Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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sie ganz alleine auf der Welt war. Seinen Versuch, mehr darüber zu erfahren, hatte die junge Frau, während einer Unterhaltung, mit einem Kopfschütteln, blockiert. Es schien, als wollte sie nicht darüber sprechen, und Roland hatte taktvoll verzichtet, weiter nachzuforschen.

      Jetzt, auf dem Weg ins Hotel, war er guter Laune. Seine Berufung zum leitenden Stationsarzt stand bevor, und wenn es ihm jetzt noch gelang, das Herz der Frau zu erobern, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatte, dann hätte er alles erreicht, was ihm für die nahe Zukunft vorschwebte.

      *

      »Ich werd’ für ein paar Tag’ verreisen müssen«, verkündete Sebastian Trenker beim Abendessen. »Vikar Moser wird mich solang’ vertreten, und am Sonntag nachmittag bin ich wohl schon wieder zurück.«

      Er wandte sich an seine Haushälterin.

      »Es kann durchaus sein, daß ich Gäste mitbring’, Frau Tappert, richten S’ doch, bitt’ schön, für alle Fälle zwei Zimmer her.«

      Max sah seinen Bruder erstaunt an.

      »So kurzfristig?« fragte er. »Wohin willst’ denn?«

      »Ich hab’ dir doch von der jungen Frau Holzer erzählt. Erinnerst’ dich?«

      »Freilich«, nickte Max.

      »Maria hat vor ein paar Tagen auf dem Schloß der Familie von Haldenstätten einen Liederabend gegeben«, fuhr der Bergpfarrer fort. »Sie hat mir von der alten Gräfin erzählt, und wie gut es ihr dort gefallen habe.«

      Der Polizist begriff sofort.

      »Und jetzt willst’ hinfahren und schau’n, ob der Graf Alexander wirklich net so gut auf Angela Holzer zu sprechen ist, wie sie befürchtet.«

      »Genau. Irgend jemand muß das in die Hand nehmen. Hier hockt das Madel und weint sich die Augen aus, und der Graf sucht seine Liebste womöglich und findet sie net. Ich will zumindest seh’n, ob er noch immer etwas für Angela empfindet, bevor ich die beiden zusammenbring’. Deshalb auch meine Bitte an Frau Tappert, die Zimmer herzurichten. Wenn’s so ist, wie ich vermute, dann kommen der Graf und seine Tante gleich mit mir.«

      »Wann willst’ fahren?«

      »Gleich morgen früh.«

      Nach dem Abendessen besprach Sebastian mit dem Vikar die nächsten beiden Tage und ging früh schlafen. Die Fahrt nach Niederbayern wollte er ausgeruht antreten. Er war gespannt darauf, die Familie kennenzulernen.

      Wie er es gewohnt war, stand Sebastian Trenker am nächsten Morgen in aller Frühe auf. Sophie Tappert war bereits in der Küche und hatte Kaffee gekocht. Der Geistliche schmunzelte über die Fürsorge. Der Perle des Pfarrhaushaltes wäre es niemals eingefallen, Hochwürden ohne ein ordentliches Frühstück fahren zu lassen. Zudem hatte sie ein großes Vesperpaket vorbereitet, damit Sebastian unterwegs nicht verhungerte.

      »Also, spätestens am Sonntag bin ich zurück«, verabschiedete er sich.

      Gestern noch hatte er überlegt, ob es nicht einfacher gewesen wäre, einfach im Schloß anzurufen und telefonisch mit der Familie von Haldenstätten Kontakt aufzunehmen. Doch dann verwarf er den Gedanken und zog das persönliche Gespräch vor. Derart ließ sich das Problem besser erörtern und eine Lösung finden.

      Als er losgefahren war, schliefen die meisten Menschen in St. Johann noch. Jetzt war es Mittag, und bis Schloß Haldenstätten mußte er nur noch ein paar Kilometer fahren. Sebastian war gut durchgekommen, hatte zwischendurch öfter angehalten und Pausen eingelegt, wobei er sich die belegten Brote und den Kaffee aus der Thermoskanne schmecken ließ. Jetzt bog er von der Bundesstraße auf einen Privatweg ab, der laut Hinweisschild direkt zum Schloß führen sollte.

      Der Bergpfarrer fuhr durch ein kleines Waldstück und gelangte auf eine alte Straße, mit Kopfsteinpflaster. In der Ferne sah er bereits die weißen Mauern des Anwesens liegen. Als er das Tor passierte, öffnete sich ein weitläufiger Park, und der breite Weg führte direkt vor das Portal.

