Bis ihr sie findet. Gytha Lodge

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Bis ihr sie findet - Gytha Lodge


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warten müssen.

      Er fragte sich, ob Topaz und Coralie sich immer noch verstanden. Er wusste, dass ihre Freundschaft sich im Laufe der Zeit verändert hatte. Das symbiotische, manipulative Gespann hatte darunter gelitten, dass Topaz und Connor ein Paar geworden waren.

      Dass die beiden zusammengekommen waren, hatte auch Jonah überrascht. Fast während der gesamten Schulzeit war Connor ihr stiller, reizbarer Bewunderer gewesen. Und Topaz hatte es gewusst. Natürlich. Ein ums andere Mal war sie ein wenig darauf eingegangen und hatte sich dann wieder zurückgezogen. Seine hechelnde Gefolgschaft hatte ihr natürlich gefallen. Er machte, was sie wollte, und damit ihr Leben leichter.

      Jonah hatte seine Mühe gehabt, die fünfzehnjährige Topaz sympathisch zu finden.

      Aber in den Jahren nach Auroras Verschwinden war irgendwas anders geworden. Ein Verlust macht seltsame Dinge mit den Menschen, dachte er. Oder vielleicht war Topaz auch einfach erwachsen geworden.

      »Sie waren also mit ihnen allen auf der Schule? Topaz Jackson, Daniel Benham …«

      »Ja, war ich«, bestätigte Jonah.

      »Waren Sie befreundet?«

      Die Frage war Jonah instinktiv unangenehm. Er war nicht bereit, über seine eigenen Erfahrungen zu sprechen. Vor allem über eine bestimmte Erfahrung nicht.

      Für Hanson würde sich die Wahrheit ohnehin merkwürdig anhören, denn er war fasziniert von der Gruppe gewesen. Von ihrer geheimnisvollen Aura, der Sinnlichkeit und den Geschichten über Topaz und Coralie.

      Am anderen Ende des Spektrums weiblicher Teenager Jojo, der er im Park beim Skateboarden zugesehen hatte, in ihrem Tanktop ohne BH, bauchfrei, mit Boxershorts von Calvin Klein, die über den Bund ihrer tief hängenden Jeans ragten.

      Und da war Aurora gewesen, die mit ihrem dreizehnten Geburtstag plötzlich von einem unbeholfenen Trampel zu einer engelhaften Schönheit herangewachsen war. Danach wusste niemand mehr so recht, wie er sich ihr nähern sollte.

      Nichts von all dem war nützlich.

      »Befreundet waren wir eigentlich nicht«, sagte er schließlich. »Ich bin ein paar Jahre älter als Topaz, Benners und Connor. Als Aurora auf die Schule kam, war ich in der zwölften Klasse, und als sie gestorben ist, schon Constable. Ich hatte ein paar Freunde, die sie besser kannten, weil sie Geschwister in Topaz’ oder Auroras Stufe hatten. Und alle waren scharf auf Topaz und fasziniert von Aurora.«

      »Hatten Sie welche? Geschwister, meine ich?«, fragte Hanson.

      »Nein.«

      Jonah machte deutlich, dass er nicht vorhatte, über sich persönlich oder seine Familie zu sprechen. Er wollte weder Hansons Mitleid noch ihre morbide Neugier.

      Sie verstand und schwieg, bis das Navi sie durch Lyndhurst und weiter nach Süden gelotst hatte. Eine Meile vor Brockenhurst bogen sie in einen Privatweg, für dessen Befahrung Jonah sich schon häufig einen Vorwand gewünscht hatte. Damit war er nicht allein. Die Presse kam auch gern her, ob zu einem Interview eingeladen oder nicht. Brett Parkers Anhängerschaft war fast ein Jahrzehnt lang beträchtlich gewesen.

      Es gab natürlich ein Tor mit Häuschen, das aussah, als könnte es besetzt sein. Aber niemand kam heraus und kontrollierte sie. Ein graviertes Schild am Tor forderte sie auf, einen Knopf zu drücken, und Hanson manövrierte den Wagen so dicht wie möglich heran, kurbelte das Fenster herunter und klingelte.

      Kurz darauf ertönte ein Knacken. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

      Eine Frauenstimme. Leicht gehetzt, fand Jonah.

      »Ich bin Detective Constable Hanson. Ich bin in Begleitung meines DCI hier. Wir müssen mit Mr Parker sprechen.«

      »Sie sind von … Oh.« Wieder entstand eine Pause. »Natürlich. Ich drücke Ihnen auf.«

      Während sich das Tor quälend langsam öffnete, tippte Hanson mit ihren kurzen Fingernägeln auf das Lenkrad.

      »Ein bisschen protzig, oder? Das Tor und die Gegensprechanlage.«

      »Vermutlich sind sie es gewöhnt, unerwünschten Besuch zu bekommen.«

      »Brett Parker … was war er noch mal? Ein Schriftsteller?«

      »Ein Sportler«, erwiderte Jonah. Die Zeit verging. Er hatte gedacht, jeder im Land würde Bretts Namen kennen.

