Akte Null. Джек Марс
Читать онлайн книгу.war unschuldig. Man konnte ihnen nicht vertrauen. Sie waren alle darin verwickelt.
Vor zwei Jahren hatte Null die Verschwörung, oder zumindest einen Teil davon, entdeckt und daran gearbeitet, einen Fall aufzubauen. Während er einen Terroristen im geheimen Lager H-6 in Marokko verhörte, war Null über eine Verschwörung der Vereinigten Staaten gestolpert, in der ein Krieg im Nahen Osten ausgelöst werden sollte.
Die Meeresenge - das war der Auslöser. Die USA wollte die Kontrolle über die Meeresenge von Hormus erlangen. Sie war ein enger Wasserweg zwischen dem Golf von Oman und Iran, eine weltweite Durchgangsstraße für Ölverschiffung und einer der strategischsten Meeresengpässe auf der ganzen Welt. Es war kein Geheimnis, dass die Vereinigten Staaten mit einer ganzen Flotte sehr präsent im Persischen Golf waren. Sie war nur aus einem Grund dort: um ihre Interessen zu schützen. Und ihre Interessen beschränkten sich letztendlich auf ein einen einzelnen Rohstoff.
Öl.
Darum ging es. Darum war es schon immer gegangen. Öl bedeutete Geld, und Geld bedeutete, dass die Menschen an der Macht weiterhin an der Macht blieben.
Der Anschlag der Brüderschaft auf New York war der Auslöser. Ein groß angelegter Anschlag durch Terroristen war genau die Provokation, welche die Regierung brauchte, um nicht nur einen Krieg zu rechtfertigen, sondern auch, um das amerikanische Volk zu extremem Patriotismus zu treiben. Es hatte schon bei dem Attentat des elften Septembers funktioniert und sie hatten sich dieses Ass im Ärmel aufbewahrt, bis sie es erneut bräuchten.
Awad bin Saddam, der junge Anführer der Brüderschaft, der geglaubt hatte, dass er das Attentat arrangiert hatte, wurde nur ausgenutzt. Man hatte ihn zu den Entscheidungen geleitet, von denen er dachte, dass er sie selbst getroffen hätte. Der libysche Waffenhändler, der die Terroristen mit Unterwasserdrohnen ausgestattet hatte, war zweifellos eine Verbindung zwischen den USA und der Brüderschaft. Doch es gab keinen Weg, das jetzt zu beweisen, denn der Libyer war tot. Bin Saddam war tot. Jeder, der Nulls Vermutungen hätte bestätigen können, war tot.
Jetzt war der Auslöser geschehen. Auch wenn Null und sein kleines Team den großen Verlust an Menschenleben, den bin Saddam sich erhofft hatte, vermeiden konnten, so wurden doch Hunderte getötet und der Midtown Tunnel war zerstört. Das amerikanische Volk war außer sich. Fremdenhass und Feindschaft gegenüber Menschen aus dem Nahen Osten breiteten sich hemmungslos aus.
Vor zwei Jahren dachte er, dass er Zeit hätte, um einen Fall aufzubauen, Beweise zu sammeln - doch dann kamen Amun, Rais und der Gedächtnishemmer. Jetzt war ihm die Zeit ausgegangen. Die Männer um ihn, die ihm applaudierten, diese Staatsoberhäupter und Regierungschefs standen kurz davor, einen Krieg zu beginnen.
Doch dieses Mal war Null nicht allein.
Links neben ihm waren die Menschen, die er zu seinen Freunden zählte, vor dem Schreibtisch des Präsidenten aufgereiht. Jene, denen er vertrauen konnte, oder von denen er zumindest glaubte, ihnen vertrauen zu können.
John Watson. Todd Strickland. Maria Johansson.
Watsons eigentlicher Name ist Oliver Brown. Geboren und aufgewachsen in Detroit. Sein sechsjähriger Sohn starb vor drei Jahren an Leukämie.
Marias wirklicher Name ist Clara. Sie erzählte dir das nach eurer ersten gemeinsamen Nacht. Nachdem Kate gestorben war.
Nein. Nachdem Kate ermordet wurde.
Mein Gott. Kate. Die Erinnerung schlug wie ein Hammer auf seinem Kopf ein. Sie wurde mit einem starken Toxin vergiftet, das Atem- und Herzversagen auslöste, als sie nach einem Arbeitstag auf ihr Auto zuging. Null hatte immer geglaubt, dass Amun und ihr schlimmster Attentäter dafür verantwortlich waren, doch Rais’ letzte Worte waren nur drei Buchstaben.
C-I-A.
Ich muss hier raus.
