Lauert. Блейк Пирс

Читать онлайн книгу.

Lauert - Блейк Пирс


Скачать книгу
gab ein leises entrüstetes Stöhnen von sich.

      Er sagte: „Agent Crivaro, wir haben doch darüber gesprochen.“

      Lehls paternalistischer Ton amüsierte Jake, so als würde sein Boss ihn liebevoll ermahnen wollen.

      „Ja, ich weiß“, sagte Jake. „Sie sagen immer wieder, es sei an der Zeit, dass ich lerne mit anderen klarzukommen. Aber ich bin alt und gefestigt in meinem Charakter, Sir. Wenn Sie mich mit einem Anfänger hinschicken, werde ich den armen nur terrorisieren. Ich könnte ihn ganz vergraulen. Das würden Sie nicht wollen.“

      Dann stellte sich ein ziemlich ominöses Schweigen ein.

      Ich nehme an, meine Antwort gefällt ihm nicht, dachte Jake.

      Schließlich sagte Lehl: „Denken Sie einfach darüber nach, einen Partner mitzunehmen. Ich werde ihnen wegen des Fluges Bescheid geben.“

      Das Gespräch war beendet und Jake ging wieder in sein eigenes Büro zurück. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, der mit Unterlagen überhäuft war, an denen er heute gearbeitet hatte. Er hatte sich mit dem „Nanny Killer“ Fall aus Maryland beschäftigt und versucht genug Beweise zusammenzubekommen, um den Kindermörder namens Larry Mullins zu verurteilen. Er und Riley hatten den Mann vor einigen Wochen verhaftet.

      Der Prozess würde bald stattfinden. Obwohl Jake, Riley und das gesamte Ermittlungsteam mit fast absoluter Gewissheit wussten, dass Mullins schuldig war, machte Jake sich Sorgen, ob die Jury das auch so sehen würde.

      Jake fragte sich, ob er Lehls Bitte vorhin hätte ausschlagen sollen. Lehl hätte es ihm nicht vorgehalten. Und es war nicht so, als hätte er nicht andere wichtige Dinge zu erledigen. Außerdem war er von den Ereignissen gestern immer noch mitgenommen.

      Ich glaube, ich bin einfach ein Typ, der nicht nein sagen kann, dachte Jake.

      Er fragte sich, ob er wohl süchtig nach der Arbeit im Außendienst war, und nach all der Action und den Gefahren, die sie mit sich brachte.

      Oder vielleicht war es etwas anderes.

      In letzter Zeit hatte er das Gefühl, dass sein Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten schwand. Seine Ungewissheit über den Mullins Fall verstärkte diese Zweifel nur. Vielleicht hatte er diesen Fall angenommen, weil er einen inneren Drang verspürte sich zu beweisen –– zu beweisen, dass er immer noch seine Arbeit machen konnte, und das nicht nur gut sondern besser, als jeder andere in der Verhaltensanalyseeinheit.

      Aber was, wenn diese Zeiten vorbei sind? fragte er sich.

      Er dachte an etwas, was Agent Lehl eben gesagt hatte.

      „Denken Sie einfach darüber nach, einen Partner mitzunehmen.“

      Jake vermutete, dass es guter Rat war. Der Versuch Solo zu arbeiten, während er mit Selbstzweifeln kämpfte, war keine gute Idee. Aber Lehl hatte ihm soeben gesagt, dass er gerade keine anderen erfahrenen Agenten zur Verfügung hatte. Jake hatte keine Lust irgendeinem dummen, unerfahrenen Grünschnabel angewandten Unterricht zu geben –– nicht, wenn wahrscheinlich ein Serienmörder auf freiem Fuß war und sich bereit machte erneut zuzuschlagen.

      Natürlich gab es da eine junge Agentin, von der Jake nicht so dachte...

      Riley Sweeney.

      Seine junge Protegé war mehr als vielversprechend. Sie hatte jetzt schon bessere Fähigkeiten, als viele weitaus erfahrenere Agenten, auch wenn ihre Bewertungen der Situation oft noch erratisch waren und sie ein Problem damit hatte, Befehlen zu folgen. Eines Tages, das wusste er, würde sie genauso gut, wenn nicht noch besser, als er selbst sein. Ihm gefiel der Gedanke, dass sie seine Arbeit weiterführen würde, wenn er nicht mehr da war. Und es gefiel ihm, mit ihr zusammen zu arbeiten.

