Royal Horses (2). Kronentraum. Jana Hoch

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Royal Horses (2). Kronentraum - Jana Hoch


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viel. Für einen kostspieligen Rechtsstreit würde es nicht reichen.

      Auch der Name Tristan fiel mehrfach und ich hoffte inständig, dass Lester nicht versuchte, meinen Bruder davon zu überzeugen, den Palast um Hilfe zu bitten. Das war das Letzte, was ich wollte.

      Es dauerte nicht lange, bis die beiden zurückkamen. Lester schüttelte mir die Hand zum Abschied und Livy umarmte mich lange. »Du kannst mich immer anrufen, wenn etwas ist«, versicherte sie. »Auch nachts.«

      Ich lächelte sie dankbar an, dann folgte ich Jordan zu seinem Auto, einem gebrauchten VW Polo. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte ich Reporterteams mit Mikrofonen und Kameras auf den Schultern. Auch vereinzelte Fotografen standen auf dem Bürgersteig und machten sich bereit. Mir wurde übel. Woher …? Ach ja, Livy war im Fernsehen erkannt worden. Es war wohl naiv gewesen zu glauben, dass man uns nicht verfolgte.

      Zum Glück hatte Lester vorgesorgt und so wurden wir von zwei Securitys zum Wagen eskortiert. Keiner der Journalisten traute sich, uns anzusprechen. Wir stiegen ein und Jordan schlängelte sich durch den abendlichen Stadtverkehr. Ich lehnte mich im Sitz zurück, seufzte und schloss die Augen.

      »Du solltest Mum und Dad anrufen«, sagte Jordan, nachdem wir minutenlang geschwiegen hatten. »Ich habe schon mit ihnen gesprochen und sie etwas beruhigt. Aber ich denke, es wäre gut, wenn sie die Geschichte noch einmal von dir hören.«

      Ich nickte, auch wenn mir bereits vor dem Gespräch grauste. Ich konnte mir Mums besorgte Stimme lebhaft vorstellen: Engelchen, glaubst du nicht auch, es wäre gut, wenn du wieder nach Hause kommst? Ich habe das mit England ja von vorneherein für keine gute Idee gehalten und die jüngsten Ereignisse beweisen nur, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtiggelegen habe. Bitte, Schatz, sei doch vernünftig.

      Mit einem Kopfschütteln versuchte ich, den Gedanken zu verdrängen. Es würde alles gut werden. Bestimmt. Jordan würde mir helfen, so wie er es immer tat. Wahrscheinlich mussten wir nur warten, bis die Medien aufhörten, sich gegenseitig anzustacheln, und dann würde mein Leben wieder ganz von alleine in die gewohnten Bahnen finden. Zurück zur Normalität. In ein paar Wochen würde sich niemand mehr an mich erinnern. Hoffentlich.

      Die Fahrt dauerte knapp zwanzig Minuten. Wir überquerten die Chelsea Bridge, fuhren am Battersea Park entlang und über Bahngleise hinweg. Geschäfte flogen an mir vorbei, Obsthändler, Restaurants und Krimskramläden, und ich schaltete ab, bis ich merkte, dass Jordan in unsere Straße einbog. Kleine zweistöckige Häuser reihten sich aneinander, jedes mit einem Erker und rotbraunem Klinker an der Fassade. Die Gebäude sahen annähernd identisch aus. Lediglich die Vorgärten mit ihren Buchsbaumhecken Zäunen und Mauern, und die Farbe der Haustüren unterschieden sich. Unsere war blau, aber die Farbe blätterte bereits ab. Jordan erzählte seit Monaten, dass er sie neu streichen wollte, nur bis jetzt war er nicht dazu gekommen. Zuerst hatte er viel Stress auf der Arbeit gehabt und dann hatte ich ihn mit meinen Problemen, zuerst Ethan und nun die Sache mit Edward, mächtig auf Trab gehalten.

      Das Auto wurde langsamer und ich glaubte, dass Jordan einen Parkplatz suchte. Doch dann hörte ich ihn leise fluchen und er bremste so ruckartig, dass ich in meinem Sitz nach vorne kippte.

      »Was ist …?« Ich brauchte die Frage nicht zu beenden, denn jetzt sah ich es auch. Schräg gegenüber von unserem Haus parkte ein Bus. Ringsherum standen Leute, die etwas besprachen, und direkt neben dem Tor zu unserem Hauseingang entdeckte ich eine blonde Frau im weißen Tweed-Blazer. Vor ihr zwei Männer – einer mit einem Mikrofon, der andere mit einer Kamera auf der Schulter. Nein!

      »Wie zur Hölle haben die herausgefunden, wo wir wohnen?«, knurrte Jordan und legte den Rückwärtsgang ein. Schlagartig wurde mir kalt. Zuerst die Fingerspitzen, dann meine Beine und schließlich mein ganzer Körper. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Jordans ehemalige Studenten-WG, die er nun seit Anfang des Jahres mit mir teilte, war für mich stets ein besonderer Ort gewesen. Sie war mein ganz persönlicher Lieblingsplatz, eine Insel der Ruhe inmitten der lauten Stadt. Und jetzt?