„Agenten”, sagte Präsident Pierson, „erneut danke ich Ihnen im Namen des amerikanischen Volkes für Ihren Dienst.” Er strahlte ein gewinnendes Lächeln in Richtung der vier, bevor er sich an den ganzen Raum wandte. „Jetzt haben wir ein hervorragendes Mittagessen im State Dining Room vorbereitet, wenn Sie alle so nett wären, mich zu begleiten. Hier entlang -”
„Sir”, unterbrach ihn Null. Pierson drehte sich zu ihm um, das Lächeln immer noch auf seinen Lippen. „Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Einladung, doch, äh, ich glaube, ich sollte wirklich etwas ausruhen.” Er hielt seine rechte Hand hoch, die so dick wie ein Baseballhandschuh eingewickelt war. „Mein Kopf ist ganz verwirrt von den Schmerzmitteln.”
Pierson nickte tief. „Selbstverständlich, Null. Sie haben sich etwas Ruhe verdient, Zeit mit ihrer Familie. Es fühlt sich zwar etwas seltsam an, einen Empfang ohne den Ehrengast abzuhalten, doch ich zweifle daran, dass dies die letzte Gelegenheit ist, bei der wir uns begegnen.” Der Präsident grinste. „Das muss wohl jetzt schon das vierte Mal sein, dass wir uns so treffen?”
Auch Null zwang sich zu einem Lächeln. „Das fünfte, wenn ich nicht ganz falsch liege.” Er schüttelte noch einmal die Hand des Präsidenten, eher ungelenk, mit seiner unversehrten Linken. Als er, begleitet von zwei Geheimdienstagenten, das Oval Office verließ, bemerkte er den Ausdruck auf Rigbys und Mullens Gesichtern.
Die sind misstrauisch. Wissen sie, dass ich Bescheid weiß?
Du bist paranoid. Du musst hier raus und dich konzentrieren.
Er war nicht paranoid. Als er den zwei Agenten in schwarzen Anzügen den Gang entlang folgte, klingelte ein Alarm in seinem Kopf. Er bemerkte, was er gerade getan hatte. Wie konntest du nur so unvorsichtig sein! rügte er sich selbst.
Er hatte gerade vor dem ganzen Oval Office voller Verschwörer zugegeben, dass er sich genau daran erinnerte, wie oft er schon von Pierson persönlich gelobt wurde.
Vielleicht haben die es nicht gemerkt. Doch natürlich hatten sie das. Indem er die Brüderschaft stoppte, hatte Null deutlich gemacht, dass er das hauptsächliche Hindernis war, das ihnen im Weg stand. Sie waren sich dessen bewusst, dass Reid etwas wusste. Und wenn sie auch nur für einen Moment befürchteten, dass seine Erinnerungen zurückgekehrt waren, dann achteten sie noch genauer auf alles, was er tat.
Das bedeutete für ihn nur, dass er schneller als sie sein müsste. Die Männer, die er im Oval Office hinterlassen hatte, führten ihren Plan schon aus und Null war die einzige Person, die genug wusste, um sie aufzuhalten.
*
Draußen war ein wunderschöner Frühlingstag. Das Wetter wurde endlich besser. Die Sonne spürte sich warm auf seiner Haut an und an den Hartriegelbäumen auf dem Rasen des Weißen Hauses sprossen gerade die ersten kleinen weißen Blüten. Doch Null bemerkte das kaum. In seinem Kopf drehte sich alles. Er musste sich vor dem Einströmen der Stimuli zurückziehen, damit er diese plötzlichen Informationen verarbeiten konnte.
„Kent, warte mal”, rief Maria hinter ihm. Sie und Strickland eilten hinter ihm her, als er auf die Tore zuging. Er lief nicht in Richtung Parkplatz oder zu seinem Auto. Er wusste nicht, wo er gerade hinging. Er war sich überhaupt nichts sicher. „Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?”
„Ja”, murmelte er, ohne langsamer zu gehen. „Ich brauche nur ein wenig frische Luft.”
Guyer. Ich muss Dr. Guyer kontaktieren und ihm mitteilen, dass die Prozedur verspätet funktionierte.
Nein. Das kann ich nicht tun. Die könnten unsere Telefone abhören. Auch dein E-Mail.
War ich schon immer so paranoid?
„Hey.” Maria hielt ihn an der Schulter fest und er drehte sich um. „Sprich mit mir. Sag mir, was los ist.”
Null starrte in ihre grauen Augen, bemerkte, wie ihr blondes Haar in Wellen um ihre Schultern fiel, und die Erinnerung daran, wie sie zusammen waren, stürmte erneut durch seinen Kopf. Wie sich ihre Haut anfühlte. Die Form ihrer Hüften. Der Geschmack ihres Mundes auf seinem.
Doch da war noch etwas anderes. Er spürte es als ein stechendes Gefühl von Schuld. Kate war noch nicht