„So lasset uns ... den Staub von den Schuhen schütteln und sagen: Wir sind unschludig an Eurem Blut“. Richard A. Huthmacher
Читать онлайн книгу.In der Tat: Ein monströses, erschreckendes, ein irrationales, absurdes und unmenschliches Gottesbild, das Luther zeichnet. Das in fataler Weise an die Willkürherrschaft kirchlicher und weltlicher Herren – erstere oft in Personal-union mit letzteren – zu Luthers Zeit erinnert.
Hat Luther mithin, schlichtweg, die realen gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit internalisiert und auf Gott und sein, Luthers, Gottesbild projiziert?
Jedenfalls liegt auf der Hand und ist kaum zu bestreiten, dass Luthers Theologie oft nichts anderes reflektiert als seine eigene psychopathische Persönlichkeit, seine Zerrissenheit, seine Neurosen, auch seine rezidivierenden Wahnvorstellungen im Sinne einer Psychose.
Ein psychisch zutiefst kranker Mensch gleichwohl der Begründer einer neuen resp. der Reformator der alten Kirche?
Heutzutage würde Luther wohl hinter den Mauern einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt verschwinden (mit welcher Wahrscheinlichkeit und ob zu Recht oder Unrecht sei dahingestellt); dennoch war er Wegbereiter, Sinnstifter und Symbolfigur einer religiösen Bewegung, der mittlerweile weltweit mehr als 1 Milliarde Menschen anhängen.
Eigentlich kaum vorstellbar. Dennoch Fakt.
Ob Luthers Gottesbild stecken evangelische Geistliche in einem Dilemma: „Entweder sie identifizieren sich mit diesem Gottesbild, wozu sie eigentlich von Amts wegen verpflichtet sind. Dann partizipieren sie an dessen inhumanem, die Menschenwürde mit Füßen tretendem Charakter. Oder sie identifizieren sich eben nicht mit Luthers Gottesbild. Dann stehen sie in innerer Opposition zu ihrer Kirche und deren Lehre, für die das Gottesbild Luthers verbindlich und zentral ist. Die Folge sind Versteckspiel und Heuchelei, weil man nach außen hin eine Rolle spielt, die mit der inneren Bewusstseinslage nicht übereinstimmt.
So also glauben selbst evangelische Pfarrer immer weniger an Gott – wiewohl Luther verlangt: „Dies ist der höchste Grad des Glaubens: glauben, dass der [barmherzig und] gütig ist, der so wenige rettet, so viele verdammt; glauben, dass der gerecht ist, der durch seinen Willen uns notwendigerweise zu Verdammenswerten macht.“
Und, mehr noch: Die gesamte evangelische Theologie droht, sich an Luthers Gottesbegriff zu scheiden und an demselben zu scheitern: „Gott, das ist einst ein anspruchsvolles Wort gewesen. Doch es droht immer mehr zu einem unpassenden Wort zu werden.“
Für manchen Theologen mag heutzutage gelten: Die Negierung der Existenz Gottes erspart die Theodizee, also die Rechtfertigung des Allmächtigen angesichts des Elends in der Welt; man muss nicht (zu) erklären (versuchen), weshalb er, Gott, (frei nach Goethe) nicht einmal das Gute will und stets das Böse schafft, hätte er sehr wohl doch Macht und Kraft, dem Gutem zum Sieg zu verhelfen.
Vor den Theologen hatten schon die Philosophen „den Tod Gottes“ verkündet. Nicht nur Nietzsche, sondern auch Feuerbach, Hegel und Marx. Später die Existentialisten, allen voran Camus und Sartre.
Und wieder andere waren der Meinung: „Gott ist nicht ganz tot.“
Für Luther indes war Gott alles andere als tot. Er war omnipräsent. Und er, Luther, würde sich im Grabe umdrehen, wüsste er von all den Verdrehungen und Verrenkungen, die man derweil mit „seinem“ Gott anstellt. „Sola scritura“, würde er wortmächtig intervenieren. Und verleugnen, dass sein Gottesbild vornehmlich seiner eigenen psychischen Verfasstheit entsprang. Und deshalb so zerrissen, so widersprüchlich und gleichermaßen so konsistent war und ist wie Luther selbst.
Dessen latenter Pantheismus eigentlich ein „Pan-Dämonismus“ war, der nicht das Göttliche im Menschen erfasste, vielmehr in ihm, dem Menschen, das Wirken des Teufels zu erkennen glaubte; Luthers „resignatio ad infernum“ bringt diese zutiefst pessimistische Einstellung zum Ausdruck.