      Ich hielt die Luft an. Meine Hände begannen zu schwitzen. Jordan manövrierte seinen Wagen ganz am Ende der Straße in eine Parklücke und sah mich an. Ein völlig ungewohnter Ausdruck von Hilflosigkeit stand in seinen Augen.

      »Es tut mir so leid«, sagte ich und senkte den Blick. »Wäre ich bloß nie zu diesem blöden Pferderennen gegangen. Mum hat recht. Seit ich hier bin, mache ich dir bloß Ärger.«

      Sofort legte sich Jordans Hand auf meine.

      »Das ist Blödsinn, Krümel«, sagte er sanft. »Du bist jung, da passieren … Fehler. Gut, deine scheinen immer weitreichende Auswirkungen zu haben.« Er nickte zu den Reportern. »Aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht mehr bei mir haben möchte. Okay?« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Nur beim nächsten Mal kannst du dir vielleicht etwas Harmloseres ausdenken. So etwas, was andere Mädchen in deinem Alter tun. Heimlich Alkohol trinken, nachts bei irgendwelchen Typen schlafen, die … Nein, vergiss das wieder. Keine Jungs! Und Alkohol ist auch echt nicht gut für dich!«

      Ich versuchte zu lachen, aber es wollte mir nicht richtig gelingen. Jordan löste unsere Abschnallgurte und zog mich in eine Umarmung. »Nur, dass du es weißt, kleine Schwester. Ich will auf keinen Fall, dass du wieder ausziehst. Oder erinnerst du dich etwa nicht mehr an unser Versprechen?«

      Wie könnte ich das jemals vergessen? Die Worte, die wir uns bereits als Kinder geschworen hatten, als wir so häufig umziehen mussten und es schwer gewesen war, neue Freunde zu finden, waren schon so oft ein Hoffnungsschimmer für mich gewesen.

      »Jordan und Greta gegen den Rest der Welt«, flüsterte ich und Jordan nickte und lächelte.

      »Ganz genau. Und deshalb werden wir uns von ein paar Reportern nicht einschüchtern lassen, ja? Wir gehen jetzt einfach da vorbei und … ganz wichtig: Wir sprechen nicht mit denen.«

      »Okay.« Ich atmete tief durch. Jordan stieg aus, lief um das Auto herum und öffnete mir die Tür.

      Wir sagten kein Wort. Nicht, als Jordan die Schultern zurücknahm, den Arm um mich legte und mit entschlossenen Schritten auf unser Haus zulief. Nicht, als das Fernsehteam uns bemerkte, uns mit Fragen bombardierte und die Reporterin mir ihr Mikrofon direkt ins Gesicht hielt. Und auch nicht, als sie uns bis in den Vorgarten verfolgte und rief: »Nur eine einzige Frage: Stimmt es, dass bereits eine heimliche Verlobung stattgefunden hat?«

      Erst nachdem Jordan die Haustür hinter uns geschlossen hatte, atmeten wir beide gleichzeitig auf.

      »Gut gemacht«, sagte er, legte mir die Hand auf den Rücken und schob mich die Treppe nach oben in den ersten Stock. Er schloss die Wohnungstür auf und ließ mich zuerst eintreten. Während ich meine Chucks von den Füßen streifte und meine Jacke an die Garderobe hängte, lief Jordan durch jedes Zimmer und zog die Vorhänge zu. Wieder zurück auf dem Flur, schenkte er mir ein aufmunterndes Lächeln.

      »Was hältst du von Erdbeer-Fudge und einem Film deiner Wahl?«

      »Klingt gut. Aber erst rufe ich Mum und Dad an.«

      Alles in mir sträubte sich dagegen, die Geschehnisse des heutigen Tages noch einmal zusammenzufassen. Aber gleichzeitig wusste ich, dass Jordan recht hatte. Wenn ich mich nicht bei meinen Eltern meldete und ihnen die ganze Sache erklärte, würden sie unter Garantie noch vor Sonnenaufgang bei uns vor der Tür stehen. Missmutig zog ich mein Handy aus der Tasche und wählte. Bei Dad ging sofort die Mailbox ran und Mum nahm nicht ab. Also tippte ich eine SMS, in der ich ihr versicherte, dass es mir gut ging und dass ich mich morgen früh noch einmal melden würde. Anschließend tauschte ich meine Schuluniform gegen eine Leggins und einen viel zu großen Pullover, schleppte mich in Jordans Zimmer und ließ mich neben seiner Katze auf das abgenutzte braune Ledersofa fallen. Spuren von Krallen verteilten sich quer über die Sitzfläche und auch jetzt ließ Cylia sie aufblitzen und fauchte empört. Ich hatte es gewagt, mich auf ihr Sofa zu setzen.

      »Sei still, Cy«, knurrte ich zurück. »Auch wenn du es wahrscheinlich nie kapierst. Das hier ist nicht deine Wohnung. Und du solltest besser dankbar sein, dass Jordan dich nicht ins Tierheim gesteckt hat, als seine blöde Ex dich hier rein


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