Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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hilf,

      ich hab’ ihn doch net umbringen wollen, diesen Hirsch, diesen dammischen! Warum mußte er auch versuchen, mich aufzuhalten?

      All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während sie durch die Nacht fuhren. Schließlich erreichte er eine Stelle, wo es mit dem Motorrad nicht mehr weiterging. Er hielt an, und sie versteckten die Maschine im Unterholz und tarnten sie mit Reiser und Blattwerk, daß sie nicht mehr zu sehen war. Dann nahm Thomas Kathie bei der Hand und sie stiegen auf.

      Endlich hielt das Madel es nicht mehr aus und faßte sich ein Herz.

      »Thomas, willst mir net sagen, was im Gasthaus geschehen ist?« fragte sie.

      Beide waren stehengeblieben. Es war ein kaum befestigter Weg, auf dem sie unterwegs waren. Silbern hell leuchtete der Mond durch die Tannen und strahlte auf ihre Gesichter.

      Thomas berichtete in knappen Worten, was geschehen war und warum er fliehen mußte. Entsetzen zeichnete sich auf Kathies Gesicht ab, als sie das hörte.

      »Glaub’ mir, Madel, ich hab’s net gewollt«, sagte Thomas mit rauher Stimme. »Ich würd’ alles drum geben, wenn ich’s ungeschehen machen könnt’.«

      »Aber… was sollen wir denn jetzt machen?« fragte Kathie. »Wohin sollen wir denn? Sie werden dich doch überall suchen.«

      Thomas zeigte zum Höllenbruch hinauf.

      »Dort oben net«, sagte er. »Erstmal sind wir dort sicher.«

      Er schaute sie eindringlich an.

      »Was ist, Madel, hast dich entschieden?« wollte er wissen. »Kannst du dir vorstellen, dein Leben mit einem Mörder zu teilen?«

      Kathie hörte deutlich die Bitterkeit, die in diesen Worten mitschwang.

      »Ich kann dich verstehen, wenn du lieber umkehren willst«, fuhr Thomas fort. »Ich gebe dich frei, wenn du es willst.«

      Katharina schaute in sein Gesicht. Nein, das war nie und nimmer das Gesicht eines Mörders! Sie erinnerte sich an den Augenblick, in dem ihr zum ersten Mal bewußt wurde, daß sie Thomas Anderer liebte. Auf der Kirchweih war es geschehen. Thomas hatte mit dem Luftgewehr einen Preis nach dem anderen geschossen, so daß der Besitzer der Schießbude schon ganz ärgerlich wurde. Den größten Preis – einen riesigen Teddybären – hatte er ihr geschenkt.

      Mit ein paar Freundinnen war sie dort gewesen und hatte zugeschaut. Thomas drehte sich um und sah sie lächelnd an. Sie kannten sich bisher nur vom Sehen, und Kathie wußte über ihn nur, was alle im Dorf redeten, daß er ein Taugenichts und Tagedieb sei. Aber, als er da so vor ihr stand, den übergroßen Bären in den Händen, und sie anlächelte, da spürte Kathie ihr junges Herz wie wild klopfen.

      »Für dich«, sagte Thomas und drückte ihr das Plüschtier einfach in die Hände.

      Später sahen sie sich wieder, tanzten sogar in dem Festzelt, und noch später gab er ihr den ersten, heimlichen Kuß. Im Mondschein geschah es, genauwie jetzt.

      »Ich weiß, was die Leut’ über meine Familie und mich reden«, sagte Thomas. »Aber für dich, Madel, hätt’ ich mich geändert. Eine Arbeit hätt’ ich mir gesucht, daß wir heiraten können, und ich würd schon für dich sorgen.«

      Er schluckte schwer, und auch Kathie spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals.

      »Du bist kein Mörder, Thomas«, rief Katharina leidenschaftlich. »Es war ein Unfall, und was immer geschieht – ich gehöre zu dir. Nichts und niemand kann uns trennen!«

      Wild und ungestüm riß er sie in seine Arme und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.

      »Komm«, sagte er dann und zog sie mit sich.

      Zum Höllenbruch hinauf.

      *

      Sebastian Trenker und Max saßen im Wohnzimmer des Pfarrhauses. Der Polizeibeamte war eben von den Besuchen bei den Amtskollegen seines Bruders zurückgekommen und schüttelte ungläubig den Kopf, als er hörte, was sich auf dem samstäglichen Ball abgespielt hatte. Natürlich würde er die Sache weiterverfolgen, zumal der alte Bachmeier angekündigt hatte, Anzeige erstatten zu wollen.

