Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband. Kirby Jonas

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Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband - Kirby Jonas


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im Zimmer. „Warum haben wir nicht das Geld genommen und sind fort, wie es unser Plan war? Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verschwinden. Das haben wir doch ausgemacht, Vera!“

      John Slade zog den Kopf ein. Er spürte ein Prickeln unter der Haut und das Pochen seines Blutes in den Schläfen.

      „Er konnte jede Stunde zurückkommen“, entgegnete die Frau. „Woher sollten wir denn wissen, dass er nicht so bald zurückkommt.“

      „Wir könnten jetzt verschwinden!“

      „Nein, das wäre ein Fehler, Flint“, sagte die Frau beschwörend. „Uns kann doch nichts passieren. Er hat seine Banditen, die er entweder bekommt oder die ihm entgehen. Aber jedenfalls weiß er, wer die Ranch überfallen, das Geld geraubt und Matt erschossen hat. Der kommt nie mehr darauf, dass wir es gewesen sein könnten.“

      Einige Sekunden war es hinter dem offenen Fenster still.

      Dann sagte der Vormann: „Ich dachte, es haut mich um, als ich die vier Kerle vor den Bäumen sah. Ausgerechnet vier. Wir hätten ja auch sagen können, es wären fünf oder sechs oder drei gewesen.“

      „Man muss eben Glück haben, Flint. Komm, leg dich wieder her, er wird schon jetzt nicht kommen.“

      John hörte ein leises Knarren.

      „Manchmal habe ich das Gefühl, du willst gar nicht mehr weg“, meldete sich der Vormann wieder. „Sind dir die viertausendfünfhundert Dollar nicht mehr genug, Vera?“

      „Ich will eine günstigere Gelegenheit abwarten, Flint. Es wird ein Tag kommen, da reitet er für längere Zeit weg, für ein paar Tage oder eine ganze Woche.“

      „Und bis dahin verschimmelt das Geld unter dem Baum hinter dem Korral!“

      John blickte hinaus in das Dunkel, das über dem Hof und den Gebäuden lag. Undeutlich, eigentlich nur wie ein Schatten, sah er ein kurzes Stück des Korralzaunes.

      „Unsinn“, sagte die Frau. „Wir müssen ihm irgendwie beibringen, dass es jetzt angebracht wäre, im Fort Reno Pferde zu verkaufen. Wir müssen vielleicht in der Stadt das Gerücht unter die Leute bringen, die Armee würde jetzt wieder neunzig Dollar für erstklassige Reitpferde geben.“

      „Du stellst dir das zu einfach vor“, schimpfte der Vormann leise.

      „Das ist auch einfach. Bis er von Fort Reno zurück ist, sind unsere Spuren kalt, Flint. – Was hast du denn? Rück doch näher heran.“

      John Slade schob sich an der Wand rückwärts an den Fenstern der Wohnhalle vorbei, über die Veranda und die Treppe hinunter.

      Am Fuß der Treppe blickte er zurück. Jetzt war von den beiden im Zimmer nichts mehr zu hören, dafür war er schon zu weit vom Fenster entfernt. Er ging langsam weiter, erreichte den Korral und lief am Zaun entlang.

      Am Ende des Zaunes sah er den breitkronigen Baum.

      Er schaute noch einmal zurück, dann lief er zu dem Baum hinüber, kniete sich nieder, legte das Gewehr aus der Hand und zog das Kampfmesser aus dem Stiefelschaft.

      Der Boden war hart, sodass die Klinge abprallte und Sand gegen Johns Hose spritzte. Er kroch auf dem Boden um den Baum und stieß das Messer immer wieder in den Sand, bis er eine Stelle fand, an der die Klinge tief ins Erdreich drang.

      Schnell wühlte er den Sand beiseite, grub tiefer, hob den Sand mit den Händen aus und berührte Leder. Er legte es frei, zog es heraus und hatte eine abgeschabte Satteltasche in der Hand.

      *

      Es war Papiergeld, wie es jetzt im Osten gedruckt wurde; Papiergeld, von dem hier viele Männer behaupteten, es wäre Betrug. John hatte es aus der Tasche geschüttet und blickte darauf. Der Mond war eben aufgegangen und warf kaltes Licht auf die buntbedruckten Scheine, um derentwillen der Cowboy Matt sein Leben auf der Freitreppe hatte aushauchen müssen. Eiskalt hatten sie ihn mit ein paar Schüssen niedergestreckt und dann verbluten lassen.

