DSA 128: Der Pfad des Wolfes. Alex Spohr

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DSA 128: Der Pfad des Wolfes - Alex Spohr


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und bei jedem Stein, den er in den anderen Kreis warf, gab er etwas von sich, was ein Schrei sein sollte, aber eher ein Aufstöhnen war. Dennoch machte er seine Sache gut und hatte es trotz großer Mühen geschafft, recht schnell fertig zu werden. Doch es folgten noch zahlreiche Frauen und Männer.

      Druan beobachtete eine Weile das Palenkel, zog sich dann aber wieder zu Turdoch zurück. Zu Gaschnig, den er dabei sah, meinte er: »Wenn Savia oder du an der Reihe seid, ruf mich, das will ich mir ansehen.«

      Der große haarige Mann nickte, und Druan ging weiter zu Turdochs Haus, wo die schmerzhafte Prozedur von neuem begann.

      Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis Gaschnig tatsächlich bei Turdoch erschien. Grummelnd meinte er: »Wollte dich nicht stören, deshalb habe ich dich nicht gerufen, als ich an der Reihe war. Ich war gut, Wolkenkopf hat mir Kraft geschenkt, aber ich fürchte, meine Schulter hat wehgetan, ich war nicht so schnell, wie ich hätte sein können.«

      »War jemand schneller als du?«

      »Nein«, antwortete Gaschnig mit einem Lächeln.

      Druan freute sich, fragte dann aber nach: »Savia. War sie schon dran?«

      »Jetzt gleich, beeil dich.«

      Druan bat Turdoch, seine Arbeit für einen Moment zu unterbrechen und stand auf. Der Alte grummelte ungehalten etwas vor sich hin.

      Die beiden Durro-Dûn verließen das Haus und sahen, wie gerade einer der letzten Gjalsker fertig wurde, jedoch wohl keine Chance hatte, den Sieg davonzutragen. Savia machte sich bereit und streckte und bewegte sich noch einmal, um ihre Muskeln auf den Kraftakt vorzubereiten. Sie war nicht so muskulös wie Gaschnig, sie konnte unmöglich schneller sein. Yuchdan segnete sie, dann stellte sie sich in den Kreis und begann. Obwohl sie nicht sonderlich groß und muskulös war, war sie sehr schnell. Man merkte ihr zwar an, dass es ihr schwerfiel, die Steine anzuheben, doch ihr Gesicht verriet Konzentration. Ihre Technik war ausgezeichnet, und sie versuchte erst gar nicht, den Stein so weit zu tragen, bis sie den Kreis erreicht hatte, sondern stieß ihn vorher mit ihrem Körper ab. So konnte sie sich ein Stück des Weges sparen, aber es gehörte auch ein wenig Glück dazu, dass alle Steine wirklich im Kreis zu liegen kamen. Doch Fekorr, der listenreiche Gott, war auf ihrer Seite.

      Auch nachdem sie die Hälfte aller Steine hinübergebracht hatte, verlor sie nicht an Kraft. Sie hatte sich diese sehr gut eingeteilt, und dank ihrer Ausdauer lag sie auch gut in der Zeit. Das Werfen der Steine bekam sie weitaus besser hin als andere Mortakher, die ebenfalls diese Technik angewandt hatten.

      Als der letzte Stein im neuen Kreis lag, ließ sie sich erschöpft darüber fallen und atmete schwer ein und aus. Das erste Spiel hatte sie fast überanstrengt, doch sie hatte sich weit besser geschlagen, als Druan und alle anderen Mortakher erwartet hatten.

      Yuchdan hatte die Tropfen des Wassers gezählt, die den Beutel verlassen hatten, und verkündete nun das Ergebnis: »Savia war zwei Tropfen schneller als Gaschnig. Sie führt!«

      Unerwartet heftiger Jubel brach aus. Selbst Druan musste lachen, und auch Gaschnig schien seine Niederlage mit Fassung zu tragen. »Von einem Hasenfuß besiegt. Wie demütigend«, sagte er, doch er meinte das nicht ernst und lächelte.

      Savia hatte sich mittlerweile etwas erholt, und Yuchdan hielt ihren linken Arm in die Höhe. Sie lächelte, musste aber immer noch nach Luft schnappen. Als sie wieder stehen konnte, sah sie siegessicher zu Druan und ließ sich noch einmal von allen feiern, indem sie herumlief und die Menge mit Rufen und Gesten anstachelte.

      Doch noch war das erste Spiel nicht vorbei. Die nächsten Kandidaten schafften es nicht, auch nur annähernd ihre Zeit zu erreichen. Doch als Letztes stand Bartakh dort. Ohne eine Miene zu verziehen, begann er seinen Lauf. Er war stark und schnell zugleich, man hatte den Eindruck, dass es nur ein Korb voller Heu war, den er trug. Stein für Stein hob er auf, nur der Schweiß auf seiner Stirn verriet die Anstrengung.

      Er trug die Steine immer bis zum Rand des Kreises und ließ sie fallen. Vielleicht kostete ihn das mehr Zeit als Savia, aber er hatte weniger Mühe und kam ihrer Zeit gefährlich nahe.

