken. Jeden Morgen geht er in ihre Kammer. Dann kommt er wieder raus und läßt traurig den Kopf hängen. An manchen Tagen liegt er stundenlang auf der Matte vor ihrem Bett. So, als würde er warten.«

      »Leider habe ich keinen Hund.«

      »Ich kann dir ja Bello ausleihen. Er hat Erfahrung, Liebende zusammenzubringen.«

      »Das ist vielleicht keine so schlechte Idee, Toni. Meinst, daß Bello im Gebirge jemand suchen könnte?«

      »Kommt darauf an. Wie meinst das?«

      »Nun, nehmen wir mal an, da ist irgend jemand verletzt. Könnte Bello den finden?«

      »Wo denkst, daß wir suchen sollten?«

      »Das weiß ich eben nicht genau. Ich hab’ nur Angst, daß er irgendwo am Berg ist. Irgendwo am ›Höllentor‹! Könnte Bello dort suchen?«

      »Am ›Höllentor‹! wiederholte Toni entsetzt.

      Er zündete sich seine Pfeife an und rauchte. Behutsam fragte er: »Franzi, hinter dieser Frage steht doch mehr. Willst mir nicht alles erzählen, von Anfang an?«

      »Es wird wohl das Beste sein!«

      Zuerst etwas stockend, dann flüssiger erzählte Franz Toni von dem Fremden. Sie berichtete, wie er sie angesprochen hatte. Scheu beschrieb sie die Blicke, die sie mit ihm vor der Kirche gewechselt hatte und dann später in der Gaststube bei Tonis Eltern. Sie berichtete von den Gesprächsfetzen der Bergwanderer und Kletterer, die sie aufgeschnappt hatte.

      »Dann kam der Wettersturz.«

      Toni zog mehrmals an seiner Pfeife.

      »Jetzt hast du Sorge, daß er irgendwo am ›Höllentor‹ verwundet liegen könnte?«

      Franzi nickte.

      »Es gehen selten Wanderer dorthin. Es ist wirklich gefährlich da, wegen dem Steinschlag. Überall stehen Schilder. Es wäre eine Dummheit, sich alleine da auf den Weg zu machen. Doch möglich ist alles. Leute aus der Stadt, die es sich beweisen wollen, gibt es immer wieder. Sie kennen die Berge nicht. Sie schlagen alle Warnungen in den Wind. Sind oft genug noch nicht einmal richtig ausgerüstet. Denkst du, er hatte eine Kletterausrüstung dabei?«

      »Nein, die hatte er nicht. Er hatte keinen Pickel oder so was dabei. Da hätte er außen an seinem Rucksack die eine oder andere Gerätschaft dranhängen gehabt, wie das eben so bei richtigen Bergsteigern ist. Er hatte aber richtig gute feste Wanderschuhe an. Sie waren auch schon getragen. Sie sahen ziemlich alt und und eingelaufen aus. Seine Lederhosen, die haben auch bestimmt schon manche Almwiese und manches Geröllfeld gesehen.«

      »Das läßt ja hoffen, daß er etwas Erfahrung hat. Franzi, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Erstens, er ist abgereist. Zweitens, er war nicht am ›Höllentor‹ und hat auf der anderen Seite am ›Engelssteig‹ einen Unterschlupf gefunden, der ihm Schutz bot. Danach ist er nicht nach Waldkogel zurück, sondern weitergewandert.«

      »Dann wäre er fort, und ich würde ihn nie wieder sehen!« flüsterte Franzi leise.

      »Wenn du ihn wirklich liebst und er dich auch liebt... Also, wenn es wirklich so ist, wie du es mir beschrieben hast, dann wirst du ihn wiedersehen. Liebende Herzen finden immer wieder zusammen. Das kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, Franzi. Drittens, er hat die andere Richtung eingeschlagen, nicht zum ›Engelssteig‹, sondern ist am ›Höllentor‹ gewandert. Da gibt es ja die alten Wanderwege


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