Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      »Der Termin steht zwar noch nicht fest, aber ich weiß, wo die Trauung stattfinden wird. Hier gibt es eine wunderschöne Kirche. Ich bin überzeugt, daß sie Elke ebenfalls gefallen wird. Richte dem Hubert aus, sein Tip war absolute Spitze.«

      Hubert Ederer war der Koch, der aus St. Johann stammte.

      Sie besprachen noch ein paar Dinge, die das Hotel betrafen. Natürlich fühlte Carsten sich auch dann im Dienst, wenn er im Urlaub war, und es war schon ein Wunder, daß er nicht gleich an seinem ersten Tag in St. Johann mit Hamburg telefoniert hatte. Aber er wußte auch, daß er in Gerdjan einen zuverlässigen Stellvertreter hatte.

      »Bis nächste Woche dann«, sagte Carsten und legte auf.

      Er hatte auf die Uhr gesehen und festgestellt, daß er nur noch ein par Minuten Zeit bis zur Verabredung mit Elke hatte. Die nutzte er, um sich zu erfrischen udn umzuziehen.

      Als er kurze Zeit später Elke in die Arme schloß, war es ihm, als vermisse er sie schon eine Ewigkeit.

      »Wie soll ich das bloß aushalten, wenn ich in Hamburg bin?« fragte er verzweifelt.

      Elke tröstete ihn.

      »Mir wird’s net anders ergeh’n«, sagte sie und gab ihm einen Kuß.

      *

      Das junge Paar hatte es sich am Fuße der Selchneralm bequem gemacht. Carsten erzählte von seinem Telefonat mit dem Kollegen in Hamburg.

      »Sag’, was ist das eigentlich für eine Firma, die du mit deinem Bruder teilst?« fragte er.

      Elke zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete. Sie wollte nicht länger den Grund dafür verschweigen, warum sie sich in St. Johann aufhielt. Carsten war ihr Verlobter und hatte das Recht, alles zu wissen, was sie betraf. Bestimmt würde sie keinen Vertrauensbruch gegenüber Markus Bruckner begehen, wenn sie Carsten von ihrer Arbeit erzählte.

      »Es ist ein Büro für Landschaftsarchitektur«, sagte sie. »Und eigentlich mach’ ich auch keinen Urlaub, sondern ein Auftrag war es, der mich hierher geführt hat.«

      Carsten sah sie nicht verstehend an.

      »Ein Auftrag?« fragte er. »Ist denn hier ein größeres Bauvorhaben geplant?«

      Elke nickte.

      »Geplant ja. Aber ob es jemals realisiert wird, steht in den Sternen. Es geht um den touristischen Ausbau dieser Region. Unsere Firma hat lediglich den Auftrag den besten Standort für ein großes Hotel mit Freizeitanlagen, Skipisten und einer Seilbahn zu suchen und eine entsprechende Empfehlung abzugeben.

      Ich habe nächtelang über meinen Aufzeichnungen gesessen und bin jedes Detail mehrmals durchgegangen. Freitag werde ich dem Bürgermeister Bruckner das Gutachten übergeben.«

      Carsten machte keinen begeisterten Eindruck.

      »Hier soll ein Ferienzentraum gebaut werden?« fragte er ungläubig. »Um Gottes willen, wer hat sich denn das ausgedacht?«

      Elke zuckte die Schulter.

      »Der Bürgermeister vermutlich und noch ein paar andere Leut’, die genug Geld haben, um es hier zu investieren.«

      Der Hamburger schüttelt den Kopf.

      »Die müssen doch total verrückt sein, dieses schöne Tal so ruinieren zu wollen.«

      »Zu dem Schluß bin ich auch gekommen«, lachte Elke Kerner ihn an.

      Carsten zog sie in seine Arme.

      »Himmel, bin ich froh, daß du das sagst. Ich hatte schon Angst, du würdest diesen Quatsch mitmachen wollen.«

      »Nein, keine Sorge. Mein Gutachten wird dem Herrn Bürgermeister bestimmt net gefallen, und vielleicht beauftragt er noch eine andere Firma, die nach seinen Wünschen arbeitet, aber ich weiß, daß ich ruhig schlafen kann und net schuld bin, wenn im nächsten Jahr hier eine Bettenburg steht.«

      Carsten stand auf und zog sie hoch.

