Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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kann man in Ruhe und Gelassenheit tun. Alles und jedes hat seinen Platz, so kommt es mir vor. Die Berge sind ewig, und sie strahlen eine Ruhe und Gelassenheit aus, die sich auf die Menschen überträgt. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, anderswo zu leben. Auch wenn du nur vorübergehend hierbleiben willst, so ist das eine sehr gute Wahl von dir. Wie lange willst du denn bleiben?«

      Tina zögerte, dann sagte sie ganz leise:

      »Ich dachte so an ein halbes Jahr.«

      »Ich werde mal nachdenken, Tina. Morgen will ich runter ins Dorf. Wenn du willst, kannst du mitkommen.«

      »Ich muß auch runter. Ich will den Bus nehmen. Ich habe vor drei Wochen mein Auto abgestellt, das will ich holen. Meinst du, ich finde in Waldkogel einen Platz, wo ich es abstellen kann, bis ich weiß, wo ich arbeiten kann?«

      »Das wird kein Problem sein. Du kannst es bei der Pension ›Beim Baumberger‹ abstellen. Dort auf dem Hof ist genug Platz. Die Bergwanderer, die sich bei Tonis Eltern einquartieren, stellen ihre Autos auch dort ab. Ich werde mit Meta und dem Xaver sprechen und dich vorstellen.«

      »Danke, das ist lieb von dir, Anna. Danke.«

      Mohrle, der kleine Kater, schlich Martina um die Beine. Sie nahm ihren Schützling auf den Arm.

      »Ich würde gern auf einer Alm oder auf einem Hof arbeiten. Da könnte ich doch das Mohrle mitnehmen, denke ich.«

      »Das wird schon gehen, Tina. Wir werden schon etwas finden.«

      Martina lächelte ein wenig. Ein ganz kleiner Hoffnungsschimmer war in ihr Herz gefallen. Es war wie ein einziger Sonnenstrahl, der durch einen winzigen Spalt in der Wolkendecke fiel und für einen Augenblick das Tal erhellte, bevor sich die Regenwolken wieder schlossen.

      Den Rest des Tages schnitten die beiden Frauen das Thema nicht mehr an. Bis zum späten Nachmittag hatten Toni, Leo, Martin und Friedel unter den strengen Augen des alten Alois die neue Wand gesetzt. Anna hatte ein schönes Essen bereitet. Bis zum Abend saßen alle vor der Hütte. Erst als die Sonne glutrot hinter den Bergen untergegangen war, gingen sie schlafen. Martin, Leo und Friedel teilten sich das Matratzenlager oben auf dem Hüttenboden.

      *

      Am nächsten Morgen wanderten Anna und Martina mit den Burschen zu der Oberländer Alm, wo sie ihre Autos stehen hatten.

      »Steigst zu mir ins Auto, Tina?« fragte Martin.

      Anna griff blitzschnell ein.

      »Die Martina und ich bleiben noch einen Augenblick auf der Oberländer Alm. Fahrt schon mal! Und nochmals vielen Dank für eure Hilfe.«

      Tina warf Anna einen dankbaren Blick zu. Etwas enttäuscht stieg der Doktor in sein Auto und fuhr ab.

      »Ich glaub, die Tina will nix von dem Martin wissen«, raunte Leo leise dem Friedel zu.

      »Ja, des schaut so aus. Vielleicht is er net ihr Typ oder sie hat schon einen Burschen in der Stadt.«

      »Ein fesches Madl is die schon, die Tina! Meinst net auch, Friedel?«

      »Ja, fesch is sie schon. Jetzt denkst, daß du vielleicht bei ihr Chancen hast, Leo? Dann wünsch’ i dir viel Glück. I mach ihr net den Hof. I hab mir einmal die Finger verbrannt. I trau keiner mehr. Doch des muß net für dich gelten.«

      Dabei schaute Friedel Martina nach, wie sie mit Anna in die Almhütte ging. Er mußte sich eingestehen, daß Martina seine Blicke magisch anzog. Sie interessierte ihn. Sie gefiel ihm. Das wollte er sich aber noch nicht ganz eingestehen.

      Anna und Martina hielten sich nicht lange auf der Oberländer Alm auf. Sie fuhren mit dem Milchwagen ins Tal.

      »War nett von dir, Anna, daß du mich vor dem Angebot gerettet hast. Es wäre mir peinlich gewesen, Martins Mitfahrgelegenheit abzulehnen.«

      »Schon klar! Mach dir da keine Sorgen. Er wird es bald begreifen, daß er dein Herz nicht erobern kann.«

      Anna stellte Martina den Baumbergers kurz vor. Dann brachte sie Martina zur Bushaltestelle vor der Kirche und winkte ihr nach, als sie davonfuhr.

