Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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wur­de.

      Stu­be­ner lob­te ihn in den Pau­sen, und al­les wäre wohl nach Wunsch ge­gan­gen, hät­te Sos­so nicht in der vier­ten Run­de einen sei­ner ge­meins­ten Tricks an­ge­wandt.

      Pat hat­te, als sie dicht an­ein­an­der wa­ren, einen Ha­ken ge­gen Sos­sos Kinn ge­lan­det, als zu sei­nem Er­stau­nen sein Geg­ner die Arme sin­ken ließ, mit rol­len­den Au­gen und wan­ken­den Bei­nen rück­wärts tau­mel­te und of­fen­bar halb be­täubt war. Pat ließ die Arme sin­ken und be­trach­te­te ver­wun­dert Sos­so, der fal­len zu wol­len schi­en, sich dann auf­rich­te­te und mit Au­gen, die schein­bar nichts sa­hen, wie­der ein paar Schrit­te vor­wärts wank­te.

      Und da ge­sch­ah es zum ers­ten und letz­ten Mal in Pats Bo­xer­lauf­bahn, dass er nicht auf dem Pos­ten war. Er war einen Schritt bei­sei­te ge­tre­ten, um den tau­meln­den Mann vor­bei­zu­las­sen, als Sos­so plötz­lich mit der Rech­ten zu­stieß.

      Pat be­kam den Schlag ge­ra­de ge­gen das Kinn und mit sol­cher Kraft, dass ihm die Zäh­ne im Mun­de knirsch­ten. Das Pub­li­kum johl­te vor Be­geis­te­rung.

      Aber Pat hör­te es nicht. Er sah nur Sos­so, der grin­send vor ihm her­um­tanz­te, voll­kom­men kampf­fä­hig und nicht im ge­rings­ten mehr tau­melnd.

      Der Schlag schmerz­te, aber weit mehr er­bost war Pat über die Tücke sei­nes Geg­ners. Der Zorn, den sein Va­ter stets ver­geb­lich in ihm an­zu­fa­chen ver­sucht hat­te, stieg in ihm auf. Er schüt­tel­te den Kopf, wie um den Schlag ab­zu­schüt­teln, und trat dem Mann ent­ge­gen.

      Und was jetzt ge­sch­ah, war das Werk ei­ner Se­kun­de. Nach ei­ner Fin­te, die sei­nen Geg­ner ab­lenk­te, lan­de­te sei­ne Lin­ke auf dem So­lar­ple­xus, und fast im sel­ben Au­gen­blick rich­te­te er einen Schlag sei­ner Rech­ten ge­gen das Kinn Sos­sos. Er traf den Mund, ehe noch der fal­len­de Kör­per den Bo­den er­reicht hat­te.

      Die Klu­bärz­te muss­ten eine hal­be Stun­de ar­bei­ten, bis es ih­nen glück­te, Sos­so wie­der zum Be­wusst­sein zu brin­gen.

      Dann ver­näh­ten sie ihm die Lip­pen mit elf Na­deln und ver­pack­ten ihn in einen Kran­ken­wa­gen.

      »Es tut mir wirk­lich leid«, sag­te Pat zu sei­nem Ma­na­ger, »ich glau­be, ich ver­lor mei­ne Ruhe. Das will ich nie wie­der tun im Ring. Va­ter hat mich im­mer da­vor ge­warnt. Er sag­te, es hät­te ihn mehr als eine ver­lo­re­ne Schlacht ge­kos­tet. Ich wuss­te nicht, dass es mir pas­sie­ren könn­te, die Ruhe zu ver­lie­ren. Aber jetzt, da ich es weiß, wer­de ich mich vor­se­hen.«

      Und Stu­be­ner glaub­te ihm. Er war jetzt so weit, dass er sei­nem Pfleg­ling al­les zu­trau­te.

      »Sie ha­ben gar nicht nö­tig, zor­nig zu wer­den«, sag­te er. »Wenn Sie im Ring ste­hen, kön­nen Sie ja mit Ihrem Geg­ner um­sprin­gen, wie es Ih­nen be­liebt.«

      »Ja, in je­der Se­kun­de des Kamp­fes«, be­stä­tig­te Pat.

      »Sie kön­nen ihn er­le­di­gen, so­bald es Ih­nen be­liebt.«

      »Ge­wiss. Ich will nicht prah­len. Aber ich glau­be, ich habe die Fä­hig­keit dazu. Mei­ne Au­gen er­spä­hen jede Chan­ce, die sich mir bie­tet, und das Ge­fühl für Zeit und Ent­fer­nung ist mir an­ge­bo­ren. Va­ter hat mir schon im­mer ge­sagt, dass es eine be­son­de­re Be­ga­bung wäre, aber ich glaub­te, er wol­le mich nur da­durch an­spor­nen. Jetzt, nach die­sen Kämp­fen, glau­be ich, dass er recht hat­te. Er nann­te es eine Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen Geist und Mus­keln.«

      »Und das in je­der Se­kun­de des Kamp­fes«, wie­der­hol­te Stu­be­ner nach­denk­lich.

