Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sue Weston hinter ihm gluckste. Ein sicheres Zeichen dafür, daß sie ihren Lachkrampf kaum noch tarnen konnte.

      »Archibald Linwood«, stellte der Inhaber des Begräbnisinstituts sich vor, »das erste und einzige Haus am Platz. Darf man erfahren, wen Sie zu beklagen haben?«

      »Übernehmen Sie auch Fälle aus dem Sanatorium?« fragte Rander, ohne Linwoods Frage zu beantworten.

      »Ich bin sozusagen darauf spezialisiert«, behauptete das Männlein in Schwarz, »ich nehme an, daß Doc Waterson Sie geschickt hat?«

      »Nicht direkt.«

      »Das dachte ich mir, sonst hätte er mich sicher schon informiert. Rasch tritt der Tod den Menschen an. Sie haben einen Angehörigen zu beklagen?«

      »Die Sterberate im Sanatorium scheint ungewöhnlich hoch zu sein«, schaltete sich jetzt Sue schnell ein. Auch sie ging einer direkten Antwort aus dem Weg.

      »Aber nein! Auf keinen Fall!« Linwood hob protestierend die kurzen Arme, »aber in einem Sanatorium sterben halt Menschen, gerade in einem Sanatorium wie das Doc Watersons.«

      »Wieso?« fragte Rander knapp.

      »Nun, welche Menschen, bedauernswerte Menschen natürlich, bringt man zu ihm. Menschliche Wracks, die vom Alkohol und von Rauschgiften gezeichnet sind. Menschen, die sich selbst fast schon zu Grunde gerichtet haben. Ich würde es anders herum sagen, es ist erstaunlich, wie hoch die Erfolgsrate Watersons ist. Unfaßbar, wie viele Menschen er heilt!«

      »So kann man es natürlich auch sehen.«

      »Ich möchte fast glauben, daß Sie gar nicht wegen eines Trauerfalls gekommen sind.«

      »Sie haben es erfaßt«, sagte Rander, »hoffentlich fällt das Sanatorium nicht schon sehr bald als Ihr Kunde aus. Und hoffentlich können Sie dann eine weiße Weste vorweisen, wenn die vielen Fragen gestellt werden!«

      Bevor Linwood etwas erwidern konnte, drehten Rander und Sue Weston sich um und verließen die Aufbahrungshalle, in der es übrigens penetrant nach Weihrauch und Räucherkerzen roch.

      *

      Es waren sogar zwei sehr zähe Burschen.

      Sie hatten das Hineinrutschen in den Straßengraben und den Zusammenstoß mit zwei Fichten erstaunlich gut überstanden. Sie befanden sich sogar bei bester Gesundheit. Und sie warteten nur darauf, doch noch ans Ziel ihrer Absichten zu kommen.

      Dazu hatten sie sich taktisch sehr geschickt aufgebaut. Sie hatten sich getrennt und lauerten auf Parkers Ankunft. Ihnen war natürlich klar, daß die Öllache, auf der sie mit ihrem Wagen ausgerutscht waren, von Parker stammte. Und ebenso klar war ihnen, daß dieser Parker sich früher oder später blicken lassen würde, um die Früchte seines Tricks abzuernten.

      Um wen es sich handelte, konnte Parker von seinem Standort aus nicht erkennen. Er sah nur zwei kleine Lichtpunkte, die auf brennende Zigaretten schließen ließen. Die beiden Männer vor ihm in der Dunkelheit bekämpften damit ihren Schock. Und sie hielten die brennenden Zigaretten durchaus richtig in ihren Händen, allerdings hatten sie übersehen, daß Parker einen weiten Halbkreis beschrieben hatte und jetzt praktisch hinter ihnen stand. Die Zigaretten in den Händen konnten von ihm also sehr genau wahrgenommen werden.

      Parker hätte jetzt durchaus eine normale Schußwaffe verwenden können. Immerhin hatte man versucht, ihm die Geschoßgarbe einer Maschinenpistole auf den Pelz zu brennen. Doch vornehm, wie der Butler nun mal war, verzichtete er auf solche Grausamkeiten. Er verließ sich auch schon aus Gründen der Geräuschentfaltung lieber auf seine Spezialwaffen.

      Ihm standen zwei Geschoßarten und zwei Waffen zur Verfügung. Da war einmal das mit Preßluft betriebene Blasrohr im Stock seines Universal-Regenschirms. Und da war auch seine Zwille, die unter der Bezeichnung Gabelschleuder vielleicht bekannter war.

