Bis ihr sie findet. Gytha Lodge

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Bis ihr sie findet - Gytha Lodge


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Geschäft?«

      »Sehr gut. Soweit ich weiß.« Er lächelte. »Anna ist die Geschäftsfrau. Ich erscheine bloß und halte nette Reden.«

      Jonah nickte. Offensichtlich ein gut einstudierter Satz.

      Als er das leise Klirren von Eis in einem Glas hörte, drehte er sich um und erblickte Anna. Sie hatte locker gebundenes blondes Haar und sehnige braune Beine und trug ein geblümtes Kleid, eine Perlenkette und weiße Sandalen mit Absatz.

      »Danke, Liebling.« Brett erhob sich, um ihr beim Abladen des Tabletts zu helfen. »Das ist meine Frau Anna. Anna, das sind … Verzeihung, ich glaube, wir haben noch nicht …«

      »DCI Sheens«, sagte Jonah und streckte die Hand aus. Ihre schlanken Finger waren vom Servieren der Gläser eiskalt und feucht, und sie wischte sie mit einem verlegenen Lächeln an ihrem Kleid ab. »Und DC Hanson.«

      »Hat es etwas mit der Firma zu tun?«, fragte Anna. »Denn dann sollte ich besser dabei sein.«

      Sie hatte etwas von einem widerspenstigen Schmetterling. Sie trat hinter ihren Mann, strich über seine Schultern und ging dann zu einem Stuhl, ohne sich zu setzen.

      »Nein, nein, es hat nichts mit der Firma zu tun«, sagte Jonah lächelnd. »Aber bitte bleiben Sie. Es ist nichts Geheimes oder Peinliches.«

      Anna lächelte, hockte sich auf die Stuhlkante und legte eine Hand auf das Bein ihres Mannes. Brett lehnte sich entspannt zurück.

      »Heute Vormittag wurde in Brinken Wood eine Leiche gefunden«, sagte Jonah. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Aurora Jackson handelt.«

      Er hielt den Blick auf Brett gerichtet. Am Rande seines Blickfelds bemerkte er, wie Annas Kopf herumschnellte, doch er konzentrierte sich auf den Mann, der Aurora zu dem Zeltplatz gefahren hatte.

      Er sah, wie Brett die Gesichtszüge entglitten, bevor sich sein ganzer Körper anspannte. Jonah erkannte die Symptome eines Schocks. Mit dieser Nachricht hatte Brett nicht gerechnet, was immer er sonst denken mochte.

      »Aurora? Wirklich? Ich habe immer …« Er brach ab und rieb sich mit dem Daumen die Stirn.

      »Verzeihung?«

      »Ich … ich dachte immer, sie würde irgendwo anders lebendig wieder auftauchen.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Mein Gott. Sie war in dem Wald? Wie konnten wir sie übersehen? Wir haben alles durchkämmt.«

      »Sie lag unter der Erde«, sagte Jonah mit absolut ausdrucksloser Stimme. »Vergraben mit einem Vorrat von Dexedrin in einem Hohlraum unter einem Baum.«

      Brett beugte sich vor, nicht, als wollte er sich aufrichten, es war eher ein Zusammensacken des Unterleibs. »Oh, Scheiße«, sagte er und hielt sich instinktiv einen Arm vor den Körper.

      Jonah lächelte knapp. So sehr Brett von Auroras Entdeckung überrascht worden sein mochte, von den Drogen hatte er verdammt sicher gewusst.

      8. Aurora

      Freitag, 22. Juli 1983, 19:20 Uhr

      Während die anderen begannen, Hot Dogs zu grillen und Brötchen und Bierdosen aufzureißen, wurde Aurora von Ruhelosigkeit erfasst. Sie fühlte sich distanziert von allem. Und ihr war, als würde die Zeit dahinschwinden. Es war nicht mehr viel Sonnenlicht übrig, und sie wollte aus dem Schatten der Bäume heraus, um darin zu baden.

      Topaz war immer noch nicht zurück, vermutlich mit Absicht, genau wie Coralie. Aurora erwartete ihre Rückkehr mit Beklommenheit, trotzdem fühlte sie sich ohne sie fehl am Platz. Alle von Topaz’ Freunden waren nett zu ihr, aber sie war mit keinem von ihnen befreundet.

      Jojo rief nach ihr. Sie hockte über einer Feuergrube, die sie gegraben hatte, und bedeckte sie mit einem Gitter aus Ästen. Aurora hatte beobachtet, wie sie beim Anblick der glänzenden und unbenutzten Gaskocher spöttisch die Lippen gekräuselt hatte.

      Aurora erwartete, auf einen Botengang geschickt zu werden, aber Jojo murmelte eine Entschuldigung.

