Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
der Antrag abgelehnt. Warum sollen die beiden danach nicht gute Freunde bleiben oder vielleicht werden, wie in deinem Fall?«

      »Trotzdem, ich will, ich kann da nicht rausgehen!«

      »Katja, es ist jetzt fast ganz dunkel draußen. Er kann dich nicht so genau sehen. Toni ist dabei: Ich bin dabei. Ich verspreche dir, daß ich in deiner Nähe bleibe.«

      Anna streckte ihr die Hand hin: »Nun komm!«

      Katja seufzte tief. Sie band sich ihre Schuhe zu, zog ihren warmen Anorak über. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel.

      »Du siehst gut aus! Alles wird gutgehen. Tu einfach so, als wäre nichts.«

      »Gino wird mich begrüßen!«

      »Sicherlich, dann sagst du etwas. Zum Beispiel: Welche Überraschung, di##ch hier zu sehen. Schau, wie klein die Welt ist. Etwas in der Richtung. Dann tust du so, wie du eben mit einem ganz losen Bekannten auch tun würdest. Verstehst du?«

      »Ja! Aber das ist nicht so einfach. Ich kann nicht so tun, als wäre er mir gleichgültig.«

      »Ah, du meinst, du würdest lieber kratzbürstig sein, da mit er nicht merkt, wie lieb du ihn hast?«

      »Woher weißt du?«

      Anna lachte herzlich.

      »Aus Erfahrung! Ich hatte mich gleich in den Toni verliebt und mich auch gewehrt. Ich wollte es mir nicht einge##stehen. Dabei hatte sich mein Herz schon längst entschieden.«

      »Wir passen nicht zusammen, Anna! Unmöglich!«

      »Wenn zwei liebende Herzen sich finden, dann passen sie auch zusammen. Ich mache dir einen Vorschlag. Bleib doch ein paar Tage auf der Hütte. Dann kannst mich und den Toni besser kennenlernen. Toni ist hier aus Waldkogel. Er ist ein Kind der Berge. Mich nennt er liebevoll seine Flachlandindianerin, weil ich aus dem hohen Norden komme. Ich hatte auch Angst, mich für ihn zu entscheiden oder besser #für ein Leben mit ihm. Doch hier in den Bergen fand ich Ruhe und zu mir selbst. Ja, bleibe ein paar Tage! Wenn du willst, kannst du auch die ganzen zwei Wochen hier bleiben. Du wirst sehen, wie gut dir das tut!«

      »Ich danke dir für die Einladung. Dann gehe ich Gino aus dem Weg oder?«

      Anna lachte.

      »Möglich! Doch willst du das wirklich?«

      Katja errötete. Anna nahm sie bei der Hand. Sie gingen hinaus.

      Anna wurde freundlich begrüßt. Anna erklärte, daß Katja tief und fest geschlafen habe. Katja war für diese kleine Notlüge dankbar.

      »Komm, du mußt etwas essen!«

      Anna schob Katja zum Grill.

      »Hallo, Katja! Freue mich dich zu sehen! Willst du Würstchen oder Fleisch?«

      »Hallo, Gino! Etwas von beidem, bitte!«

      Gino suchte ihr ein besonderes Stück Fleisch heraus. Katja nickte ihm zu. Dann setzte sie sich und aß. Anna blieb an ihrer Seite.

      »Du kennst den Gino?« fragte jemand aus der Gruppe.

      »Ja! Die ganze Welt ist ein Dorf!« bemerkte Katja wie beiläufig.

      Die großen Holzscheite des Feuers brannten. Alle standen mit #ihren Gläsern dabei und schauten versonnen in die Flammen, die sich in das Holz verbissen, daß es platzte und Funken sprühte. Die Männer tranken Bier und Schnaps. Anna, Katja und die anderen Frauen hielten sich mehr an Tee mit Rum, oder sie tranken einen schmackhaften Punsch, den Toni gebraut hatte.

      Der alte Alois holte seine Ziehharmonika und spielte auf. Toni hielt bei den zärtlichen Melodien seine Anna fest im Arm.

      »Dann tanzt schon! Dazu ist Musik doch da.«

      Toni und Anna ließen es sich nicht zweimal sagen. Bald reihten sich die anderen Paare auch ein und tanzten um das Feuer. Es war ein großes Vergnügen für den alten Alois, den jungen Leuten aufzuspielen. Er spielte und wippte dabei mit dem Fuß. Dann und wann stieß er einen Juchzer aus, der die frohe Kunde des Tanzvergnügens in der Nacht der Berge hinaustrug und als vielfältiges Echo zurückkam.