      Parker entschied sich für die Gabelschleuder, sprich Zwille. Er brauchte einen Momentaneffekt, um es mit seinen Worten auszudrücken. Nach dem Ein- und Aufschlag des Geschosses mußte sein Opfer sofort und ohne Zögern in die Knie gehen. Verwandte er hingegen das Blasrohr mit den buntgefiederten Pfeilen, dann bestand immerhin die Möglichkeit, daß sein Opfer sich noch ein paar Schritte davonstehlen konnte. Und Parker hatte keine Lust, nach seiner Aktion noch zusätzlich nach seinen Opfern Zu suchen.

      Er setzte die Gabelschleuder zusammen und öffnete seine Pillendose, die etwa so groß war wie eine Tabatiere. Er entschied sich für Vollgeschosse, also Tonmurmeln ohne Spezialfüllung. Sie waren etwa erbsengroß und hart gebrannt, diese kleinen Geschosse aus Ton. Ihre Wirksamkeit hatte sich in der Vergangenheit schon mehr als einmal erwiesen.

      Parker strammte die beiden Gummistränge, nachdem er das Tongeschoß in die Lederschlaufe der Zwille gelegt hatte. Dann visierte er einen der glühenden Punkte an und rechnete sich aus, wo ungefähr der Hinterkopf seines ersten Opfers sein mußte.

      Schuß!

      Die Tonmurmel zischte kaum hörbar durch die Nacht und landete auf dem Schädel des ersten Mannes.

      Dieser Mann blieb zuerst noch stehen. Etwa für zwei Zehntelsekunden. Dann ging er allerdings in die Knie und stürzte zu Boden.

      Der zweite Mann hatte selbstverständlich etwas gemerkt. Seine Zigarette fiel zu Boden. Ein paar Funken stäubten hoch, die sehr schnell ausgedrückt wurden. Dann erkannte der Butler einen vagen Schatten, der auf das erste Opfer zuglitt.

      Nun galt es, sehr schnell zu sein.

      Und Parker war schnell!

      Die zweite Tonmurmel zischte los und verfehlte ihr Ziel. Wo sie getroffen hatte, ließ sich im Augenblick nicht feststellen, doch das zweite Opfer vollführte aus dem Stand heraus sofort einen gekonnten Turniertanz und zog sich dann sehr schnell und entschlossen zurück.

      Der Mann handelte prompt nach der allseits bekannten Devise: »Vorwärts, Freunde, es geht zurück!«

      *

      Darauf hatte Josuah Parker nur gewartet.

      Er stand goldrichtig, denn der zweite Mann kam genau auf ihn zu. Er hielt überhaupt nichts von der Möglichkeit, seinem Partner etwa Hilfe angedeihen zu lassen. Er dachte in einem erschreckenden Maße nur an sich. Was ihm nicht gut bekam.

      Als der Mann den Butler passierte, oder genauer gesagt, den Baum, hinter dem Parker sich aufgebaut hatte, da tippte Parker ihm höflich und diskret mit dem Universal-Regenschirm auf die linke Schulter.

      Der Mann fuhr blitzschnell herum und ging sofort zum Gegenangriff vor. Auch darin zeigte es sich, daß die beiden Verfolger ihr Handwerk verstanden.

      Doch dieses Handwerk wurde von Butler Parker noch wesentlich besser gemeistert.

      Parker ließ den bleigefütterten Bambusgriff hochschnellen. Der traf genau die Kinnspitze und brachte das Nervensystem des Mannes völlig durcheinander. Es gab einen totalen Kurzschluß in den diversen Partien. Der Mann verdrehte die Augen, stieß einen unterdrückten Kickser aus und sackte dann zu Boden. Dabei verlor er übrigens seine Maschinenpistole, die er bisher nicht aus der Hand gelegt hatte.

      Nach dem Intermezzo verwandelte sich Parker in eine Art Lastenträger. Er schleppte die beiden Männer – nacheinander, versteht sich – tiefer in den Bergwald hinein und kümmerte sich intensiv um sie. Sie sollten sich, wenn sie wieder zu sich kamen, über nichts zu beklagen haben.

      *

      Es ging auf 22.00 Uhr zu, als Parker vor der Mauer des Sanatoriums erschien.

      Er hatte seinen hochbeinigen Wagen weit zurückgelassen. Es ging ihm darum, unangemeldet auf das besagte Grundstück zu kommen. Er wollte Kontakt mit einem gewissen Clive Muscat aufnehmen.

      Routiniert und geschmeidig nahm Parker die Mauer. Die Glasscherben auf der Krone genierten ihn überhaupt nicht. Er hatte entsprechende Vorsorge getroffen und trug dicke Lederhandschuhe. Diese Handschuhe wollte er auch für den Fall einsetzen, daß sich auf dem Gelände bissige Vierbeiner herumtrieben, die auf den Mann dressiert waren.

      Diese erwarteten Vierbeiner ließen sich aber


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