      »Das ist bestimmt ziemlich langweilig für dich. Du kannst schwimmen gehen, wenn du willst. Wenn du da entlang zum Fluss gehst, triffst du auf eine Sandbank, wo man bis auf den Grund sehen kann.« Sie blickte zu den Jungen hinüber, die alle schon ein paar Dosen Bier geleert hatten. »In meinem Rucksack ist Schwimmzeug. Wenn du jetzt gehst und es keinem sagst, schaffst du es, ohne dass sie ›zufällig‹ zugucken, wie du dich umziehst.«

      Aurora lachte, unsicher, ob Jojo es ernst meinte.

      »Danke. Ich würde sehr gern schwimmen gehen.«

      Jojo nickte und lächelte knapp. »Morgen springen wir alle von den Bäumen ins Wasser und schwingen an den Seilen, aber manchmal ist es netter, wenn es still ist.«

      Aurora stand auf, nahm Jojos zerschlissenen schwarzen Rucksack und entfernte sich so leise wie möglich von dem Zeltplatz. Benners redete – oder dozierte – über die Lage in Pakistan. Keiner schien mitzubekommen, dass sie wegging.

      Die Bäume auf dem Weg zum Ufer sahen verdorrt aus. Auf dem Boden lagen welke braune Blätter. Ulme, Eiche, Esche, Platane. Das Grün in den Baumkronen spendete noch genug Schatten, aber auch dort gab es verbranntes Laub. Der endlose Sommer hinterließ seine Spur.

      Als sie zum Fluss hinunterging, kam Aurora auch endlich in die Sonne, deren orange-gelbes Licht ihre Haut noch wärmte. Das Ufer war steil, doch ein Stück weiter flussaufwärts gab es einen schmalen schlammigen Strand. Dort rutschte sie die Böschung hinunter.

      Sie schirmte die Augen ab und sah sich um. Das gegenüberliegende Ufer lag im Schatten der Bäume, dort sah der Fluss schwarz und unheilvoll aus. Aber ganz in der Nähe leuchtete eine Sandbank gelb in der Sonne, und das Wasser drumherum war beinahe klar.

      Aurora ließ Jojos Rucksack in den Sand fallen, zog den Reißverschluss auf und fand keinen Badeanzug, sondern ein enges Lycrashirt und Shorts, nicht zueinander passend, türkis und weiß.

      Rasch zog sie ihren Slip aus, steckte ihn in den Rucksack, schlüpfte in die Shorts und zog sie unter dem Rock hoch, während sie daran dachte, was Jojo über die Jungen gesagt hatte.

      Beim Wechsel des Oberteils würde sie sich wohl oder übel entblößen müssen, und sie beschloss, es schnell und in einem Rutsch hinter sich zu bringen. Als sie den Kopf durch den Kragen des Lycrashirts steckte, waren der Wald und das Flussufer immer noch still und leer.

      Als Letztes streifte sie die Schuhe ab und stopfte alles in den Rucksack. Sie ging ein Stück am Ufer entlang und versuchte, den staubigen Sand und einzelne stachelige Bucheckern zu meiden. Aber auf dem Weg zum Wasser wurde es schwieriger, und sie trat auf einen im Schlick verborgenen Stein.

      Unter Wasser war der Sand weich. Sie watete hinein und spürte die herrliche Kühle an Füßen und Schienbeinen. Sie ging noch ein paar Schritte weiter, beugte sich vor und tauchte bis zum Hals ins Wasser.

      Es war sehr viel kälter als die Luft. Außer Atem schwamm sie zu dem Rand der Sandbank und daran entlang. Nach einer Weile entspannte sie sich trotz der Kälte, und nachdem sie ein paar Bahnen vor und zurück geschwommen war, war ihr beinahe warm. Sie ließ sich eine Weile auf dem Rücken treiben, um in das tiefe Azurblau des Himmels zu blicken, bis über ihr ein Baum auftauchte und das Wasser schlagartig noch kälter wurde.

      Als Aurora sich aufrichtete, erkannte sie, dass sie flussabwärts getrieben war. Ihre Schuhe und Kleider waren nicht mehr zu sehen.

      Sie wollte gerade umkehren, als sie am Ufer Stimmen hörte. Ein träges, kokettes Lachen, das sie sofort erkannte. Und eine tiefere Stimme, die antwortete und Aurora erstarren ließ, sodass sie ihre Hände kaum noch bewegen konnte, um sich über Wasser zu halten.

       Bitte nicht er.

      9.

      Nachdem Jonah Brett Parker gebeten hatte, am nächsten Morgen um neun Uhr in der Polizeistation zu erscheinen, hatte er sich in dem Wissen verabschiedet, dass Parker in der Nacht nicht viel Frieden finden würde. Der düstere Ausdruck des Mannes hing Jonah


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