Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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denn auch Jakob, ihr Mann, war nicht zu Hause. Burgl Anderer wußte nicht, was geschehen war, sie sah nur die Männer und fürchtete sich vor ihnen.

      »Geh’, wir schauen selber nach«, sagte der Anführer der Horde und stieß die Frau beiseite.

      Ohne um Erlaubnis zu fragen, drangen sie in die Tagelöhnerhütte ein und stellten dort alles auf den Kopf. Thomas fanden sie freilich nicht.

      »Wo kann er sein? Wo kann der Kerl sich versteckt haben?«

      Vermutungen wurden laut, hier oder dort, wer konnte es sagen?

      Schließlich fiel das Wort Höllenbruch, und irgend jemand wußte auch von der Hütte, die es dort oben gab.

      Zwei, drei Autos wurden organisiert, und dann fuhren sie los. Nur einer blieb zurück. Langsam wurde sein Kopf wieder klar, und Martin Burger wurde bewußt, daß die Männer im Begriff waren, einen großen Fehler zu machen. Er sah ihnen hinterher, als sie losfuhren, dann lief er, so schnell er konnte, zur Kirche.

      Wenn da noch einer helfen konnte, dann Pfarrer Trenker!

      Noch schneller, als Thomas es geglaubt hatte, fanden sie ihn und Kathie in ihrem Versteck.

      »Schämst du dich net, Madel«, fuhr einer der Männer Kathie an, »dein Verlobter ringt mit dem Tode, und du tust dich mit seinem Mörder zusammen!«

      Katharina rang hilflos die Hände. Ohne eingreifen zu können, mußte sie zusehen, wie die Männer Thomas in Stricke legten und ihn dabei mit Tritten und Hieben traktierten.

      So zerrten sie ihn den Weg hinunter, zu der Stelle, wo sie die Autos abgestellt hatten.

      Sie wollten den Gefesselten eben in einen der Wagen stoßen, als zwei Autoscheinwerfer aufflammten. In ihrer Aufruhr hatten die Männer gar nicht bemerkt, daß noch ein Auto mehr dastand.«

      »Was, in aller Welt, ist bloß in euch gefahren?« vernahmen sie die Stimme ihres Pfarrers.

      Sebastian Trenker stieg aus dem Fahrzeug und ging auf die Gruppe zu. Er zog den Strick von Thomas’ Handgelenken.

      »Ihr seid ja dümmer, als die Polizei erlaubt«, sagte Max kopfschüttelnd, der ebenfalls ausgestiegen war.

      Pfarrer Trenker sah von einem zum anderen, und ihre Köpfe senkten sich unter diesem Blick.

      »Wir wollten bloß, daß der Dieb und Mörder seiner gerechten Strafe zugeführt wird«, sagte Wolfgang Herbichler kleinlaut.

      »Das ist die Sache der Polizei«, fuhr Max ihn an. »Was ihr da macht, ist Freiheitsberaubung, und das ist strafbar. Ich werd’ euch alle anzeigen.«

      Sebastian Trenker hob beinahe hilflos die Hände.

      »Was soll ich bloß mit euch anfangen«, sagte er dann

      »Selbstjustiz ist das Schlimmste, was man sich denken kann. Sie ist der Anfang von Anarchie und der Untergang von Recht und Gesetz. Wir alle können uns glücklich schätzen, daß wir in einer Demokratie leben, in der auch der Grundsatz gilt, daß niemand für etwas bestraft werden darf, bevor nicht seine Schuld einwandfrei bewiesen ist.«

      Er dachte an Martin Burger und war dem Burschen dankbar, daß er ihn und Max rechtzeitig alarmiert hatte.

      Rechtzeitig, bevor Schlimmeres geschehen war.

      »Ihr könnt euch bei einem eurer Spezie bedanken, daß wir euch von etwas abhalten konnten, das ihr morgen vielleicht schon bereut hättet«, sagte er dann. »Und jetzt seht zu, daß ihr nach Hause kommt.«

      Betroffen setzten sich die Männer in die Wagen und fuhren ab. Sebastian und Max Trenker sahen ihnen hinterher. Dann wandten sie sich an Thomas und Katharina, die, eng umschlungen, beiseite standen.

      »Also, Thomas, erst mal laß dir gesagt sein, daß der Anton lebt. Er ist zwar verletzt, aber du bist kein Mörder, wie du vielleicht geglaubt hast«, teilte Sebastian ihnen mit.

