SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi


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große Lust auf Stress, Kumpel? Willst mich verfickt noch mal verarschen? Du Stück Scheiße«, knurrte der Türsteher. Sein Gesicht sah aus wie der Kühlergrill eines Mack-Trucks. »Verschwinde, du Penner!« Der Türsteher verpasste dem kleineren Mann einen Tritt in den Allerwertesten, der daraufhin benebelt und betrunken die Straße hinunter taumelte.

      Der Türsteher wandte seine Aufmerksamkeit John und Kersh zu. »Fünfzehn pro Nase.«

      John war im Begriff, seine Dienstmarke hervorzuholen, als Kersh ihn mit dem Ellbogen anstieß und ihm ein Augenzwinkern zuwarf. »Lass nur«, sagte Kersh, »ich übernehme das.« Er zog zwei Zwanziger heraus und drückte sie dem Türsteher in die Hand, der das Restgeld herausgab und sie eintreten ließ.

      Wie in den meisten Strip-Klubs war es in der Black Box dunkel, laut und verraucht. An drei von vier Wänden waren Bühnen montiert, die in ihrer Länge an Laufstege bei Modenschauen erinnerten. An der vierten Wand, die der Eingangstür am nächsten war, stand eine schmale Bar, hinter der einige junge Frauen in fadenscheinigen Tops Getränke servierten. Die Theke bestand aus Holz und Messing, das mit unzähligen Fingerabdrücken übersät war. Gegenüber der Bar standen einige Münztelefone und ein Geldautomat.

      »Ganz schön voll heute Abend«, murmelte John und schob sich an zwei großen Männern mit Krawatten vorbei. Von den meisten Gästen waren nicht mehr als die Umrisse zu erkennen, die wie Zerrbilder in der Dunkelheit schwebten.

      John und Kersh drängten sich an der Bar vorbei und platzierten sich vor einer der langen Bühnen. Ein junges asiatisches Mädchen, das verzweifelt versuchte, wenigstens wie achtzehn auszusehen, hielt sich an einer Messingstange fest und ließ ihren Hintern kreisen. Alles, was sie trug, waren ein Paar hoher, weißer Go-Go-Stiefel und ein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte.

      »Verdammt«, sagte Kersh und rieb sich Augen und Nase, »die Räucherstäbchen hier sind übel für meine Nebenhöhlen.«

      »Du meinst, du bist hier kein Stammgast?«

      »Ha, ha.«

      »Weißt du, wie diese Carlson aussieht?«

      Kersh rieb sich mit den Handgelenken die Augen. »Nein.«

      John überflog die Menge. Die Klientel der Black Box bestand vor allem aus Männern mittleren Alters in billigen Anzügen, bei denen mehr Kopfhaut als Haare zu sehen war. Einige wenige jüngere Männer hatten sich am Fuß einer Bühne versammelt, schrien den Tänzerinnen zu und winkten mit Händen voller schmieriger Ein-Dollar-Scheine. Hinter der Bühne kamen und gingen Mädchen, die nichts weiter als Nylonstrümpfe trugen, durch die Türen zu den Toiletten und Ankleideräumen.

      Kersh beugte sich vor und flüsterte einer vorbeigehenden Bedienung etwas zu. Sie flüsterte etwas zurück und deutete mit ihrem Kinn auf die andere Seite des Raumes. Kersh kicherte und klang dabei absolut fehl am Platz. Das Mädchen lachte mit zurückgeworfenem Kopf einmal scharf auf. Bevor sie in der Menge verschwand, steckte Kersh ihr einen Dollar zu.

      »Mir nach«, sagte er zu John. Sie schlängelten sich in den hinteren Bereich des Klubs, wo sich die Gerüche intensivierten: Flieder und Bourbon und Schweiß – viel und noch mehr Schweiß – und etwas, das sehr nahe an faulen Früchten war. Einige Paare waren im schützenden Schatten auf zerfetzten Sofas und vor holzvertäfelten Wänden ineinander verschlungen. Selbstvergessen bekamen sie nicht mit, was um sie herum geschah oder wer an ihnen vorüberging.

      John und Kersh stoppten vor einem kleinen Tisch, an dem einige junge Männer in Skijacken und Strickmützen saßen und Zigaretten rauchten. Zwei der Männer hatten jeweils ein Mädchen auf dem Schoß, was von ihren betrunkenen Kumpels mit Pfiffen und klirrenden Bierflaschen gewürdigt wurde. Eines der Mädchen, eine junge Schwarze, knabberte bei einem der Männer am Ohr.

      »Heidi Carlson?«, fragte Kersh.

      Einige der Männer sahen auf, ebenso die halbnackte Naschkatze. Sie war jung und attraktiv. Im Neonlicht hatte ihre Haut die Farbe von Motoröl. Sie trug einen schmalen BH und einen bunten Sarong, der um ihre Taille gewickelt war. Ihr schwarzes Haar umrahmte in langen, herunterhängenden Locken ihr Gesicht. Im Dunkeln schien sie fast nur aus Augen zu bestehen.

