Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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      Das Pub­li­kum lach­te; es hat­te er­ra­ten, was Kel­ly ge­sagt ha­ben muss­te, und freu­te sich dar­über.

      Als Pat wie­der in sei­ne Ecke kam, um dort auf den Schlag des Gongs zu war­ten, wand­te er sich zu Stu­be­ner und frag­te:

      »Wa­rum ist er böse auf mich?«

      »Das ist er gar nicht«, ant­wor­te­te Stu­be­ner. »Das ist sei­ne Art, er will ver­su­chen, Sie ein­zu­schüch­tern. Das ist nur Groß­mäu­lig­keit.«

      »Aber das ist doch kein Bo­xen«, mein­te Pat, und Stu­be­ner, der einen schnel­len Blick auf ihn warf, be­merk­te, dass sei­ne blau­en Au­gen so mild wie im­mer wa­ren.

      »Aber pas­sen Sie auf!« warn­te er Pat, als der Gong zur ers­ten Run­de er­tön­te. »Er wird wie ein Men­schen­fres­ser auf Sie los­ge­hen.«

      Und wie ein Men­schen­fres­ser ging Kel­ly auf ihn los, schoss in wil­der Wut durch den Ring.

      Pat, der in sei­ner leich­ten Art nur zwei Schrit­te vor­wärts ge­macht hat­te, be­rech­ne­te die Schnel­lig­keit des an­de­ren, tanz­te seit­wärts und lan­de­te einen rech­ten Kinn­ha­ken. Dann blieb er ste­hen und war­te­te neu­gie­rig, was da kom­men wür­de.

      Der Kampf war aus. Kel­ly war wie ein vor die Stirn ge­schla­ge­ner Och­se auf den Bo­den ge­gan­gen und lag da, ohne sich zu rüh­ren. Der Schieds­rich­ter beug­te sich über ihn und zähl­te mit lau­ter Stim­me die zehn Se­kun­den aus.

      Als Kel­lys Se­kun­dan­ten nach Ablauf der zehn Se­kun­den in den Ring spran­gen, um ihn fort­zu­tra­gen, kam Pat ih­nen zu­vor. Er las das große, schlaf­fe mensch­li­che Bün­del auf und trug es in die Ecke des Rin­ges, wo er es auf den Stuhl setz­te und den Se­kun­dan­ten zu wei­te­rer Be­hand­lung über­ließ.

      Nach ei­ner hal­b­en Mi­nu­te hob Kel­ly den Kopf und öff­ne­te die Au­gen. Er sah sich ver­wirrt im Saal um, dann wand­te er sich zu dem einen sei­ner Se­kun­dan­ten.

      »Was ist ge­sche­hen?« frag­te er hei­ser. »Ist das Dach über mir ein­ge­stürzt?«

      IV

      Im All­ge­mei­nen herrsch­te die An­sicht, Pat habe le­dig­lich durch einen Zu­fall ge­siegt, aber trotz­dem ver­schaff­te der Sieg über Kel­ly ihm doch einen Kampf mit Rufe Ma­son.

      Die­ser Kampf wur­de drei Wo­chen spä­ter vom Sier­ra-Klub in Dre­am­land Rink ar­ran­giert, aber das Pub­li­kum be­kam nicht zu se­hen, was ge­sch­ah.

      Rufe Ma­son war ein Schwer­ge­wicht­ler, der in ge­wis­sen Krei­sen sei­ner Tüch­tig­keit we­gen einen gu­ten Ruf ge­noss. Als der Gong das Zei­chen zum Be­ginn der ers­ten Run­de ge­ge­ben hat­te, tra­fen sich die bei­den in der Mit­te des Rin­ges. Kei­ner von ih­nen griff an, kei­ner schlug zu, sie um­schli­chen sich mit ge­beug­ten Ar­men ein­an­der so nahe, dass ihre Hand­schu­he sich fast be­rühr­ten.

      Dann ge­sch­ah es und so schnell, dass kaum ei­ner von hun­dert Zuschau­ern es sah. Rufe Ma­son mach­te mit der Rech­ten eine Fin­te. Es war au­gen­schein­lich nicht ein­mal eine rich­ti­ge Fin­te, nur ein Ver­such, einen Aus­fall vor­zutäu­schen.

      In die­sem Au­gen­blick lan­de­te Pat sei­nen Schlag. Sie wa­ren so dicht an­ein­an­der, dass ein frei­er Raum von kaum zwan­zig Zen­ti­me­tern vor­han­den war, und es war ein Ha­ken mit dem lin­ken Vor­der­arm, von ei­ner Schul­ter­dre­hung be­glei­tet.

      Der Schlag traf Rufe Ma­sons Kinn, und das er­staun­te Pub­li­kum sah, wie die Bei­ne des Man­nes nach­ga­ben und er auf der Stel­le, wo er stand, zu­sam­men­brach. Der Schieds­rich­ter hat­te ge­nug ge­se­hen und be­gann gleich zu zäh­len, und wie­der trug Pat den Geg­ner an sei­nen Platz. Als Rufe Ma­son zehn Mi­nu­ten spä­ter im­stan­de war, den Ring zu ver­las­sen, muss­ten sei­ne Se­kun­dan­ten ihn stüt­zen, sei­ne Knie wa­ren noch schlaff und sei­ne Au­gen matt.