      Gino hatte sich hinter dem Grill hingesetzt und schaute zu. Katja saß neben Alois und schaute in die Flammen.

      »Gino schaut zu dir herüber, Katja! I glaub, der# hat große Lust, mit dir das Tanzbein zu schwingen. Wie wär’s! Soll ich Damenwahl ausrufen?«

      »Alois, nein! Bitte nicht! Ein Wort und ich gehe in meine Kammer.«

      »Bist mir schon ein seltsames Madl. Die Lieb’ steht dir ins Gesicht geschrieben, und du willst weglaufen. Der Gino ist net so übel, wie du denken tust. Na mei, vielleicht war er ja mal ein richtiger Hallodri. Aber des ist er net mehr. Des geht allen so, wenn’s in die Berge kommen. Bei sei’m Vater war es genau so!«

      »War Herr Koppermann auch hier?«

      »Mei, da staunst, Madl, gell? Der Isebert war auch hier als ganz junger Mann, aber des is’ schon lang her. I kann dir net sagen, wann das war. Da mußt mal ins alte Hüttenbuch schauen. Vielleicht kannst da ja etwas finden.

      Toni und Anna tanzten auf Katja zu. Dann lösten sie sich. Toni griff nach Katjas Hand und tanzte einfach mit ihr. Anna winkte Gino heran und tanzte mit ihm. Katja sah, daß die beiden eifrig sprachen. Sie sprechen bestimmt über mich, dachte Katja.

      »Jetzt tauscht die Madln!« rief der #alte Alois.

      Ehe Katja sich besann, hatte Toni sie in Ginos Arme gedrückt und seine Anna wieder an sich gezogen. Sie konnte sich nicht wehren. Sie wollte sich nicht wehren. Katja spürte seinen Atem und roch seine Haut. Er hielt sie fest. Katja wehrte sich nicht.

      »Wollen wir nicht Frieden schließen, Katja? Waffenstillstand für die Zeit hier auf den Bergen! Bitte, Katja?«

      Katja ließ ihn einen Augenblick zappeln. Sie dachte nach.

      »Gut! Waffenstillstand! Was zwischen uns war, ist vergessen. Du benimmst dich anständig!«

      »Das werde ich. Versprochen!«

      Es dauerte noch einige Tänze, bis Katja sich entspannen konnte und sie dann auch wirklich ihren Spaß hatte.

      Das Feuer brannte ab und sank in sich zusammen. Alois hörte auf zu spielen. Gemeinsam trugen sie alles in die Hütte. Die ›Madln‹, angeführt von Anna, brachten die Küchensachen und das Geschirr hinein. Die Burschen packten bei dem Rest an.

      Nach und nach zogen sich alle zurück.

      »Katja, ich würde mich freuen, wenn du noch einen Moment bleiben würdest. Ich wür#de gern mit dir sprechen. Wir könnten uns an den Kamin setzen«, bat Gino.

      »Heute abend nicht! Ich bin wirklich sehr müde. Morgen ist auch noch ein Tag. Anna hat mich eingeladen, meinen ganzen Urlaub auf der Berghütte zu verbringen. Vielleicht mache ich das wirklich. Dann haben wir viel Zeit. Wie lange bleibst du noch?«

      »Ich weiß nicht, wie lange ich noch bleibe. Ich bin schon lange hier. Ich habe dir versprochen, mich ehrenhaft zu benehmen. Das will ich dann auch so halten, Katja. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Ist es deine erste Nacht auf einer Berghütte?«

      »Eigentlich ja!«

      »Dann träume etwas Schönes. Man sagt ja, daß der Traum der ersten Nacht in Erfüllung geht, den man in einer neuen Umgebung träumt.«

      »Ja, ich kenn die Redensart.«

      »Es ist keine Redensart, Katja! Mir ist es so ergangen. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen.« Er zögerte. »Nun, wahrheitsgemäß muß ich anmerken, daß es nur die erste Hälfte des Traumes ist. Ich warte noch darauf, daß die zweite Hälfte auch wahr wird.«

      »Dann wü#nsche ich dir auch eine gute Nacht, Gino. Vielleicht mußt du die zweite Hälfte noch einmal träumen.«

      Er lächelte sie an, nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuß darauf. Dann ging er schnell weg, als hätte er Angst. Sie stand am Kamin und schaute in die Glut.


Скачать книгу