Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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und Christel Hornhauser betrieben die Almwirtschaft seit dem Tode des Mannes und Vaters nun schon sechs Jahre alleine. Besonders Maria zog es vor, hier droben zu bleiben, wo alles an den geliebten Mann erinnerte. Sie mochte net hinunter ins Dorf ziehen, wenngleich sie wußte, daß es für das Madel net gut war, hier in der Einsamkeit der Berge zu sein, ohne all die anderen jungen Leute, die an den Wochenenden ihren Vergnügungen nachgingen. Darum hatte sie der Christel auch gerne erlaubt, zum Geburtstag der Leitner-Bäuerin ins Tal hinunter zu gehen.

      Doch etwas beunruhigte die Sennerin. Seit ihrer Rückkehr aus St. Johann, wo sie bei Kathie Herlinger, Marinas Schwester, übernachtet hatte, schien Christel irgendwie verändert. Sie wirkte manchmal abwesend und schaute oft versonnen lächelnd vor sich hin, und Maria argwöhnte, daß das Madel sich verliebt haben könnte…

      Net, daß sie ihr das net gönnen täte – aber vielleicht schwang auch ein bisserl Furcht darin mit, eines Tages hier oben alleine bleiben zu müssen.

      Beim Mittagessen, es gab eine einfache, aber köstliche Mahlzeit aus Pellkartoffeln und Quark, versuchte Maria behutsam ihre Tochter auszufragen.

      »Wie war’s denn auf dem Geburtstag der Leitnerin?« fragte sie. »Du hast ja noch nichts erzählt. Und die Tante Kathie, hat sie keine Grüße ausrichten lassen?«

      Christel wurde mitten aus ihren Gedanken gerissen, in denen sie natürlich beim Tobias war. Es war ein herrliches Gefühl, verliebt zu sein. Das Herz klopfte schneller, und die Welt schien noch bunter und schöner zu sein, als sie es ohnehin schon war.

      »Schön war’s«, beantwortete das Madel die Frage seiner Mutter. »Und natürlich soll ich Grüße von der Tante ausrichten.«

      Maria Hornhauser schaute Christel eindringlich an. War sie nicht leicht rot geworden, fragte sich die Mutter.

      »Und sonst war nix?«

      »Was meinst’ denn?«

      Christel spürte, wie ihr die Röte heiß ins Gesicht schoß.

      »Geh’, Madel, stell dich net so an. Du weißt genau, was ich meine.«

      Christel sah das Schmunzeln im Gesicht der Mutter und konnte nicht anders. Sie fiel Maria um den Hals.

      »Wie heißt er denn?« fragte die Sennerin.

      »Tobias. Tobias Hofer. Er arbeitet im dritten Jahr auf dem Leitnerhof.«

      Maria Hornhauser strich der Tochter über das Gesicht.

      »Dann möchtest morgen wohl wieder ins Tal hinunter?«

      Christel nickte.

      »Aber nur, wenn du nix dagegen hast«, sagte sie. »Ich würd’ schon gerne mit Tobias zum Tanzen gehen.«

      »Ach, woher«, antwortete ihre Mutter. »Die Arbeit ist getan, und so viele Wandersleut’ erwarte ich in dieser Saison net mehr. Geh nur, wenn die Tante dich wieder bei ihr schlafen läßt, weiß ich, daß du in guten Händen bist. Und vielleicht stellst ihn mir mal vor, deinen Tobias.«

      »Bestimmt«, nickte Christel. »Er will mich ja abholen.«

      Fröhlich und beschwingt brachte sie den Rest des Tages hinter sich. Heut’ war ja schon Freitag, und schon morgen abend würde sie in Tobias Armen liegen.

      *

      Auch Tobias Hofer dachte jede Minute an das Madel. Er war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen und hatte so mancher das Herz gebrochen. Aber bei Christel hatte es ihn selbst zum erstenmal so richtig erwischt. Sein Herz brannte lichterloh, und er freute sich unbändig auf den morgigen Tag, an dem er sie wiedersehen würde. Bereits am Nachmittag wollte er zur Jenner-Alm hinauf und Christel abholen, und für den Abend hatten sie verabredet, zum Tanzen in den ›Löwen‹ zu gehen.

      Himmel, was würden die anderen für Augen machen! Besonders Lore Inzinger.