      »Kein Wun­der«, sag­te er spä­ter zu sei­nen Se­kun­dan­ten, »dass Zucht­haus-Kel­ly glaub­te, das Dach wäre über ihm ein­ge­stürzt.«

      Nach­dem Pat auch Klemp­ner-Col­lins in der zwölf­ten Se­kun­de der ers­ten Run­de ei­nes Mat­ches von fünf­zehn Run­den k. o. ge­schla­gen hat­te, sah Stu­be­ner sich ge­nö­tigt, mit Pat Glen­don zu re­den.

      »Wis­sen Sie, wie die Leu­te Sie nen­nen?« frag­te er. Pat schüt­tel­te den Kopf.

      »Den Ein­schlag-Glen­don.«

      Pat lä­chel­te höf­lich. Es in­ter­es­sier­te ihn durch­aus nicht, wie die Leu­te ihn nann­ten. Er wuss­te, dass er eine ge­wis­se Ar­beit zu leis­ten hat­te, ehe er in sei­ne Ber­ge zu­rück­keh­ren konn­te, und er tat die­se Ar­beit, ohne sich wei­ter auf­zu­re­gen, das war al­les.

      »Das geht nicht«, fuhr der Ma­na­ger fort und schüt­tel­te be­deu­tungs­voll den Kopf. »Sie kön­nen die Leu­te nicht im­mer gleich k. o. schla­gen. Sie müs­sen ih­nen mehr Zeit las­sen.«

      »Bin ich denn nicht hier, um zu kämp­fen?« frag­te Pat über­rascht.

      Wie­der schüt­tel­te Stu­be­ner den Kopf.

      »Die Sa­che ist so, Pat, Sie wol­len doch als gu­ter und groß­mü­ti­ger Bo­xer gel­ten. Brin­gen Sie nicht alle an­de­ren Bo­xer ge­gen sich auf. Und es ist auch nicht an­stän­dig ge­gen das Pub­li­kum. Das will was se­hen für sein Geld. Und es en­det noch da­mit, dass Sie kei­nen fin­den, der ge­gen Sie an­tre­ten will. Sie krie­gen es ja alle mit der Angst. Und Zehn-Se­kun­den-Kämp­fe zie­hen nicht. Bit­te, sa­gen Sie selbst: Wür­den Sie einen Dol­lar oder gar fünf be­zah­len, um einen Kampf zu se­hen, der nicht mehr als zehn Se­kun­den dau­ert?«

      Pat sah es ein und ver­sprach, dem Pub­li­kum et­was für sein Geld zu ge­ben, wenn er es auch nicht be­griff; er per­sön­lich ging lie­ber fi­schen, als dass er sich einen Box­kampf von hun­dert Run­den an­sah.

      Aber bei al­le­dem kam Pat in Wirk­lich­keit nicht wei­ter. Die an­säs­si­gen Sports­leu­te lach­ten, wenn sein Name ge­nannt wur­de. Dann fie­len ih­nen ko­mi­sche Kämp­fe ein, wie der mit Zucht­haus-Kel­ly, der ge­glaubt hat­te, dass das Dach über ihm zu­sam­men­stürz­te. Nie­mand ahn­te et­was von Pats Kön­nen, denn nie hat­te man ihn wirk­lich kämp­fen se­hen. Wie stand es mit sei­ner Atem­tech­nik, sei­ner Aus­dau­er, sei­nem Stand­ver­mö­gen ge­gen schar­fe An­grif­fe von län­ge­rer Dau­er? Bis­her hat­te er nur ge­zeigt, dass er Zu­fallschan­cen aus­zu­nut­zen ver­stand und ein un­glaub­li­ches Glück hat­te.

      So stan­den die Din­ge, als der vier­te Match ar­ran­giert wur­de, und zwar ge­gen Pete Sos­so, einen Por­tu­gie­sen aus But­cher­town, der na­ment­lich durch die er­staun­li­chen Tricks be­kannt ge­wor­den war, die er im Ring an­wand­te.

      Pat trai­nier­te nicht für die­sen Kampf, viel­mehr mach­te er in al­ler Eile eine trau­ri­ge Rei­se in die Ber­ge, um sei­nen Va­ter zu be­gra­ben. Der alte Pat war sich längst dar­über klar, wie es mit sei­nem Her­zen stand, und jetzt hat­te es plötz­lich auf­ge­hört zu schla­gen.

      Der jun­ge Pat kam im letz­ten Au­gen­blick nach San Fran­zis­ko zu­rück. Er ver­tausch­te nur schnell die Rei­se­klei­dung mit der Box­ho­se, und trotz­dem muss­ten die Zuschau­er zehn Mi­nu­ten war­ten.

      »Den­ken Sie dar­an, ihm eine Chan­ce zu ge­ben«, er­mahn­te ihn Stu­be­ner, als Pat durch die Sei­le in den Ring klet­ter­te. »Spie­len Sie mit ihm, aber so, dass


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