SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi


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Federboas. John bemerkte, wie Kersh die bunten Teile wehmütig ansah und sogar eine von ihnen mit dem Finger anstupste. Der ganze Raum war mit Luft gefüllt, die so dicht war, dass man sie kaum atmen konnte. Luft mit dem Geruch von Babypuder, Zimt und noch mehr Schweiß.

      »Okay, okay …«, sagte Heidi mehr zu sich selbst. Langsam ging sie zu einem der Hocker und setzte sich, wobei sie ihre Beine an die Brust zog, als habe sie plötzlich Angst, den Boden zu berühren. In diesem Licht sah sie deutlich älter aus. Ihre Haut hatte nun die Farbe von Asche, war aber feucht vor Schweiß und Lanolin. Ihr Körper, so fest und gepflegt er zunächst erschienen war, sah jetzt erschöpft und durch Jahre des Missbrauchs abgenutzt aus. Die Haut unter ihrem Kinn war dunkel und bestand aus runzligem Narbengewebe – etwas, das nur ungünstige Lichtverhältnisse enthüllten.

      »Ihr seid von der Polizei«, sagte sie. Der Ton in ihrer Stimme deutete darauf hin, dass sie die Worte laut aussprechen musste, um ihnen tatsächlich Glauben zu schenken.

      »Secret Service«, korrigierte Kersh.

      »Schon wieder?« Sie gab sich Mühe, desinteressiert zu wirken, und blickte die Agenten nur beiläufig an. »Ich dachte immer, ihr treibt euch einfach nur um den Präsidenten herum.«

      »Hm«, sagte Kersh und warf John einen Blick zu. Er fischte eine Plastiktüte mit der gefälschten Banknote aus seiner Jacke. »Du weißt, was das ist?«

      »Oh Mann«, murmelte sie. »Darüber haben mich schon ein paar Typen ausgefragt.«

      »Nun, jetzt fragen wir dich aus. Wo hast du den Schein her?«

      »Wie ich den anderen beiden gesagt habe, werde ich es wohl mit meinem Lohn bekommen haben.«

      »Oder vielleicht hat dir ein Bewunderer den Schein zugesteckt?«, fragte John.

      »Jetzt mal im Ernst. Du denkst, einer dieser Verlierer würde einen Hunderter in meinem Höschen lassen? Ich bekomme Trinkgeld – aber nicht so. Daran würde ich mich erinnern.«

      Kersh legte das Falschgeld auf einen Hocker neben sie. »Ich glaube dir. Ich glaube dir, dass du dich auf jeden Fall an einen Kunden erinnern würdest, der dir einen Hundertdollarschein zugesteckt hat. Und was du sonst noch außer dem Tanzen für die Hundert gemacht hast, wäre mir egal.«

      Sie zuckte mit ihren knöchernen Schultern, ihre Augen auf den Plastikbeutel und den gefälschten Hunderter gerichtet. »Keine Ahnung«, sagte sie.

      Kersh schüttelte den Kopf. »Falsche Antwort. Steh auf. Du kommst mit. Auf geht's.«

      Heidis demonstratives Desinteresse war wie weggeblasen. »Scheiße, du lochst mich ein?«

      »Das liegt allein bei dir«, fügte John hinzu, »aber wir verlassen jetzt definitiv den Klub. Mit dir.«

      »Das ist Bullshit!« Sie wurde entweder nervös oder wütend, ihr Blick irrte zwischen John und Kersh hin und her. In ihrer Aufregung begann sie, mit ihren langen, gepflegten Fingernägeln kleine Stückchen der Füllung des Stuhlkissens unter sich herauszureißen. »Wisst ihr was? Das ist absoluter Blödsinn!«

      »Auf geht's«, wiederholte Kersh und stopfte den gefälschten Hunderter zurück in seine Jacke. Frustriert an ihrer Unterlippe kauend stand sie auf und griff nach einer auffälligen, roten Handtasche, die auf dem Tisch lag. John nahm ihr die Handtasche ab, öffnete sie und durchsuchte sie nach Waffen.

      »Muss das sein«, sagte sie beinahe jammernd.

      »Hol deine Jacke«, gab John zurück, ohne aufzusehen.

      Sie ging zu einem offenstehenden Spind und zog eine kurze Lederjacke heraus, die knapp unterhalb der Taille endete. Als sie sie anziehen wollte, unterbrach Kersh sie mit einem in die Höhe gehaltenen Finger. Er nahm ihr die Jacke ab, um die Taschen zu durchsuchen.

      »Herrgott noch mal«, stöhnte sie.

      Zufrieden gaben sie ihr die Sachen zurück. Sie stand da mit ihrer Jacke und ihrer Handtasche wie jemand, der auf den Bus wartete. Kersh nahm sie am Unterarm und führte sie zurück in den Klub und dann mitten über die Tanzfläche zur Eingangstür. John folgte ihnen auf dem Fuß, die Hände in den Jackentaschen vergraben, während er versuchte, alle Ecken des dunklen Raumes gleichzeitig im Blick zu behalten. Draußen warf ihnen der Türsteher einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts. Anscheinend war es nichts Ungewöhnliches, dass Mädchen ihren Kunden zu ihren Autos folgten.