      »Komm«, sagte er, »laß uns zurückfahren. Ich muß dir unbedingt etwas zeigen.«

      Elke war gespannt und erstaunt, als Carsten seinen Wagen vor der Kirche parkte.

      »Wo willst du mir denn etwas zeigen? Hier, in der Kirche?«

      »Ja. Oder warst du schon darin?«

      »Nein, aber ich hatte es noch vor«, antwortete sie.

      »Dann wird es aber Zeit«, sagte Carsten. »Das mußt du einfach gesehen haben.«

      Hand in Hand betraten sie das Gotteshaus, und Elke blieb unwillkürlich stehen.

      »Mei’, ist das schön«, flüsterte sie.

      »Nicht wahr!«

      Carsten führte sie herum und zeigte ihr alles, was er schon bestaunt hatte. Dabei erzählte er, was er von dem Mesner über die Kirche erfahren hatte.

      »Welch eine Pracht«, sagte die junge Frau. »So etwas Schönes hab’ ich lang’ net gesehen.«

      Sie standen an der ersten Bankreihe vor dem Altar. Carsten hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt.

      »Meinst du nicht auch, daß dies der ideale Ort ist, um den Bund für’s Leben zu schließen?«

      Elke schloß für einen Moment die Augen, und im Geiste sah

      sie sich dort am Altar knien, gekleidet in ein weißes Hochzeitskleid.

      Sie schaute ihren Verlobten an.

      »Das wird der schönste Moment unseres Lebens«, flüsterte sie.

      Schritte erklangen und rissen die beiden Verliebten aus ihren Träumereien. Elke erkannte den Mann wieder, den sie auf der Almhütte kennengelernt hatte.

      »Guten Abend, Pfarrer Trenker«, sagte sie. »Darf ich Ihnen meinen Verlobten vorstellen? Das ist Carsten Henning.«

      Sebastian reichte ihnen die Hand.

      »Sie stammen aber net aus Süddeutschland?« fragte er Carsten.

      »Nein«, schüttelte der den Kopf. »Ich glaube, das hört man schon an meiner Aussprache. Ich bin ein echter Norddeutscher und wohne zur Zeit noch in Hamburg.«

      Er bedachte Elke mit einem liebevollen Blick.

      »Aber, das wird sich schon bald ändern«, sprach er weiter. »Wir haben uns hier in diesem schönen Ort kennen- und liebengelernt. Ich werde Hamburg den Rücken kehren. Elke besitzt eine Firma in München. Da ist es für mich einfacher, hierher zu ziehen.«

      »Dann wollen Sie also schon bald heiraten?«

      »Ja«, antwortete Elke. »Und am liebsten hier, in Ihrer wunderschönen Kirche.«

      »Na, das freut mich aber. Lassen S’ mich nur rechtzeitig Ihren Termin wissen.«

      Sebastian Trenker sah die junge Frau forschend an.

      »Eine Frage hätt’ ich da noch«, sagte er und hob die Arme. »Natürlich brauchen S’ net zu antworten, aber ich denk’, ich stell’ Sie Ihnen trotzdem.«

      Elke machte ein neugieriges Gesicht.

      »Nur zu, Hochwürden, fragen Sie.«

      »Am Sonntag, als wir uns droben auf der Alm unterhalten haben. Da hatte ich den Eindruck, daß hinter den Fragen, die Sie mir stellten, mehr steckt, als ein bloßes, allgemeines Interesse. Dazu waren sie zu gezielt. Ist mein Eindruck richtig, oder irre ich mich?«

      Elke Kerner schaute sinnend zur Seite. Carsten hatte sie die Wahrheit sagen können, doch wie war es in diesem Fall? Markus Bruckner war immer noch ihr Auftraggeber, und er hatte um strengste Diskretion gebeten. Durfte sie die verletzen, indem sie jetzt dem Geistlichen verriet, warum sie sich in St. Johann aufhielt?

      Ihr Blick fiel auf den Beichtstuhl, und sie dachte an die Schweigepflicht des Pfarrers, der das Beichtgeheimnis zu wahren hatte. Doch es


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