      »Miss Carlson?«, wiederholte Kersh.

      »Ja?« Das Mädchen richtete sich aus dem Schoß des Mannes auf und zog ihren Sarong zurecht. »Oh, Sie sind der mit …«

      »Tut mir leid, dass wir stören«, fuhr Kersh fort, »aber wir möchten mit Ihnen sprechen. Hätten Sie vielleicht ein paar Minuten für uns?«

      »Jetzt sofort?«

      »Jetzt sofort.«

      Ihre Augen schossen zwischen John und Kersh hin und her. Nach einem Augenblick des Zögerns nickte sie. »In Ordnung.«

      Der junge Kerl, auf dessen Schoß Heidi eben noch gesessen hatte, griff nach ihr und packte sie am Handgelenk. »Hey!«, rief er. Er stand vom Stuhl auf und blickte Kersh finster an. Er war ein hässlicher Bastard, mit Augen, die zu dicht beieinanderstanden und mit einer Reihe von oberen Vorderzähnen, die an Zaunpfosten am Tag nach einem Tornado erinnerten. »Warte ab, bis du gottverdammt noch mal an der Reihe bist, Kumpel.«

      »Setz dich, mein Sohn«, sagte Kersh ungerührt.

      »Du denkst, du kannst dich hier als Daddy aufspielen?«

      John machte einen Schritt auf den Tisch zu.

      »Lass mich los«, sagte Heidi Carlson und versuchte, ihr Handgelenk freizuschütteln. »Du tust mir weh …«

      »Setz dich verdammt noch mal wieder hin«, grollte der Kerl, während sein Blick auf Kersh gerichtet blieb.

      Sie kämpfte weiter gegen ihn an. »Hör auf …«

      »Pass auf, Schiefzahn«, sagte Kersh und griff beiläufig in seine Jackentasche, um seine Dienstmarke hervorzuholen. Beim Anblick von Kershs goldfarbener Plakette runzelte der Mann die Stirn und ließ Heidi Carlson los. Sobald sie frei war, hob die Stripperin in einer abwehrenden Geste schnell ihre Hand vor die Brüste. »Ich kann dein Vergnügen für ein paar Minuten unterbrechen oder deine nächsten Tage ruinieren. Wie möchtest du es haben?«

      Der Mann war für vielleicht volle zehn Sekunden komplett gelähmt. Er stand nur da, seine Augen fixierten Kersh und seine pockennarbigen Wangen zitterten wie dünn geschnittene Scheiben Mozzarella. Wiederholt öffneten und schlossen sich die Finger seiner rechten Hand.

      Die Bedienung, der Kersh nur wenige Augenblicke zuvor ein Trinkgeld zugesteckt hatte, kam an den Tisch. Kersh suchte ihren Blick und lächelte, dann bewegte er leicht seinen Kopf zu den Männern am Tisch und lächelte sie ebenfalls an. Er sah aus wie ein mechanischer Clown, der sich vor einem Bonbongeschäft hin und her dreht. »Tut mir leid, Jungs«, sagte er. »Wie wäre es mit einer Runde für alle?« Er drehte sich zur Kellnerin um und sagte: »Mach ihnen die Gläser voll, ja? Was immer sie haben wollen.«

      Einige der Männer am Tisch applaudierten. Selbst das Stirnrunzeln von Schiefzahn wurde weicher.

      Die Kellnerin lächelte und zwinkerte Kersh zu. »Aber gern«, sagte sie, kam um den Tisch herum und stieß Kersh spielerisch mit ihrer Hüfte an. Sie schaffte es sogar, einen Arm um seinen kurzen, dicken Hals zu legen. Einige der Männer am Tisch johlten und lachten.

      Kersh lächelte noch breiter und beugte sich über die Kellnerin, als ob er ihr einen Kuss auf die Wange geben wollte. »Schreib es auf ihre Rechnung«, flüsterte er ihr zu, bevor er sich umdrehte.

      Mit einer Hand auf Heidis Rücken führte Kersh die Stripperin vom Tisch weg. »Gehen wir. Gibt es hier irgendwo eine Ecke, wo wir in Ruhe reden können?«

      »Wir gehen nach hinten«, sagte Heidi und führte sie zu einer kleinen Tür in der Wand neben der mittleren Bühne. Sie klopfte zweimal – und wartete. »Okay«, sagte sie und schob die Tür auf.

      Hinter der Tür verbarg sich ein Ankleideraum. Gegenüber einigen Spinden und Hockern befand sich ein Wandspiegel, der auf einer Seite mit Polaroid-Fotos beklebt war. Der lange Tisch unterhalb des Spiegels war übersät mit Unterwäsche, Schminkkoffern und


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