      Sie überquerten die Straße zu Kershs Limousine. Kersh hielt Heidi weiter am Arm fest und warf John die Schlüssel zu. John ging zur Fahrerseite und sprang hinter das Lenkrad, während Kersh die hintere Tür auf der Beifahrerseite öffnete und Heidi hineingeleitete. Er glitt neben sie und schlug die Tür zu.

      »Ihr müsst das nicht machen«, begann Heidi. Ihre Stimme klang angespannt wie die Saite einer Geige, die kurz davor war, zu reißen. »Ich habe kooperiert. Aber ich kann nicht helfen, wenn ich nichts weiß.«

      Kersh schaute aus seinem Fenster und ignorierte das Gesicht des Mädchens. John beobachtete sie im Rückspiegel. Er hatte Kersh oft bei Verhören zugesehen, aber nie verstanden, was der Sinn dahinter sein sollte, dem Blick des Befragten auszuweichen.

      »Schätzchen«, sagte Kersh, »du verarschst uns. Ich habe fünf weitere gefälschte Scheine in meinem Büro, mit denen in ein paar schicken Boutiquen, einem Restaurant und einem Schuhgeschäft eingekauft wurde. Die sind alle von dir.« Kersh hatte den Satz nicht als Frage formuliert. Und obwohl sein Ton kühl und überlegen klang, wurde er nicht laut. Er hätte aus der Weinkarte eines teuren Restaurants vorlesen können. »Überall sind deine Fingerabdrücke.« Das war gelogen – die Fingerabdrücke auf den neuen Scheinen waren noch nicht aus dem Labor zurück – aber die Gewissheit in Kershs Stimme machte die Behauptung für den Moment unangreifbar. »Ich weiß, dass du das Falschgeld nicht von deinem Chef am Ende der Schicht bekommen hast. Jemand hat dir die Scheine direkt zugesteckt.«

      Sie schob ihren Unterkiefer nach vorn, ihre Augen verengten sich. Gleichzeitig bemerkte sie, wie John sie im Rückspiegel anstarrte. »Also wer verarscht jetzt hier wen?«, fragte sie.

      »In Ordnung.« Kersh griff wieder in seine Jackentasche und zog noch einmal den gefälschten Hunderter hervor. Dieses Mal holte er den Schein sorgfältig aus der Plastiktüte und legte ihn entlang seiner Faltstellen zusammen. Er sah aus wie ein alternder Zauberer, der einen Trick vorführte. »Deine ganzen Scheine sind so gefaltet«, sagte er. »Auf allen sind deine Fingerabdrücke und alle falten sich auf die gleiche Weise.« Er tippte mit einem Finger auf den Geldschein. »Wer hat sie in dein Höschen gesteckt, Heidi?«

      »Nein.« Zu Johns Verwunderung geriet das Mädchen tatsächlich ins Kichern. Sie schüttelte ihren Kopf, ließ dabei schwarze Haarspiralen hüpfen und rückte ihre Handtasche heftig auf ihrem Schoß zurecht, als wäre sie wütend. »Nein«, wiederholte sie. »Ich lass euch nicht diese ganze Scheiße über mir auskippen. Ich bin nicht die einzige Tänzerin in diesem Klub und in dieser gottverdammten Stadt. Gefaltet? Verdammt noch mal! Menschen falten ihr Geld aus allen möglichen Gründen – das bedeutet überhaupt nichts. Viele verdammte Menschen …«

      »Vergiss nicht deine Fingerabdrücke«, erinnerte Kersh sie. Seine Stimme blieb weich und gelassen, stark und unantastbar wie der gefiederte Rücken eines großen Vogels.

      Sie antwortete nicht. Ihr Kopf neigte sich leicht zu Boden und sie starrte Kersh von unten herauf an. In diesem Augenblick schien es John gleichermaßen wahrscheinlich, dass sie entweder Kersh angriff oder einfach nur schluchzend zusammenbrach.

      »Ich fasse dauernd Geld an«, sagte sie schließlich. »Jeder tut das. Ihr wollt nur irgendjemanden dafür einlochen, und ich bin ein leichtes Ziel. Scheiße, wenn ich gewusst hätte, dass der Schein falsch ist, denkst du, ich hätte ihn dann bei meiner Bank eingezahlt? Bullshit!«

      John beobachtete sie im Rückspiegel von seinem Platz hinter dem Steuer. Er respektierte Kersh und hatte keine Zweifel daran, dass der Mann wusste, was er tat. Aber er hielt es nicht aus, hier noch länger tatenlos herumzusitzen. Für einen plötzlichen und quälenden Moment tauchte ein Bild von Katie in seinem Kopf auf, wie sie allein zu Hause saß. Seine Hände sehnten sich danach,


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