      Pfarrer Zandler kam gerade aus dem Pfarrhaus. Er begrüßte Anna freudig. Anna war froh, den Pfarrer zu treffen, hatte sie doch noch eine wichtige Angelegenheit zu regeln. Die Sache war einfach. In wenigen Worten sagte Anna, wie sie sich das alles gedacht hatte.

      »Das ist sehr schön von dir, Anna. Willst das wirklich so machen?«

      »Ja, Herr Pfarrer!«

      Der Geistliche schaute Anna an.

      »Der Toni kann wirklich dem Himmel dankbar sein, daß er dich geschickt hat.« Pfarrer Zandler schmunzelte. »Doch ein bissel dankbar sollte der Toni dir auch sein – und der Alois auch. Du solltest mit dem Toni vor der Hochzeit reden, Anna.«

      »Meinen Sie, Herr Pfarrer?«

      »Das meine ich nicht nur, darauf bestehe ich. Wenigstens dein Mann sollte es wissen und der Alois auch. Der Alois machte sich viele Gedanken. Es bedrückte ihn.«

      Anna überlegte.

      »Gut, Herr Pfarrer! Ich werde mit Toni sprechen. Eheleute sollten keine Geheimnisse voreinander haben. Mit dem alten Alois rede ich auch.«

      »Das ist eine gute Einstellung, Anna!«

      »Ich werde mit dem Toni aber erst nach der Trauung sprechen.«

      Der Pfarrer lachte.

      »Hast Angst, er könnte dir in letzter Minute noch weglaufen, dein Toni?« fragte er scherzhaft.

      »Nein, aber ich denke, es ist besser so. Wenn ich erst seine Frau bin, dann kann er nix mehr sagen. Es bleibt dann ja in der Familie.«

      »So, so! Dann bekommt der Toni nicht nur eine fesche Braut, sondern auch eine überaus kluge Frau. Das wundert mich nicht. Das habe ich schon damals bemerkt, Anna, bei meinem ersten Gespräch mit dir.«

      Anna wechselte noch ein paar Worte mit Pfarrer Heiner Zandler. Dann ging sie weiter zum Sommerhalderhof.

      »Ei, die Anna! Des is aber lieb von dir, daß du mich besuchen tust, Anna.«

      »Grüß Gott, Trudel!«

      Die Sommerhalder-Bäuerin saß vor dem Haus auf der Bank und schnitt Bohnen. Anna setzte sich zu ihr.

      »Trudel, ich habe da so eine Idee. Du könntest jemandem helfen, und dir wäre damit vielleicht auch geholfen. Ich habe dabei zwar ein komisches Gefühl, irgendwie, kann aber dazu nichts sagen.«

      »Dann fängst am besten ganz von vorne an, Anna. I hab’ ohnehin viel Zeit beim Bohnen putzen und schneiden. Es hat viel Bohnen gegeben in dem Jahr.«

      »Hast du noch ein Messer? Dann helfe ich dir, Trudel.«

      »Hol dir eins, drin in der Kuchl. In der Schublade im Küchentisch, da findest du die Messer.«

      Einen Augenblick später saßen Trudel und Anna zusammen und schnitten Bohnen. Die Sommerhalder-Bäuerin wollte später saure Bohnen einlegen.

      Anna erzählte von Martina Zollinger.

      »Ja, ich habe schon von der Rettung gehört. Leichtsinnig war’s schon von dem Madl. Bei schlechtem Wetter soll man keinen Fuß in die Berg’ setzen. Schon gar net, wenn man allein unterwegs ist.«

      »Das ist klar, Trudel. Aber die Martina war unterwegs, hatte kein festes Quartier und wollte nur zur nächsten Berghütte. Na ja, es wurde ja alles wieder gut. Ihr Knie ist geheilt. Jetzt sucht sie für das nächste halbe Jahr Arbeit. Du hast doch angedeutet, daß du eine Hilfe suchst. Vielleicht wäre das was für die Martina. Sie hat mir schon ein paar Mal geholfen. Sie ist nicht ungeschickt. Sie weiß nicht allzu viel vom Kochen und Backen. Doch ich denke mir, daß sie sehr lernwillig ist. Wenn du die Geduld hast, dann machst du mit der Martina bestimmt einen guten Fang.«

      »Sehr still soll’s sein, das Madl.«

      »Ja, sie redet nicht viel. Wirst also niemanden um dich haben, der


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