      Der Geistliche hatte gerade seinen Wagen verlassen, als ein grauhaariger Mann, in Livree gekleidet, die Freitreppe herunterkam. Er machte eine höfliche Verbeugung und fragte den Besucher nach seinen Wünschen.

      »Ich bin Pfarrer Trenker, aus Sankt Johann«, stellte Sebastian sich vor. »Wäre es möglich, Graf Haldenstätten zu sprechen?«

      Ewald Meisner versah seit mehr als dreißig Jahren seinen Dienst im Schloß. Im Laufe der Zeit hatte er viele Besucher kommen und gehen sehen, aber so einer, wie dieser Pfarrer, war nicht darunter gewesen.

      Überhaupt nur am Priesterkragen hatte er ihn als einen Mann Gottes erkannt.

      Indes – der Majordomus ließ sich seine Verblüffung nicht anmerken.

      »Bedaure«, antwortete er mit einer leichten Neigung seines Oberkörpers, »aber Graf Alexander weilt zur Zeit nicht im Schloß. Er befindet sich auf einer Geschäftsreise und wird erst am Montag wieder zurückerwartet. Wenn Sie mit Gräfin Annemarie vorliebnehmen wollen, melde ich Sie aber gerne an, Hochwürden.«

      Sebastian lächelte.

      »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, bedankte er sich.

      Wieder eine Verneigung.

      »Dann darf ich vorausgehen.«

      Schmunzelnd folgte der Bergpfarrer dem Mann, der, steif wie ein Brett, die Freitreppe hinaufging und ihn durch die weit geöffnete Tür eintreten ließ.

      »Einen Moment. Ich melde Sie der Gräfin sofort an.«

      Es dauerte wirklich nur ein paar Minuten, bis Ewald wieder erschien.

      »Die Gräfin erwartet Sie im Salon«, verkündete er. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Hochwürden.«

      Während sie die Halle durchschritten und über einen langen Flur gingen, hatte Sebastian Gelegenheit, die Ausstattung des Schlosses zu bewundern. Vor einer Tür blieben sie stehen, und Ewald öffnete sich nach kurzem Anklopfen.

      »Pfarrer Trenker aus Sankt Johann«, sagte er, nachdem Sebastian eingetreten war.

      Gräfin Annemarie von Haldenstätten erhob sich aus dem Sessel und sah den Besucher neugierig an. Sie trug ein modisches Kleid, die Haare waren sorgfältig frisiert, und in der linken Hand hielt sie einen Zigarillo.

      »Pfarrer Trenker?« fragte sie, während sie ihm die Hand reichte. »Angenehm. Was kann ich für Sie tun?«

      »Ach, Gräfin, das ist eine lange Geschichte«, erwiderte der Geistliche. »Aber wenn Sie ein paar Minuten Ihrer Zeit erübrigen können, würd’ ich sie Ihnen gern’ erzählen.«

      Die Gräfin hob eine Augenbraue.

      »Minuten?« meinte sie. »Ich habe alle Zeit der Welt und bin froh, wenn mal jemand in diesen alten Gemäuern auftaucht und etwas Interessantes zu berichten weiß.«

      Sie wandte sich an den Diener.

      »Ewald, sagen Sie doch bitte in der Küche Bescheid, daß wir einen Gast haben.«

      Dann nahm sie Sebastians Hand und zog ihn mit sich, zu den Sitzmöbeln.

      »Nehmen S’ Platz, Hochwürden, und dann erzählen Sie mir erst einmal, wo dieses Sankt Johann liegt.«

      Ewald wollte hinzueilen, als Annemarie von Haldenstätten nach der Sherrykaraffe griff. Doch die Gräfin winkte ab.

      »Lassen Sie«, schüttelte sie den Kopf. »Das mache ich schon selbst. Sie schenken sowieso immer so knauserig ein. Hochwürden, einen Sherry?«

      Schmunzelnd beobachtete Sebastian, wie der gute Ewald mit distinguiertem Gesicht abzog.

      »Bitte sehr, ja«, nickte er. »Aber nur einen kleinen.«

      Die Gräfin gefiel ihm auf Anhieb!

      *

      Am Tag zuvor war Angela Holzer vor ihrem Spaziergang in die Pension zurückgekehrt. Ria Stubler erwartete sie schon mit einem Lächeln.

      »Ist


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