Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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Traum von Gold den Rücken kehr­ten, ant­wor­te­ten nicht. Die ›Lau­ra‹ back­te durch eine Rin­ne, die in den Eis­rand ge­schnit­ten war, hin­aus, schwang sich dann in die Strö­mung, stieß einen letz­ten schrei­en­den Pfiff aus und fuhr mit Voll­dampf da­von. Nur ein Dut­zend Leu­te blieb an der Brücke zu­rück, im Krei­se um Ja­cob Wel­se. Man sprach von der Hun­gers­not, aber im Ton von Män­nern. So­gar Dave Har­ney hör­te auf, sein be­son­ders gräss­li­ches Los zu ver­flu­chen. Mit­ten in die­sem Ge­spräch fiel Wel­ses Blick auf einen schwar­zen Punkt, der zwi­schen Treib­eis den Fluss her­ab­kam.

      »Das ist ja ein Kanu!« rief ei­ner. »Ver­flucht kitz­li­ge Fahrt!«

      Sich dre­hend und wen­dend, bald ge­ru­dert, bald nur von der Strö­mung ge­trie­ben, kam das Kanu nä­her. Man er­kann­te zwei Män­ner, die es steu­er­ten und bei­de Hän­de voll zu tun hat­ten, um sich die Schol­len fern­zu­hal­ten. Sie ge­wan­nen glück­lich das Rand­eis und lie­ßen sich längs trei­ben, in der Hoff­nung, eine Öff­nung zu fin­den. Dicht vor dem Kanal, der für den Damp­fer ins Eis ge­hau­en war, stemm­ten sie ihre Pad­deln tief in die Flut und schos­sen in den to­ten Was­ser­arm.

      Vie­le Hän­de streck­ten sich ih­nen ent­ge­gen, man half ih­nen ans Ufer und zog das Boot aufs Trock­ne. Zwei Post­sä­cke la­gen dar­in, ein paar De­cken, ein schlaf­fer Pro­vi­ant­sack. Die Män­ner wa­ren so er­fro­ren, dass sie kaum auf den Fü­ßen ste­hen konn­ten.

      »Vor­wärts, einen hei­ßen Whis­ky­grog!« schlug Dave Har­ney vor und woll­te gleich mit ih­nen los­zie­hen. Aber ei­ner der Män­ner nahm sich noch Zeit, Ja­cob Wel­ses Hand zwi­schen sei­ne frost­stei­fen Tat­zen zu neh­men.

      »Sie kommt!« sag­te er. »Vor ei­ner Stun­de ha­ben wir ihr Boot über­holt. Sie kann jede Mi­nu­te um die Ecke kom­men. Die Post brin­ge ich Ih­nen spä­ter. Erst muss ich was in den Leib krie­gen.«

      Im Ab­mar­schie­ren dreh­te er sich noch ein­mal um und wies auf den Strom.

      »Da ist sie schon! Gera­de beim Vor­ge­bir­ge.«

      Von Klon­di­ke trieb jetzt eben eine schwe­re Eis­mas­se in den Haupt­strom hin­aus und jag­te das Boot aus sei­ner Fahrt. Man konn­te deut­lich be­ob­ach­ten, wie die Ru­de­rer mit ver­zwei­fel­ter An­stren­gung durch die Schol­len stak­ten, vier Leu­te stan­den auf­recht und kämpf­ten um ihr Le­ben. Dann er­kann­te man eine dün­ne Säu­le blau­en Rau­ches, die aus ei­nem Bord-Öf­chen em­por­stieg, und als das Boot nä­her kam, sah man, dass das lan­ge Steu­er­ru­der von ei­ner Frau ge­führt wur­de. Ja­cob Wel­ses Au­gen leuch­te­ten auf: das war sei­ne Toch­ter! Auf al­len Schu­len und Hoch­schu­len drü­ben in der Zi­vi­li­sa­ti­on war sie eine Wel­se ge­blie­ben, die Lust an der Ge­fahr hat­te und mit den Eis­schol­len kämpf­te.

      Von Reif be­deckt, viel­fach be­schä­digt, stieß das Boot an den Rand des Ufe­rei­ses. Ein wei­ßer Mann sprang her­aus, die Fang­lei­ne in der Hand, um das Fahr­zeug in die Rin­ne zu bug­sie­ren. Aber das Ufe­reis war noch zu dünn, er brach ein. Der Bug des Boo­tes scher­te un­ter dem Druck ei­ner schwe­ren Eis­schol­le aus, der Mann tauch­te un­ter dem Stern wie­der auf. Die Frau warf sich hal­b­en Lei­bes über die Re­ling und griff ihn am Kra­gen.

      »Zu­rück das Boot!« be­fahl sie mit kla­rer Stim­me den ru­dern­den In­dia­nern. Wäh­rend sie den Kopf des Man­nes über Was­ser hielt, warf sie sich mit al­ler Kraft ge­gen den Steu­er­rie­men und zwang das Boot in die Rin­ne. Noch ein paar Ru­der­schlä­ge, dann stieß es ge­gen den Ufer­rand. Dave Har­ney zog den zäh­ne­klap­pern­den Mann aus der ei­si­gen Flut und schick­te ihn dem Post­bo­ten nach, dort­hin, wo es Wär­me und hei­ßen Whis­ky­grog gab.