      Thomas atmete erleichtert auf, und das Madel drückte sich an ihn.

      »Trotzdem kannst du dich in dieser Sache noch auf etwas gefaßt machen«, warf Max ein. »Der alte Bachmeier hat Anzeige gegen dich erstattet, und du kommst zumindest wegen Körperverletzung dran.«

      Er hob die Hände, als Thomas protestieren wollte.

      »Wer weiß, vielleicht erkennt der Richter auf Notwehr, und es wird halb so schlimm«, fuhr er fort. »Jedenfalls kommst’ am Montag in mein Büro, dann nehmen wir ein Protokoll auf.«

      Thomas nickte und schaute dann Sebastian an.

      »Danke, Hochwürden«, sagte er leise.

      »Schon gut«, antwortete Sebastian Trenker. »Allerdings würd’ ich mir wünschen, dich öfter mal und unter anderen Umständen zu treffen. In der Kirche nämlich.«

      Thomas nickte.

      »Ich weiß, ich bin gewiß kein eifriger Kirchgänger.«

      Er schaute auf Kathie, die er immer noch in den Armen hielt.

      »Aber, das wird sich ändern«, meinte er dann. »So wie sich vieles ändern wird.«

      »Ihr mögt euch wohl sehr, was, ihr beiden?«

      Beide strahlten den Pfarrer an.

      »Ja, Hochwürden, und wir wollen heiraten. Ich werd’ mir eine Arbeit suchen, und dann wird alles anders sein!«

      Sebastian Trenker zog hörbar die Luft ein.

      »Aber, bevor es soweit ist, wird es noch einen harten Kampf geben«, prophezeite er.

      Katharina seufzte. Sie wußte, was der Pfarrer meinte.

      »Können Sie net… ich meine, wenn Sie mit Vater reden, vielleicht hat er dann ein Einsehen.«

      Der Geistliche nickte ihnen aufmunternd zu.

      »Ich will sehen, was sich machen läßt«, meinte er dann und klatschte in die Hände. »So, nun laßt uns aber von hier fortkommen.«

      *

      Natürlich war auf dem Sterzingerhof noch alles in heller Aufregung, die schließlich Erleichterung Platz machte, als Pfarrer Trenker Kathie nach Hause brachte. Für ein klärendes Gespräch mit dem Bauern war es schon zu spät, doch konnte Sebastian ihm das Versprechen abringen, Kathie für ihr Verschwinden nicht zu strafen. Brummend willigte Joseph Sterzinger ein und verschwand in seiner Kammer.

      Das Madel bedankte sich noch einmal, und Sebastian versprach, in den nächsten Tagen vorbeizuschauen und mit dem Vater zu reden.

      Max fuhr zurück. An der Kirche setzte er den Bruder ab. Es war schon beinahe Morgen, und die ersten Strahlen der Sonne krochen hinter einem Wolkenschleier hervor.

      »Schlaf gut«, sagte der Gendarm zum Abschied.

      Der Geistliche winkte ihm hinterher und ging dann langsam zur Kirche hinüber. Sebastian schloß auf und trat ein. Eine Weile stand er unter dem Bogengang, wo die Madonna ihren Platz gehabt hatte.

      Dann setzte er sich auf eine Bank in der ersten Reihe und schaute nachdenklich auf das Kreuz mit dem Erlöser, das über dem Altar hing. Seine Gedanken wanderten in die Ferne, während er eigentlich an seine Gemeinde denken wollte, und über das, was er ihnen morgen, nein, heute – es war ja schon Sonntag – sagen wollte.

      Das Bild der Berge tat sich vor ihm auf. Die geliebten Gipfel, die zu erklimmen sein höchstes Glück war. Frei und unbeschwert fühlte er sich dann, und es schien, als wäre ihm Gott nie so nahe, wie in solchen Momenten. Er mußte unbedingt wieder hinauf. Es war eine Leidenschaft, der er wohl bis an sein Lebensende frönen würde – so es seine Gesundheit zuließ. Aber damit hatte er ja auch, Gott sei’s gedankt, keine Probleme. Sportlich war er immer aktiv gewesen, und seine regelmäßigen Touren waren das beste Training.

      Sebastian wußte um die Leute, die sich manchmal deswegen ihre Späße erlaubten. »Bergpfarrer« nannten sie ihn dann scherzhaft, und er lächelte über diesen gutgemeinten Spott. Schließlich waren sie seine besten


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