Mithin ist Luthers Christenmensch ein fortwährender Sünder, der in Zweifel und Zwiespalt lebt; was bleibt ist eine vage Hoffnung: „peccator in re, iustus in spe“.
„Wohl jedem klinischen Psychologen sind aus seiner Praxis Fälle ´ekklesiogener Neurosen´ bekannt: Patienten, die unter religiösen Schuldgefühlen leiden, Menschen, die unter der Last ihres Glaubens zusammengebrochen sind.“
Angesichts des lutherischen Gottesbildes erstaunt auch die (willkürliche, despotische, bisweilen gar sadistische) Strenge nicht, mit der Kinder in evangelischen Jugendheimen erzogen wurden. Und missbraucht. Im weitesten Sinne. Bis in die Siebziger Jahre. Und weiterhin werden. Auch heutzutage. Wie die Enthüllungen jüngerer Zeit – (einem barmherzigen) Gott sei Dank, bin ich anzumerken geneigt – ans Licht der Öffentlichkeit gebracht haben.
LUTHERS ANTISEMITISMUS: „SO LASSET UNS ... DEN STAUB VON DEN SCHUHEN SCHÜTTELN UND SAGEN: WIR SIND UN-SCHULDIG AN EUREM BLUT“
Liebster!
Zu Luthers Verhältnis zum Judentum und zu den Juden ist kursorisch anzumerken [der werte Leser sei namentlich verwiesen auf: Huthmacher, Richard A.: Martin Luther – ein treuer Diener seiner Herren. Band 5, Teilbände 1-3. Satzweiss, Saarbrücken, 2019]: „Um die Juden hat er [Luther] zuvor geworben, in Tagen, als er noch auf der Suche war nach Bundesgenossen für seine Lehre. Er vermeinte, nachdem das Christentum nun durch ihn von allen üblen Auswüchsen gereinigt worden sei, müsse es den Juden doch ein Leichtes sein, sich zu bekehren. Da sie ´verstockt´ bleiben, schlägt sein Wohlwollen in Hass um; seine Schrift Von den Juden und ihren Lügen sollte noch heute jedem Anhänger der evangelischen Sache die Schamröte ins Gesicht treiben.“
Und weiterhin: „Die Nationalsozialisten beriefen sich ... auf Luthers Angriffe gegen die Juden. Dessen verbale Ausfälle waren nicht nur theologisch motiviert.“
Schließlich: „Im Jahr 1543 veröffentlichte der 60 Jahre alte Martin Luther seine Schrift ´Von den Juden und ihren Lügen´. Darin entwickelte er sieben Forderungen, die nachfolgend auf ihre Kernaussagen verkürzt werden:
´Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? … Ich will meinen treuen Rat geben:
Erstlich, daß man ihre Synagoga oder Schule mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich.
Zum anderen, daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre.
Zum Dritten, daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten.
Zum Vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren.
Zum Fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe.
Zum Sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete und ihnen alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme.
Zum Siebten, daß man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nase.´
Im Grunde hatte Luther damit das gefordert, was knapp 400 Jahre später in der Reichspogromnacht realisiert wurde.“ [Und was „man“ – cum grano salis et mutatis mutandis, nicht nur die Juden, sondern alle Nicht-Recht[i.e.: Nicht-Corona]-Gläubigen dieser Welt betreffend –, was man heute unter dem Vorwand einer Virus-FAKEdemie fordert und anstrebt: Heutigentags hebt man nicht „den Juden … Geleit und Straße ganz und gar“ auf, sondern verhindert die Zufahrt. Nach Leipzig. Versucht es zumindest. Am 7. November. 2020. Wie 1989.]
Sicherlich sind Luthers Haltung zu den Juden und sein Urteil über dieselben im Kontext seiner Zeit und der des (zu Ende gehenden) Mittelalters zu sehen; gleichwohl tat der „Reformator“ sich auch hier durch besonderen Eifer hervor sowie durch seinen Hass auf jeden und jedwedes, der oder das sich seinen Vorstellungen widersetzte.
EXKURS: JUDENHASS IM MITTELALTER: „... DASS DIE JUDEN GEWEIHTE HOSTIEN STÄHLEN ... UND DASS SIE AN IHREM PASCHAFESTE CHRISTKINDER SCHLACHTETEN …“
Liebste!