Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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um einen Teil sei­nes wert­vol­len, ge­sun­den, statt­li­chen Kör­pers ge­kämpft, und des­halb war es ein gu­ter Kampf ge­we­sen. Zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben hat­te er die Kraft sei­ner im Sport ge­stähl­ten Glie­der ge­braucht, zum ers­ten Mal emp­fun­den, wie Mus­kel ge­gen Mus­kel prallt und das Blut hei­ßer durch die Adern jagt. Er hat­te – alle Pha­sen der Rau­fe­rei gin­gen ihm jetzt erst durch den Sinn – mit ei­nem ein­zi­gen Hieb einen Mann zu Bo­den ge­schmet­tert, der ge­ra­de einen Stein­krug auf den Schä­del des al­ten Oberst schleu­dern woll­te, und bei die­ser Erin­ne­rung durch­beb­te ihn un­ge­heu­re Freu­de. Ein Hieb, ein ein­zi­ger Hieb, und der star­ke Kerl hat­te be­we­gungs­los zu sei­nen Fü­ßen ge­le­gen.

      *

      Zu viert bra­chen sie spä­ter auf, Cor­liss, der Oberst, der Mann mit der Wolfs­fell­müt­ze und Del Bi­shop. Schnee­klar war die Nacht; vor ih­nen lag eine stil­le, fried­li­che Stra­ße, und die Luft klirr­te von Frost.

      »Das war ein Abend! Blut und Schweiß, aber nicht zu we­nig!« frohlock­te Oberst Tretha­way. »Wis­sen Sie, Cor­liss, ich bin heu­te Abend wie­der um zwan­zig Jah­re jün­ger ge­wor­den! Ge­ben Sie mir Ihre Hand. Ich gra­tu­lie­re Ih­nen. Von gan­zem Her­zen! Die Wahr­heit in Ehren, Cor­liss, das hät­te ich Ih­nen nicht zu­ge­traut. Es war eine Über­ra­schung für mich, di­rekt eine Über­ra­schung!«

      »Für mich selbst war es auch eine Über­ra­schung«, ge­stand Van­ce. Jetzt trat bei ihm der Rück­schlag ein. Er fühl­te sich plötz­lich krank und er­bärm­lich schwach. »Ich bin mir selbst eine Über­ra­schung ge­we­sen, und vor al­lem Sie, al­ter Oberst! Wie Sie mit dem Stuhl los­ge­gan­gen sind …«

      »Ich glau­be selbst, das hat nicht schlecht aus­ge­se­hen. Ha­ben Sie ge­se­hen, so, von oben …« Er focht in die Luft, in die kal­te, stil­le, schö­ne Luft, und das sah so ko­misch aus, dass alle vier in ein großes, be­frei­en­des La­chen aus­bra­chen.

      »Wem habe ich zu dan­ken, mei­ne Her­ren?« frag­te der Mann mit der Wolfs­fell­müt­ze, den Cor­liss ge­ret­tet hat­te. »Mein Name ist St. Vin­cent, Dok­tor Gre­go­ry St. Vin­cent.«

      Da­bei streck­te er den an­de­ren sei­ne Hand zum Ab­schied­neh­men hin.

      »Gre­go­ry St. Vin­cent?« frag­te Del Bi­shop mit plötz­lich er­wach­tem In­ter­es­se.

      »Ja­wohl, und der Ihre?«

      »Das geht Sie einen Dreck an!«

      Da­bei schoss Bi­shops Faust vor, und Gre­go­ry St. Vin­cent stürz­te schwer in den Schnee.

      »Sind Sie ver­rückt, Mann?« brüll­te Cor­liss.

      »Das Stink­tier! Ich hät­t’s ihm noch bes­ser ge­ben sol­len! So ein ver­fluch­ter Hun­de­kno­chen! … Ist schon gut. Las­sen Sie mich los. Ich rühr ihn nicht mehr an. Las­sen Sie mich. Ich gehe nach Haus. Gute Nacht.«

      Als sie Gre­go­ry St. Vin­cent auf die Bei­ne hal­fen, muss­te der Oberst noch ein­mal la­chen. Er schäm­te sich ei­gent­lich dar­über, aber spä­ter er­klär­te er: »Eine Vie­che­rei war es. Aber eben doch so ko­misch und plötz­lich.«

      Zu­nächst mach­te er sein La­chen wie­der gut, in­dem er es über­nahm, Herrn Gre­go­ry nach Hau­se zu schlep­pen und ins Bett zu le­gen.

      »Hat Sie der Teu­fel ge­rit­ten?« frag­te Cor­liss spä­ter sei­nen Mann. »Es war doch al­les vor­bei; ich glau­be, Sie wa­ren ver­rückt ge­wor­den.«

      »Habe nichts zu be­dau­ern«, bock­te der Gold­grä­ber.

      *

      »Herr Har­ney? Dave Har­ney, wenn ich nicht irre?«

      Der Bo­nan­za-Kö­nig nick­te, und Herr Gre­go­ry St. Vin­cent wand­te sich an Fro­na.