      John stopfte das Geld zusammengeknüllt in die Tasche und schloss den Riemen. Er schob das Messer in den Stiefelschaft, nahm die Winchester und stand auf.

      John ging entschlossen am Korral entlang, schlich über den Hof und die Treppe hinauf. Die Tür des Haupthauses war nicht verschlossen. Er schob sie geräuschlos auf, ging hinein und blickte sich in der Wohnhalle um. Im hereinfallenden Licht waren die Gegenstände ungenau zu erkennen.

      John ging durch das Zimmer und stieß die nächste Tür auf.

      Der jähe Schrei der Frau gellte durch das Haus. Sie fuhr im Bett in die Höhe und starrte zu John, den sie sicher nicht erkannte, weil ihn das Licht von hinten traf.

      Der Vormann sprang auf. „Das ist …“ Er brach ab.

      „Es ist John Slade“, sagte der Marshal.

      Flint Hollag ging rückwärts, hatte aber nach zwei Yards die Wand erreicht. Er war unsicher und gehemmt, weil er sich ertappt fühlte und seine Kleider auf dem Boden lagen.

      „Was wollen Sie?“, stieß die Frau hervor. Sie war selbstbewusster und hatte offenbar keine Hemmungen wie Flint Hollag.

      „Los, ins nächste Zimmer!“, kommandierte John. „Und lasst die Klamotten liegen!“

      „Was wollen Sie denn von uns?“, stieß die Frau hervor.

      „Das werdet ihr schon sehen. – Los, Hollag!“ John klemmte die Tasche unter den linken Arm und fasste das Gewehr nun auch mit der anderen Hand.

      Als Hollag sich immer noch nicht bewegte, feuerte John. Ein Blitzstrahl fuhr durch das Zimmer und riss es aus dem fahlen Dunkel. Neben Hollag fetzte das Geschoss in die Wand.

      Die Frau schrie auf, und der Vormann machte einen Satz zur Seite.

      „Wird’s bald?“, fragte John eisig.

      Die Frau kletterte aus dem Bett, raffte vom Boden ihre Kleider zusammen und ging in den anderen Raum, gefolgt von dem Vormann, der ebenfalls seine Kleider aufhob. Als Hollag auf der Türschwelle stand, stieß John ihm die Gewehrmündung in den Rücken. „Den Revolver lassen wir fallen“, sagte er.

      Hollag ließ den Waffengurt fallen. John schob ihn weiter und stieß den Gurt in das angrenzende Zimmer zurück.

      „Licht!“, befahl John.

      „Jetzt bildet er sich ein, Wunder was entdeckt zu haben“, sagte die Frau verächtlich.

      „Für Bronson wird es bestimmt eine Überraschung sein“, erwiderte John. „Machen Sie Licht, los!“

      Die Frau suchte nach Schwefelhölzern, kletterte auf einen Stuhl und rieb ein Streichholz an. Jäh sprang Licht auf. Die Frau hielt die Flamme an den Docht einer Lampe. Sofort wurde die Flamme größer.

      Die Frau kletterte vom Stuhl und lächelte John gewinnend an, als wollte sie ihn locken. Aber dann sah sie die Tasche unter seinem Arm und ging rückwärts.

      „Was ist denn?“, fragte Flint Hollag, der John noch den Rücken zukehrte.

      „Er weiß es!“

      Hollag wirbelte herum.

      John warf die Tasche auf den Tisch.

      Hollag wurde bleich und starrte auf die Tasche.

      „Er weiß es“, murmelte die Frau noch immer bis ins Innerste erschrocken.

      „Wer von euch hat Matt erschossen?“, fragte John.

      Die Frau blickte auf den Vormann, der etwas zu verschlucken schien. Danach schaute sie John von Neuem an. „Wir geben Ihnen tausend Dollar davon, Marshal! Tausend Dollar, hören Sie! Kein Mensch wird etwas erfahren.“

      „Wer hat Matt erschossen?“, fragte John noch einmal. „Es ist für mich viel wichtiger als Bronsons verdammtes Geld.“

      „Sie Narr!“, rief die Frau wütend. Ihre Augen blitzten wild.

      „Es spielt sicher auch keine


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