      »Hal­lo, Va­ter?«

      »Hal­lo, Fro­na?«

      Wel­se wuss­te nicht, ob er das jun­ge Mäd­chen in den Arm neh­men, oder ob er ihr nur die Hand rei­chen soll­te, um ihr an Land zu hel­fen. Wie be­nahm man sich als Va­ter ge­gen eine zwan­zig­jäh­ri­ge Dame? Aber sie war schon her­über­ge­sprun­gen, und wäh­rend die Män­ner sich wie auf Be­fehl nach ei­ner an­de­ren Sei­te kehr­ten, fiel sie ihm ein­fach um den Hals: »Du lie­ber Dad­dy!«

      Dann stell­te Ja­cob Wel­se vor: »Mei­ne Toch­ter!«

      Fro­na grüß­te wie ein al­ter Gold­su­cher, der zu­fäl­lig ein jun­ges Mäd­chen ist, und je­der ein­zel­ne hat­te das Ge­fühl, dass ihre Au­gen ge­ra­de in die sei­nen ge­blickt hat­ten.

      *

      Van­ce Cor­liss hat­te dum­mer­wei­se kei­nen Fo­to­gra­fen­ap­pa­rat mit ins Land ge­schleppt, sonst hät­te er sich jetzt die Zeit da­mit ver­trei­ben kön­nen, Auf­nah­men von Fro­na zu ent­wi­ckeln und ihre Bil­der an die Wand sei­nes Zel­tes zu hän­gen. Aber trotz­dem sah er sie im­mer vor sich, so wie sie aus­ge­se­hen hat­te, als sie ihm zum Ab­schied wink­te: im flam­men­den Son­nen­licht vor ei­ner dunklen Fels­wand, eine strah­len­de jun­ge Ge­stalt, lä­chelnd wie der Mor­gen und in ei­nem Rah­men von fun­keln­dem Gold. Es wich nicht von ihm, dies Bild, aber im­mer lei­den­schaft­li­cher wur­de sein Wunsch, das jun­ge Mäd­chen in Wirk­lich­keit wie­der­zu­se­hen, mit dem er sei­ne De­cken ge­teilt hat­te. Sie war neu in sei­nem Le­ben, sie glich kei­ner Frau, der er je be­geg­net war.

      Hin­ter ihm lag eine wohl­be­hü­te­te Ju­gend. Im­mer hat­te er in war­men und gut ge­lüf­te­ten Zim­mern ge­haust, im­mer hat­te er in Son­nen­schein ge­ba­det, wenn das Wet­ter schön war, und un­ter tro­ckenem Dach ge­ses­sen, wenn es reg­ne­te. Als er alt ge­nug ge­wor­den war, einen Be­ruf zu wäh­len, hat­te er sich brav an die Ar­beit ge­macht und war auf dem ge­ra­den Wege ge­blie­ben. Das Er­geb­nis: ein wohl­er­zo­ge­ner, net­ter jun­ger Mann, über des­sen Er­schei­nen sich die Müt­ter al­ler jun­gen Mäd­chen freu­ten, ein kräf­ti­ger und ge­sun­der jun­ger Mann, der sei­ne Ner­ven­kraft nicht ver­geu­det hat­te; ein sehr ge­lehr­ter jun­ger Mann, der sein Ex­amen als Mi­ne­n­in­ge­nieur in Deutsch­land und ein zwei­tes Ex­amen an der Yale-Uni­ver­si­tät glän­zend be­stan­den hat­te; vor al­lem ein sehr selbst­be­wus­s­ter jun­ger Mann.

      Trotz al­le­dem war Cor­liss in sei­ner Le­bens­form nicht er­starrt. Ei­nes Ta­ges er­wach­te auch in ihm, der in jun­gen Jah­ren schon ein ge­sät­tig­ter Bür­ger schi­en, die Un­rast sei­ner Vä­ter, die einst von Eu­ro­pa her als Aben­teu­rer in die Neue Welt ge­zo­gen wa­ren. Bei al­ler Ge­lehrt­heit, al­ler Be­stän­dig­keit, war die­se Un­rast viel­leicht Van­ces bes­ter Be­sitz. Sie hat­te ihn jetzt nach Alas­ka ge­führt, und als Fro­nas Bild lan­ge ge­nug durch die Win­kel sei­nes Zel­tes ge­spukt hat­te, in den Son­nen­stäub­chen bei Tag und im Fla­ckern des Öf­chens bei Nacht, hat­te sie ihn aber­mals auf die Bei­ne ge­bracht.

      Den Sack voll Geld, hat­te er sich auf­ge­macht, um Fro­na ein­zu­ho­len, über den Pass und dann wei­ter zu den Seen und Flüs­sen hin­ab. Aber so leicht sein Geld die meis­ten Hin­der­nis­se über­wand … Fro­na reis­te un­ter dem Na­men Wel­se, und der galt mehr als Reich­tü­mer. So kam es, dass sie trotz al­lem vier­zehn Tage frü­her als er in Daw­son ein­traf.

      Nach sei­ner An­kunft ließ er ein paar Wo­chen dar­über ver­strei­chen, sich ein Haus zu kau­fen, sich nie­der­zu­las­sen und sei­ne Emp­feh­lungs­brie­fe zu prä­sen­tie­ren. Er woll­te Fro­na nicht wie ein Aben­teu­rer ent­ge­gen­tre­ten. Als der Fluss zu­ge­fro­ren war, mach­te er sei­nen ers­ten Be­such in Ja­cob Wel­ses Haus. Frau Shef­field, die Gat­tin des Gold­kom­missars und eine der großen Da­men von Klon­di­ke,


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