      Wegen versuchten Mordes!

      Gottlob ging es Anton Bachmeier schon wieder besser, wie ein Anruf bei Dr. Wiesinger erbrachte.

      »Sind die denn alle narrisch geworden?« schimpfte der junge Polizist. »Hau’n sich die Schädel ein!«

      Dabei schielte er auf den Teller mit belegten Broten, den Sophie Tappert auf den Tisch gestellt hatte. Es waren köstliche garnierte Schnitten, mit kaltem Braten, Schinken und Käse. Ein kühles Bier hatte sie ebenfalls dazugestellt.

      »Greif schon zu«, forderte der Pfarrer seinen Bruder auf.

      Sebastian meinte dann, daß er wohl noch etwas an seiner morgigen Predigt ändern müsse und kam dann auf den Diebstahl der Madonnenfigur zu sprechen.

      »Hast du denn etwas von meinen Amtsbrüdern erfahren können?«

      Maximilian Trenker kaute und nickte.

      »Stell dir vor, sowohl in Engelsbach, als auch in Waldeck ist der Mann aufgetaucht. Pfarrer Bernhard und Pfarrer Buchinger haben beide exakt denselben Mann beschrieben, wie du. Gleich Montag früh rufe ich bei den Kollegen von der Kriminalpolizei an und lasse mir Bilder von all denen schicken, die wegen solcher Delikte vorbestraft sind. Vielleicht ist unser Mann ja darunter.«

      »Gebe es Gott.«

      Er schenkte seinem Bruder das Bier ein.

      »Wie geht es denn jetzt mit dem Thomas weiter?« kam er dann auf das leidige Thema zu­rück.

      Max zuckte die Schulter.

      »Ich werd’ ihn vorladen, und dann kann er zur Sache aussagen oder auch net. Jedenfalls muß ich den Fall dann an die Kriminalpolizei weiterleiten, die wiederum die Staatsanwaltschaft einschaltet.«

      Er trank einen Schluck.

      »Es ist schon ärgerlich, daß so etwas Dummes geschehen mußte«, meinte er dann.

      Sebastian konnte ihm nur zustimmen.

      *

      Der Saal vom ›Goldenen Lö­wen‹ war wie leergefegt. Nach dem Unfall mit Anton Bachmeier war den Leuten die Lust auf Musik und Tanz vergangen. Allerdings standen noch etliche im Gast­raum und erhoben ihre Stimmen. Es ging ziemlich laut her, und der einstimmige Tenor war, daß man mit diesem Pack aufräumen müsse.

      Namentlich Wolfgang Herbichler war es, der die Stimmung aufheizte.

      »Wir sollten ihn uns holen«, rief er. »Und dann zeigen wir ihm, wie wir mit seinesgleichen umgehen!«

      Beifall wurde laut, und Stimmen, die seiner Meinung waren.

      »Jawohl, wir dürfen uns net alles gefallen lassen!«

      Und dann wurde schwadroniert, wessen sich die Anderer schon alles schuldig gemacht hätten, Holzdiebstahl, Wilderei, Einbruch, Kirchenraub und jetzt sogar versuchter Mord – das Maß war voll!

      Schnell hatte sich eine Gruppe zusammengefunden, und Wolfgang Herbichler wurde ihr Anführer. Unter lautem Gejohle zogen sie los.

      Die Anderer bewohnten ein altes, baufälliges Tagelöhnerhaus, das am Rande von Sankt Johann stand.

      Niemand wußte so recht, wem es eigentlich gehörte, und so war es auch jedem egal, daß die Familie darin hauste. Die Männer hämmerten gegen die Tür, die bedrohlich lose in den Angeln hing und jeden Moment herauszufallen schien. Sie riefen Thomas’ Namen und schrien und pfiffen durcheinander.

      Nach einer kurzen Weile zeigte sich ein Gesicht in der Tür. Es war Walburga Anderer, Thomas’ Mutter. Abgearbeitet und verhärmt schaute sie aus. Ängstlich sah sie die aufgebrachten Männer an.

      »Was wollt ihr denn?« fragte sie. »Was soll der Lärm?«

      »Deinen Sohn wollen wir«, rief


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