      Doch darüber hinaus hatte er das Gefühl, dass er begann sich wirklich auf sie zu verlassen. Wenn es stimmte, dass seine eigenen Fähigkeiten nachließen, so beruhigte es ihn, Riley dabei zu haben.

      Doch als Jake darüber nachdachte, seufzte er laut.

      Ich kann sie nicht bitten, an diesem Fall mitzuarbeiten, dachte er.

      Es war viel zu früh. Die arme Kleine war viel zu traumatisiert von den Ereignissen des gestrigen Tages. Seit der Schießerei auf diesem verschneiten Parkplatz wurde Jake von Rileys entsetztem Gesichtsausdruck heimgesucht, als sie auf Heidi Wrights toten Körper niederstarrte.

      Das tote Mädchen hatte noch jünger ausgesehen, als ihre tatsächlichen fünfzehn Jahre –– wie eine traurige, kaputte kleine Puppe. Obwohl Riley nichts dergleichen gesagt hatte, wusste Jake, dass sie nicht anders konnte, als sich wie eine Art Mörderin zu fühlen. Die arme Kleine war immer noch in Schock gewesen, als er sie gestern zuletzt gesehen hatte.

      Natürlich hatten Jake und Riley beide gewusst, dass sie früher oder später auf jemand schießen müsste. Doch Jake hätte nie gedacht, dass es unter so schrecklichen Bedingungen passieren würde –– und natürlich, hätte auch Riley es nie gedacht.

      Sie braucht eine Auszeit, dachte Jake.

      Sie brauchte außerdem professionellen Beistand, den Jake ihr in keiner Weise leisten konnte.

      Und doch fragte Jake sich, ob er wirklich das Recht hatte, so eine Entscheidung für sie zu treffen. Sollte sie nicht selbst entscheiden können, ob sie bereit war, wieder an die Arbeit zu gehen?

      Eine andere Frage machte ihm außerdem Sorgen.

      Kann ich diesen Job wirklich ohne sie machen?

      Jake griff nach dem Hörer seines Telefonapparats und wählte ihre Nummer.

      *

      Riley betrat gerade ihre Wohnung, als ihr Handy klingelte. Frankie hatte sie soeben von Tiffin’s Grub & Pub nach Hause gefahren, wo die beiden Freundinnen sich ein leckeres Mittagessen gegönnt und ein gutes Gespräch gehabt hatten. Riley hoffte, dass der Anruf ihr nicht die Laune verderben würde.

      Als Riley die Tür hinter sich schloss, schaute sie auf das Display. Der Anruf kam von Jake Crivaro. Sie nahm sofort ab.

      Sie hörte die brummende Stimme ihres Mentors: „Riley –– Crivaro am Apparat.“

      Sein vertrauter Gruß brachte Riley zum Lächeln.

      Sie antwortete beinahe: Ich weiß.

      Stattdessen sagte sie: „Was gibt’s?“

      Sie hörte, wie Crivaro unentschlossen grunzte. Dann sagte er: „Ähm, ich wollte nur... als ich dich gestern das letzte Mal gesehen habe, ging es dir nicht gut. Geht es dir besser?“

      Riley verspürte einen Funken Neugierde. Sie war sich sicher, dass Crivaro wegen mehr anrief, als sich bloß nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen.

      „Ja, es geht mir besser“, sagte sie. „Ich denke aber, es wird noch eine ganze Weile dauern. Gestern war... naja, irgendwie hart, wissen Sie?“

      „Ich weiß“, sagte Crivaro. „Es tut mir leid, dass alles so gekommen ist. Hast du bereits einen Therapietermin ausgemacht?“

      „Noch nicht“, sagte Riley.

      „Zögere das nicht hinaus“

      „Das werde ich nicht“, sagte Riley, obwohl sie sich überhaupt nicht sicher war, dass sie es auch wirklich ernst meinte.

      Es gab eine peinliche Pause.

      Dann sagte Crivaro: „Naja, ich dachte, dass ich dich wissen lasse, dass ich in Kürze nach Tennessee fliege. Es gab dort ein paar Morde, einen in Kentucky und einen in Tennessee, und es sieht danach aus, als könnten sie das Werk eines Serienmörders sein. Lehl hat mir den Auftrag gegeben.“

      Rileys Neugierde stieg an. Sie fand es komisch, dass Crivaro diese Begebenheit in genau diesem Moment mit ihr teilen wollte.

      „Ich hoffe, es läuft gut“, sagte sie.

      „Ja, naja...“


Скачать книгу