      Als auch er endlich den letzten der Findlinge abgelegt hatte, atmete er schwer und tief durch, stand aber ansonsten unbeeindruckt dar. Yuchdan gab bekannt, was er gezählt hatte: »Bartakh war einen Tropfen schneller als Savia. Somit gewinnt Bartakh das erste Spiel des Palenkels!«

      Bartakh hob den rechten Arm als Zeichen des Sieges, sah in die jubelnde Menge und dann Caltha an, die wie ihr Bruder Kazan und ihr Vater Marzagh das Palenkel von einem erhobenen Sitz aus beobachteten.

      Druans Miene verfinsterte sich. So sehr hatte er Savia den Sieg gegönnt, und es war ausgerechnet Bartakh, der ihr den Triumph vor der Nase wegschnappte. Zorn stieg in ihm auf, und er verspürte einen Drang, zu Bartakh zu rennen und ihn zu schlagen, aber er gab diesem Drang nicht nach. Der Durro-Dûn hatte ehrlich gewonnen, und man konnte ihm seine Ehre nicht absprechen.

      Nachdem die letzten Jubelrufe verklungen waren, bereiteten die Mortakher alles für den Weitwurf mit der Kugel vor. Diese Disziplin sollte den Flug der Dharra, Sindarras Auge, repräsentieren. Es kam nicht nur auf die Kraft an, sondern hier war auch die Technik sehr entscheidend. Die meisten Teilnehmer drehten sich mehrmals um sich selbst, hielten die Kettenkugel mit beiden Händen fest und ließen sie im richtigen Augenblick los, wenn die Kugel die richtige Beschleunigung hatte.

      Die meisten Mortakher waren darin nicht sonderlich geübt, und man sagte ihnen nach, dass sie weitaus besser mit dem Speer zu werfen verstanden. Doch Islogh gelang ein sehr weiter Wurf, der sogar für ihn überraschend war. Der Tierkrieger war verwundert, als die anderen Gjalsker ihm anerkennend zujubelten. Mehrmals fragte er nach, bis Yuchdan und seine Gehilfen ihm erklärten, dass er führte.

      Islogh freute sich sehr, und selbst Bartakh gelang es nicht, einen weiteren Wurf anzusetzen. Savia kam zwar nahe an den Wurf heran, doch gab es einige, die besser waren als sie. So ging der Sieg an Islogh, den alle nur den Tauben Molch nannten, da er eine so große Ähnlichkeit mit seinem Odûn hatte: Er hatte kein einziges Haar an seinem Körper und sah aus wie ein Salamander, und schwerhörig war er noch dazu.

      Als es schon langsam dunkel wurde und Makkas Auge neben Sindarras Auge zu sehen war, lieferten sich die Teilnehmer des Palenkel einen Weitwurf mit den Feldsteinen. Bartakh, Ifrundach und Gaschnig wetteiferten um die beste Weite, dass es eine Pracht war. Jeder von ihnen übertrumpfte den Wurf des Vorherigen um ein paar Finger breit. Doch am Ende war es erneut der Gon, der siegte. Bartakh genoss den Jubel der Zuschauer und die Anerkennung seiner Konkurrenten.

      An diesem Abend zog er sich mit Caltha zurück, während die übrigen Mortakher im Zentrum des Haerad ausgelassen feierten. Selbst Druan und der alte Turdoch waren dort und tranken und aßen. Savia wirkte niedergeschlagen, aber nachdem sowohl Druan als auch viele andere Gjalsker, darunter Gaschnig und Kazan, ihr Komplimente für ihre Kraft und ihre Technik gemacht hatten, war sie wieder ganz die alte kämpferische Savia, die bei Ifrunn und Wolkenkopf schwor, alles zu geben und Bartakh am Ende noch zu schlagen.

      Der einzige, dem die fröhliche Stimmung nicht gefiel, war Gedwed, der sich schon recht früh in Daraghs Haus zurückzog und unruhig schlief. Alpträume begleiteten ihn in Makkas Reich, Alpträume, die von Tod und Feuer handelten.

      ***

      Am nächsten Tag musste sich Druan wieder in Turdochs Haus begeben. Das Thar’an Mór war etwa zur Hälfte fertig, doch diesen und den morgigen Tag würde der Bilderstecher noch für die aufwendige Arbeit brauchen.

      Im Palenkel stand als nächste Disziplin das Speerwerfen an. Dies war eine Disziplin, die Bartakh schon immer Schwierigkeiten bereitet hatte. Noch nie hatte er hier gewonnen. Auf die Distanz sah er nicht sonderlich gut und so benutzte er im Kampf fast nie den Wurfspeer. So hatte er auch kein gutes Gefühl dafür, wie er den Speer möglichst weit werfen konnte. Kraft allein reichte nicht, und so war es Islogh, dem es gelang, das Speerwerfen zu gewinnen.

      Noch nie war es dem tauben Molch gelungen, gleich zwei Spiele des Palenkels für sich zu entscheiden. Manche Mortakher machten bereits kleine Späße mit ihm und nannten ihn den neuen Gon. Nachdem er mehrfach nachgefragt hatte, über was sich Gaschnig und die anderen unterhielten,


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