      Einmal hatte Tobias geglaubt, Lore sei die Liebe seines Lebens. Das attraktive Madel arbeitete in einem großen Hotel in der Kreisstadt. Dorthin war es gegangen, nachdem Lore ihre Lehre beim Löwenwirt absolviert hatte. Doch immer wieder zog es sie nach St. Johann zurück, und jeden freien Tag, den sie hatte, verbrachte sie hier. So hatten sie und Tobias sich eines Samstags kennengelernt. Bei beiden schien es Liebe auf den ersten Blick zu sein. Doch schon nach ein paar Monaten war der erste Zauber verflogen, und Lore zeigte, daß sie launisch und zänkisch sein konnte. Immer öfter wurde Tobias zur Zielscheibe ihrer Streitlust. Einmal war es völlig unbegründete Eifersucht, die sie dazu trieb, ein anderes Mal gefiel ihr das momentane Wetter nicht und war deshalb Anlaß für einen Streit, der damit enden konnte, daß sie Tobias den Laufpaß gab.

      So war es auch vor einer guten Woche gewesen.

      Aus dem Nichts heraus hatte Lore wieder einmal einen Streit vom Zaun gebrochen. Tobias, der gute Miene zum bösen Spiel machte, versuchte nicht darauf einzugehen, doch darüber wurde das Madel nur noch böser, und schließlich und endlich sagte Lore ihm, es sei aus!

      Das hatte sie schon einige Male getan, aber dann hatte es sich doch immer wieder eingerenkt, was zum großen Teil an Tobias’ Gutmütigkeit lag, mit der er Lores Launen ertrug. Doch so langsam hatte sich auch seine Geduld erschöpft. Er war es leid, immer wieder den Anfang zu machen und hatte sich nicht wieder bei Lore gemeldet.

      Für ihn war es wirklich beendet.

      Als er dann auf der Feier der Leitner-Bäuerin dieses junge, scheue Madel entdeckte, das da so abseits saß, da verschwendete er keinen Gedanken mehr an Lore Inzinger.

      Tobias hatte gerade den großen Traktor in die Scheune gefahren, als Monika Leitner, Vinzenz’ Frau, nach ihm rief.

      »Tobias, Telefon für dich«, sagte sie, als er an der Haustür ankam. »Lore möchte dich sprechen.«

      Der Knecht verzog in gespielter Verzweiflung das Gesicht. Monika wußte um die Geschichten der beiden und quittierte sein Mienenspiel mit einem Lächeln.

      »Hallo, Tobias«, vernahm er ihre Stimme, nachdem er sich gemeldet hatte. »Ich hab’ solche Sehnsucht nach dir. Warum meldest du dich net?«

      Tobias schüttelte den Kopf.

      »Was soll das, Lore?« fragte er ärgerlich. »Wenn ich mich recht erinnere, dann ist es aus mit uns beiden. Du selber hast gesagt, ich soll mich zum Teufel scheren. Hast du das schon vergessen.«

      »Ach, geh«, säuselte sie durch das Telefon. »Das war doch net so gemeint. Du kennst mich doch. Ich bin eben temperamentvoll und manchmal ein bisserl leicht reizbar.

      Aber, darüber können wir doch ein anderes mal reden. Weißt’, ich rufe an, weil ich morgen den Dienst tauschen könnt’. Dann hätt’ ich am Abend und Sonntag frei und könnte nach Sankt Johann rüberkommen. Was hältst du davon. Wir waren schon lange net mehr im Löwen tanzen.«

      Tobias verzweifelte innerlich. Das war das letzte, was er wollte. Und das sagte er auch recht deutlich.

      »Da halte ich gar nichts davon«, sagte er energisch. »Ich werd’ zwar morgen abend im Löwen tanzen, aber net mit dir. Und wenn’s das immer noch net begreifst – ich werd’ dich nimmer wiedersehen!«

      Damit hängte er ein.

      Er hatte so laut gesprochen, daß Monika Leitner, die in der Küche wirtschaftete, jedes seiner Worte verstehen konnte. Als Tobias aus dem Wohnzimmer kam, wo das Telefon stand, nickte sie ihm aufmunternd zu.

      »Recht so«, meinte sie. »Die Christel paßt auch viel besser zu dir.«

      Ihr Knecht sah sie überrascht an.

      »Du weißt…?«

      »Freilich«, lachte sie. »Ich hab’ euch beide doch am Geburtstag meiner Schwiegermutter gesehen und beobachtet. Du hast ja keinen Tanz auslassen wollen. Und später hast du die Christel heimgefahren. War’s denn schön?«

      Den letzten Satz hatte sie mit einem Augenzwinkern gesagt.

      Tobias schmunzelte. Seit er auf dem Hof angefangen hatte, war Monika Leitner so etwas wie eine große Schwester für


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