      Hanson ließ den Motor im Leerlauf aufheulen, bevor das Tor sich ganz geöffnet hatte, und fuhr dann mit fünfzig Stundenkilometern an den Schildern vorbei, die zwanzig empfahlen. Zu beiden Seiten erhoben sich alte Bäume, und der Weg führte leicht bergauf, bis er nach knapp fünfhundert Metern die Kuppe des Hügels erreichte.

      »Wow«, sagte Hanson, als das große, massive, aber unbestreitbar elegante Haus in Sicht kam. Der hungrige Blick, mit dem sie es betrachtete, ließ Jonah lächeln. Offenbar war es jetzt doch nicht mehr so protzig.

      An der Haustür wurden sie von Brett Parker und nicht von der unbekannten Frau empfangen, mit der sie gesprochen hatten. Für Jonah war es eine seltsame Begegnung. Er hatte erwartet, dass Brett, der eher schlicht gestrickte Sportcrack, mit den Jahren selbstgefälliger geworden sein würde. Außerdem hatte er sich ihn als Sportler im Ruhestand dicklicher vorgestellt oder von irgendwelchen Ausschweifungen gezeichnet.

      Stattdessen stand ihm ein schlanker, freundlicher und bescheidener Gastgeber in elegantem blauem Anzug und offenem Hemd gegenüber. Er war sonnengebräunt und sah fit und zehn Jahre jünger aus als Jonah.

      »Kommen Sie rein, kommen Sie rein«, sagte er und gab die Tür frei. »Es ist zu heiß, um sich draußen aufzuhalten. Ich bin froh, dass Sie keine Uniform tragen müssen.« Begleitet von einem warmen Lächeln. »Wenn wir uns unterhalten wollen, gehen wir vielleicht am besten auf die Terrasse? Die liegt um diese Tageszeit im Schatten. Ich bitte Anna, uns etwas zu trinken zu bringen.«

      »Vielen Dank«, sagte Jonah und erwiderte das Lächeln knapp. Er warf einen Blick auf Bretts elegant zerzaustes goldbraunes Haar, das offensichtlich gefärbt war, und fühlte sich ein wenig besser.

      Die Terrasse war immer noch hell. Das Licht spiegelte sich in glitzernden Mustern auf der Oberfläche des rechteckigen Swimmingpools ein paar Stufen tiefer. Dahinter lag eine Wiese, die von einem Wasserlauf durchschnitten wurde. Es gab ordentlich gepflegte Pflanzen in Töpfen und zwei halbrunde Blumenbeete, auf denen kein gefallenes Blatt und keine welke Blüte den adretten Anblick störte.

      Jonah fragte sich, ob der Garten Bretts Bereich oder der seiner Frau war. »Sehr hübsch«, sagte er. »Gartenarchitektonisch gestaltet?«

      Brett schenkte ihm ein strahlendes blitzweißes Lächeln. »Leider ja. Aber von einer Freundin von mir. Ich kann Ihnen ihre Karte geben, wenn Sie möchten.«

      Jonah lachte kurz und setzte sich. »Mein Garten ist leider ein kleiner Innenhof mit ein paar Blumentöpfen. Jede Beschäftigung damit wäre Zeitverschwendung.« Nicht ohne eine Spur von Neid blickte er auf den Pool. »Schwimmen Sie immer noch Triathlon-Distanzen?«

      »Ja, aber nicht da drin.« Er lächelte trocken. »Zu klein. Ich kann es nicht leiden, pro Trainingseinheit fünfzig Wenden zu machen. Und für einen Triathlon trainiert man auch besser in der Natur, sonst ist es beim Wettkampf ein Schock, wenn man mit dem Kopf in die trübe Brühe taucht. Meistens schwimme ich ein paar Mal den Bach hoch und runter.« Er bedachte Jonah mit einem Blick, wie man ihm in einer Runde passionierter Sportler häufig begegnet. Einem Blick, der Physis und Fitness des anderen taxiert. »Betreiben Sie Wettkampfsport?«

      Jonah schüttelte den Kopf. »Ich fahre gern Rad und laufe auch ganz gerne, aber wie viele Menschen war ich nie ein großer Schwimmer und habe auch keine Lust, einer zu werden. Wobei ich den Reiz des Triathlons schon verstehen kann. Ich mag Sportarten, die einen irgendwohin bringen.«

      »Ich bin absolut Ihrer Meinung. Hallenmeisterschaften habe ich immer gehasst. Warum um alles in der Welt sollte man laufen ohne frische Luft um sich herum?«

      Jonah merkte, dass Brett sich entspannte. Menschen konnten sich nur schwer vorstellen, dass sie in Schwierigkeiten


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