DSA 128: Der Pfad des Wolfes. Alex Spohr

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DSA 128: Der Pfad des Wolfes - Alex Spohr


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noch drei weitere Orks. Wolkenkopf ist mit ihm und auch sein Odûn.«

      »Wir werden sehen. Noch hat Bartakh nicht gewonnen.«

      Savia wirkte beleidigt, sie ging ohne ein weiteres Wort davon. Druan biss sich auf die Lippen. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der das sagte, was er dachte. Er wünschte Savia den Sieg, doch Bartakh war wahrhaftig von Wolkenkopf gesegnet. Er selbst traute es sich nicht zu, gegen ihn zu bestehen, und er war im Gegensatz zu Savia ein Durro-Dûn. Selbst Gaschnig würde wohl verlieren.

      Es gab nur eine Disziplin, in der Bartakh verlieren würde. Denn auch, wenn er im Nahkampf nicht zu bezwingen war, so war er doch recht kurzsichtig und hatte deswegen große Schwierigkeiten, mit einem Wurfspeer oder einem Pfeil ein Ziel zu treffen. Da könnte ihn tatsächlich jemand besiegen, vielleicht Islogh, der es verstand, mit solchen Waffen umzugehen. Doch Bartakh hatte das Gon’da-Gon-Palenkel in Niellyn gewonnen. Nein, er würde nicht verlieren.

      Druan kehrte wieder ins Haerad zurück, denn er musste zu seinem Yalding gehen und Marzagh von der gelungen Krallessa in Kenntnis setzen. Zudem wollte er Islogh aufsuchen, denn der Durro-Skregna-Dûn, der Diener des Feuermolches, war ein geschickter Zeichner und würde Druans Hautbild stechen. Man musste es Islogh nur manchmal sehr geduldig erklären, was man von ihm wollte, denn er hörte nicht sonderlich gut.

      Mittlerweile war auch der Rest des Haerad wach und ging dem Tagwerk nach. Eine Gruppe von Jägern machte sich gerade auf den Weg, als Druan ankam. Während einige Männer und Frauen vor ihren Hütten saßen und Körbe herstellten, stand der Schmied an seiner Esse und arbeitete an einer neuen Klinge. Gerade als er sie zum Abkühlen in einen Bottich Wasser tauchte und das Zischen des erkaltenden Stahls zu hören war, huschten einige freche Kinder durch die Schmiede und spielten Fangen.

      Druan konnte sich kaum daran erinnern, wie es ganz früher gewesen war. Er wusste noch, dass auch er gespielt hatte, mit Savia, Caltha und anderen Kindern, doch sein Leben hatte erst wirklich begonnen, als der alte Daragh erkannte, dass in ihm ein Durro-Dûn schlummerte. Da war er fortgeschickt worden, hatte nicht mehr innerhalb des Palisadenwalls gelebt, sondern in einer kleinen Hütte im Wald, die Daragh ab und an nutzte, wenn er längere Zeit in der Wildnis unterwegs war, um Kräuter und Wurzeln zu sammeln, oder er mit den Geistern und den Göttern allein sein wollte.

      Irgendwie vermisste Druan seine Kindheit. Ihm war erst jetzt bewusst geworden, dass er nun als Mann galt. Seinen Vater und seine Mutter hatte er oft in der Berghütte besucht. Sie hatten ein einfaches und bescheidenes Leben geführt, waren beide keine Krieger gewesen. Doch starb sein Vater vor ein paar Jahren, als er einem Schaf hinterhergeeilt und abgestürzt war. Der Rest der kleinen Familie, seine Cousinen und sein Onkel, lebten hinter dem Palisadenwall, doch hatte er kaum eine Beziehung zu ihnen.

      Er hatte die Zeit der Blüte mit der erfolgreichen Krallessa hinter sich gelassen und war nun in der Zeit der Reife. Das bedeutete, dass er ein echter Krieger war, ein Mann, ein Erwachsener. Dennoch wusste er nicht, was ihm die Zukunft bringen würde. Sein ganzes Leben lang waren die Initiation und das Treffen mit dem Großen Wolf das wichtigste Ereignis in seinem Leben gewesen, darauf hatte er sich mit Daraghs Hilfe vorbereitet. Nun hatte er die Nacht der Krallessa hinter sich.

      Ich kann nicht auf Dauer hierbleiben. Und dennoch weiß ich nicht, wohin. Warum hast du, o Großer Madadh, mir nicht gesagt, was zu tun ist? Wohin soll ich gehen? Du hast kaum mit mir gesprochen.

      Trotz des aufkommenden Selbstzweifels schritt Druan auf das lange Haus zu, das Haus des Yaldings. Dort angekommen, schob er das Fell am Eingang beiseite und trat ein.

      Er konnte an einem Tisch vier Gestalten ausmachen. Einer davon war der alte Yuchdan, ein Brenoch-Dûn, der oftmals mit Daragh um die Deutung des Willens der Ahnen stritt, aber dennoch beim Yalding sehr angesehen war. Sein schlohweißes Haar hing ihm bis zur Hüfte hinab, und er verwendete in letzter Zeit einen Stock als Gehhilfe. Er war schon lange in der Welke, doch niemand wagte es, ihm das zu sagen.