      »Die Welt ist wirk­lich nicht groß, Fräu­lein Wel­se. Den­ken Sie, Herr Har­ney und ich sind alte Be­kann­te.«

      Jetzt ging dem Gold­kö­nig ein Licht auf.

      »War­ten Sie, jun­ger Mann, ich kom­me schon drauf. Da­mals wa­ren Sie glatt ra­siert. War­ten Sie – das war im Jah­re sechs­un­dacht­zig, dann – Herbst sie­ben­un­dacht­zig, Som­mer achtun­dacht­zig – ja­wohl, da­mals war es! Im Som­mer achtun­dacht­zig kam ich auf mei­nem Floß den Strom her­un­ter. Ich hat­te Elch­häu­te ge­la­den und hat­te es ei­lig. Aufs Haar wäre mir die gan­ze La­dung ver­dor­ben. Ja, und da ka­men Sie in ei­nem Ru­der­boot vom Lin­der­man­see an. Ich be­haup­te­te, es wäre Mitt­woch, mein Ka­me­rad sag­te Frei­tag, und Sie be­haup­te­ten Sonn­tag. Ja­wohl – Sonn­tag! Stimmt ab­so­lut. Vor neun Jah­ren! Dann ha­ben wir ge­tauscht, Elch­bra­ten ge­gen Mehl, Back­pul­ver und Zu­cker! Sa­kra­ment, war das eine Freu­de! Das ist schön, dass wir uns wie­der­se­hen!«

      Sie schüt­tel­ten ein­an­der die Hän­de, der Alte schlug dem Jun­gen auf die Schul­tern.

      »Ich habe eine net­te klei­ne Bude oben auf dem Hü­gel und dann noch eine am El­do­ra­do. Der Schlüs­sel hängt im­mer drau­ßen vor der Tür, Sie kom­men, wann Sie Lust ha­ben, und blei­ben, so­lan­ge es Ih­nen passt. Mei­ne ein­zi­ge Be­din­gung ist: bald! Es tut mir leid, heu­te muss ich ge­hen, ich wäre gern noch ge­blie­ben.«

      »Vor neun Jah­ren wa­ren Sie schon hier, Herr St. Vin­cent?« frag­te Fro­na er­staunt. »Er­zäh­len Sie doch, da­mals war das Land ja noch eine voll­kom­me­ne Wild­nis. Was ha­ben Sie da al­les er­lebt?«

      St. Vin­cent zuck­te die Ach­seln: »Er­lebt? Ei­nen elen­den Mis­ser­folg, das ist al­les, was ich er­lebt habe. Nichts, wor­auf man stolz sein könn­te.«

      »Ei­nen Mis­ser­folg? Dann müs­sen Sie doch et­was ver­sucht ha­ben? Was hat­ten Sie da­mals für Plä­ne?«

      St. Vin­cent be­merk­te mit Ge­nug­tu­ung, dass Fro­na sich für ihn in­ter­es­sier­te.

      »Ich hat­te da­mals die ver­rück­te Idee, mög­lichst ge­nau auf dem Po­lar­kreis rings um die Welt zu rei­sen. Im In­ter­es­se der Wis­sen­schaft … wis­sen Sie, ich bin Geo­graf. Es soll­te durch Alas­ka ge­hen, auf dem Eis über die Be­ring­stra­ße, dann durch Nord­si­bi­ri­en nach Eu­ro­pa zu­rück. Ei­gent­lich war es ein pracht­vol­les Un­ter­neh­men, zum größ­ten Teil führ­te der Weg über da­mals noch jung­fräu­li­ches Land. Aber die Sa­che ging schief. Über die Be­ring­stra­ße kam ich gut hin­über, aber in Ost­si­bi­ri­en hat­te ich Pech … al­les we­gen Ta­mer­lan, we­gen die­ses mau­se­to­ten Ta­mer­lan, das muss ich zu mei­ner Ent­schul­di­gung sa­gen.«

      »Der reins­te Odys­seus!« rief Frau Shef­field und klatsch­te in die Hän­de. »Ein mo­der­ner Odys­seus, wie ro­man­tisch!«

      »Aber gei­zig mit sei­nen Aben­teu­ern, das war Odys­seus nicht«, wi­der­sprach Fro­na. »Auf ein­mal sto­cken Sie, Herr St. Vin­cent, ge­ra­de im span­nends­ten Mo­ment. Wie­so hat Ta­mer­lan Ihre Rei­se ge­stört?«

      Er lach­te und hat­te of­fen­sicht­lich kei­ne Lust, von die­ser Ex­pe­di­ti­on zu er­zäh­len. Aber er ließ sich von den neu­gie­ri­gen Frau­en be­we­gen, ein Op­fer zu brin­gen.

      »Als Ta­mer­lan mit Feu­er und Schwert durch Ostasi­en zog«, be­rich­te­te er, »wur­den Län­der ver­wüs­tet, Städ­te zer­stört und Völ­ker wie Staub in die Win­de zer­streut. Ein großes Volk wur­de aus dem Lan­de ge­jagt; die Schwär­me von Men­schen such­ten auf ih­rer Flucht vor der sinn­lo­sen Mord­lust des Sie­gers Zuf­lucht in Si­bi­ri­en.


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