      Pat nick­te. Und Stu­be­ner hat­te die Über­zeu­gung von ei­ner gol­de­nen Zu­kunft.

      »Na also, dann ver­ges­sen Sie nur nicht, dass wir den Leu­ten et­was für ihr Geld bie­ten müs­sen«, sag­te er. »Wir wer­den uns im­mer im vor­aus ei­ni­gen, wie vie­le Run­den ein Kampf dau­ern soll. Zu­nächst tre­ten Sie jetzt ge­gen den Flie­gen­den Hol­län­der an. Ich schla­ge vor, dass Sie es die gan­zen fünf­zehn Run­den dau­ern las­sen und ihn erst in der letz­ten er­le­di­gen. Das gibt Ih­nen Ge­le­gen­heit zu zei­gen, was Sie kön­nen.«

      »Ge­macht, Sam«, lau­te­te die Ant­wort.

      »Es ist eine Pro­be für Sie«, warn­te Stu­be­ner ihn. »Wenn es Ih­nen nun miss­lingt, ihn in der letz­ten Run­de auf die Bret­ter zu schi­cken?«

      »Hö­ren Sie«, Pat mach­te eine Pau­se, um sei­nem Ver­spre­chen grö­ße­ren Nach­druck zu ver­lei­hen, und nahm dann einen Band Long­fel­low aus der Ta­sche. »Wenn ich ihn nicht in der fünf­zehn­ten Run­de er­le­di­ge, will ich nie mehr im Le­ben ein ein­zi­ges Ge­dicht le­sen.«

      »Das ist ja al­ler­hand«, er­klär­te Sam, »wenn es auch über mei­nen Ho­ri­zont geht, dass Sie sich aus dem Zeug et­was ma­chen.«

      Pat seufz­te, ant­wor­te­te aber nicht. In sei­nem gan­zen Le­ben hat­te er erst einen ein­zi­gen Men­schen ge­trof­fen, der sich et­was aus Ge­dich­ten mach­te: die rot­haa­ri­ge Leh­re­rin, vor der er in die Wäl­der ge­flüch­tet war.

      V

      »Wo wol­len Sie hin?« frag­te Stu­be­ner über­rascht und sah auf die Uhr.

      Pat blieb, die Hand auf dem Tür­griff, ste­hen und dreh­te sich um.

      »Nach der Hoch­schu­le«, sag­te er. »Dort hält heu­te ein Pro­fes­sor eine Vor­le­sung über Brow­ning, und Brow­ning ist ei­ner von den Schrift­stel­lern, die ei­nem er­klärt wer­den müs­sen. Manch­mal scheint mir, dass ich in die Abend­schu­le ge­hen soll­te.«

      »Aber großer Gott, Mann!« rief der Ma­na­ger ent­setzt. »Sie sol­len doch heu­te Abend mit dem Flie­gen­den Hol­län­der kämp­fen.«

      »Ich weiß. Aber ich brau­che erst vor halb oder drei Vier­tel zehn im Ring zu sein. Die Vor­le­sung ist um Vier­tel nach neun zu Ende. Wenn Sie Angst ha­ben, dass ich zu spät kom­me, dann ho­len Sie mich in Ihrem Wa­gen ab.« Stu­be­ner zuck­te hilf­los die Ach­seln.

      »Das scha­det doch nicht«, mein­te Pat. »Va­ter sag­te im­mer, das Schlimms­te wä­ren die letz­ten Stun­den vor dem Kampf, und man­cher Kampf sei ver­lo­ren wor­den durch das Ver­sa­gen ei­nes Man­nes, der nichts zu tun ge­habt hät­te, als zu den­ken, und der ner­vös ge­wor­den wäre.

      Na, die Sor­ge brau­chen Sie sich um mich nicht zu ma­chen. Sie soll­ten sich freu­en, dass ich noch Lust habe, eine Vor­le­sung zu hö­ren.«

      Und spä­ter, am Abend, wäh­rend eine der fünf­zehn pracht­vol­len Run­den der an­de­ren folg­te, dach­te Stu­be­ner mehr als ein­mal, was die­ses Sport­pu­bli­kum wohl sa­gen wür­de, wenn es wüss­te, dass die­ser jun­ge Bo­xer di­rekt von ei­ner Brow­ning-Vor­le­sung in den Ring ge­kom­men war.

      Der Flie­gen­de Hol­län­der war ein jun­ger Schwe­de, der einen un­ge­wöhn­li­chen Kampf­wil­len und eine ge­wal­ti­ge Aus­dau­er be­saß.

      Er gönn­te sich nicht einen Au­gen­blick Ruhe wäh­rend des Kamp­fes und griff von Be­ginn der Run­de, bis der Gong er­tön­te, un­auf­hör­lich an. Beim Out­figh­ting wir­bel­ten sei­ne Arme wie Dresch­fle­gel durch die Luft, und beim In­figh­ting ge­brauch­te er die Schul­tern, lie­fer­te fast einen Ring­kampf und schlug, so­bald er nur eine Hand frei­be­kam.

      Von An­fang bis zu Ende


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