      Ein weiterer Mann, groß und dicklich, saß neben dem Brenoch-Dûn. Es war Ifrundach bren Wuran, ein Tierkrieger, der von Yuchdan aufgezogen worden war, wie Daragh Druan erzogen hatte. Er aß gerade aus einer hölzernen Schüssel, mehr wie ein Tier als wie ein Mensch.

      Ganz wie sein Odûn, das Wildschwein, dachte Druan still in sich hinein.

      Der dritte war der Sohn des Yaldings, Kazan mit Namen. Er war noch jung, kaum älter als Ged, und hatte rote Haare. Meist war er still und nachdenklich, fast wie ein Brenoch-Dûn, er war jedoch weder ein Schamane, noch hatte er eine andere überragende Fähigkeit und war für die Mortakher ein Klotz am Bein. Deshalb sahen viele Mortakher in ihm niemand Wichtiges.

      Und da war Marzagh bren Chank, der bärtige und kräftige Yalding, der schon seit zwanzig Jahren ein guter Anführer war, genauso wie es sein Vater vor ihm gewesen war.

      Druan ging auf den Tisch zu und stellte sich davor. Ifrundach hörte auf zu essen und stellte die Schüssel ab. Der gefräßige Tierkrieger gab ein Breken von sich, doch Druan irritierte das kaum, er war dies von ihm gewohnt.

      Dem Yalding gebührte es, zuerst die Stimme zu erheben: »Druan bren Anargh, was führt dich in mein Haus?«

      »O mächtiger Yalding Marzagh. Ich bin hier, damit du erfährst, dass ich mich nun in der Zeit der Reife befinde. Gestern Nacht habe ich meine Herausforderung, meine Krallessa, hinter mich gebracht und bin meinem Odûn begegnet. Ich bin bereit, dem Haerad Mortakh fortan als erwachsener Mann und als Krieger, als Durron, zu dienen.«

      Bevor der Yalding etwas sagen oder Glückwünsche aussprechen konnte, polterte Ifrundach dazwischen: »Du? Ein Durro-Dûn? Du bist noch zu jung dafür und nicht stark genug.«

      »Stimmt, so fett wie du bin ich nicht.«

      Gerade wollte sich Ifrundach erheben, um die Schmähung zu vergelten, da unterbrach Kazan ihn: »Lass gut sein, großer Ifrundach. Druan bren Anargh wäre nicht hier, wenn es nicht so wäre, wie er sagt. Daragh erzählte meinem Vater und mir bereits vor Tagen, dass er Druan auf die Initiation vorbereitet. So sei also willkommen im Kreis der Krieger, Druan bren Anargh.«

      Zwar war es für Druan verwunderlich, dies aus dem Munde Kazans zu hören, denn dieser war, wie Gaschnig es formuliert hätte, ein Hasenfuß und kein Krieger, aber er nahm die Anerkennung dankend an. Kazan war ein Redner, und Redner brauchte man vielleicht im Süden, aber nicht hier.

      »Ich danke dir, Kazan bren Marzagh. Ich hoffe, ich werde dem Haerad Mortakh große Ehre machen.«

      Der Yalding wollte nun seinem Sohn in nichts nachstehen und erhob ebenfalls die Stimme: »Druan, dein Vater und ich, wir spielten früher als Kinder miteinander, genauso wie du und meine Tochter Caltha. Es macht mich glücklich, zu sehen, dass ihr beide eure Prüfung bestanden habt und nun Erwachsene seid. Ich hege überhaupt keinen Zweifel daran, dass du uns Ehre machen wirst. Daragh hat mir oft erzählt, wie geschickt du bist und dass niemand es mit deiner Ausdauer aufnehmen kann.«

      »Hab Dank, Yalding.«

      Marzagh erhob sich, ging auf Druan zu und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Es ist ein gutes Zeichen, dass du einen Tag vor dem Palenkel die Krallessa bestanden hast. So haben wir bald gleich zwei Sachen zu feiern. Geh zu Turdoch, er soll damit beginnen, dir ein Thar’an Mór zu stechen.«

      »Turdoch? Aber er übt seine Kunst doch nur noch bei deiner Familie aus.«

      »Dein Vater und ich, wir waren Blutsbrüder, das Blath’Braha verband uns. Es hätte ihm sicherlich gefallen, und ich bestehe darauf. Auch die Schlange stammt von Turdoch, dem Meister der Bilder.«

      Druan war überrascht, denn er hatte nicht gewusst, dass Anargh und Marzagh Blutsbrüder waren. Er verabschiedete sich von Marzagh und Kazan und auch den anderen beiden Anwesenden, obwohl sie nicht seine Freunde waren, und trat wieder hinaus in die kühle Luft. Wieder waren seine Gedanken weit weg, bei Savia, dem Großen Madadh, bei Caltha und Bartakh.

      Doch er wischte seine Tagträume kurzerhand fort und ging zielstrebig zur anderen Seite des Dorfes, wo das Haus von Turdoch stand. Der alte Turdoch war ein griesgrämiger Geselle, der mit einem lahmen Bein geboren worden war. Er war nie stark genug gewesen, um ein Krieger


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